[[कथाकौतुकम् Source: EB]]
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आक्षिप्तश्चापमुक्तैर्विषमविशिखबाणैः सुदिब्द्याप्रसादा–
द्यस्या दैवेन संत्रस्तहरिणनयनायाः शुभाशामृतेन।
चिन्तादावाग्निना पूर्वमहह मृतकल्पोहि संजीवितोऽहं
प्राणेश्वर्याास्तवास्तु स्मृतिकृदखिलमायुः कथाकौतुकं तत्॥
Vorwort.
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Die vorliegende editio princeps von Śrīvara’s Kathākāutukam, von dem (der) ich selbst sehr wohl weiss, dass es (sie) kein epochemachendes Werk ist, sondern allenfalls ein specimen diligentiae sein kann, ist von mir schon vor etwa sechs Jahren ausgearbeitet worden, aber bis jetzt liegen geblieben, da sie mit Fug und Recht hinter der Śukasaptati zurückstehen musste; und sie wäre vielleicht noch lange nicht der Oeffentlichkeit übergeben worden, wenn nicht die Liberalität Seiner. Lordschaft, des Unterstaatssekretärs für Indien, dem Buche die Wege geebnet hätte. In der vergleichenden Darstellung des Sanskritgedichtes in seinem Verhältniss zu Dschāmī’s Yusuf u Zuleikha, die ich 1893 herausgab— Śrīvara’s Kathākāutukam, verglichen mit Dschāmī’s Yusuf u Zuleikha, Kiel, Haeseler— habe ich bereits mein Urtheil über den indischen Dichter abgegeben; ich will es heute nicht noch ungünstiger fassen, kann es aber auch nicht aufbessern. Aesthetisch angesehen bedeutet das Kathākāutukam eine ziemlich schwache Leistung, die dem Dichter noch dazu gewiss nicht leicht geworden ist; man meint fast in jeder Zeile seine Versnoth lesen zu können! Dieselbe bekundet sich nämlich nicht etwa bloss in einer auffallenden Armuth des Ausdruckes, sondern auch darin, dass metri causa in einer ganzen Reihe von Fällen sogar falsche Formen verwendet sind; z. B. yavīyasam statt yavīyāmsam; das Masculinum des participium praesentis statt des Femininums: so mindestens sechsmal! Auch die Form vijitvā ist hier zu erwähnen. Śrīvara hat sich selber für keinen grossen Dichter gehalten; er gesteht in seiner Jāinarājataraṅgiṇī, I, 8–10 (ed. Calcutta, 1835):
क्वकाव्यं मद्गुरोस्तस्य क्वच मन्दमतेर्मम।
वर्णमात्रेण मक्कोलं घनसारायते कथम्॥
राजवृत्तानुरोधेन न काव्यगुणवाञ्छ्या।
सन्तः शृण्वन्तु मद्वाचः स्वधिया योजयन्तु च॥
अथवा नृपवृत्तान्तस्मृतिहेतुरयं श्रमः।
क्रियते ललितं काव्यं कुर्वन्त्वन्येऽपि पन्डिता॥
und ähnlich III, 5-6:
राज्यर्वत्तानुरोधेन न काव्यगुणचर्च्चया
सन्तः शृण्वन्तु मद्वाचः स्वधिया याजयन्त्वपि॥
कायस्थोक्तिवदेवेयं कृता स्मृत्यैभविष्यताम्।
दृष्ट्वेदं ललितं काव्यं कुर्वन्त्वन्येऽत्र पन्डिताः॥
Schwierigkeiten für das Verständniss bietet der Text im Allgemeinen nicht, wenn man nicht etwa eine hier und da sich darbietende besonders ungelenke Ausdrucksweise oder ein ungebräuchliches Wort dahin rechnen will, wie z. B. das weder bei Böhtlingk noch bei Apte aufgeführte rasāyu VIII, 41, dem bei Dschāmī eine„ Nachtigall “entspricht; ich habe es mit„ Biene “übersetzt und zwar mit Berufung auf eine Parallelstelle in Śrīvara’s Rājataraṅgiṇī III, 224, wo es heisst :
तयैकयैव राजेन्दुस सुन्दरगुणश्रिया।
अविन्दत्परमानन्दं मालत्येव मधुव्रतः॥
Nebenbei will ich hier bemerken, dass das aus dem textus simplicior der Śukasaptati bekannte divākīrti „Barbier“ bei Śrïvara, Rājataraṅgiṇī II, 33 belegt und sonach über jeden Zweifel erhaben ist.
Nur eine Stelle im ganzen Kathākāutukam hat mir grosse Schwierigkeiten bereitet, worüber noch eingehend zu reden ist, nämlich im ersten kāutukam Śloka 16–39, besonders aber 16–17. Grammatisch nicht unmöglich ist die Lesart, wie ich sie habe drucken lassen, ehe ich selbst über den Sinn dieser vier Zeilen ganz klar war. Danach wäre etwa zu übersetzen: „Dieser da,
Mahāmada mit Namen, das Stirnjuwel der Pāigambharās*), pflegte sich mit dem Khediven (Dschāmī) zu unterhalten (mit Liebesgeschichten), wiewohl er reinen Herzens war. Auf seinen Befehl hat der mächtige (Khedive Dschāmī) die Brücke der Frömmigkeit geschlagen, auf Grund seiner Kenntniss der tiefsten Wahrheiten und ohne Verletzung des (Dharma-)Śāstra“ (tattvabhāvān abhijñatvāt tathā-‘śāstraviparyayāt). Bei dieser Uebersetzung ergeben sich aber verschiedene Unzuträglichkeiten, vor allem die, dass es nicht recht denkbar ist, der P e r s e r Dschāmī habe auf Befehl des Fürsten von K a ś m ī r, eben jenes Mahāmada, sein Gedicht verfasst! Des persischen Dichters Patrone waren vielmehr Abu Said und dann dessen Nachfolger Hussein Mirza Beikara, von denen uns hier nur der letztere angeht; denn unter dessen Regierung hat Dschāmī als Siebzigjähriger sein Gedicht von Joseph geschrieben. Trotz aller noch so zahlreichen und nahen Beziehungen zwischen Persien und Indien ist es denn doch wohl undenkbar, dass der Fürst von Kaśmīr dem so hoch gefeierten Dschāmī befohlen hätte, die Geschichte von Joseph zu einem Epos zu verarbeiten, zumal dieser Stoff dem Inder herzlich ungeläufig sein musste.
Hier bliebe nun freilich zunächst noch der Nothbehelf, anzunehmen, dass der Text an jener Stelle verderbt sei; das wäre doch aber mindestens recht auffällig, da das von mir benutzte Manuskript vollauf das Prädicat „im ganzen vorzüglich“ verdient. Nein! Die Lösung aller Schwierigkeiten erfolgt, wie mir scheint, ungezwungen, wenn nur die Person des „Mahāmada“ in Ślōka 16 richtig bestimmt wird. Eine genaue Vergleichung des Sanskritgedichtes mit dem persischen Originalwerke lehrt nun, dass Śrīvara, wenn auch nicht Wort für Wort, so doch Abschnitt für Abschnitt der Einleitung, und zwar mit Beibehaltung der von Dschāmī gewählten Reihenfolge, übersetzt hat; und an der Stelle, wo er von ihr abweicht, nämlich bei der Lobpreisung Gottes, entschuldigt er sich damit, dass es althergebrachte Sitte der Dichter sei, den „Erhabenen" zuletzt zu feiern, nachdem sie das eigentliche Gedicht beendet hätten; I, 14–15:
किं तु पूर्वमपूर्वं यत्परं योगनिरूपणम्।
कृतं मनीषया तेन तदन्ते कथ्यते मया॥
सर्वत्रायं क्रमः पूर्वं शृङ्गाररससंयुताम्।
अभिधाय कथां पूर्वैः शान्तोऽन्ते परिकीर्तितः॥
Wenn wir also das im Auge behalten, dann kann kein Zweifel mehr obwalten, dass mit dem Mahāmada in Ślōka 16 niemand weiter gemeint sein kann als der P r o p h e t M u h a m m e d, den Dschāmī an der entsprechenden Stelle mit allem Ueberschwange eines Gläubigen feiert. Auf diese Weise erhalten wir nun die ansprechendere, wenn auch nicht ganz zwanglose Uebersetzung, die ich gewählt habe und bei der es gewiss nichts ausmacht, dass Ślōka 17 allerdings zerrissen wird; das ist doch aber wenigstens kein durchaus verpönter Fehler; vergl. X, 29, 30! Dass Śrīvara den Propheten zu einem Gliede der Pāigambarās und Dschāmī zu einem Khediven macht, erklärt sich leicht als Schmeichelei; es ist bei solchen Gelegenheiten nun einmal Sittte, den Mund etwas voll zu nehmen; und niemand wird sich dabei der Mühe unterziehen, derartige Angaben auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen, so wenig wie es jemandem einfallen wird, etwa den Stammbaum Jesu kritisch zu untersuchen.
Da überdies die Lobpreisung des Propheten mystisch dunkel gehalten und voller Schwierigkeiten für das Verständniss ist, so können wir es Śrīvara nachfühlen, wenn er darauf verzichten will, ein māhātmyam des Propheten zu geben, da er den wahren Sachverhalt nicht kennt“—tattvabhāvā-’nabhijňatvāt — und ausserdem hat er als Inder noch einen sehr stichhaltigen Grund für diesen Verzicht:weil ja auch sein Buch ein anderes ist (tathā śāstraviparyayāt)*)! Dagegen feiert er nun den Fürsten, der jenes, nämlich Muhammed’s, Namen trägt (tan-nāmnō mahīpatēh), also den Kaśmīrfürsten Mahāmada, der in Śrīvara’s Rājataraṅgiṇī bald als Mahmada, bald als Mahammada erscheint. Es ist das der dritte Herrscher nach Zain ul Ābidin, oder wie ihn die indischen Historiographen
nennen, Jāinōllābhadīna: auf diesen folgt sein Sohn Hājyakhāna, auch Hājyahāidaraśāha genannt, auf diesen sein Sohn Hassanaśāha, dem dann sein Sohn Mahammada als Siebenjähriger folgt. Alle diese Herrscher hat Śrīvara wohl persönlich gekannt: er berichtet, dass er Jāinōllābhadīna habe sterben sehen— Rājataraṅgiṇī I, 745—er tritt am Hofe des Hassanaśāha als Disputant auf— Rājataraṅgiṇī III, 258—265— und bespricht auch noch die Regierung des Mahāmada (sowie von dessen Rivalen Phatāha oder Phatiha). Nehmen wir dazu noch die Aussage Śrīvara’s, dass er ein Schüler des Jōnarāja, des Verfassers der Fortsetzung von Kalhaṇa’s Rājatarangiṇī ist, der im Kathākāutukam als Jōnaka erscheint, so sind das wohl alle Angaben über des Dichters Persönlichkeit, die sich zur Zeit machen lassen. Zu berichtigen sind wohl die Bemerkungen B ü h l e r ’s in seinem Kaśmīr Report, 61, wonach Śrīvara seine Uebersetzung „by order of his patron, Zain-ul-Âbidîn“ angefertigt habe. Da nämlich dieser Fürst nach Lassen, Ind. A. III, 482, von 1416—66, nach den H e r a u s g e b e r n d e r K ā v y a m ā l ā (Śrīkaṇṭhacaritam 1, Anm. 2) von 1417—67 regiert hat, so ist er bei dem Erscheinen von Dschāmī’s Gedicht etwa siebzehn Jahre todt gewesen! Auch Bühler’s Bezeichnung des Kathākāutukam als einer „collection of stories translated from the Persian“ passt nicht recht.—
Nicht mit Stillschweigen übergehen will ich die Frage, ob denn der Verfasser der Jāinarājataraṅgiṇī und des Kathākāutukam ein und dieselbe Persönlichkeit sei. Bezeugt ist die Identität beider meines Wissens nicht, doch hege ich persönlich keinen Zweifel daran, dass der Dichter des Kathākāutukam auch zugleich der Verfasser des historischen Werkes gewesen ist. Vielleicht ist jenes in jüngeren Jahren geschrieben worden, wofür mir die ungelenke Ausdrucksweise, die oben erwähnten fehlerhaften Formen und endlich auch die etwas prahlerische Ankündigung, dass er das Buch aus dem Persischen übersetzt habe, zu sprechen scheint. Gerade aus letzterem Umstande könnte man freilich schliessen, dass das Yavanabhāṣāpāraṅgama gewählt sei, um den Gegensatz zu kennzeichnen nnd den Śrīvara des Kathākāutukam von dem der Rājataraṅgiṇī zu unterscheiden. Ich glaube aber nicht daran, sondern sehe vielmehr in der Aehnlichkeit der Schreibweise beider Werke
den ausschlaggebenden Beweis für die Identität der Verfasser derselben.
Was nun meine Ausgabe ihrer äusseren Form nach anlangt, so habe ich die Schreibweise des von mir benutzten Śāradā-Manuskriptes aus Puna beibehalten; die Dēvanāgarī-Copie desselben (Rajendralalamitra Notices VIII, 2585, habe ich, als sehr fehlerhaft, nicht verglichen. Ich habe darüber schon in meiner oben erwähnten Abhandlung über das Kathākāutukam gesprochen.
Für unermüdlich geleistete Hilfe bei der Durchsicht des Manuskriptes und ebenso willkommene Unterstützung bei dem Correcturlesen bin ich Herrn Dr. J o h. H e r t e l in Z w i c k a u zu aufrichtigstem Danke verpflichtet, ebenso Herrn P r i v a t d o c e n t Dr. R. S i m o n in M ü n c h e n, der mir seinen geschätzten Rath bereitwilligst gegeben hat; und endlich— last not least — S e i n e r L o r d s c h a f t, d e m U n t e r s t a a t s s e k r e t ä r für I n d i e n, für den von ihm gespendeten Beitrag zu den Druckkosten. Ihnen Allen auch öffentlich zu danken ist mir eine angenehme Pflicht.
E i s l e b e n, den 12. März 1898.
Richard Schmidt.
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सानन्दा हृदये विलोक्य विशदं यच्छुष्कशष्पोपमं
मन्यन्ते भुवनाधिपत्यमखिलं योगेन योगीश्वराः।
ध्यात्वाप्येकनिमेषमात्रमपि यत्सौख्यं सदा प्राप्यते
वन्दे सिद्धसुरेन्द्रवन्दितमदस्तेजः परं शाम्भवम्॥१॥
प्रणम्य विघ्नौघहरं गणेशं त्रिधामरूपामपि भारतीं ताम्।
विरच्यते यावनशास्त्रबद्धा कथा मया निर्जरभाषयेयम्॥२॥
क्रमेण येन भौतार्थो मल्लाज्यामेन वर्णितः।
तेनैव हि मया सोऽयं श्लोकेनाद्यनिरूप्यते॥३॥
प्रबोधयाशाकलिकां प्रसादमधुना प्रभो।
तदुत्पन्नेप्सितफलं दातुमर्हसि मे शुभम्॥४॥
शोभितं कुरु तेनैव मानसोद्यानमद्यमे।
तत्सौगन्ध्येन शुद्धेन शरीरं परिपूरय॥५॥
असारे खलु संसारे चिन्ताशतसमाकुले।
अज्ञानान्धस्य देवेश प्रकाशं मे निदर्शय॥६॥
मनो मेऽस्तु सदा शम्भो भवत्सेवापरंपरम्।
वक्तुं गुणगणं नित्यं रसनेयं प्रवर्तताम्॥७॥
मेधाभपत्त्रिकायास्तु शुभवाग्योगमद्भुतम्।
महां देहि भवेद्येन कार्यसिद्धिस्सुखावहा॥८॥
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1a विषदं. 2aभारन्तो.
तुलयन्वाक्यरत्नानि हृत्कोशान्मम भारती।
भवद्भक्तितुलारोहे सुवर्णार्थान्विता भवेत्॥९॥
स्थैर्यं हि जगतो नैव दृश्यते वचनं विना।
शम्भुभक्तियुतं तच्चेच्छोभते साधुपूजितम्॥१०॥
पुण्यं शास्त्रामृतं पीत्वायातास्ते हि कवीश्वराः।
निधाय विपुलां कीर्तिं सुस्थिरां भुवनत्रये॥११॥
नावशिष्टः कविः कश्चित्तेषां योऽद्यतनान्भवेत्।
क्षमः शिक्षयितुं स्वल्पकाव्यशक्तियुतान्स्वयम्॥१२॥
तस्मादेह्यधुना कालं गतिं वीक्ष्य शुभाशुभाम्।
काव्यं यद्यस्ति ते शक्तिर्विधातुं कुरु सत्वरम्॥१३॥
किं तु पूर्वमपूर्वं यत्परं योगनिरूपणम्।
कृतं मनीषया तेन तदन्ते कथ्यते मया॥१४॥
सर्वत्रायं क्रमः पूर्वं शृङ्गाररससंयुताम्।
अभिधाय कथां पूर्वैः शान्तोऽन्ते परिकीर्तितः॥१५॥
योऽयं महामदो नाम पैगम्भरशिरोमणिः।
कृतालापः खदैवेन सह शुद्धाशयोऽपि सन्॥१६॥
तदाज्ञयैव संबद्धधर्मसेतुर्महाबलः।
तत्त्वभावानभिज्ञत्वात्तथाशास्त्रविपर्ययात्॥१७॥
माहात्म्यं वक्तुमेवास्य विचारनिरतः परम्।
न समर्थोऽस्म्यहंतत्र संशयाकुलिताशयः॥१८॥
तस्मात्संशयितं किंचिद्दोषायैवोपकल्पते।
माहात्म्यं किं तु तन्नाम्नो वक्ष्यतेऽद्यमहीपतेः॥१९॥
जीयान्महामदः शाहिर्धर्माप्तवरगर्वितः।
श्रीमान्कश्मीरभूपालः फुल्लराजीवलोचनः॥२०॥
यदेतन्निर्मितं धात्रा जगत्स्थावरजङ्गमम्।
भवाभिधानं नानार्थं नरदेहवदद्भुतम्॥२१॥
तन्महामदभूपेन सर्वभूपालमौलिना।
अधुना शोभितं सम्यङ्न्यनेन वपुर्यथा॥२२॥
को हि वक्तुं नृपस्यास्य महिमानं कवीश्वरः।
शक्तो यस्य यशश्शुभ्रं पूरयित्वा महीमिमाम्॥२३॥
बलेनैव नभोनीध्रं छित्वा रूढं दिवं वियत्।
सरन्ध्रंसर्वतो जातं तेन ताराभ्रमो वृथा॥२४॥ युगलकम्॥
सदा धर्मधृतोपाया हतापायास्सुकर्मभिः।
देवप्रायाः प्रजाः प्रायो यस्मिञ्शासति मेदिनीम्॥२५॥
अवाचीं दिशमाश्रित्य दिनेशोऽपि हतप्रभः।
जाता यस्य विजित्वा तां तेजोवृद्धिर्न तत्क्षयः॥२६॥
दृश्यते वैरिनिकरैर्भीमार्जुनसमोरणे।
योऽयमर्थिगणैर्दाने कर्णाधिकगुणस्सदा॥२७॥
तथैव ललनाभिर्यः कन्दर्पो मन्यते रतौ।
मन्त्रिभिर्मन्त्रकरणे गुरुकाव्योत्तमोऽनिशम्॥२८॥
तेजसोऽर्धं स्वकं दत्त्वा यस्मै प्रीत्या हरिस्स्वयम्।
यातस्तेनास्तमेवासौ पूर्णधामा दिवानिशम्॥२९॥
प्रीत्यै तु गोसहस्रस्य येन धर्मपरेण च।
ज्ञात्वा पूर्वपदार्थैक्यं वधाद्गावो विमोचिताः॥३०॥
योऽयमिन्द्राधिकस्सर्वगुणैर्नाम्ना शचीपतिः।
शतमन्युरिव ख्यातः शान्तक्रोधो महेश्वरः॥३१॥
जित्वाशत्रून्रणे त्यक्तवैरस्तत्पुररक्षकः।
योऽयं पुरन्दरोबद्धक्रोधो देशविदारणात्॥३२॥
दग्ध्वा वैरिकुलाटवींसुविततां व्योमेति रूढिं दृढां
शून्ये शब्दगुणे स्वयं वितनुते तद्धूमसङ्गेन यः।
भानुर्भाति च विस्फुलिङ्ग इव तन्मध्येऽपि यस्याधुना
शक्तस्ते कविशेखरः कवयितुं को वा प्रतापानलम्॥३३॥
हस्ताम्भोजालिमालेव नखाब्जहरिणच्छविः।
दानकुञ्जरगण्डोत्थमदधारेव निर्गता॥३४॥
पराक्रमह्रदोत्पन्नबालशेवालवल्लरी।
ज्वलत्प्रतापहुतभुग्धूमरेखानुकारिणी॥३५॥
राजते वैरिललनावेणिबन्धाकृतिः करे।
यस्यैवासिलता वल्गत्सजलाम्भोधरद्युतिः॥३६॥तिलकम्॥
प्राज्ये जाग्रति राज्येऽस्य पृथिव्यां पृथिवीपतेः।
शाके मुनिद्विवेदेन्दुगणिते विक्रमोष्णगोः॥३७॥
स्थितेऽपि लौकिके वर्षे चन्द्राष्टपरिपूरिते।
माधवे मासि राकायां रवौ मेषमुपागते॥३८॥
मल्लाज्यामेन योसोभजोलेखानामविश्रुतः।
रचितोऽप्यद्भुतः पूर्वं ग्रन्थो देवमुखोद्गतः॥३९॥
तस्मिन्मया पण्डितजोनकाख्यं नवा गुरुं पण्डितश्रीवरेण।
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39 a येसोफ.
भूपालतुब्द्यैसुरलोकवाण्यारम्भोऽधुनाकारि मनोहरोऽयम्॥४०॥चक्कलकम्॥
विद्वन्मानससच्छास्त्रकुमुदानन्दकारकः।
लीलाज्ञानघनध्वान्तध्वान्तस्वान्तप्रकाशकृत्॥४१॥
सत्यसन्धो जितक्रोधो द्विजमण्डलनायकः।
ब्रह्मण्योऽथ सदाचारस्सदा भूपालपूजितः॥४२॥
शान्तोऽनन्तगुणस्सर्वश्रुतिस्मृत्यर्थपारगः।
सन्ध्यास्नानरतः शिष्यचकोरगणसम्मतः॥४३॥
गुरुरिव सभामध्ये दृष्टोगुरुगणान्वितः।
……………………………………………..॥४४॥
गुरुर्ज्योत्स्नाकराख्यो मे सततं वाक्सुधाकरः।
आसीद्भुवि भवे भक्तो विभवी यशसान्वितः॥४५॥
॥पञ्चभिः कुलकम्॥
जयन्तु संततं सन्तस्सन्तोषविशदाशयाः।
परोपकारकरणे सदा बद्धधियोऽपि ये॥४६॥
गुरुं परगुणं ज्ञात्वा स्वयं साध्विति वादिनः।
न्यूने चोपस्कृतिपराः क्वचिन्नोपहसन्ति च॥४७॥युगलकम्॥
तस्मान्न सज्जनभयं कवीनां जातु जायते।
सदन्यसारमेयानां भषणैः किं भविष्यति॥४८॥
इति ज्ञात्वा रसमयं कथाकौतुकसंज्ञितम्।
श्रीवराख्यो बुधो नूनं प्रबन्धं साधयाम्यमुम्॥४९॥
________________
46 a ॰विषदाशयाः.
नास्ति लोके परं किंचिच्चित्तरागं विनापरम्।
तत एव हि वैराग्यं जायते सुखदं पुनः॥५०॥
चित्तासक्तिवशेनैव स स्वयं भगवाञ्शिवः।
शक्त्यैव सहसङ्गस्य सर्वमेतदवासृजत्॥५१॥
दित्वहीनेऽप्यनिन्देश्ये जगन्नामविवर्जिते
कैवल्ये केवलं तस्मिन्नासीदेको महेश्वरः॥५२॥
नानारूपमयं दिव्यं सर्वलावण्यसंयुतम्।
अनेककौतुकाकीर्णमनवद्यमनश्वरम्॥५३॥
पश्यन्नेवात्मनात्मानं स्वधामादर्शमण्डले।
समयेऽस्मिन्स देवेशो बभूवानन्दनिर्भरः॥५४॥
कस्मैचिद्दर्शयाम्येतद्यावच्चिन्तान्वितः शिवः।
तावदिच्छा समुत्पन्ना प्रादुर्भूतास्य मोहिनी॥५५॥
रूपस्यापह्नवं कर्तुं न शक्तो रूपवान्सुखम्।
तमोहरे निरुद्धे तु द्वारि सन्दर्शयिष्यति॥५६॥
स्थलारबिन्दं पश्यैकं गुप्तं भूमौ स्वमस्तकम्।
समाकर्षति सौन्दर्यगुणेनैव कथं मधौ॥५७॥
इच्छाशक्त्याथ सङ्गस्य रागेणाप्याश्रिताशयः।
स हि देवो महादेवः तन्मयं व्यसृजज्जगत्॥५८॥
विधाय विविधां सृष्टिं स्वकीयांशयुतां ततः।
कुर्वन्रागमयीं लीलां विभात्यस्यां स्वयं विभुः॥५९॥
तेनेच्छ्या जगत्सर्वं रचितं यच्चराचरम्।
रागेणापि न तज्जातु विरागं जायते क्वचित्॥६०॥
रागेणैव तदा देवीत्रयं सृष्ट्वात्ममायया।
त्रीनेव पुरुषांल्लोके हेतुभूतान्स्वदेहतः॥६१॥
तदारमत तैस्सार्धं यथेष्टं बहुवत्सरान्।
ततोऽमी तदनुज्ञाताः पुनस्सर्गमवासृजन्॥६२॥
तस्माद्रागमयं सर्वंचेतनाचेतनं जगत्।
प्रतिभात्येव यत्तेन रहितं तन्न गण्यते॥६३॥
दृष्ट्वैवाचेतनं बद्धरागं घर्मरुचाम्बुजम्।
सुधांशुना च कुमुदं तत्सिक्ताः किं न मानवाः॥६४॥
चित्तासक्तिरतिं वक्तुं न हि शक्तो नरः पराम्।
तत्सहस्रं न चेदेकजिह्वयैव समन्वितः॥६५॥
तदेव हि शुभं तस्माद्यत्किंचिद्रसनिर्णयम्।
करोत्यन्यदतस्सर्वं नीरसं कथितं बुधैः॥६६॥
यदि चित्तं भवेद्रागव्यथाहीनं न तन्मनः।
तनुस्तत्पीडया त्यक्ता न सा मृद्धारिणा विना॥६७॥
विवृत्य वदनं लोकात्तत्रार्पय मुखं मुदा।
संयोजनाधिकः प्रोक्तो रागो हर्षाय रागिणाम्॥६८॥
तच्चिन्ता हृदि सर्वेषां न्यूना मा भूत्कदाचन।
मनो मनस्विनां तेन विहीनमपि जातु चित्॥६९॥
चक्रवत्तद्वशेनैव गगनं परिवर्तते।
कोलाहलेन तस्यास्ति लोकोऽयं परिपूरितः॥७०॥
तस्य दासत्वमाश्रित्य विमुक्तो भवबन्धनात्।
तद्भीतिं हृदये धृत्वा सुखं प्राप्नोति शाश्वतम्॥७१॥
रागासवं निपीयैव मदमानो नरस्तथा।
लोकावृत्तेक्षणस्सर्वं वेत्तीदं तृणवद्यथा॥७२॥
रागिणोरागचषकान्न पिबन्ति स्म चेज्जनाः।
सरकं नाम गृह्णीयात्तेषां कोऽपि न कुत्रचित्॥७३॥
धनिनो रूपवन्तश्च शतशोऽथ सहस्रशः।
चिरायुषोऽपि पर्यन्ते निमग्नाभववारिधौ॥७४॥
नावशिष्टं तु तन्नाम किंचित्सत्यं पुनः क्षितौ।
सुखायेह परत्रापि कथा नित्यैव रागिणाम्॥७५॥
श्रुतमेतत्पुरा कश्चिच्छिष्यो दीक्षां मुहुर्मुहुः।
मह्यंदेहीति भगवन्विज्ञप्तिं गुरवेऽकरोत्॥७६॥
स च तेन ततः पृष्टो यदि रागान्वितं मनः।
तव कुत्रापि संजातं ततो दीक्षां ददामि ते॥७७॥
यावन्न मातृकापाठं प्रकरोति नरः क्वचित्।
वेदशास्त्रार्थकुशलः तावद्भवति मूढधीः॥७८॥
त्यक्त्वा लोकभयं रागप्रीतिं कुरु दिवानिशम्।
कृत्वास्य निर्णयं जन्तुर्मुक्तिं प्राप्नोत्यसंशयम्॥७९॥
दिष्द्या दैवेन संसारसंभूतभयवर्जितः।
त्यक्त्वान्यकरणीयं तन्मार्गेऽहं संप्रवेशितः॥८०॥
यदि मे मूर्धजा दुग्धसवर्णत्वसमागताः।
तथापि मानसे रागः प्रत्यहं तरुणायते॥८१॥
एकदा पथि गच्छन्तं स्वेच्छया केवलं शनैः।
प्रादुर्भूता नभोवाणी मामवोचन्मुहुर्मुहुः॥८५॥
एकं रसमयं शीघ्रं प्रबन्धं कुरु साम्प्रतम्।
यं श्रुत्वा मुनिवर्गोऽपि भवेत्कामविमोहितः॥८३॥
असारे खलु संसारे न किंचिदवशिष्यते।
तस्माच्छास्त्रकथा लोके स्थिरा कल्पशतानि ते॥८४॥
इति श्रुत्वा वचो दिव्यं विचार्य च पुनः पुनः।
ज्ञात्वा शुभं रसाख्यानं कृतमद्यमयाद्भुतम्॥८५॥
सन्दीप्तः क्रियते रागवह्निर्यस्योष्मतापितः।
पतन्ति गगनात्तारा निर्जराक्ष्यस्त्रबिन्दवः॥८६॥
दृश्यते सकलं विश्वं भारतीवशगं पुनः।
सा चेद्वक्त्रे कथं मौनं कुर्याद्बुद्ध्या हि संश्रितः॥८७॥
वच एव हि सर्वस्य प्रमाणं परिकीर्तितम्।
तदेव मधुरं चेत्स्यान्नास्त्यन्यल्लाभकारणम्॥८८॥
यदेतद्दृश्यते सर्वं पुराणमथवा नवम्।
वचनाद्विद्धि सम्भूतं नात्र कार्याविचारणा॥८९॥
कुरु मार्गं यथा पूर्वमिति श्रुत्वा वचोविधिम्।
वचनाद्देवदेवस्य चक्रे सर्वं समाहितः॥९०॥
वेदस्मृतिपुराणानि तर्कव्याकरणानि च।
वचनेन निबद्धानि तस्माद्वाक्यमयं जगत्॥९१॥
सत्यासत्यतया वाक्यं द्विधा तत्कथितं बुधैः।
सूनूतं दुर्लभं लोके सर्वत्रैवेतरद्वचः॥९२॥
एतदृते परो धर्मो नास्ति कश्चित्प्रियः शुभः।
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90 a वचोविधिः. 92c सूनूतं.
नित्यं सत्यं प्रवक्तव्यं सर्वसिद्धिमभीच्छता॥९३॥
भूषणं द्वयमेवास्य सत्यताप्यल्पभाषणम्।
क्षमा शीलं यथा लोके पुरुषस्य सुमेधसः॥९४॥
अधुना तद्द्वयोपेतः प्रबन्धो रससंयुतः।
रागिणां वल्लभस्सोऽयं सतां भवतु प्रीतये॥९५॥
इति यवनशास्त्रपारङ्गमपण्डितश्रीवरविरचिते
कथाकौतुके प्रथमं कौतुकम्॥
॥१॥
अभूदने॒कभूपालमौलिलालितशासनः।
प्रतीच्यां विक्रमोदारस्तैमोसाख्यः क्षितीश्वरः॥१॥
यद्बाहुबलमाश्रित्य सदा सागरमेखला।
मेदिनी मोदिता सर्वसम्पत्तिसहिता परम्॥२॥
प्रणामसमये नित्यमुपर्युपरि भूभुजाम्।
पततां मुकुटैर्यस्य भाति मौलिमयं वपुः॥३॥
न धर्मात्सुखदं किंचिज्ज्ञातं तद्धर्मचेतसः।
कालतो जायते यस्य न भयं का कथारिणाम्॥४॥
यन्नामनि श्रुते गर्भाःपतन्त्यहितयोषिताम्।
नाधिव्याधिभयं लोके यस्मिञ्शासति मेदिनीम्॥५॥
जोलेखा नाम तनया तस्याभूत्सुमनोरमा।
कविः कवयितुं को वा यद्रूपं शक्तिमान्भवेत्॥६॥
यथामति विधातव्ये तदीये रूपनिर्णये।
_______________________
93 d सर्वसिद्धिप्रपेच्छता. 2d परा.
तेनेयं रसनान्वर्थनामधेयाभिजायते॥७॥
श्यामा कुरङ्गनयना तनुमध्यभागा
सम्पूर्णचन्द्रवदना पिकवाग्विलासा।
बिम्बाधरा गजगतिः स्तनभारनम्रा
मुक्तानुकारदशना नृपकन्यका सा॥८॥
अलकावलिभिस्तस्याः शुशुभे वदनं शुभम्।
निधानमिव सम्पूर्णं त्रातं राजिलराजिभिः॥९॥
दृष्टमत्यद्भुतं तस्यां द्वयमात्मविरोधकृत्।
अहो मुखस्वरूपोत्थं तमी च कचसम्भवा॥१०॥
वक्षोजौ नीरजसमौ सुवृत्तौ सूक्ष्मरूपिणौ।
लावण्यसागरोद्भूतौकार्पूराविव बुद्बुदौ॥११॥
न द्रवद्रजतं साम्यं भुजयोर्हिमसन्ततिः।
नाकरोद्बिसिनीकाण्डोरन्ध्रयुक्तोमृगीदृशः॥१२॥
तारहारावलिः कण्ठे कम्बुकण्ठ्याविराजते।
सेवितुं मुखशीतांशुं प्राप्ता नक्षत्रसन्ततिः॥१३॥
कथं निर्मलता तस्या वक्ष्यते हरिणीदृशः।
यां दृष्ट्वा श्वासव्याजेन मालिन्यं दर्पणं ययौ॥१४॥
यया ते विजिता गत्या हंसा बालमृगीदृशा।
मध्यभागेन हरयो वनमेव समाश्रिताः॥१५॥
यां दृष्ट्वाप्सरसश्चक्रुर्नैव नेत्रनिमीलनम्।
न पुनर्दर्शयामासुश्शरीरं स्वं घृणातुराः॥१६॥
_____________________
11 aनीरज सुवृत्तौ.
तादृशा जीवलोकेऽस्मिञ्श्रुतपूर्वा न वीक्षिता।
रूपलावण्यसंयुक्ता दुर्लभा रसनायिका॥१७॥
श्रुत्वाद्भुतंरूपमतीं वयस्याः पिधाय कर्णौ खलु नागकन्याः।
निर्मीलयन्त्यो नयनानि सर्वाः पातालमासाद्य न निर्गतास्ताः॥१८॥
सदा पद्मालया पद्मा जलजं कथमाश्रिता।
नूपुरव्याजमाश्रित्य यत्पादाम्बुजमागता॥१९॥
येनेदं रचितं विश्वं वेधसाद्भुतकर्मणा।
स एव वक्तुं तद्रूपं शक्तो भवति नापरः॥२०॥
एवं सा नृपतेः कन्या वसन्ती राजमन्दिरे।
सखीगणवृता नित्यं पाञ्चालीकेलितत्परा॥२१॥
सौधसंस्थां सदा वायुस्सेवितुं सुखशीतलः।
वाति नैव रविश्चन्द्रः करैःस्पृशमवापतुः॥२२॥
विष्णुमाया यथा नाम विश्रुता दृष्टिगोचरा।
मोहयत्येवमखिलं तथा सा नृपकन्यका॥२३॥
एवं वसन्त्याः कन्याया अन्तर्वर्तिन्यलक्षिता।
जनयिष्यति यत्तस्याः कालमाया शृणुष्वतत्॥२४॥
इन्द्राद्यास्स्कला देवा मोहिता यस्य मायया।
नमस्तस्मै भगवते पराय परमात्मने॥२५॥
एकदा केलिविश्रान्ता जोलेखा निद्रिताभवत्।
प्रसाधिकाङ्के पादाब्जयुग्मं न्यस्य निशामुखे॥२६॥
___________
17aतादृशे.
अभूत्सा तादृशोरात्रिः सुखयुक्ता शरीरिणाम्।
यस्यां तु निद्रिता लोका न प्राज्ञायन्त किंचन॥२७॥
चञ्चच्चञ्चुपुटा यस्यां चकोरा मोदिताशयाः।
पिबन्तश्चन्द्रिकां रम्यां कुर्वन्तो मधुरं स्वरम्॥२८॥
न हि कचित्प्रबुद्धोऽभूद्रजनीरमणं विना।
गतिस्सदागतेर्यस्यां न परस्यापि कस्यचित्॥२९॥
स्वप्नसंयुक्तमनसस्सर्वे प्राहरिकास्तदा।
प्रतीहाराश्च सौवर्णवेत्रेषु धृतमस्तकाः॥३०॥
आसन्ह्रदास्सुप्तमीनास्सारसारववर्जिताः।
एक एव वराकोऽभूच्चक्रवाकोऽतिकातरः॥३१॥
सुखसुप्ता निरीक्षन्ती सुशीलाब्जं रविप्रिया।
कृत्वा कमलिनी पद्ममध्ये मधुपबालकम्॥३२॥
एवं सा नृपतेः कन्या रूपशीलसमन्विता।
शयाना रत्नपर्यङ्के कुसुमास्तरणे शुभे॥३३॥
ततोऽद्भुतगुणा बाला निद्रिता चर्मचक्षुषा।
किं त्वन्तःकरणेनेयं प्रबुद्धैवाभवत्तदा॥३४॥
अर्धरात्रे ते सुप्तजने कंचिच्छुचिस्मिता।
प्रविशन्तं गृहद्वारात्स्वप्नेऽपश्यन्नृपात्मजा॥३५॥
सुमस्तकं सुन्दरभालदेशं सुभ्रूविलासं शुभपक्ष्ममालम्।
सुलोचनं शुद्धकपोलभागं सुनासिकं हास्यमनोहरास्यम्॥ ३६॥
सुचारुवदनं रम्यग्रीवं सिंहांसमद्भुतम्।
पीनोरस्कं महाबाहुं सुकुमारं सुवाससम्॥३७॥
काकपक्षधरं श्यामं रोमराजिविराजितम्।
सुनाभिं समगुल्फं च सुचारुचरणाम्बुजम्॥३८॥
चन्दनेनोपलिप्ताङ्गं वरताम्बूलधारिणम्।
सर्वलक्षणसंपूर्णं सुशोभितशरीरकम्॥३९॥
शोभानिर्जितशीतांशुं प्रभास्तमितभास्करम्।
सभाबृहस्पतिसमं प्रभावाद्भुतदर्शनम्॥४०॥
अनङ्गतोद्गतंदोषं संप्रमार्ष्टुमुपागतम्।
साक्षात्काममुपादाय तनुं मोहयितुं जगत्॥४१॥
अदृष्टपूर्वंनो जातु गतं श्रुतिपथं क्वचित्।
अनुभूतं न मनसा परं सुरसुतोपमम्॥४२॥
हृत्वा चैतन्यसर्वस्वं कृत्वा चिन्तातुरं मनः।
दर्शयित्वा निजं रूपं निर्गतं तद्गृहात्पुनः॥४३॥ कुलकम्।
दृष्ट्वाद्भुततरं भावं स्वप्ने सत्यफलप्रदे।
पुलकाङ्कितसर्वाङ्गा ध्यायन्ती तं हृदि स्थितम्॥४४॥
भीता सा नृपतेः कन्या हरिणीहारिलोचना।
प्रबोधमागता यावत्तमी तावदुपारता॥४५॥
प्रभातप्रायां रजनीं विलोक्यानन्दनिर्भराः।
दासीगणयुतास्सख्यो विचित्राभरणाम्बराः॥४६॥
सौस्नातिक्यस्समायाताः सेवितुं तां नृपात्मजाम्।
हसन्त्यश्चैव गायन्त्यः पञ्चमं स्वरमद्भुतम्॥४७॥
_______________
43 b हृत्वा st. कृत्वा.
प्रबुद्धा सा रवौव्योमनीलनीरङ्गिकान्तरात्।
सौवर्णाण्डोपमे कालकुहकेन निदर्शिते॥४८॥
व्योममानसतारौघहंसश्येनायिते रवौ।
विजहौभूपतनया निद्रां दृष्ट्वाद्भुतं ततः॥४९॥
प्राचीमस्तकसंलीने सुवर्णकलशोपमे।
भास्करेऽभ्युदिते तावत्प्रबुद्धा सा नृपात्मजा॥५०॥
उत्थिता शयनाद्यावत्तावत्सर्वस्सखीजनः।
विधाय प्रणतिं सेवारम्भं चक्रे समाहितः॥५१॥
काचित्सज्जं विधायाशु कज्जलं हरिणीदृशः।
समानिनाय पुरतो नयने तेन चाञ्जयत्॥५२॥
काप्यङ्गरागमादाय मृगनाभिपरिष्कृतम्।
तस्यास्सम्भावयामास शरीरं तेन सुन्दरम्॥५३॥
काचिद्बबन्ध सुदृशो वस्त्राण्याभरणानि च।
काचिद्धारावलिं कण्ठे निष्कं काचिन्मनोहरम्॥५४॥
काचित्कटककेयूरान्काचित्ताम्बूलमुत्तमम्।
समानीय पुरस्तस्याश्चक्रे भूषां मनोरमाम्॥५५॥
विहितेऽत्यद्भुते तस्या भूषणे भूषणोत्तमैः।
तावद्दर्पणमादाय सखी काचिदुपागता॥५६॥
अपश्यद्दर्पणे बाला स्वमात्मानं सुभूषितम्।
न पुनस्तं पतिं कान्तं स्वप्ने दृष्टं हृदि स्थितम्॥५७॥
सखीभिस्सहिता क्रीडोद्यानमेवाविशत्ततः।
विचिन्वन्तीव तं तत्र हृदि मग्नंसुरोपमम्॥५८॥
तदुद्यानं हिमाम्भोभिर्लतापत्त्रावलम्बितैः।
सहितं शुशुभे तावन्मौक्तिकैरिव सर्वतः॥५९॥
नानावृक्षसमाकीर्णं सदा पुष्पोपशोभितम्।
सर्वर्तुगुणसंयुक्तं द्विजालिकुलनादितम्॥६०॥
सारसाः कलनिर्ह्रादाः क्वचित्कोकिलनिस्स्वनः।
क्वचिन्मधुकरारावस्तत्रासीत्सुमनोहरः॥६१॥
प्रातःफुल्लारबिन्देभ्यो निर्गच्छन्तो मधुव्रताः।
जवेन भवदास्तासां नाराचा इव मान्मथाः॥६२॥
क्रीडन्त्यो विविधैर्भावैर्हसन्त्यश्च परस्परम्।
ताः पुष्पावचयं कृत्वा जगुस्तस्याः पुरस्सदा॥६३॥
सापि राजेन्द्रतनया तदालापपरा मुदा।
स्वप्नालोकितजीवेशसम्भाषणरताभवत्॥६४॥
ताभिर्विरचिता मालाः पश्यन्ती बाह्यचक्षुषा।
किं तु हृत्पद्ममध्ये तं स्थितं सत्येन सुन्दरम्॥६५॥
मिथ्या क्रीडारसपरं ताभिस्तन्मानसं मुदा।
परं तद्ध्यानसंलीनमभवत्सुखसंयुतम्॥६६॥
इति चिन्तयती बाला तन्मनस्का सुमध्यमा।
किं दृष्टं विधिवैचित्र्यं केन मेऽपहृतं मनः॥६७॥
द्रक्ष्यामि क्व पुनः कान्तं तदीयं मुखपङ्कजम्।
विलोचनयुगं यत्र मदीयं भ्रमरायितम्॥६८॥
अज्ञातवसतिं कान्तं स्वप्ने कस्माद्विलोकितम्।
अनुक्तनामधेयं तं कथमन्वेषयाम्यहम्॥६९॥
एवं चिन्तातुरा बाला चित्रसंस्थेव तत्र सा।
ध्यायन्ती तं पतिं तावद्दिवसोऽस्तमुपाययौ॥७०॥
सुखिनां सुखदा नित्यं हास्यक्रीडादिवस्तुभिः।
निद्रया दुःखितानां च शोकविस्मृतिकारिणी॥७१॥
प्रादुर्भूता ततो रात्री रात्रीशकररञ्जिता।
कुर्वन्ती द्विगुणां चिन्तां तस्या बालमृगीदृशः॥७२॥
तस्यां रात्रौ पुनर्बालाभूपतेः कन्यकातुरा।
अकरोद्विप्रयोगेन करुणाक्रन्दनं परम्॥७३॥
सत्यं तद्विरहोद्भूतश्वासैरेव समन्ततः।
भिन्नं ताराच्छलेनेदं सच्छिद्रं मन्यते नभः॥७४॥
तनुवीणां समादाय नाडीतन्त्रीसमाकुलाम्।
मूर्छनाग्रामसहितं चकारार्तस्वरं ततः॥७५॥
यदि भूपोऽसि कृपया स्वं नाम कथयस्व मे।
यदि तारापतिर्भूमौ कथमागमनं भवेत्॥७६॥
बलान्मनो मेऽपहृतं विहितं नैव दर्शनम्।
चिन्ता वितीर्णाचिन्त्या तां न कथं नाशयिष्यसि॥७७॥
पृच्छामि किं वियोगार्तान जाने नाम तावकम्।
कथं तेऽविदितं स्थानं पश्यामि भुवि दुर्लभम्॥७८॥
मा भूत्कस्यापि लोकेऽस्मिन्हृदि चिन्ता यथा मम।
न मे स्वस्थं मनो नैव प्रियं पश्यामि सुन्दरम्॥७९॥
अद्यापि मन्मनो नाथ त्वद्ध्यानोपरि संस्थितम्।
न निद्रायां रुचिर्नैव जायते जातु भोजने॥८०॥
चिन्तादावाग्निशान्त्यर्थं कृपाम्भो यदि मुञ्चसि।
सुधामयाभ्रतुल्यस्य का क्षतिस्तव जायते॥८१॥
न सा बुद्धिमतां बुद्धिर्दुःखमेवातिदुःखितम्।
नयेत्कथं वह्निदग्धमग्नावेव निवेशयेत्॥८२॥
सुखोद्यानेऽहमेवैका दुःखकण्टकवर्जिता।
जाता शृङ्गारलतिकानन्दपुष्पौघसंयुता॥८३॥
इन्द्रजालं न ते वेद्मि कुतोऽपि परिशिक्षितम्।
यद्दर्शनेन चैकेन सर्वं मेऽपहृतं त्वया॥८४॥
सुमनस्सुकुमारेयं तनुर्मे तनुतां गता।
निद्रां न लभते चिन्ताकण्टकास्तरणेऽधुना॥८५॥
एवं वियोगविधुरा चिन्ताशतसमाकुला।
प्रलापं सकलां रात्रिमकरोत्सा नृपात्मजा॥८६॥
तस्यां रात्रौ व्यतीतायां प्रभाते सा सुलोचना।
बाष्पाम्बुक्लिन्नवस्त्रापि ममार्ज वदनं शुभम्॥८७॥
यथापरो न वेत्तीदं कश्चित्कर्म मया कृतम्।
सन्तोषोपरता बाला सखीभिस्सह साभवत्॥८८॥
इति पण्डितश्रीवराख्येन यवनशास्त्रपारङ्गमेन विरचिते
कथाकौतुके द्वितीयं कौतुकम्॥
॥२॥
रागबाणासनादिच्छाबाणो यदि विनिर्गतः।
तदा दृढतरस्यापि न कार्यं बुद्धिचर्मणः॥१॥
प्रसिद्धिर्बाह्यतो लग्नः कुर्यादन्तर्व्यथां शरः।
स हि चाभ्यन्तरालीनो बहिर्व्रणविधायकः॥२॥
कथयन्त्येव विबुधाः कथं गोपयितुं परम्।
सौगन्ध्यं को भवेच्छक्तश्चित्तरागैणनाभिजम्॥३॥
मृगनाभिः परच्छन्ना सौगन्ध्येनैव लक्ष्यते।
तथैव लक्षणैरागो मनस्संस्थोऽपि रागिणाम्॥४॥
तयान्तर्धाय तद्रागो यद्यप्यन्तः सुरक्षितः।
हृद्घटंबहिरायातो भित्त्वेच्छार्ककरैर्द्रुतः॥५॥
जोलेखा नृपतेः कन्या विरहाकुलिताशया।
दिने दिने क्षामतनुः स्वयं तनुतराभवत्॥६॥
नाविदत्सा सुखं किंचिद्बहिरन्तस्तथाबला।
न स्म जल्पति केनापि न पाठयति वा शुकम्॥७॥
नापि केलिकलां कांचिदकरोत्सा सुमध्यमा।
त्यक्ताशना जीवितापि परं तत्सङ्गमाशया॥८॥
सामुञ्चद्बाष्पनिकरं क्षणं श्वासान्सुलोचना।
क्षणमुन्मत्तवद्बाला भ्रमन्ती विगतत्रपा॥९॥
विलोक्य पाण्डुवर्णां तां भृर्शं क्षामतनुं ततः।
भयेनोद्विग्नमनसस्सर्वेऽन्तःपुररक्षकाः॥१०॥
परं दासीगणास्तत्र भयेनातुरतामगात्।
सखीभिस्सह तद्रूपवैपरीत्यं विलोक्य तत्॥११॥
आसंस्तु सहसा सख्यः कथयन्त्यः परस्परम्।
अकस्मात्किमिदं जातं केनेदं कर्म वा कृतम्॥१२॥
_________________
3 d.०रागेण०.
स्वं स्वं बुद्धिबलंसम्यक्समाश्रित्य भयातुराः।
नानार्थं कुशलाः प्रोचुर्हार्दभावसमन्विताः॥१३॥
तासामेकावदत्तत्र गच्छ्न्नागच्छन्नेव वा।
कोऽपि नालोकितोऽस्माभिः ज्ञातुमेतद्विधिः क्षमः॥१४॥
अपराप्यवदन्मन्ये जिता बालमृगीदृशा।
देवकन्याः पुनस्ताभिः क्रूरदृब्द्या किमीक्षिता॥१५॥
तेनेयं तनुतां याता म्लानवर्णमनोरमा।
नान्यं निमित्तं मन्येऽहं दैवमत्र हि कारणम्॥१६॥
अन्यापि चिन्तया युक्ता प्रोवाच वचनं शनैः।
मन्यमाना स्वमेवेयं रूपेणाप्रतिमं भुवि॥१७॥
किं वा तद्बिम्बितं दृष्ट्वा मुग्धा दर्पणमण्डले।
तच्चिन्तयैव तनुतां गता भूपतिकन्यका॥१८॥
अथापरावदत्तत्र प्राप्तकालमिदं वचः।
एवं जानाम्यहं सख्यः कारणं शृणुताधुना॥१९॥
तनुं यन्त्रे लिखित्वास्या मान्त्रिकेनापि केनचित्।
कार्श्यंकिं वाबला नीता मन्त्रैरुच्चाटनादिभिः॥२०॥
तथापरावदत्तत्र तासां बुद्धिबलोर्जिता।
जानेऽहं कारणं सख्यस्सत्यं तत्सम्भविष्यति॥२१॥
किंचित्स्वप्नेऽनया दृष्टं सत्यं तन्मन्यमानया।
तेन चिन्ताभरेणास्या गतं शिथिलतां वपुः॥२२॥
एवं तास्सहितास्सर्वाभयाकुलितमानसाः।
कर्मणोऽन्तं नाधिजग्मुस्तत्त्वतो विस्मयान्विताः॥२३॥
तस्मिन्सखीजनेऽलब्धपरमार्थे मृगीदृशः।
तावत्समागता धात्री कर्तुं तत्कर्मनिर्णयम्॥२४॥
सापि सर्वार्थकुशला रासोल्लासविचक्षणा।
त्रिजगन्मोहती दक्षा मोहिनीवापराभवत्॥२५॥
सामीप्यकारिणी सम्यक्स्त्रीपुंसोर्विप्रयुक्तयोः।
प्रेम चित्ते न यस्यास्ति कर्तुं तेनान्वितं क्षमा॥२६॥
चित्तासक्तिकथासक्ता बाल्ये वयसि सा क्षमा।
कस्यापि हर्तुं हृदयं केनापि हृतमानसा॥२७॥
एकदागत्य सा रात्रौ विधाय प्रणतिं पुरः।
कथयामास सेवां तां कृतां तस्याः पुरातनाम्॥२८॥
लावण्योद्यानमध्ये त्वां मन्ये कुसुममञ्जरीम्।
त्वच्चिन्ताकण्टकयुतास्सर्वानीरजलोचनाः॥२९॥
सदा हर्षयुतं तेऽस्तु मानसं वरवर्णिनि।
चिन्ताविरहिता नित्यं भव प्रहसितानना॥३०॥
त्वद्भाग्यवशतस्सुभ्रुप्राप्तासि पदमुत्तमम्।
श्रोतुमर्हस्यनाथाया विज्ञप्तिं मम साम्प्रतम्॥३१॥
शय्यागृहेऽहमेवैका तदोन्मृष्टं च सुन्दरि।
गर्भक्लेशादिकं सर्वं यदाभूज्जन्म ते शुभम्॥३२॥
सुगन्धद्रव्यसंयुक्तैर्वारिभी रचितं मया।
स्नानमुत्तमगन्धेति तदा ते नाम निर्मितम्॥३३॥
अनन्तरं मया सुभ्रु त्वदर्थं स्तनमर्पितम्।
यत्पीत्वा नयनानन्दकारिणीन्दुकलोपमा॥३४॥
सर्वलक्षणसम्पूर्ण रूपातिशयशालिनी।
सुकुमारानवद्याङ्गो वर्धमाना दिने दिने॥३५॥
स्वेच्छयैव यदा सुभ्रु निद्रामुकुलितेक्षणा।
क्षणमेकं प्रजातासि रजन्यां दिवसेऽपि वा॥३६॥
कदोत्तिष्ठति कल्याणयुतेयं भामिनी पुनः।
इत्यहं जागरपरा तदा चिन्ताकुलाशया॥३७॥
यदा त्वं चञ्चलापाङ्गि गतौ जातमनोरथा।
सुकुमाराङ्घ्रियुगला पतन्ती पुनरुत्थिता॥३८॥
युक्ता हर्षेण महता ज्ञातभाग्योदयाप्यहम्।
पूजयन्ती स्वशिरसा जाता त्वत्पादपङ्कजम्॥३९॥
यद्यद्वस्तु त्वया सुभ्रु प्रार्थितं भुवि दुर्लभम्।
तत्तत्त्वच्चित्तरक्षनार्थं समानीय समर्पितम्॥४०॥
एवं तदा मया सेवा विहिता ते सुमध्यमे।
अधुनापि मनो नूनं शुश्रूषापरमस्ति मे॥४१॥
जाने चिन्तापराधीनं मनो नीरजलोचने।
तावकं मत्सकाशात्तां किं गोपयसि भामिनि॥४२॥
सत्यं वदाधुना केन विप्रियं विहितं परम्।
अहो चिन्तानभिज्ञापि किं मग्ना शोकसागरे॥४३॥
कथमुन्मन्तरूपैव जातासि वद सुन्दरि।
व्यथा चित्तान्तरस्थापि कथं वा चारुलोचने॥४४॥
मुखाम्भोजं कथं चारु म्लानवर्णंदिने दिने।
मुहुर्विनिर्गताश्श्वासा दावाग्निसदृशाः कथम्॥४५॥
चिन्तानिशागमे भानुरूपास्तं त्वं कथं गता।
यौवनोषसि किं चन्द्रकलेव तनुतां गता॥४६॥
किं तु जानामि केनापि शशिरूपेण ते हृतम्।
चैतन्यं वद सत्यं मे तमेवान्वेषयाम्यहम्॥४७॥
स्वर्गस्थो यदि देवेभ्यो रुपमादाय निर्मितः।
अविचिन्त्यगतिस्तद्वत्कश्चित्सुभ्रु विलोकितः॥४८॥
त्वदाज्ञया समाराध्य मन्त्रं सद्यः फलप्रदम्।
समानीय स्वबुद्ध्या तं दर्शयिष्यामि साम्प्रतम्॥४९॥
गन्धर्वजातिसम्भूतो यदि वा वनगोचरः।
कश्चिदालोकितो भद्रे रूपेणाप्रतिमा भुवि॥५०॥
त्वदाज्ञामात्रमासाद्य फुल्लेन्दीवरलोचने।
विना यत्नेन तं बद्ध्वातवाग्रे स्थापयाम्यहम्॥५१॥
किमाश्चर्यं नृलोकस्थं वशीकर्तुं नरं मतेः।
तवाज्ञया मया वश्यो विधिरपि विधीयते॥५२॥
एतावच्चारुनयने मय्यस्ति बलमुत्तमम्।
त्यजचिन्तां कुरुष्वाज्ञां कार्यं ते साधयाम्यहम्॥५३॥
श्रुत्वा धात्रीवचः कर्णपीयूषमिव तत्र सा।
विमुच्य सहसा श्वासान्प्रोवाच नृपकन्यका॥५४॥
सत्यं विनापरं किंचिद्वक्तुं न विदितं मम।
बाष्पतारावलयितं कृत्वा मुखसुधाकरम्॥५५॥
हा मातर्नास्ति वक्तव्यं मन्दाक्षार्गलितं मम।
_______________
52० वाच्यो
.
मनःकोशमिदं मोक्तुं दुर्लभा बुद्धिकुञ्चिका॥५६॥
तथापि शृणु वक्ष्येऽहं कौतुकं यदि ते हृदि।
सत्यमेतन्न विश्वासस्त्वां विनान्यत्र मे क्वचित्॥५७॥
स्वप्नेऽद्ययो मया दृष्टः कश्चिल्लोकेऽतिसुन्दरः।
तस्य रूपमहं वक्तुं न क्षमाब्दशतैरपि॥५८॥
यद्ययं मन्मथो नूनं स कामः कामनां विना।
न जातु जायते पुंसां काचित्सा मानसेन मे॥५९॥
दूरस्थो वर्णहीनः किं हंसस्तत्साम्यमाचरेत्।
परंपरमहंसोऽयं मम मानससंस्थितः॥६०॥
तन्नामरहितस्स्वादुर्भवेत्कटुतरो रसः।
तस्याभिधेयसंयुक्तः तिक्तो मधुरतामियात्॥६१॥
किं करोमि भृशं मातः चिन्ता मनसि साम्प्रतम्।
कृत्वोपायमनाथां मां रक्ष बुद्ध्या यथा पुरा॥६२॥
श्रुत्वा नृपसुतायास्तद्वचनं जातसंभ्रमा।
चित्रस्थेवाभवत्तत्र धात्री ध्यानपरा पुनः॥६३॥
पूर्वमुक्तं त्वया सर्वं कार्यं ते साधयाम्यहम्।
पश्चाच्छ्रुत्वाद्भुतं तस्या उपदेशपराभवत्॥६४॥
शृणुष्वावहिता सुभ्रु शरीरं मा च शोषय।
अनुक्तनामधेयस्य कथमन्वेषणं भवेत्॥६५॥
तामुवाचेति प्रथमं कार्यं कस्यापि मायिनः।
भातीदं मायया कुर्वन्नद्भुतंकर्म नित्यशः॥६६॥
_______________
63c चित्तस्थेवा०.
दर्शयित्वाद्भुतं रूपं मायाविरचितं जने।
अपयातीव मायावी बलादाहृतमानसम्॥६७॥
इत्याकर्ण्य नृपसुता प्रोवाच वचनं शनैः।
रूपं दर्शयितुं शक्तो न मायावीदृशं क्वचित्॥६८॥
इत्युक्तेऽपि तयाधात्री सान्त्वपूर्वमिदं वचः।
उवाच मन्यमानाहं स्वप्नोऽयमिति सुन्दरि॥६१॥
स्वप्नो मायाविधेस्सोऽयं बहुधा परिकीर्तितः।
भावितो दृष्टिजःश्रौतो दिष्टक्षेत्रोत्थितस्तथा॥७०॥
वृथायं सकलस्सुभ्रु भव्योऽपि फलदः क्वचित्।
असत्यवचनात्तस्मान्मा चिन्तां मानसे कुरु॥७१॥
तामुवाच ततो बाला तनया चक्रवर्तिनः।
यदि स्वप्नो वृथा किं तद्वश्या नित्यं स्वमेधसः॥७२॥
कथयन्त्येव सुधियः समशीलान्वितं द्वयम्।
सत्यं सत्येन संयुक्तमितरेणेतरद्वचः॥७३॥
तामुवाच ततो वृद्धा साध्वी चिन्ताकुलाशया।
बुद्धियुक्ता त्वमेवैका मुञ्चेमं दुःखसंचयम्॥७४॥
यदीदं मत्करे कार्यं भवेन्मातः कथं पुनः।
स्वमेव दुःखसंयुक्तं करोमीति वदाधुना॥७५॥
यातं हि मत्करे बुद्धिकार्यं नूनमसंशयम्।
तच्चिन्ताकुलितं नित्यं न वशे मम मानसम्॥७६॥
चित्रं प्रतिष्ठितं चित्रं मम मानसमन्दिरे।
______________
67b मया०.
तथा दृढतरं मातश्शिलारेखेव साम्प्रतम्॥७७॥
न वायुर्वेगवन्नाम्भो यथा खण्डयितुं क्षमः।
शिलाविरचितां रेखां मनश्चिन्तां वचस्तव॥७८॥
एवं चिन्तातुरं ज्ञात्वा चित्तरागेण तन्मनः।
उपदेशाक्षमा धात्री तूष्णोमासीत्सुविस्मिता॥७९॥
अविरुद्धगतिस्सातु नृपमन्तःपुरस्थितम्।
प्रणम्य कन्यावृत्तान्तं तदग्रेऽकथयच्छनैः॥८०॥
स भूपतिस्समाकर्ण्य तद्वृत्तं विस्मयान्वितः।
मन्यमानो बलयुतां संसारे भवितव्यताम्॥८१॥
वीरं तन्मानसं पुंसां यत्र रागो निवारितः।
स हि संसारसंभूतां चिन्तां दूरे करिष्यति॥८२॥
सोऽग्निज्वालोपमो नित्यं मध्ये प्रकृतिमास्थितः।
क्षमाचैतन्येन्धनौघं प्रदहन्भाति सर्वतः॥८३॥
नापवादभयं जातु जायते रागिणः क्वचित्।
तृणतुल्यो भवेत्तस्य सदा वाच्यगिरिर्महान्॥८४॥
यथा यथा सदा निन्दा क्रियते रागिणः परम्।
तथा तथा तदासक्तं मनो भवति नित्यशः॥८५॥
एवं सा चन्द्रलेखेव क्षीयमाणाप्यहर्निशम्।
वर्षं तावत्ततस्तस्या भाग्येन्दुर्वृद्धिमाययौ॥८६॥
एकदा बाष्पपूरस्य सन्ध्यारागारुणस्य च।
स्थिता मध्ये बभौ बाला कलेव शशलक्ष्मणः॥८७॥
एवमेवावदत्तत्र विधिना सह केवला।
अहो भाग्यरविर्नीता पाण्डुत्वं भवता कथम्॥८८॥
तनुर्बाणासनानम्रा विहिता भवता मम।
निन्दाशरस्य लक्ष्यं मे मानसं कथमर्पितम्॥८९॥
निष्कृपाय त्वया तस्मै दत्तं मन्मानसं करे।
न जानामि मुहुःकिंचित्तस्माद्दुःखं विना परम्॥९०॥
निहितं किं तु तत्प्रेमज्योतिर्हृदि ममोत्तमम्।
विदधाति कथं स्वप्ने दर्शनं सोऽतिसुन्दरः॥९१॥
निद्रा दरिद्रतां याति कथं तं स्वप्नसङ्गतम्।
पश्यत्या मम नैवायं चिरं तिष्ठति चान्तिके॥९२॥
भाग्योदयफलं तं तु स्वापंजानाम्यसंशयम्।
यन पश्यामि तं कान्तं सुकुमारं सुलोचनम्॥९३॥
यदि भाग्यानि मे दैवात्फलितानीति निद्रया।
कान्तं संयोजयाम्येनं स्वयं तद्बोधतस्स्वकम्॥९४॥
एवमुक्तवती बाला तद्वियोगातुरा परम्।
प्रहरत्रितयं रात्रेः पश्चान्निद्रामुपागता॥९५॥
कंचित्स्वापं समासाद्य प्रबुद्धा मनसेव सा।
यावन्निमीलिताक्ष्येव सोऽपि तावडुपागतः॥९६॥
वपुषाद्भुतरूपेण दृष्टपूर्वेणसंयुतम्।
विलोक्यानन्दिता कान्तं बाला जितसुधांशुना॥९७॥
उत्थाय शयनात्तस्मात्पतित्वा पादयोस्ततः।
विधाय प्रणतिं सान्त्वपूर्वमूचे वचस्तदा॥९८॥
त्वमेव गुणिमुक्तौघनायको येन कल्पितः।
लावण्याम्बुधिसम्भूतस्सुधांशुरिव दर्शितः॥९९॥
त्वच्छिखा साधु रचिता श्लक्ष्णवक्रत्वशालिनी।
मन्मनोमृगबन्धार्थं वागुरेव निरूपिता॥१००॥
त्वमेव सर्वरत्नानां महामणिरिवार्पितः।
तथैव रूपिणां मध्ये ख्यातः परमसुन्दरः॥१०१॥
सरला वंशसंभूता रचिता ते तनुर्लता।
वदनं स्मितशोभाढ्यंसुन्दरं वनजोपमम्॥१०५॥
येनैवाद्भुतलावण्ययुक्तं लोके कृतं वपुः।
तस्यैव लोकनाथस्य शपानं ते ददान्यहम्॥१०३॥
मुञ्च मुञ्चाधुना नाथ मनःकाठिन्यमेव मे।
मुखादमृतनिष्पन्दि वचनं देहि साम्प्रतम्॥१०४॥
सत्यं वदाधुना केन तपसा रूपमुत्तमम्।
प्राप्तं कस्याभिजातोऽसि परं कौतूहलं हि मे॥१०५॥
कथं मनो मेऽपहृतं बलेन भवता पुनः।
स्वप्नसंदृष्टरूपेण कृपया वद साम्प्रतम्॥१०६॥
यदा स्वप्ने मया दृष्टं त्वदीयं मुखपङ्कजम्।
तदाप्रभृति मे नाथ चिन्ताशतयुतं मनः॥१०७॥
प्रहस्योवाच शनकैः किंचिज्जातमनोरथः।
सोऽपि सर्वार्थकुशलो मोहयन्निव तां पुनः॥१०८॥
नाहं देवसमुत्पन्नो न च गन्धर्वसम्भवः।
पञ्चतत्त्वात्मकं सुभ्रुविद्धि मां विधिवंशजम्॥१०९॥
करोषि यदि मत्प्रेमपरमद्यैव मानसम्।
यदि वा तद्भवेत्सत्यं वचनं चारुलोचने॥११०॥
तदा नित्यं समुदिता प्रेमरक्षा विधीयताम्।
मत्सङ्गमाप्तये सुभ्रु कंचित्कालमुपेक्ष्यताम्॥१११॥
यथा त्वन्मानसे प्रेम मदीयं वरवर्णिनि।
त्वत्प्रीतिसहितं विद्धि मदीयमपि नित्यशः॥११२॥
एवमुक्त्वा ततोऽनुक्तनामधेयोऽपि तत्र सः।
अकृत्वा देशनियमं प्रबुद्धा तावदेव सा॥११३॥
उत्थाय शयनाद्भुपकन्यका हर्षनिर्भरा।
अपश्यन्ती पुनः कान्तं चिन्ताद्वैगुण्यमादधे॥११४॥
पूर्वं स्वल्पैव चिन्ताभूत्स्वप्नेक्षणवशेन सा।
कृतेऽपि वाग्विलासेऽस्याः समं तेनाधिकाभवत्॥११५॥
स्मारं स्मारं महत्प्रेम कारं कारं कथास्तुताः।
धारं धारं मनोमध्ये वारं वारं सुविस्मिता॥११६॥
उन्मत्तेवाभवत्तत्र डाकिनीदत्तलोचना।
मनःपतङ्गोऽपि पुनर्लीनश्चिन्ताहुताशने॥११७॥
प्रभाते पुनरुत्थाय त्यक्त्वा निद्रां सुमध्यमा।
तच्चिन्तापूर्णचित्तास्या न स्मृतिः काप्यभूत्तदा॥११८॥
बहुदुःखान्वितं तस्या हृदयं हरिणीदृशः।
तथा न कश्चिच्छक्तोऽभूद्वक्तुं वर्षशतैरपि॥११९॥
ततस्सा कुमुदस्यादिकलिकेव सुमध्यमा।
तच्चिन्तार्ककराक्रान्ता मूर्च्छितेवापतद्भुवि॥१२०॥
____________
116 b कथास्तताः.
क्षणमाक्रन्दनपरा क्षणं प्रहसितानना।
क्षणं बुद्धिबलोपेता क्षणामुन्मत्तगामिनी॥१२१॥
क्षणं मालां विदधती मस्तके च करं क्षणम्।
क्षणं नग्नाविनिर्यान्तो क्षणं दिव्याम्बरावृता॥१२२॥
क्षणं शयाना भूपृष्ठे महार्हास्तरणे क्षणम्।
अभूत्तद्दुष्करं किंचिल्लोके यन्न त्वया कृतम्॥१२३॥
एवं विलोक्य तां बालां विरहोत्कण्ठिताशयाम्।
परिवव्रुस्तदा सख्यस्ताराः शशिकलामिव॥१२४॥
यदि कुत्रापि संभिन्नं सखीनां मण्डलं भवेत्।
चलिता तेन मार्गेण शीघ्रं शरगतिस्तदा॥१२५॥
पवनं मुष्टिमध्येऽपि तूलराशौहुताशनम्।
धर्तुं शक्तो भवेत्कश्चिन्न हि तन्मानसं क्वचित्॥१२६॥
एवं तास्सहितास्सर्वाभयाकुलितचेतसः।
तैमोसस्यान्तिकं गत्वा तद्वृत्तं संव्यवर्णयन्॥१२७॥
इति यवनशास्त्रपारङ्गमपण्डितश्रीवरंविरचिते कथाकौतुके
तृतीयं कौतुकम्॥
॥ ३॥
शृणु भूपाल ने कन्या किमप्युन्मत्तरूपिणी।
जाता कस्मान्निमित्तं तु न जानीमो नरोत्तम॥१॥
राजेन्द्र तनयास्माभी रक्षिता यत्नसंचयैः।
नोपागच्छति चैतन्यं त्वयोपायो विधीयताम्॥२॥
श्रुत्वाद्भुतं तुतद्वाक्यमनन्यतनयो हि सन्।
पुलकाङ्कितसर्वाङ्गः क्षणमासीद्विशां पतिः॥३॥
ततो विचिन्त्य तद्रक्षाविधिमेकं नरोत्तमः।
दृष्टवान्नापरं किंचिद्विना कारागृहं ततः॥४॥
उवाचानुचरान्सर्वान्स्वर्णरौप्यमयी ततः।
शृङ्खलोच्छृङ्खला नागमूर्तिः शीघ्रं विधीयताम्॥५॥
नागपाशोपमेनेयं बद्धातेनैव भामिनी।
जहात्युन्मत्तभावं ते तथा चक्रुः समाहिताः॥६॥
तस्या बद्धंतु तेनैव बन्धनेनानुजीविभिः।
निधानमिव नागेन शुशुभे चरणद्वयम्॥७॥
अपूर्वगुणरत्नौघशालिनी नृपकन्यका।
अभूदत्यधिका नूनं निधानादपि सा ततः॥८॥
तस्माद्बाधकदुर्वर्णरचितेनामुना स्वयम्।
बन्धनेनैव बद्धासा नागसेनेति मन्यते॥९॥
यदैव बद्धं तत्तेन पाशेन चरणद्वयम्।
बाष्पाकुलेक्षणाप्यूचे सान्त्वपूर्वमिदं वचः॥१०॥
मद्वपू रागपाशेन बद्धमेवास्ति निश्चितम्।
स एव दुर्निवार्यो मे किमेतेन प्रयोजनम्॥११॥
बलेन रहितं नूनं शरीरं कार्श्यमागतम्।
भारयुक्तं ममानेन वृथा कुरुत माधुना॥१२॥
बलं नास्त्येव मोक्तुं मे श्वासान्मुहुरुपागतान्।
कुत्रापि गन्तुं स्थातुं वा तथैव मम साम्प्रतम्॥१३॥
_____________
9d नायसेनेति.
महतानेन पाशेन बन्धनं किं विधीयते।
काठिन्यकरवालेन किं चित्तोच्छेदनं तथा॥१४॥
मतिर्नोद्यानपालस्य शङ्कयायोजयद्गतेः।
अङ्ग भूमौ स्वयं मग्नंवटबन्धेन पादपम्॥१५॥
बन्धनादिकृतं दुःखं तस्करायैव दीयते।
मनो मेऽपहृतं येन बलाद्बालमृगीदृशः॥१६॥
दर्शनं विहितं येन स्वप्ने मायां विधास्यता।
दर्शयन्नात्मनात्मानं क्षणं यो नावतिष्ठते॥१७॥
भाग्यं फलितमेतन्मे यत्प्राप्तं बन्धनं त्विदम्।
अनेनैवाधुना कान्तं बध्नामि स्वप्नसङ्गतम्॥१८॥
बद्ध्वा दृढतरं तावत्स्थापयामि प्रियं पुरः।
यावत्पश्यामि तद्वक्त्रं चिरं परमसुन्दरम्॥१९॥
किमुक्तं मुग्धया नाथं बद्ध्वाग्रेस्थापयाम्यहम्।
ज्ञातं किं न मया कान्तसौकुमार्यं सुदुर्लभम्॥२०॥
तस्यांशुके निपतितो रेणुः सन्मृश्यते क्वचित्।
स एव जायते नूनं गिरिभारोपमो मम॥२१॥
वरं मे सततं भूयात्पीडेयं बन्धनोत्थिता।
मा भूत्तस्य कदाचित्सा क्षम्यतां नाथ दुर्वचः॥२२॥
ईदृशैरेव सद्वाक्यैःकर्मण्यस्मिन्हृताशयाः।
रागिणो रागमास्थाय रमन्ति भुवि भाविताः॥२३॥
एवं भूपालतनया स्नेहपूरितमानसा।
तद्ध्यानोपरता नित्यं पीडां नैवान्वमन्यत॥२४॥
कदाचिद्विप्रयोगोत्थकरुणाक्रन्दनातुरा।
क्वचित्तच्चिन्तनोद्भूतपरमानन्दनिर्भरा॥२५॥
एह्येहि चित्तरागाद्य नानारागविधायक।
मन्येऽद्भुतं भवत्कार्यद्वितयं पुष्करं परैः॥२६॥
कदाचिन्निपुणं नूनं करोष्युन्मत्तरूपिणम्।
तथैवोन्मत्तकं बुद्धियुक्तं कर्तुं क्षमो भवान्॥२७॥
योषिद्वक्रालके लग्नं यदि स्यान्मानसं परम्।
तदैवोन्मत्तभावं त्वं नयसीति विचक्षणम्॥२८॥
तच्चिन्तारहितं चेत्स्याहृदयं यस्य देहिनः।
स एव मतिमान्नूनं रचितो भवता भुवि॥२९॥
रात्रौ तदैव सा बाला बुद्धिशून्यैव मन्दिरे।
तद्वियोगव्यथाक्रान्ता चित्तासक्तिसमाकुला॥३०॥
उदेरामञ्जरीतुल्यनेत्रोत्थाम्बुकणैर्मुहुः।
धरित्रीं कुर्वती पूर्णां मुक्ताभिरिव सर्वतः॥३१॥
व्यथामात्रेण पिवती स्वकं रुधिरशीधुकम्।
अशोचदात्मनात्मानं कृत्वा जवनिकां मुखे॥३२॥
जानेऽहं यदि तन्नाम तदा तज्जपतत्परा।
विदितं यदि तत्स्थानं तत्र यास्यामि मोहिता॥३३॥
पीतं मया चिरं रक्तं कलिकावत्स्वदेहजम्।
तच्चिन्तयान्वितं तद्वत्त्वन्मनोऽहर्निशं परम्॥३४॥
दासीकर्म करोम्येव तव मां पश्य चक्षुषा।
युक्ता यदि न ते गेहे भवित्री गृहिणी त्वहम्॥३५॥
मा भून्मत्सदृशी काचिद्दुः खिता लोकमण्डले।
तथैव निन्द्यासर्वत्र भ्रातृबन्धुषु सर्वदा॥३६॥
मां दृष्ट्वा जनको मेऽद्यजायते लज्जयान्वितः।
दासदासोगणस्सर्वः क्वापि यातो विहाय माम्॥३७॥
चिन्ताकुला केवलाहं मग्ना शोकाम्बुधौ परम्।
धिङ्मदीयमिदं जन्म दुःखातुरमनेकशः।
किं प्राप्तं जीवलोकेऽस्मिन्वरं मरणमेव मे॥३८॥
एवं चिन्तातुरा यावत्तावन्निद्रामवाप सा।
तस्मिन्क्षणेऽथ संप्राप्तः सोऽपि पूर्वावलोकितः॥३९॥
दृष्ट्वा प्रियं तथा रूपयुतं सर्वातिसुन्दरम्।
उत्थाय शयनात्तत्र पादौ जग्राह भामिनी॥४०॥
सान्त्वपूर्वं विधायैव प्रोवाच मधुराक्षरम्।
प्रेक्षन्ती दीननयना निःश्वसन्ती मुहुर्मुहुः॥४१॥
कथं नाथ न जानासि मद्दुःखं त्वद्वियोगजम्।
न सुखं नैव निद्रा मे कथं नास्ति कृपा तव॥४२॥
सत्यं वदाधुना नाथ कुत्र वासोऽस्ति ते पुनः।
तथा किंनामधेयोऽसि रक्ष मां शरणागताम्॥४३॥
श्रुत्वेति प्रहसन्प्राह कृत्वा भ्रुकुटिमन्मुखम्।
शृणुष्वावहिता सुभ्रु सत्यं ते कथयाम्यहम्॥४४॥
प्रथितो हि नृलोकेऽस्मिन्देशो मे मेस्रसंज्ञितः।
अजेजमेस्रनामाहं तथैव वरवर्णिनि॥४५॥
इत्युक्त्वान्तर्हितस्तत्र तावत्सापि नृपात्माजा।
प्रबुद्धाहर्षसंयुक्ता प्राप्तजीवं यथा मृतः॥४६॥
शास्त्राम्बुधिं समालोड्यप्राप्तनानार्थसंचयाः।
सुधियः कथयन्त्येवं चरित्रं परमद्भुतम्॥४७॥
पूर्वमेको महानासीदीश्वरो मायया पुनः।
ससर्जादमनामानं सर्गार्थं पुरुषं परम्॥४८॥
सदा लब्धगतिस्तेपे तपः परमदारुणम्।
ततः तुष्टो ददौ तस्मै दर्शनं भगवान्पुनः॥४९॥
विधाय दर्शनं तस्य मायाजवनिकान्तरे।
स्थितस्यालोकयामास ततोऽसौ तत्समीपगान्॥५०॥
पैगम्बरांस्ततः साध्यनामधेयानवस्थितान्।
एकत्र ध्वजच्छत्त्रौघसहिताञ्जपतः परम्॥५१॥
सिद्धाभिधानानौलेयानेकत्र समवस्थितान्।
अन्यत्रोत्पादिताञ्जीवान्कोटिकोटिसहस्रशः॥५२॥
विलोकयन्सभां रम्यां विस्मयोत्फुल्ललोचनः।
जीवात्मानं ददर्शैकं योसोभाख्यंं नरोत्तमम्॥५३॥
स विलोक्यैव तं कान्तं विचारनिरतोऽभवत्।
कोऽयं कमलपत्त्राक्षः कस्य वा याति पुत्रताम्॥५४॥
एवं तत्रादमे जाते विमर्शाकुलमानसे।
अकस्मादुदभूद्वाणी सोऽप्येतामशृणोत्ततः॥५५॥
मा चिन्तां कुरु बालोऽयं त्वत्सृष्टौ जायते क्वचित्।
जातेनानेन ते नाम प्रसिद्धिमुपास्यति॥५६॥
_________________
56 b om. क्वचित्.
वाकोभकाभिधानस्य गृहेऽयं संभविष्यति।
जनयन्नयनानन्दं लोकानां लोकसम्पदा॥५७॥
तद्वंशोद्यानमध्येऽयं सिंहोर्जिपराक्रमः।
बलेन महता शान्तिं दुष्टसत्त्वान्विनेष्यति॥५८॥
खलेलोलाहकस्यायं मनःसागरकौस्तुभः।
नास्य भानुः प्रतापेन कान्त्या तुल्यो न चन्द्रमाः॥५९॥
यदोत्क्षिपति प्रावारं स्कन्धदेशान्मुहुर्मुहुः।
तदायंजीवलोकस्य मनो हर्तुं क्षमो भवेत्॥६०॥
न हि वक्तुं भवेत्कश्चिद्रूपमस्य मनोहरम्।
तेनैव प्रथितो नूनं जीवलोके भविष्यति॥६१॥
नित्यं दिव्याम्बरावृतः सदा मौलिविभूषितः।
भालभानुर्भवेदस्य दोषरात्रिविवर्जितः॥६२॥
प्रासादचन्द्रिकैतस्य नभोमण्डलमास्थिता।
उन्नता प्रथिता लोके सर्वरत्नविभूषिता॥६३॥
मेस्राभिधानदेशेऽयं राजा राजशिरोमणिः।
अजेजमेस्रनामापि ख्यातः प्रियतया भवेत्॥६४॥
परमत्यद्भुतं रूपं दृष्ट्वा भाग्योदयं तथा।
भ्रातरोऽस्य भविष्यन्ति रत्नान्वेषणतत्पराः॥६५॥
दत्तमेतन्मया किं तु भवांल्लोकपतिः कृतः।
देह्यस्मै किं प्रदातासि सन्तुष्टं यदि ते मनः॥६६॥
इति श्रुत्वाद्भुतंवाक्यं बद्ध्वाञ्जलिपुटं ततः।
उवाच हर्षसंयुक्तः प्रश्रयानतमस्तकः॥६७॥
यद्रूपं जीवलोकेऽस्मिन्मया दत्तं तदन्तरात्।
तद्भागद्वयमेतस्मै लोकायैकं तवाग्रतः॥६८॥
नैतद्रूपेण सदृशः कश्चिद्भवितुमर्हति।
अनेनौपम्यमन्येषां नास्य भूयात्परैस्सह॥६९॥
इति सम्भाषणं कृत्वा सोऽपि सन्तुष्टमानसः।
समालिङ्ग्य पुरो गत्वा चुचुम्ब वदनं शनैः॥७०॥
दत्त्वाशिषं ततोऽमुष्मै समायातो महीतलम्।
स विसृष्टो हिसर्गार्थं ततस्तामकरोच्छुभाम्॥७१॥
एतस्मिन्नेव संसारे सर्वे श्रीसहितं जनाः।
आसाद्य समयं नामडिण्डिमं ताडयन्ति च॥७२॥
इमं मायामयं सर्वं कथयन्ति विपश्चितः।
भात्ययं दर्शयन्रूपैरनेकैस्तां मुहुर्मुहुः॥७३॥
दीनं त्वनियमेनैतं कदाचिद्दर्शयिष्यति।
जन्मादिवैपरीत्येन कदाचिद्वीर्यवानयम्॥७४॥
कृत्वा सर्गं गते तस्मिन्नादमाख्ये नृलोकतः।
तद्वंशजोऽथ लोकेऽस्मिञ्शेथो नामाभवत्प्रभुः॥७५॥
विधायाद्भुतमैश्वर्यं तस्मिन्याते दिवं पुनः।
एद्रेसाख्योऽस्य तनयः ततः सर्गमपालयत्।॥७६॥
नामावशेषतां याते तस्मिन्नपि महीतले।
नौहाभिधानोराजाभूत्प्रजा धर्मेण पालयन्॥७७॥
समायातो यदैवासी मायाम्बुधितरङ्गताम्।
खलेलोलाहकाख्योऽभूद्धर्मात्मा भूपतिस्तदा॥७८॥
समारूढे दिवं तस्मिन्धर्मात्मनि महीपतौ।
एसहाकाभिधानोऽभूद्भूपस्तद्वंशजः पुनः॥७९॥
तस्मिन्नपि महासत्त्वेगते नामावशेषताम्।
जीवलोकेऽभवद्राजा याकोभाख्यो महामतिः॥८०॥
कनानघोषसंस्थोऽसौ महाबलपराक्रमः।
मेस्रश्यामादिविषयान्बुभुजे भूपतिस्तदा॥८१॥
गजवाजिसहस्रौघैर्वृतो भूपशिरोमणिः।
अच्युतां राज्यलीलां तां रचयञ्शुशुभे नृपः॥८२॥
रूपशीलगुणोदार्यसहिते शुद्धवंशजे।
महिष्यौ नृपतेरास्तां धर्मकर्मक्षमे शुभे॥८३॥
अवापैका तयोः पुत्रानेकादश महाबलान्।
अन्यैकं गर्भरत्नं तं योसोभाख्यमजीजनत्॥८४॥
जातेषु तनयेष्वेवंयाकोभाख्यो महीपतिः।
योसोभनामधेयेन पुत्रेणावाप सत्सुखम्॥८५॥
तमेवांसे समादाय बहिरन्तस्तथानिशम्।
विचरन्भूपतिस्तत्र परां प्रीतिमवाप सः॥८६॥
तेनैव बालकेनास्य प्रीतिस्समभवत्तथा।
यथामन्यत भूपोऽसावनुत्पन्नानिवापरान्॥८७॥
पूर्वं संयोज्य मैत्र्यैवं मायया हर्षितावुभौ।
विनियोक्ष्यति तौ पश्चा कथं धाता विरोधकृत्॥८८॥
अहोऽपण्डितमन्येन दुर्विदग्धेन वेधसा।
अपराधं विना तस्य कृता ह्युपकृतिः कथम्॥८९॥
तज्जन्म तत्सुखं तद्वत्सा प्रीतिर्जनकेन च।
ऊनद्विवार्षिकस्यास्य जननी संस्थिता तदा॥९०॥
विहिते वेधसाकार्ये याकोभाख्यो महापतिः।
जगामातुरतां तत्र बालकेनामुना सह॥९१॥
स्तन्यं नैवापरा माता ददौ तस्मै नृपार्थिता।
सपत्नीतनयं मत्वा न दयादयिता हृदि॥९२॥
विमृश्य बहुशो राजा भगिन्यै तं ददौ ततः।
पालयामास स्नेहेन सानपत्यापि भामिनी॥९३॥
दिने दिने वर्धमानो जननीसौख्यवर्जितः।
तां प्राप्य मातरं पितृस्वसारं मुदमाप सः॥९४॥
असमञ्जसवाक्येन गत्या स्खलितया तथा।
प्रीतिं ततान बालोऽस्याः प्रणिपातादिकर्मणा॥९५॥
सापि तत्स्नेहपाशेन बद्धाभूच्चारुलोचना।
क्षणमेकं विना तेन स्थातुं नैवाभवत्क्षमा॥९६॥
रजन्यां त्यक्तनिद्रापि लालयन्ती सुतं तदा।
न चकार दिवा किंचित्कर्म तद्दर्शनं विना॥९७॥
जनकोऽपि तदुत्कण्ठासहितोऽहर्निशं सदा।
नामन्यत सुखं किंचित्तनयैस्तैर्मनारमैः॥९८॥
तच्चिन्तया समाक्रान्तो बाष्पसंरुद्धलोचनः।
अविज्ञातस्वदेहोऽपि मुञ्चञ्श्वासान्मुहुर्मुहुः॥९९॥
एकदागत्य भूपालो भगिनीं बहु मानयन्।
अङ्केकृत्वा सुतं सान्त्वपूर्वमूचे वचस्ततः॥१००॥
योसोभविप्रयोगार्तिविधुरं मां सुखान्वितम्।
कर्तुं क्षमा त्वमेवैका नोपायो दृश्यतेऽपरः॥१०१॥
यथायं बालको नूनं पालितो यत्नसंचयैः।
तथा मामपि कल्याणि रक्ष तच्चिन्तयातुरम्॥१०२॥
अधुना दीयतां मह्यं तनयोऽद्भुतदर्शनः।
नाहं सोढुं समर्थोऽस्मि तद्वियोगव्यथां पुनः॥१०३॥
इति भ्रातुर्वचः श्रुत्वा दोलारूढेव साभवत्।
प्रकटं स्नेहसंयुक्तमन्तः क्रोधयुतं जगौ॥१०४॥
अधुना नीयतां भ्रातस्सुतोऽयं सुमनोरमः।
पूज्योऽसि मे सदैवैकस्त्वदधोनं हि जीवितम्॥१०५॥
एवमुक्तवती वाक्यं बुद्व्यापायमथाकरोत्।
यथा नैवाप तनयं व्यलीकं नापि भूपतिः॥१०६॥
तस्मिन्पितामहेनासीत्किंचिद्वासस्समर्पितम्।
यद्बद्ध्वालोभनिर्मुक्तं तपोलोनं मनो भवेत्॥१०७॥
गुप्तं निधाय तद्वासस्तत्पटाभ्यन्तरं ततः।
समानीय पुरस्तस्मै तनयं स्वं समर्पयत्॥१०८॥
तं गृहीत्वैव तनयं हर्षेणोत्फुल्ललोचनः।
तद्गृहान्निर्गतोयावच्छुश्रावेमं ध्वनिं नृपः॥१०९॥
हा कष्टं किमिदं जातं केनाप्यपहृतं शुभम्।
वासस्तद्दुर्लभं बद्ध्वायत्पापैर्न विलिप्यते॥११०॥
श्रुत्वा प्रत्यागतस्सोऽपि तनयेन सहापरे।
एकत्र मिलिता भीत्या शङ्कमानाः परम्परम्॥१११॥
पृथक्पृथग्विधायैवं शपथं व्याकुलाशयाः।
स्वयं तथाकरोत्पश्चात्तद्वस्त्रान्वेषणं तदा॥११२॥
निर्मुच्य सर्ववासांसि न ददर्शाथ कुत्रचित्।
पश्चादानीय तं बालं तथैवान्वेषणं व्यधात्॥११३॥
प्राप्य तत्रोत्तमं वासस्तद्वस्त्रान्तरसंस्थितम्।
उवाच बालकेनैतद्बालबुद्ध्यापहारितम्॥११४॥
प्राप्तं मयैतत्सद्वासस्स्तेयकृद्बध्यतामयम्।
यथा नैवाचरेद्भूयः कर्मैवं बुद्धिमोहितः॥११५॥
तस्मिन्देशे प्रतिज्ञेयं यो यस्य स्तेयमाचरेत्।
चौरे गृहीते दासत्वं स हि तस्याश्नुते ततः॥११६॥
इति बुद्ध्यैव सा बालमनिच्छास्तेयकारणम्।
चकार मायया दासं नृपः प्रत्यागतस्ततः॥११७॥
एवं कृतेऽपि सा तन्वी चरिते परमाद्भुते।
उवास हर्षिता नित्यं बालकेनामुना सह॥११८॥
कदाचिदथ तत्प्राप्तिहर्षिता विधिमायया।
ज्वरदाहान्विता जाता याता नामावशेषताम्॥११२॥
श्रुत्वा तदद्भुतं भ्राता तस्या बालमृगीदृशः।
पुनरागत्य जग्राह तनयं स्वं मनोरमम्॥१२०॥
लब्ध्वा तं बालकं कान्तं सर्वलक्षणसंयुतम्।
पुनर्जातमिवात्मानं मन्यमानोऽन्वमोदत॥१२१॥
यद्दुर्लभतरं लोके वस्तु प्रीतिकरं सदा।
तत्तेन सहसा प्राप्तं सर्वंतद्दर्शनाद्भुवि।
यत्किंचित्सुखदं कर्म लोकेऽस्मिन्प्रथितं भवेत्॥१२२॥
प्रियत्वात्सर्वलोकस्य रूपेणाप्रतिमेन च।
अजेजमेस्रनामायं लोके सत्यतयाभवत्॥१२३॥
अपरोऽप्यभवत्तत्र नाम्ना नैव गुणेन च।
यशसा प्रथितो लोके मन्त्री कस्यापि भूपतेः॥१२४॥
श्रुतं स्वप्ने तथाप्येवं सत्यं नाधिगतं तया।
सचिवाजेजमेस्रस्य तस्य चैक्यममन्यत॥१२५॥
अत एव वदन्त्येके स्वप्नो मायाविनिर्मितः।
यथैवानेन बालेयं मोहिता नृपकन्यका॥१५६॥
एवं गतेऽपि चैतस्या दोषः कश्चिन्न विद्यते।
असत्यमपि रागान्धस्सत्यं जानाति रागतः॥१२७॥
श्रुत्वा प्रियतरं वाक्यं कान्तवक्त्रोद्भवं तथा।
पुनर्जातमिवात्मानममन्यत नृपात्मजा॥१२८॥
इति यवनभाषापारङ्गमविरचिते कथाकौतुके
चतुर्थं कौतुकम्॥
॥४॥
प्रातरुत्थाय सा बाला प्राप्तसर्वमनोरथा।
विहायोन्मत्तभावं तं जातसंज्ञाभवत्तदा॥१॥
प्राप्तं सर्वं तदालापाद्यत्तेनापहृतं बलात्।
तनौ बलं सुखं जीवे परात्मनि तु संस्मृतिः॥२॥
___________
122 cततेन. 123 b रूपेणनाप्रति०.
सुप्तोन्मत्तेव सा बाला यदि तेन हृताशया।
तदाभाषणमाश्चर्यं श्रुत्वास्मृतियुतोत्थिता॥३॥
कृतं स्वप्ने यदा देशनामनिर्णयमद्भुतम्।
तदैव प्राप्तमनया चैतन्यादि मृगीदृशा॥४॥
समाहूयैव तं दासीगणमाह सुमध्यमा।
मैवं चिन्तां मदुन्मत्तभावजांकुरुताधुना॥५॥
गत्वा त्वरितमद्यैव पितरं कथयन्तु मे।
तन्मनो दुःखसंपूर्णं रचयन्तु सुखान्वितम्॥६॥
चैतन्यशरदद्येयं प्राप्ता पूर्ववदेव मे।
बुद्धिहंसावलिस्तद्वन्नूनं मानसमागता॥७॥
निर्मोचयतु मत्पादबन्धनं भूपतिस्स्वयम्।
तत्करस्पर्शतोनूनं सुखमाप्नोति मानसम्॥८॥
दुर्वर्णरचितं तूर्णमपाकुरुत बन्धनम्।
उन्मत्तभावजंनूनं न भयं मेऽस्ति साम्प्रतम्॥९॥
श्रुत्वैतद्वचनं भूपो दासीवदननिर्गतम्।
प्रहर्षोत्फुल्लनयनस्तन्मन्दिरमुपाययौ॥१०॥
दृष्ट्वा चैतन्यसंयुक्तां त्यक्तरागां मुदान्वितः।
समानीयान्तिके बालां पुरस्तात्स न्यवेशयत्॥११॥
नागपाशोपमं तद्वद्बन्धनं कृतवान्पृथक्।
स्नेहमन्त्रेण भूपालस्तत्पादनिधितस्स्वयम्॥१२॥
तावद्दासीगणः सर्वो ववन्दे चरणद्वयम्।
_____________
12c भूपाल.
दत्त्वा पादतले पादपीठं सौवर्णमुत्तमम्॥१३॥
यदैश्वर्यमभूत्पूर्वं पुनस्तत्सर्वमर्पितम्।
सख्यस्तन्मस्तके मौलिं स्थापयामासुरद्भुतम्॥१४॥
सर्वास्सुमध्यमास्तत्र समायाता मुदान्विताः।
तथा तत्सुखसौभाग्यदीपेयाताः पतङ्गताम्॥१५॥
तासां सवयसां मध्ये भूपालतनया ततः।
निर्धूतकोकिलालापं वाग्विलासमथाकरोत्॥१६॥
सख्यः शृणुत नो जाने मानसं किं सकौतुकम्।
अन्यद्विहाय सकलं कर्तुं देशनिरुपणम्॥१७॥
रोमश्यामादिकान्देशान्गणयामास तत्परा।
माययोन्मत्तभावेऽस्या देवैस्सन्दर्शितानपि॥१८॥
कृत्वा निरूपणं तेषां यावन्मेस्रमुपागता।
नेत्राम्बुभिरसिञ्चत्सा मेघपङ्क्तिरिवोर्चराम्॥१९॥
मेस्रनाम गृहीत्वापि मूर्च्छितेवापतद्भुवि।
तत्रत्याजेजमेस्राख्यविषवेगातुरा सती॥२०॥
तत्प्रेमवशतो बाला चक्रे देशनिरूपणम्।
मेस्रमेस्रेति कथनात्परं सुखमविन्दत॥२१॥
अभूदहर्निशं कार्यमेतदेव मृगीदृशः।
यदेतन्नामतद्देशवर्णनं क्रियते परम्॥२२॥
सा वाणी सुखदा नित्यं तद्यशो गीयते मया।
नैवान्यत्कुकथालापमूकेवावस्थिता तदा॥२३॥
_____________
22 c येतन्नाम. 23 c नैवान्यकु०.
तद्ध्यानं मानसे वाचि कीर्तनं श्रवणं श्रुतौ।
तदीक्षणं च सर्वत्र तन्मयीवाभवत्तदा॥२४॥
अभूद्यद्यपि सा बाला रागेणोन्मत्तरूपिणी।
तथापि रूपकीर्त्यास्याः पूर्णं भूमण्डलं तथा॥२५॥
यत्र यत्रापि तद्रूपकथा प्रादुरभूत्परा।
शान्तात्मानोऽपि तां श्रुत्वा दोलारूढा इवाभवन्॥२६॥
राजानो राजपुत्राश्च तदाप्यासक्तमानसाः।
तत्सभासु च तद्रूपलावण्याख्यानमद्भुतम्॥२७॥
तदा सर्वगुणोपेतास्सर्वे मानधनोर्जिताः।
गृहीतुकामास्तन्वीं तामासन्नाकल्पशालिनः॥२८॥
सापि रूपगुणोपेता यौवनोत्तमशालिनी।
विहायोन्मत्तभावं तं यदा बुद्धिमुपागता॥२९॥
तदा दूता नरेन्द्राणां नानादिग्भ्यस्समागताः।
रोमश्याममहीपालकल्पा नेपथ्यभूषिताः॥३०॥
दशानां भूमिपालानां तावन्त एव सेवकाः।
संप्राप्ता नगरे तस्य तैमोसस्य महात्मनः॥३१॥
तेषामेकोऽथ सम्प्राप्तो गृहीत्वा परमाद्भुताम्।
कोसलिकामेकद्वीपसमुत्पन्नार्थसंयुताम्॥३२॥
अपरोऽपि तथैवैकसीलैमानस्य मुद्रिकाम्।
आदाय समनुप्राप्तो भूपैश्वर्यनिदर्शनम्॥३३॥
गृहीत्वान्येऽपि संप्राप्ता एकैकं वस्तु दुर्लभम्।
______________
33c समनुप्राप्ने. 33d भूपैश्वर्ये.
यद्दृष्ट्वा स हि तां मह्यं मह्यमेव प्रदास्यति॥३४॥
यत्र कुत्रापि सा बाला वदनं वर्तयिष्यति।
विषयेषु स हि ख्यातोदेशो देशशिरोमणिः॥३५॥
यस्मिन्भूपे मनः सम्यक्साभिलाषं मृगीदृशः।
स हि ग्रामटिकानाथो देशाधिपतिरुच्यते॥३६॥
यस्मिन्देशे मनः स्थातुं साभिलाषं मृगीदृशः।
स हि ग्रामटिकातुल्यो देशाधिपतिरुच्यते॥३७॥
भूपवद्यदि सन्धत्ते श्यामाख्ये नगरे सुखम्।
तदानिशं प्रकुर्वन्ति तत्रत्यास्तु सदाशिषम्॥३८॥
यदीयं रोमनामानं वाचा संवृणुते परम्।
जङ्घाख्यं नगरं यावद्दासास्तत्पुरवासिनः॥३९॥
इत्थं समागताः प्रेष्या भूपालानां विशेषतः।
ऐश्वर्यं कथयामासुस्तदर्थं प्रेषितास्तदा॥४०॥
एवं वृत्ते समावृत्ते वार्तातावच्छ्रुता तया।
व्याकुलं मानसं त्वस्यास्तदागमनचिन्तया॥४१॥
पप्रच्छानन्तरं बाला दासदासीगणं तदा।
अजेजमेस्रदूतोऽपि प्राप्तो वा नेति कथ्यताम्॥४२॥
तच्चिन्ता मानसे नित्यं तद्रागाकुलिताप्यहम्।
मनो धावति मे तत्र किं फलं तं विना भवेत्॥४३॥
यदि मेस्रागतोवायुर्वाति रेणुं किरन्मुहुः।
मन्ये मृगमदं नूनं मुञ्चन्नेव प्रयात्ययम्॥४४॥
एवं चिन्ताकुल्ला यावद्भूपालतनया भवेत्।
जनकेन समाहूता तावत्सा चारुलोचना॥४५॥
शृणु कल्याणि मद्वाक्यं सर्वदुःखविवर्जितम्।
सर्वलक्षणसम्पूर्णे नयनानन्दकारिणि॥४६॥
स्तम्भभूता नृलोकेऽस्मिन्ये भूपा वशसान्विताः।
येऽपि दुःखविनिर्मुक्ता नित्यं मुकुटधारिणः॥४७॥
त्वच्चिन्तासहितास्तेऽद्यत्वदाहितमनोधियः।
त्वत्प्रेमबीजंनियतं रक्षन्तः क्षेत्रसन्निधौ॥४८॥
त्वदर्थं प्रेषिताः प्रेष्या भूपालैस्सुमहात्मभिः।
कोसलिकां समादाय मत्सकाशमुपागताः॥४९॥
शृणु वक्ष्यामि भूपानां वृत्तं सेवकवर्णितम्।
तेषु कोऽपि भवेत्सुभ्रू प्रियस्ते तं वदस्व मे॥५०॥
यस्मिन्देशे नृपेनापि साभिलाषं मनस्तव।
तत्क्षणात्तं करिष्यामि वशगं चारुलोचने॥५१॥
एवं वदति भूपाले तूष्णीमेव नृपात्मजा।
आसीत्तच्छ्रवणं पूर्वदृष्टकान्तपरंपरम्॥५२॥
वरं तच्छ्रवणं भूयाच्छब्दयुक्तं विशेषतः।
कृतावधानं सततं परं मित्रकथाश्रुतौ॥५३॥
दूतवृत्तं तु तत्सर्वं भूपालैश्वर्यसंयुतम्।
कथयित्वाजेजमेस्रनाम नात्तं कथंचन॥५४॥
न श्रुतं मेस्रवृत्तान्तं कश्चिन्नाप्यागतस्ततः।
निराशैवोत्थिता बाला त्यक्त्वा जनकदर्शनम्॥५५॥
बाष्पमुक्तावलिं पक्ष्मवज्ररत्नेन सा पुनः।
भिन्दन्स्वमेवभात्मानमनिन्दन्नृपकन्यका॥५६॥
परं मे मरणं श्रेष्ठं तथा धिग्जन्म साम्प्रतम्।
न जाने समये कस्मिञ्जाताहं निन्दिता परम्॥५७॥
मेघोऽम्बुधिविनिर्यातो मुञ्चन्नम्भस्सुधामयम्।
सत्यं मां तृषितां गत्वा विनाग्निंनैव मुञ्चति॥५८॥
अहितं विहितं किं वा न जाने वेधसा स ह।
कथं शोकाम्बुधौ बालां निमज्जयति मां मुहः॥१॥
मार्गो न दीयते मह्यंयदि कान्तान्तिके त्वया।
कथं दूरीकरोष्येव ततो मां मुहुरातुराम॥६०॥
यदि मे मृत्युकामोऽसि मृतैवाहं तथाधुना।
अविचारेण ते जीवं पश्य भूयोऽर्पयाम्यहम्॥६१॥
यदि पीडयितुं कामो मानसे तव मां मुहुः।
स्थापितं तृणवद्गात्रं व्यथागिरितले मम॥६३॥
त्वयाविचारबाणेन कृतं मे विघ्नितं मनः।
युक्तमेतत्प्रकुरुषे मायाभेषजरोपणम्॥६३॥
तुष्टाहं यदि वा चिन्तापराहंतव किं सुखम्।
जीविता मृतकल्पा वा वद किं ते फलं ततः॥६४॥
क्वाहं वराका वपुषा मम किं रक्षितेन ते।
यशोऽथ वा मृतेनापि किं वा निन्दा भविष्यति॥६५॥
सुकुमारास्सुरूपाश्चनराश्शतसहस्रशः।
मृत्युवह्निमुपादाय नीता भस्मावशेषताम्॥६६॥
एवमाक्रन्दनेनैव सकलं दिवसं तदा।
कृतेन कलिकैवाभूद्रक्तपूर्णा तनुस्तथा॥६७॥
असिञ्चद्धरणीं बाष्पधाराभिस्तत्र भामिनी।
बिभेद सहसा रोषपाषाणेन स्वमस्तकम्॥६८॥
दृष्ट्वाद्भुतां तु तां प्रीतिं तस्या भूमिपतिस्तदा।
अजेजमेस्रेण समं क्षणमेकमचिन्तयत्॥६१॥
इयं मनोरमा बाला प्रथिता लोकमण्डले।
अजेजमेस्रलुब्धापि स्वयं किं क्रियतेऽधुना॥७०॥
दत्त्वा पृथक्पृथक्तत्र द्विगुणां भूपतिस्तदा।
कोसलिकां नरेन्द्राणां प्रेष्यांस्तान्विससर्ज सः॥७१॥
तामादायैव सहसा पूजितास्तेन भूभुजा।
प्रत्याययुस्सुसन्तुष्टाः कृत्वा सर्वे सदाशिषम्॥७२॥
इति यवनभाषापारङ्गमेन पण्डितश्रीवरेण विरचिते
कथाकौतुके पञ्चमं कौतुकम्॥
॥५॥
बभूव सा तदा कान्तरागाङ्काङ्कितमानसा।
तन्नामाग्रहणाद्बाला तद्द्वैगुण्यमथादधे॥१॥
दिवसस्याप्रकाशस्य ज्योतिस्सन्दृश्यते क्वचित्।
निरालोकं दिनं तत्स्यान्नैराश्यं यत्र जायते॥२॥
यदा दृष्टं मनो राज्ञा तस्या मेस्रार्थमागतम्।
तदा तत्प्राप्तये भूप उपायं समचिन्तयत्॥३॥
कोऽप्यस्ति तादृशो लोके गत्वामेस्रमितस्तु यः।
भवेत्प्रीतिकरो बुद्ध्या जोलेखाजेजमेस्रयोः॥४॥
गृहीत्वा मम सन्देशं याति प्रत्यानयिष्यति।
तथैवाजेजमेस्रेण मैत्रीं संजनयिष्यति॥५॥
एकोऽतिनिपुणो दृष्टोराज्ञा निकटवर्तिनाम्।
स्तुवन्तस्सततं यस्य बुद्धिं बुद्धिबलोर्जिताः॥६॥
दत्त्वोपायनरत्नानि शतशोऽस्य करे नृपः।
पत्त्रमेकं च तद्वृत्तसहितं विससर्ज तम्॥७॥
प्राह भूमिपतिस्तावत्सन्देशं स्वयमग्रतः।
त्वयाप्यजेजमेस्रस्य कथनीयमिदं वचः॥८॥
तवाप्यैश्वर्यमतुलं प्रत्यहं प्रथितं भुवि।
लोके प्रियतया ख्यातं नाम सैवाधिका भवेत्॥९॥
परं शशिमुखा श्यामा कन्यास्त्यस्मन्महीभुजः।
सकलङ्को मृगाङ्कोऽयं जातो यद्रूपसाम्यतः॥१०॥
यां स्वयं विहितां धाता जातोत्कण्ठो निरीक्षितुम्।
ताराच्छलेन नेत्राणां शतान्याविष्करोत्यतः॥११॥
नैकेनापीक्षितं जातु यन्मुखं दर्पणं विना।
यस्या निर्मलतासाम्यं न कुर्वन्ति हिमादयः॥१२॥
पिधाय वाससा वक्त्रं पश्यत्येव सुधाकरम्।
करावलिर्यथा नास्य जायते दाहकारिणी॥१३॥
मुखं स्पर्शयितुं शक्तो न वायुरलकान्वितम्।
स्वात्मीयामपि यच्छायां विलोकयति नापराम्॥१४॥
सम्पूर्णेन्दुमुखी बाला नित्यं हर्म्यस्थितापि या।
___________________
8aभूमिस्ता°. 14b °न्विता.
न करोत्यपरं कर्म विना पाञ्चालिदेवनम्॥१५॥
यस्यास्सौगन्ध्यसाम्यार्थं सुमनांसि जितान्यपि।
बद्ध्वात्मानं लतास्वेव कुर्वन्ति तप उत्तमम्॥१६॥
वल्गत्येव कदाचित्सा क्वणत्कनकनूपुरा।
अन्तरेव बहिश्शब्दो जायते बहुधा नृणाम्॥१७॥
प्रवेशं कुरुते तत्र वेषकर्माणि कोविदा \।
सैरन्ध्री नापरः कश्चित्कदाचिज्जनकोऽपि वा॥१८॥
एवंविधापि भूपाल राजेन्द्रतनया परा।
देवकन्येव सा भाति रूपशीलगुणान्विता॥१९॥
सर्वे भूपतयस्तस्यां समाहितमनोधियः।
त्यक्त्वान्यकरणीयानि तच्चिन्तनपरायणाः॥२०॥
रोमकाधिपतेर्दूतस्तथा श्यामस्थभूपतेः।
तदर्थं भूप सम्प्राप्तोगृहीत्वोपायनं महत्॥२१॥
केनापि नृपवर्येण सह सा सहसाकरोत्।
नाङ्गीकारं नृपसुता प्रार्थितापि नरोत्तमैः॥२२॥
न मनी रोमके लग्नं तथा राजसुता नृप।
श्यामाख्यं गणयामास नगरं कृपणं यथा॥२३॥
नेत्रद्वन्द्वं परं त्वस्या मेस्रार्थं जलदोपमम्।
तन्नाम संगृहीत्वैव मृतकल्पेव जायते॥२४॥
न जाने साभिलाषा किमनु मेस्रं सुमध्यमा।
त्यक्त्वान्यत्सकलं सौख्यं तद्वद्भूतं किमीदृशम्॥२५॥
________________________
18b. वेश°. 23b राजासुता नृपः.
सत्यं तदम्भसा किं वा तद्भुवा रचिताबला।
धात्रा जीवनमस्यैवं लिखित्वात्र समर्पितम्॥२६॥
यदि त्वन्मानसे राजन्प्रिया सा तनुमध्यमा।
इतो गत्वा नयिष्यामि क्षणेनैतां तवान्तिकम्॥२७॥
यदि नैषा सुरूपा ते प्रिया भवितुमर्हति।
त्बद्गृहे राजतनया दासीकर्म करोत्वियम्॥२८॥
तच्छ्रुत्वाजेजमेस्रोऽपि सन्देशं परमाद्भुतम्।
हर्षेण महता युक्त उच्चकैरकरोच्छिरः॥२९॥
विधाय प्रणतिं प्राह क्वाहं क्व स महीपतिः।
तत्सन्देशोद्भवां चिन्तां धारयामि कथं हृदि॥३०॥
तथापि तव राजा मामुत्थापयति भूमितः।
शोभते यद्यहं साम्यं करोमि विधिना सह॥३१॥
न तच्चित्रं नरेन्द्रो मां यत्तु दग्धतृणोपमम्।
सुदृब्द्यभ्रदयावृब्द्यापुनः संजीवयिष्यति॥३२॥
यदि जिह्वासहस्रं च सबलं मुखमध्यगम्।
नाहं तदा स्तुतिं कर्तुं शक्तो भूमिपतेस्तव॥३३॥
भाग्यं फलितमेतन्मे सफलं धर्मकर्म च।
सम्भावितो नरेन्द्रेण कार्येऽस्मिन्नहमद्ययत्॥३४॥
गच्छामि शिरसा तत्र रचयामि पुनः पुनः।
प्रणतिं किं तु शृण्वेकं कारणमद्यमें सखे॥३५॥
पराधीनोऽस्मि सेवायां रुद्धोऽहं स्वामिना तथा।
यथा न क्षणमेवैकं गन्तुं कुत्रापि शक्तिमान्॥३६॥
क्षणमेकं यदि मया स्थीयते स्वेच्छया क्वचित्।
न जाने कियदेवायं मन्यतेऽपकृतिं मम॥३७॥
क्षम्यतामपराधोऽयं मम स्नेहात्प्रचेतसा।
नृपेण संशयो वापि न कर्तव्यः कथंचन॥३८॥
यदि वक्ष्यति भूपालो विवाहार्थं मयाधुना।
प्रहीयतेऽद्य सौवर्णकर्णीरथशतद्वयम्॥३९॥
दासदासीगणाश्चैव कञ्चुकोष्णीषधारिणः।
मागधा वन्दिनश्चैव बालवृद्धपुरस्सराः॥४०॥
महाजना धर्मपरास्सर्वे मत्पुरवासिनः।
समानयन्तु तां कान्तां निर्गच्छन्तु ममाज्ञया॥४१॥
परं तु प्रोच्यतां तत्र मदर्थं वचनं सखे।
न तं मुञ्चति भूपालः क्षम्यतां नृपसत्तम॥४२॥
इति चिन्तातुरं दृष्ट्वा प्राह दूतो महामतिः।
विधाय प्रणतिं पूर्वं सान्त्वपूर्वमिदं वचः॥४३॥
अहो राजेन्द्र ते लक्ष्मीः प्रथिता लोकमण्डले।
धर्मार्थैकफला नूनं वर्धमाना भवत्वियम्॥४४॥
तथापि ममभूपालः ख्यातस्त्रिभुवनेऽप्ययम्।
तदग्रे श्रीमतां लक्ष्मीं को वक्तुं शक्तिमान्भवेत्॥४५॥
गृहे तु नृपवृद्धस्य दासदासीगणान्मुहुः।
शक्तो गणयितुं को वा यथा तारा नभस्तले॥४६॥
यद्यायाति सभामध्ये रत्नान्युन्मालिकापरः।
ददात्यगणितान्येवमर्थिभ्यस्तिकता यथा॥४७॥
सेवकेभ्यस्तथा भूपो वस्त्राण्याभरणानि च।
असंख्यानि यथा वृक्षः पत्त्राणि प्रददात्ययम्॥४८॥
परं तस्याभिलाषोऽयं यथा प्रीतिस्त्वया सह।
जायते न तु त्वद्वृद्धिदर्शनेऽस्ति मनोरथः॥४९॥
एवंविधोऽपि भूपालः प्रथितो यशसा भुवि।
त्वदाज्ञैकाभिलाषोऽस्ति तूर्णमाज्ञापयस्व तत्॥५०॥
तथेत्यजेजमेस्रेण कथिते हर्षपूरितः।
प्रत्यायातः स्वनगरं गृहीत्वोपायनं महत्॥५१॥
श्रुत्वा दूतमुखाद्वाक्यं जातानन्दोमहीपतिः।
अमन्यतैकमात्मानं निर्मुक्तमिव बन्धनात्॥५२॥
नेतुं विकासं तद्भाग्यपुष्पंबद्धमनोरथः।
विधातृमधुमासोऽयं प्रसन्नोऽभून्मृगीदृशः॥५३॥
संजाता स्वप्नमध्येऽपि बाला बन्धनवर्जिता।
अद्भुतं भाग्यवशतः प्रत्यक्षं मोचिता त्वियम्॥५४॥
स हि धन्यो नृलोकेऽस्मिन्नसत्यमिव मन्यते।
इदं सर्वं महाबुद्धिर्यो नित्यं योगतत्परः॥५५॥
कथं मायामयं स्वप्नं सत्यं जानाति बुद्धिमान्।
दृष्ट्वापि तत्फलाकाङ्क्षी न स्याद्यदि सुखी भवेत्॥५६॥
दृष्ट्वा स्वतनयां हर्षयुक्तां राजशिरोमणिः।
तदर्थं रचयामास विवाहरचनां तदा॥५७॥
पूर्वं तु कल्पयामास स्वर्णरत्नमयं ततः।
_________________
57b °युक्तो.
सहस्रमेकं क्रीडार्थं पाञ्चालीनां महीपतिः॥५८॥
एवं दासीसहस्रं तु दिव्यरूपंमहामना।
तथा रत्नमयं चैकं ताटङ्कानां नरोत्तमः॥५१॥
केयूरकटकादीनि संख्याविरहितान्यपि।
सहस्रं मुकुटानां च महार्घमणिसंस्कृतम्॥६०॥
एकैकं वस्तुरत्नानां सहस्रं धरणीधवः।
समानयामास पुरो ददर्श स्वग्रमाहृतम्॥६१॥
सहस्रमश्वरत्नानामुष्ट्राश्वतरदन्तिनाम्।
तथैव कल्पयामास प्रत्येकं स महीपतिः॥६२॥
तथा सौगन्ध्यसंयुक्तं यावद्द्रव्यं सुदुर्लभम्।
तावदानावयामास तदर्थं राजकुञ्जरः॥६३॥
तस्मिन्निष्पादिते कार्ये सन्तुष्टः पार्थिवोत्तमः।
आज्ञापयामास ततः स्वयमाकूतमन्त्रिणः॥६४॥
एकं कर्णीरथं दिव्यं विमानोपममद्भुतम्।
परं नालोकितं जातु संवाहयत सत्वरम्॥६५॥
इति भूपवचः श्रुत्वा प्रणमन्तो मुहुर्मुहुः।
तथा ते रचयामासुस्तदद्भुततरं भुवि॥६६॥
रत्नस्तम्भमयं रम्यं सुवर्णकृतबन्धनम्।
तथा दृढतरं सूक्ष्मगवाक्षशतसंकुलम्॥६७॥
समानीयैव पुरतः कौतूहलशतान्वितम्।
तत्तदा दर्शयामासुर्दृष्ट्वाभूत्सोऽपि विस्मितः॥६८॥
_____________________
65 bविमानोपरम°. 65 d संवादयत.
निधाय तत्र तां बालां पाञ्चालीभिस्सहोत्तमाम्।
सदा तत्केलिनिरतां नवयौवनशालिनीम्॥६९॥
दासदासीगणयुतां प्राप्तकामां सुमध्यमाम्।
मेस्रं प्रस्थापयामास तनयां पार्थिवोत्तमः॥७०॥
पितरावभिवन्द्याय हर्षोत्पन्नास्रवर्षिणी।
जोलेखा निर्जगामाथ श्रिया परमया युता॥७१॥
तथा प्रासाधिकास्सर्वाबालामनु प्रसाधनम्।
कुत्वा विनिर्गतास्तारासुराश्शशिकलामिव॥७२॥
काचिद्दासेरकारूढा काचिदश्वस्थिता ययौ।
अपरा स्वयमेवासीत्तथापि गजगामिनी॥७३॥
तथैव सेवकास्तस्या उष्ट्राश्वगजगामिनः।
प्रययुरबलाचक्रं रक्षन्तः शस्त्रपाणयः॥७४॥
वीणावेणुनिनादेन मृदङ्गस्वनितेन च।
कलालापेन चैतासां प्रतिध्वानितमम्बरम्॥७५॥
गायन्त्योऽपि हसन्त्यश्च क्रीडन्त्योऽपि परस्परम्।
तास्तथा हर्षसंयुक्ताः प्रययुस्तं पुरं प्रति॥७६॥
तथा भूपालतनया सुखिताभूत्सुमध्यमा।
तस्याश्चान्तरजं दुःखं यथा नैवान्वमन्यत॥७७॥
चिन्तारात्रेर्नृणां नूनं हर्षमित्रोदयो भवेत्।
विप्रयोगभयस्यापि सामीप्याभयता तथा॥७८॥
तस्या नृपसुतायास्तु सैवाभवदखण्डिता।
________________
72cविनिर्गता तारा°. 73 a काचिद्दाशेरका°.
न ददर्श सुहृत्प्राप्तिव्युष्टं यस्यां सुलोचना॥७९॥
संप्राप्य निकटं तस्य नगरस्य नृपात्मजा।
तत्रैव स्थापयामास बलं वुद्धिबलोर्जिता॥८०॥
श्रमं मार्गोद्भवं दूरीकर्तुं यावदवस्थितम्।
क्षणमेकं बलं तावद्दिवसोऽस्तमुपाययौ॥८१॥
निशां तामतिवाह्यैकां प्रभाते भूपकन्यका।
पार्श्वे साजेजमेस्रस्य प्रेषयामास सेवकम्॥८२॥
स त्वं शीघ्रमितो गत्वा सन्देशं प्रापयाधुना।
तथास्य लोकनाथस्य कथनीयमिदं वचः॥८३॥
जोलेखा नाम तनया तैमोसस्य महात्मनः।
त्वदाज्ञयेह सम्प्राप्ता त्वया सम्भाव्यतामियम्॥८४॥
श्रुत्वा दूतमुखाद्वाक्यं प्रहर्षोत्फुल्ललोचनः।
अमन्यतैकमात्मानं लोकेऽस्मिंल्लोकनायकः॥८५॥
दुन्दुभिं ताडयामास नगरेऽजेजमेस्रकः।
सर्वलोका बहिरितो निर्गच्छन्तु ममाज्ञया॥८६॥
गजवाजिसहस्रौघैरनेकैस्सहितस्तथा।
गृहीत्वा दुर्लभं वस्तु लोके सर्वं समन्ततः॥८७॥
समानेतुं स्वयं सोऽपि निर्गतः सेवकैर्वृतः।
तां भूपालसुतां रम्यां सर्वलक्षणसंयुताम्॥८८॥
ततस्तदाज्ञया सर्वे निर्गताः पुरवासिनः।
नानातीर्थार्थकुशला नानोपायनपाणयः॥८९॥
_______________
86 b जेजमेश्रकेः.
सर्वालङ्कारसंयुक्ता अप्सरस्सदृशा भुवि।
तदैव निर्गतास्सर्वा नर्तक्यो नृत्ततत्पराः॥९०॥
गायन्त्यो गायकाश्चैव गन्धर्वोपमनिस्स्वनाः।
तदाज्ञया विनिर्याता गीतशास्त्रविचक्षणाः॥९१॥
नानार्थकुशलास्तद्वत्सूतमागधवन्दिनः।
निर्ययुर्नगरात्तस्मात्तदाज्ञावशवर्तिनः॥९२॥
कुहका मान्त्रिकाश्चैव ये चान्ये मायिनः परम्।
स्वमायां दर्शयन्तस्ते निर्गतास्तद्वशास्तदा॥९३॥
वेणुवीणामृदङ्गानां निस्स्वनेन समाकुलम्।
शुशुभे तद्बलं तत्र देवसेनोपमं भुवि॥९४॥
कुतूहलशताविष्टा यथा राजसुतागता।
तथैवाजेजमेस्रोऽपि निर्गतो हर्षपूरितः॥९५॥
एवमेव तदा सर्वे हर्षापूरितमानसाः।
गायन्तश्च हसन्तश्च प्रापुस्तन्निकटं शनैः॥९६॥
यावत्प्राप्तोऽन्तिकं तारपल्लीवलयितं पुरः।
तावदेकं ददर्शासौ स्थलं ताराधिपोपमम्॥९७॥
अवरुह्याथ वाहात्तत्संमुखं रचयन्मुहुः।
प्रणतिं प्रययौ हर्षपुलकाङ्कितविग्रहः॥९८॥
दृष्ट्वातमागतं भूपं दासास्तस्या मृगीदृशः।
सभाजनायोपगताः प्रणेमुर्मुदिताशयाः॥९९॥
गृहीत्वा प्रणतिं तेभ्यो दत्त्वा तद्वत्सदाशिषः।
कुन्ददन्तद्युतिर्भूपस्तत्राभूद्धसिताननः॥१००॥
पप्रच्छानामयंस्तेषां हर्षेणोत्फुल्ललोचनः।
कच्चिन्मार्गोद्भवं कष्टं नाप्तं दूरागतैःपरम्॥१०१॥
ततोऽप्युपायनार्थं तद्वस्त्वानीतं स्वकेच्छया।
तदग्रे स्थापयामास त्रिदिवेऽपि सुदुर्लभम्॥१०२॥
तथा तत्सेवकान्सर्वान्यथायोग्यतया नृपः।
ततः सम्भावयामास प्रीतिमानधनादिभिः॥१०३॥
एवं सोऽजेजमेस्रस्तान्पूजयित्वा पृथक्पृथक्।
तत्रैवैकां निशां तस्थौ प्राप्तपूर्णमनोरथः॥१०४॥
अतिवाह्यैव तां रात्रिं कथाभिर्मुदिताशयाः।
प्रातर्मनः प्रवेशाय दधुर्भूपपुरे ततः॥१०५॥
इति यवनभाषापारङ्गमपण्डितश्रीवरेणे विरचिते
कथाकौतुके षष्ठं कौतुकम्॥
॥ ६॥
दर्शयन्नन्यथा कालकुहकोऽपरथा स्थितम्।
किंचिद्विभात्ययं लोकविलुण्ठनविचक्षणः॥१॥
आशालुब्धं मनः पूर्वं करोत्येकत्र मायया।
पुनस्तदैव नैराश्यवशेनायं सुदुःखितम्॥२॥
दर्शयत्येव मधुरं किमस्यास्तु फलं पुनः।
यद्भुक्त्वा जीवल्लोकोऽयं तिक्तास्यो जायते परम्॥३॥
एवं प्रातस्तदाजेजमेस्रो यावत्समुत्थितः।
______________
101 a प्रप्रच्छानामयं. 101 d नाप्तैर्द्व^(०).103 b तद्वद्दस्त्रानीतं. 104 a जेजमिस्र^(०). 105 b ^(०)मुदिताशयः. 105 c प्रातः मनः,
गन्तुं स्वनगरं सर्वान्समादायैव सत्वरम्॥४॥
तावत्स्थलान्तरस्थेयं बाला हरिणलोचना।
प्रोवाच वचनं धात्रीं तदुत्कण्ठाकुलाशया॥५॥
उपायः क्रियतां मातर्येन पश्याम्यहं प्रियम्।
विनैतद्दर्शनं काचिद्वृतिर्नैवास्ति मेऽधुना॥६॥
जलं प्राप्य तृषार्तोऽपि न तत्पानं विना क्षमः।
यथैव विद्धि मां मातस्तथैतद्दर्शनं विना॥७॥
तां दृष्ट्वोत्कण्ठितां बालां तत्रोपायेन साकरोत।
स्थले रन्ध्रं विवृत्यैकं नेत्रमात्रं मनीषया॥८॥
चक्रे तेनैव मार्गेण दर्शनं पार्थिवात्मजा।
दृष्ट्वैवाजेजमेस्रंतमत्यजच्छ्वाससन्ततिम्॥९॥
हा मातर्विहितं किं नु वेधसाद्भुतकर्मणा।
ममैव मन्दभाग्याया विपरीतं सुदुःखदम्॥१०॥
हा कष्टमद्भुतं कर्म विहितं विधिना मम।
असमाप्तं गृहं यावद्भित्तिर्निष्पतिता कथम्॥११॥
न हि सोऽयं मया दृष्टः स्वने यो लोकसुन्दरः।
यदर्थं विहितं मात इयदन्वेषणादिकम्॥१२॥
न हि सोऽयं सुचैतन्यं येन मेऽपहृतं बलात्।
विधायात्यद्भुतां मायां जडता प्रतिपादिता॥१३॥
न हि सोऽयं विलोक्यापि मामेवोन्मत्तरूपिणीम्।
नीत्वा पुनः स्मृतिं कृत्वा नामदेशनिरूपणम्॥१४॥
_____________
5 cधात्री. 12 aसे. 14 c स्मृतिः.
हा कष्टं धिगिंद भाग्यं सदा सुखविवर्जितम्।
तथैव मामकं जन्म निन्दितं चिन्तयान्वितम्॥१५॥
मया खर्जूरवृक्षो हि रोपितः फललुब्धया।
तन्नैवाधिगतं किं तु प्राप्ता कण्टकसंहतिः॥१६॥
मनःक्षेत्रे मयोप्तं तु सुखबीजंस्वयेच्छया।
परं त्वधिगतं मातः कथं दुःखफलं त्विदम्॥१७॥
प्रत्यहंकृपणैवाहं निधानार्थं कृतश्रमा।
लब्ध्वापि तत्कथं कार्यं पतितं भुजगैस्सह॥१८॥
कुसुमावचयं कर्तुमुद्याने प्रस्थितास्म्यहम्।
न तदाप्तं परं जातं कण्टकैर्व्यथितं वपुः॥१९॥
अहो चिन्तातुरैवाहं तृषितापि मरुस्थले।
गच्छन्ती शुष्ककण्ठौष्ठतालुजिह्वा तथा परम्॥२०॥
दैवाद्दृष्ट्वापि स्वच्छाम्भः पतिता पुनरुत्थिता।
पातुं समागता यावत्तावत्पङ्कायितं जलम्॥२१॥
गृह्यते यदि लीलार्थं शशकोऽपि मया पुनः।
मदर्थं विक्रमोदारः सोऽपि सिंहायते परम्॥२२॥
शोकाम्भोधी निमग्नास्मि चित्तोर्मिशतसंकुले।
क्वचिदूर्ध्वं प्रयातापि तथैवाधः क्वचिन्मुहुः॥२३॥
यदि शोकाम्बुधौ दैवात्प्रकटाशातरी क्वचित्।
तदैव हर्षसंयुक्ता पूर्णार्थासम्भवाम्यहम्॥२४॥
पुरा स्वप्नेऽभवत्कान्तसामीप्यं सुखितं मम।
________________
16 a om. हि. 19c तदाप्तां.
स्मारं स्मारं तदेवाद्यकालोरगनिभं मुहः॥२५॥
सत्यं चिन्तान्विता लोके नास्त्यन्या कापि मां विना।
तथैव दुःखितानां च परं दुःखपरायणा॥२६॥
नास्ति मेऽद्यमनो वश्यं मनोहर्तान हस्तगः।
अत एव स्वयं वक्षः कराभ्यां ताडयाम्यहम्॥२७॥
क्रौर्यं मुञ्चाधुना धातः स्नेहार्द्रं हृदयं कुरु।
अबलादलनान्नूनं किमैश्वर्यं भविष्यति॥२८॥
यदा न दीयते मह्यंकान्तवासः करे शुभम्।
तथैव मा कुरुष्वाद्य मनो मे परकाङ्क्षितम्॥२९॥
मा विदारय तच्चिन्तानखाग्रेणांशुकं मम।
परस्परकरस्पर्शमलिनं वापि मा कुरु॥३०॥
किं तु केनापि शपथं विहितं यत्पुरा मम।
प्रापयान्तं तदैवाद्यवैपरीत्यं वृथा त्विदम्॥३१॥
दाहं मा कुरु कामाग्निज्वालया मम संप्रतम्।
चिन्तोरगपरीताङ्गं निधानमिव मद्वपुः॥३२॥
एवं चिन्तातुरा बाला बाष्पाकुलितलोचना।
क्रन्दमानापि करुणं मूर्च्छितेवापतद्भुवि॥३३॥
तावत्समुत्थितां वाणीं शुश्रावैतां नृपात्मजा।
अध्युत्तिष्ठ महाभाग्ये त्यज चिन्तां सुदुःस्थिताम्॥३४॥
प्रियो नाजेजमेस्रस्ते विनैतं नाधिगच्छसि।
कान्तमस्मात्स ते भर्ताप्रसिद्धिमुपास्यति॥३५॥
मा भूदजेजसङ्गोत्थभयं ते चारुलोचने।
अतोऽप्यक्षतशीलैव भविष्यसि वराङ्गने॥३६॥
ख्यातः पुरुषरूपेण रहितः तद्गुणैरयम्।
तस्मात्सुभ्रु न कर्तव्या चिन्तैतत्सङ्गमोद्भवा॥३७॥
इति श्रुत्वा वचो दिव्यं धरणीधवपुत्रिका।
प्राप्तसंज्ञा बभूवाथ विस्मयाविष्टमानसा॥३८॥
विहायाक्रन्दनं तत्र त्यक्तबाष्पारुणेक्षणा।
रषद्धर्षयुता बाला तदाभूत्तनुमध्यमा॥३९॥
विधाय सकलां रात्रिं रोदनं भूपकन्यका।
प्रतीक्षन्तीव तद्वाक्यं धैर्ययुक्ता बभूव सा॥४०॥
इति यवनभाषापारङ्गमपण्डितश्रीवरेण विरचिते
कथाकौतुके सप्तमं कौतुकम्॥
॥७॥
प्रातरभ्युदिते सूर्ये प्राचीमस्तकशेखरे।
दक्षिणोत्तरदिक्सुभ्रुकर्णसौवर्णकुण्डले॥१॥
पश्चिमामुखशुद्धाग्निशिखासुतिलके पुनः।
अपारगमनाम्भोधिसंचरत्स्वर्णसागरे॥२॥
व्योममानसतारौघहंसश्येनायिते तथा।
जित्वा तमोऽनेहोभूपदत्ताष्टापदुन्दुभौ॥३॥
हर्षेण महता युक्तो मौलिमण्डितमस्तकः।
सर्वानानाययामास सामन्तात्स नराधिपः॥४॥चक्कलम्॥
विधायात्यद्भुतां भूषां विवाहसमयोचिताम्।
_______________
3 b ^(०)श्येनायते. 3 c तमो हभूप^(०). 5 a विहाया^(०).
तैरेव सहितोऽजेजमेस्रोऽसौ प्राविशत्सभाम्॥५॥
शुशुभे स सभामध्ये वज्रपाणिरिवापरः।
ध्वजच्छत्त्रपताकाभिः सहितोऽद्भुतदर्शनः॥६॥
अद्भुतं तस्य तच्छत्त्रंदिव्यैश्वर्यसमन्वितम्।
यच्छायामधिगम्यैव नरो राजा भवेद्भुवि॥७॥
कृतं नीराजनं तावत्सेवकैर्मणिभिः परम्।
तैरेव पतितैर्भूमौ सार्थकेयं वसुन्धरा॥८॥
तस्मिन्क्षणे महानासीदानन्दः पुरवासिनाम्।
नर्तक्यो ननृतुस्तत्र नानागतिविशारदाः॥९॥
वीणावेणुमृदङ्गानां निस्स्वनस्सुमहानभूत्।
मिलितानां च लोकानां तदा तस्मिन्महोत्सवे॥१०॥
गजवाजिसमाकीर्णं पदातिगणसंकुलम्।
स्थानं तच्छुशुभे तत्र परानन्दमयं शुभम्॥११॥
जोलेखासेवकास्तत्र हर्षिताः परमाद्भुतम्।
मन्यमानाः कथं बाला मुक्तेत्युन्मत्तभावतः॥१२॥
तदैवाजेजमेस्रोऽपि महाहर्षसमन्वितः।
तदाप्त्यासफलं जन्म जानन्स्वकमरिन्दमः॥१३॥
परं भूपालतनया मध्ये कर्णोरथे स्थिता।
एकैव दुःखिता तत्र दूषयामास वेधसम्॥१४॥
बत किं विहितं धातस्तव सत्यं मया हितम्।
यत्तु मां दुःखितामेव कथं नयसि दुःखताम्॥१५॥
________________
7c ^(०)धिगम्यैवं^(०). 8b सेवकैः.
न जाने विहितं किं ते कार्यं प्रत्यपकारतः।
येन शोकाम्बुधो मग्नांनिमज्जयसि मां मुहुः॥१६॥
प्रथमं स्वप्नमात्रेण मनो मेऽपहृतं त्वया।
अविचारेण चिन्तापि वितीर्णी बहुशस्त्वया॥। १७॥
त्वयैवोन्मत्ततां नीता बन्धनेनापि बन्धिता।
प्रसन्नेनापि चैतन्यं दत्त्वैवोन्मोचिता पुनः॥१८॥
नैतज्ज्ञातं स्वबुद्ध्या यद्दयितान्वेषणादिकम्।
विहितं त्वामनाश्रित्य तदेवापकृतायितम्॥१९॥
दुःखमेकं तु संप्राप्तिनैराश्यं भम साम्प्रतम्।
द्वितीयमपि संजातं रूपातिक्रमदर्शनात्॥२०॥
निर्दयेन त्वया नित्यं कृतं मेऽपहृतं बहु।
उपकारोऽधुना कार्यः कुरु मैवं शुभाशुभम्॥२१॥
मोहिताहंत्वया स्वप्ने किंचिद्दर्शयताद्भुतम्।
वदसीति पुनः कामं मामवाप्स्यसि मोहयन्॥२२॥
इति भूपालतनया चिन्ताशतसमाकुला।
बहिः प्रादुरभूच्छब्दस्तावद्दासीमुखोद्गतः॥२३॥
इह प्राप्तोऽद्य भूपालस्त्वदर्थं वरवर्णिनि।
नीलापगातीरभूमिसंन्यवेशितसैनिकः॥२४॥
इति श्रुत्वा च भूपालतनया व्याकुलाशया।
तदैवालोकयामास तं नृपं चारुलोचना॥२५॥
संप्राप्य दर्शनं तस्या हर्षितोऽभून्नरोत्तमः।
चकारारात्रिकं रत्नैः संख्याविरहितैस्तदा॥२६॥
विधाय स्वर्णपात्रेषु मणिमुक्तादिकं परम्।
तथैव सेवकास्तस्याश्चक्रुर्नीराजनं ततः॥२७॥
पतितैर्मणिभिस्तत्र सम्पूर्णभूद्वसुन्धरा।
चलितुं न यथा शक्तो लोकौघः प्रस्खतद्गतिः॥२८॥
भ्रमद्वाजिधुरक्षुणरत्नसङ्घर्षनिर्गताः।
तथा वह्निशिखास्तत्र प्रादुर्भूतास्सहस्रशः॥२९॥
नीलापगापि सा तत्र प्रथिता जवशालिनी।
पूर्णाभून्मणिमुक्ताभिस्सिकताभिरिवापरा॥३०॥
एवं भूपालतनया रूपेणाप्रतिमा भुवि।
आनीताजेजमेस्रेण श्रिया परमया युता॥३१॥
ततस्तत्कौतुकं रम्यं नानाकौतुकसंयुतम्।
अमन्यत तदा भूपसुता कारागृहोपमम्॥३२॥
सापि तद्विप्रयोगास्तुरत्नपर्यङ्कमास्थिता।
कुसुमास्तरणोपेतं वेद कण्टकसंयुतम्॥३३॥
तथैव मुकुटं दिव्यं नानारत्नोपशोभितम्।
अमन्याताद्भुतंबाला गिरिभारोपमं तदा॥३४॥
सर्वाण्याभरणान्येवं जातरूपमयान्यपि।
मन्यमानाबला वह्निविस्फुलिङ्गाकृतीन्यतः॥३५॥
चिन्तया मानसं यस्य युतं प्रियसमुत्थया।
लभते न सुखं जातु त्रिदिवेऽपि कदाचन॥३६॥
कश्चिदेव रणे शक्तः स्थातुं वीरशिरोमणिः।
____________
30 d सकताभि^(०).
शिरांसि यत्र शूराणां पतितानि सहस्रशः॥३७॥
यदि चक्षुर्भवेत्पूर्णं बाष्पेणाहतदर्शनम्।
तदा सौभाग्ययुक्तायास्तारायाः किं प्रयोजनम्॥३८॥
चित्तं चेतोहरेणैव मिलितं यदि दैवतः।
न जातु परसामीप्ये साभिलाषं भविष्यति॥३९॥
पश्य सूर्यप्रकाशेऽसौ पतङ्गः स्नेहसंयुतः।
न तथा जायते दीपशिखासंसक्तमानसः॥४०॥
सन्ति सौगन्ध्ययुक्तानि सुमनांसि न तेष्वयम्।
रसायुः प्रीतिमादत्ते मालतीकुसुमेषु या॥४१॥
तथा कमलिनी भानुकिरणासक्तमानसा।
सुधांशुं नयनानन्दकारिणं नेक्षते क्वचित्॥४५॥
एवं साजेजमेस्रस्य गृहे राजसुता सुखम्।
नामन्यत तदा स्वप्नदृष्टान्ताभिलाषिणी॥४३॥
तस्मिंस्तु मन्दिरे दासदासीगणसमाकुले।
नित्यप्रमुदिते सैका चित्रस्थेवाभवत्तदा॥४४॥
सौविदल्लास्तदा चक्रुः शङ्कया शङ्किताः परम्।
नानाप्रहरणोपेता रक्षां धर्मपरायणाः॥४५॥
एवं निशान्तनारीणां तदा सवयसामपि।
दासीनां चैव सा बाला विशेषं नान्वमन्यत॥४६॥
सततं रचयन्त्येव तदर्थं शयनं शुभम्।
अमन्यत स्वयं बाला कण्टकास्तरणोपमम्॥४७॥
सखीभिस्सह सा तत्र मिथ्यैवालापतत्परा।
किं तु कान्तगुणाख्यानरसासक्तमनोरथा॥४८॥
तन्मध्येऽपि हसन्त्येवं मुधा परमया मुदा।
हृदये चिन्तयोपेता विहिताक्रन्दना परम्॥४९॥
मध्ये सखीजनस्यापि मूर्त्यैवासीत्प्रतिष्ठिता।
तथापि मनसा कान्तध्यानशीलैव साभवत्॥५०॥
एवं राजेन्द्रतनया दिवसानि निनाय सा।
अविज्ञाताशया ताभिः सवयोभिः कथंचन॥५१॥
गर्जिताक्रन्दनपरा श्वाससौदामिनीयुता।
विगलद्वाष्पधारौघा साभून्मेघानुकारिणी॥५२॥
सान्त्वयन्नेव दयितं गिरा मधुरया तदा।
सा तु तद्विप्रयोगाती प्रोवाच वचनं शुभम्॥५३॥
स्वयं मेस्राख्यया नाथ कृतं देशनिरूपणम्।
पूर्वं प्रियतया ख्यातं नामापि कथितं त्वया॥५४॥
मयाप्तं सकलं किं तु विपरीतमिदं कथम्।
कथं त्वद्दर्शनं नूनं मम भाग्यवशे न तत्॥५५॥
न जानेऽद्यकियत्कालं ज्वलितेनाप्यहर्निशम्।
त्वद्वियोगाग्निना कान्त दह्यते मामकं वपुः॥५६॥
मधुवन्मानसोद्यानं विकासं मे नयाधुना।
वपुः स्नेहौषधेनापि रक्ष चिन्तामयान्वितम्॥५७॥
त्वदनाप्त्याहतं कार्यं पूर्वमासीत्त्वया पुनः।
साधितं मे विधायैव देशनामनिरूपणम्॥५८॥
श्रुत्वैतज्जाविताशा मे जीवितेशाभवत्तदा।
प्राप्यते नियतं कान्तः कृतोऽपि हृदि निश्चयः॥५९॥
यदि बाष्पाकुलं चक्षुः सर्वतो हतदर्शनम्।
सुखं तन्मे परं यत्त्वांपश्यत्वेवैकमुत्तमम्॥६०॥
प्राप्यैकं दर्शनं नाथ त्वदीयं मनसेप्सितम्।
अद्वितीयमिमं लोके मन्ये नानार्थसंयुतम्॥६१॥
त्वत्प्राप्तिरेव लोकेऽस्मिंश्चिन्तासनास्ति मेऽनिशम्।
त्वय्येवाधिगते नाथे प्रार्थये नापरं परम्॥६२॥
कृत्वैव सकलां रात्रिं विषादं प्रातरेव सा।
वायुं विज्ञापयामास ज्ञाताखण्डगतिं सदा॥६३॥
त्वमेव जीवलोकेऽस्मिञ्जीवरूपेण जीविनाम्।
अनादिनिधनो देवो भूतचक्रप्रवर्तकः॥६४॥
त्वयैतत्सृज्यते विश्वं भवतैव हि धार्यते।
तथा हि पाल्यते सर्वं त्यज्यतेऽन्तेस्वमायया॥६५॥
त्वमेकः सर्वभूतानामुत्तमः सर्वगो महान्।
सर्वदेवमयः सर्वपूजितः सर्वसिद्धिदः॥६६॥
पूर्वमेव हिभूपालभद्रासनप्रतिष्ठितः।
तथा तद्रत्नमुकुटदत्तपादाम्बुजो भवान्॥६७॥
इति नुत्वैव प्रथमं पवनं लोकपावनम्।
प्रश्रयावनता तत्र प्रोवाच नृपकन्यका॥६८॥
विदितं त्वदृते नान्यः कार्यं मे साधयिष्यति।
परोपकारकरणे विरला हि भवादृशः॥६९॥
_______________
63 d ^(०)गति. 65 b धार्यर्यते.
बहुशोऽथ ददौ तस्मै सन्देशं पार्थिवात्मजा।
अन्वेषणार्थमेवास्य दयितस्य मुदान्विता॥७०॥
सकलेषु स मे कान्तः पुरग्रामाकरादिषु।
वीक्षणीयः प्रयत्नेन भ्रमता सर्वतोदिशम्॥७१॥
खुतनाख्यमितो गत्वा विषयं पश्य मे प्रियम्।
श्येनाभिधाने सद्रूपनिधाने तं विलोक्य॥७२॥
संदालसगतिर्यत्र कुत्रापि स हि दृश्यते।
मदर्थमनुनीयोऽसौ स्मृत्वैवेमां दशां मम॥७३॥
कदाचित्सार्थमध्यस्थो दृश्यतेऽसौ प्रियो मम।
अनन्यसदृशो लोके सर्वलक्षणलक्षितः॥७४॥
तदन्तरात्तमेवैकं समानीय ममाग्रतः।
सन्दर्शय सखे किं वा स एवासौ भविष्यति॥७५॥
दृष्ट्वा तमद्भुतं तुष्टिं याति चेन्मानसं मम।
तदाशाकुसुमं मन्ये प्रफुल्लं दैवयोगतः॥७६॥
वृथा पूर्णाशया तद्वद्बाष्पाकुलविलोचना।
शनैः शनैर्विवस्वन्तमुदयन्तं विलोक्य सा॥७७॥
दासीभिः संस्कृतां तावत्सुधर्मानवमां सभाम्।
प्रविष्टानन्दिता बाला सखीमध्ये मुधाभवत्॥७८॥
एतदेवाभवत्कार्यं प्रत्यहं हरिणीदृशः।
तदीक्षणं तदालापस्तद्ध्यानं सर्वतस्तदा॥७९॥
गृहे नैवाभवत्स्थातुं तच्चित्तं चिन्तयान्वितम्।
सहसा सह सा ताभिर्निर्गता स्वगृहाद्बहिः॥८०॥
क्षणमाक्रन्दनपरा क्षणमानन्दनिर्भरा।
क्षणमुन्मत्तवद्बाला क्षणं चैतन्यसंयुता॥८१॥
अमुञ्चन्नितरां बाला भृशोष्णां श्वाससन्ततिम्।
सत्यं तत्स्पर्शतो भानुस्तीक्ष्णांशुत्वमुपागतः॥८२॥
कदाचिदेव विरहहिमाहतहृदम्बुजा।
तथा तत्प्राप्तिसुरभिविकासितवपुर्लता॥८३॥
विहाय राजपुत्री सा सर्वंगृहसुखादिकम्।
तस्थौ नीलाभिधानां तां समाश्रित्य सरिद्वराम्॥८४॥
नाविन्दत सुखं रात्रौ न दिवा वरवर्णिनी।
तच्चिन्तनपरा नित्यं विरहाकुलमानसा॥८५॥
मनस्तद्ध्याननिरतं चक्षुस्तद्दर्शनोत्सुकम्।
तदर्थं सकलं कर्म तं विना वेद नापरम्॥८६॥
परं तद्विरहोत्पन्नवैक्लव्यं सा यथागमत्।
शक्यते न हि तद्वक्तुं तथा वर्षशतैरपि॥८७॥
यद्विप्रयोगनिस्त्रिंशनिघ्नितं मानसं तदा।
तत्सङ्गमौषधेनास्याः करोम्यद्यैव निर्व्रणम्॥८८॥
इति यवनभाषापारङ्गमपण्डितश्रीवरविरचिते
कथाकौतुकेऽष्टमं कौतुकम्॥
॥ ८॥
परं तु कथयन्त्येवमितिहासं पुराविदः।
नानोपाख्यानकुशलाः श्रुतसागरपारगाः॥१॥
__________
1 a om. तु.
दिने दिने वर्धमानो रूपेणाप्रतिमो भुवि।
सत्यवाग्विजितक्रोधो दयावाञ्जनवल्लभः॥२॥
सोऽपरेभ्योऽपि पुत्रेभ्यो योसोभाख्योऽतिबुद्धिमान्।
प्रीतिं ततान विततां ततस्तातस्य तां तदा॥३॥
सुखं तज्जनकस्तेन पुत्रेणैवान्वमन्यत।
परं विहाय तनयानेकादश मनोरमान्॥४॥
तमेवैकं समादाय सुतं सुरसुतोपमम्।
याकोभनामधेयोऽसौ दिनान्यगमयत्सुखम्॥५॥
तस्यैवं वर्तमानस्य याकोभस्य गृहाङ्गने।
दिव्यानुभावस्सुमहानासीदेको वनस्पतिः॥६॥
सर्वकामप्रदो नित्यं सदा पुष्पफलोदयः।
सततं सेवितो देवैः कल्पवृक्षोपमो भुवि॥७॥
भाति स्म विमला नित्यं यस्य पल्लवसन्ततिः।
वक्तुं गुणगणं शम्भोर्जिह्वावलिरिवोत्तमा॥८॥
महिमा पादपस्यायं जायते स्म यदा यदा।
याकोभाख्यस्य तनयः शाखैकैकास्य तत्क्षणम्॥९॥
ज्ञात्वा स्वमात्मजंकिंचिद्यौवने निहितक्रमम्।
तद्वल्लोतोमरं चारु करे तस्मै ददात्ययम्॥१०॥
एकैकं स ददौ भूपः पुत्रेभ्यस्तोमरं शुभम्।
प्रत्येकं तत्समुद्भूतं योसोभाख्यं विना सुतम्॥११॥
तद्योग्यं नाभवत्तस्य प्रशस्तमपि तत्तदा।
जातेऽप्यस्मिन्नवा वल्ली प्रादुर्भूतास्य शाखिनः॥१२॥
समागत्यैकदा रात्रौ योसोभाख्योऽतिसुन्दरः।
जनकस्यान्तिके वाक्यं प्रोवाच मधुरं शनैः॥१३॥
तपस्तप्त्वापरं तात मदर्थं तोमरं शुभम्।
स्वर्गाच्छीघ्रं समानीय दीयतां मे सुखावहम्॥१४॥
आबाल्यादपि वृद्धत्वं यावद्धस्तस्थमुत्तमम्।
तदेव मे सदा स्वामिन्सर्वदुःखनिवारणम्॥१५॥
यद्वशेनैव समरे सर्ववीरशिरोमणिः।
अहमेको भविष्यामि लोके सोदरपूजितः॥१६॥
इति पुत्रवचः श्रुत्वा तदर्थं बद्धनिश्चयः।
तुष्टाव परमेशानं याकोभाख्यस्सुतप्रियः॥१७॥
स तावज्जृभ्रयेलाख्यो देवदूतस्समागतः।
गृहीत्वा तोमरं दिव्यं निर्मितं विश्वकर्मणा॥१८॥
तस्यायुधवरस्याथ प्रभावं स महामतिः।
तदग्रेऽकथयत्सर्वं सर्वदर्शी जितेन्द्रियः॥१९॥
न भयं जायते जातु दुष्टसत्त्वादिजं क्वचित्।
दस्यवः शत्रवश्चैव पलायन्तेऽस्य दर्शनात्॥२०॥
न बाधन्ते क्षुधा व्याधिर्नाधिर्नापि जरा तथा।
स्तम्भभूतं दृढतरं विद्धेतद्राज्यसद्मनः॥२१॥
इत्युक्त्वान्तर्हिते तस्मिन्देवदूते महात्मनि।
तोमरं तत्समानीय ददौ तस्मै महीपतिः॥२२॥
सोऽपि संप्राप्य तद्दिव्यं सर्वसिद्धिप्रदायकम्।
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21 d om. सद्मनः.
तदैव वैरिणां पृष्ठं निष्पिपेष महाबलः॥२३॥
तद्दृष्ट्वा दुर्लभं सर्वे भ्रातरो बद्धमत्सराः।
प्रतीक्षन्तोऽपि तस्यासन्सभयं दुष्टचेतसः॥२४॥
स च तत्स्नेहसंयुक्तः सर्ववैरविवर्जितः।
भ्रातृणामात्मनो वापि विशेषं नान्वमन्यत॥२५॥
धन्यास्ते जीवलोकेऽस्मिन्सज्जनास्सर्वतोऽधराः।
यद्धर्मवशतो लोकाद्भारं धारयितुं क्षमाः॥२६॥
एकदा स महाबुद्धिर्निशीथे जनकान्तिके।
स्थितोऽपि निद्रासंसक्तमानसः समजायत॥२७॥
जनकोऽपि तदुद्भुतस्नेहपाशेन यन्त्रितः।
कान्तं तद्वदनं पश्यन्नभूज्जागरतत्परः॥२८॥
निद्रायामेव योसोभनामधेयोऽतिसुन्दरः।
अकरोन्मधुरं हास्यं द्विवारं तं विमोहयन्॥२९॥
प्रबुद्धोऽसौ क्षणान्निद्रामनुभूय ततः परम्।
अभूत्स्वप्नेऽद्भुतं दृष्ट्वा विस्मयाविष्टमानसः॥३०॥
तावत्पप्रच्छ तं बालं जनको विस्मयान्वितः।
विहितं किं त्वया स्वप्ने स्मितं किं दृष्टमद्भुतम्॥३१॥
सोऽप्युवाच ततस्तात मया स्वप्नेनिरीक्षितम्।
अद्भुतं नैव जानामि फलं किं तत्समुद्भवम्॥३२॥
सूर्यादयो ग्रहास्सर्वे सनक्षत्रास्सराशयः।
बद्धाञ्जलिपुटास्तात दृष्टा मत्प्रणतौ मया॥३३॥
श्रुत्वावोचत्पिता तूष्णीं भव बालक मा पुनः।
कथय स्वान्तिकं स्वप्नं कस्यापि वचनान्मम॥३४॥
दृष्टमत्यद्भुतं स्वप्नं राज्यदं वैरिणस्तव।
कदाचित्कथयन्त्येवमन्यथा तत्फलं भवेत्॥३५॥
भवतोऽहर्निशं वैरपरा दुष्टमनोधियः।
न सहन्ते पुनः स्वप्नफलं ते भ्रातरः परम्॥३६॥
यथोक्तं वचनं तेन जनकेन हितैषिणा।
कंचित्कालं तथैवासौ पालयामास बुद्धिमान्॥३७॥
ततः कतिपयाहोभिर्गतं तत्प्रकटं पुनः।
चतुःकर्णागतं वाक्यं स्वप्रकालेन भिद्यते॥३८॥
कवयः कथयन्त्येवं यदीच्छा जीवितुं चिरम्।
हस्ते न्यस्य स्वकं जातु दीयते न मनोवचः॥३९॥
शुद्धं साधुवचोहंसं निर्गतं मुखपञ्जरात्।
दुर्जनौतुस्तदा दोषनखाघातेन बाधते॥४०॥
गुप्तं श्रुत्वा जनोद्गीतं तत्स्वप्नार्थमितस्ततः।
सर्वे ते समविन्दन्त भ्रातरो स्नेहतां पितुः॥४१॥
किमप्यार्योविचार्यैवमनार्यं कार्यमद्यनः।
कथं सर्वाञ्जहात्येकसुतस्नेहविमोहितः॥४२॥
न जानीमः किमस्त्यस्य जनकस्याद्यमानसे।
कथं न वेत्ति प्रेमान्धो दुःखमस्मद्वियोगजम्॥४३॥
परं किं वा तपस्तप्तं योसोभाख्येन दुष्करम्।
यद्वशेन पिता नैव क्षणमिकं जहात्यमुम्॥४४॥
तत्स्नेहेन जराजीर्णशरीरो वपुषोव्ययम्।
कथमस्मद्भुजस्तस्तम्भस्तम्भितोऽपि न वेत्त्ययम्॥४५॥
अथवा जीवलोकेऽस्मिन्वासना पूर्वकर्मजा।
अनिवार्याग्रतोयाति सुखदुःखानुबन्धिनी॥४६॥
किं वायं मोहितो धात्रा मायाजवनिकां पराम्।
प्रक्षिप्येक्षणयोस्तेन नेक्षतेऽसौ शुभाशुभम्॥४७॥
बुद्धिर्वृद्धस्य याता किं गृहीत्वायं शिशुं स्वयम्।
यज्जहात्यधुना मोहादस्मान्राज्यपुरन्धरान्॥४८॥
नैकोऽयं राज्यभागी स्याद्वयमप्यंशभागिनः।
कथं तमेव सत्पुत्रं मन्यते न पिता परान्॥४९॥
एवं चिन्तातुरास्सर्वे कथयन्तः परस्परम्।
तत्प्रीतिखण्डनोपायसमासक्तधियोऽभवन्॥५०॥
ते तु दुष्टधियः सर्वे पप्रच्छुस्तादृशान्परान्।
कथं प्रेमानयोः क्षिप्रं द्वयोस्स्यात्खण्डितं परम्॥५१॥
निपुणस्य यदा कार्यं कठिनं संपतिष्यति।
परबुद्धिबलंग्राह्यं तदा तत्कर्मसिद्धये॥५२॥
यद्यप्येकेन दीपेन प्रकाशो न गृहान्तरे।
भवेत्तमोविनाशार्थं कल्पनीयास्तदा परे॥५३॥
समाहूयात्मनस्तावत्सुहृत्सम्बन्धिबान्धवान्।
सदाधर्मपरान्हिंसाक्रोधादिगुणसंयुतान्॥५४॥
कृत्वैकदा सभां तस्यां निषणास्ते महौजसः।
प्रोचुः पृथक्पृथक्सर्वे वचनं वैरतत्पराः॥५५॥
तेषामेकोऽवदद्वाक्यंकठिनं पापसंयुतम्।
जाने श्रेयस्करं नैतद्वधकार्यं विनापरम्॥५६॥
गुप्तं भूमौ निधायामुमितो नीवा वनान्तरम्।
वैरिचिन्ताविनिर्मुक्ता गतबाधास्तदा वयम्॥५७॥
इति श्रुत्वा वचस्तस्य निर्घृणस्यापरोऽवदत्।
अपराधं विना बालघातोऽदुःखाय देहिनाम्॥५८॥
अथवामुं शिशुं बुद्ध्या करिष्यामोऽश्वसादिनम्।
प्रद्रुतोऽसौ ततोऽप्येनं पतितं मारयिष्यति॥५९॥
वयं शङ्कास्पदं नैव न तथा दोषभागिनः।
इत्याकर्ण्याब्रवीत्तावदपरोऽपि विचक्षणः॥६०॥
यद्ययंक्रियतेऽस्माभिर्वधोपायः शिशौ पुनः।
तदेव सुमहत्पापं सैव निन्दापि किं फलम्॥६१॥
कार्यमेवाधुना कार्यं परं जनकपुत्रयोः।
यथानयोर्विप्रयोगः प्रेमातिशयशालिनोः॥६२॥
गृर्द्ध्रगोमायुसंकीर्णं यक्षोरगसमाकुलम्।
पानीयपादपलतातृणगुल्मविवर्धितम्॥६३॥
सुकुमारममुं घोरं दूरं नीत्वा वनान्तरम्।
बालोऽयं त्यज्यते तत्र किं वधेन प्रयोजनम्॥६४॥
तदायमबली बालः क्षुत्पिपासोपपीडितः।
एकाकी विजने तस्मिन्स्वयं यात्येव पञ्चताम्॥६५॥
तद्गात्रनिपतन्निघ्नस्रवद्रुधिररागतः।
भवतां मलिनं मा भूच्छस्त्रं परमनिर्मलम्॥६६॥
समाकर्ण्याथतद्वाक्यं परं बुद्धिबलोर्जितः।
अपरोऽप्यवदत्तेषां प्राप्तकालमिदं वचः॥६७॥
परं वधोऽस्य शस्त्रेण क्षणमेकं सुदुःखदः।
मरणं क्षुत्पिपासाभ्यां मा भूत्कस्यापि जातु चित्॥६८॥
एतावदुक्ताविरते तस्मिन्मतिमतां वरे।
प्रोवाच शनकैर्वाक्यमन्योऽप्येको दयान्वितः॥६९॥
कूपमेकं निरीक्षध्वमितो दूरेऽन्तिकेऽपि वा।
प्रक्षिप्यैनं शिशुं तत्र सुखं स्यात्परमेव नः॥७०॥
तत्रस्थं दैवयोगेन संप्राप्तोऽपि पिपासितः।
जलाभिलाषी सार्थस्तं समुद्धरति कूपतः॥७१॥
ततस्सार्थपतिर्लब्ध्वा शिशुमेनं दयान्वितः।
दासभावं सुतत्वं वा नयतीति विनिश्चयः॥७२॥
दासतां सार्थपतिना नीतेऽप्यस्मिन्पितुस्ततः।
भवेद्राज्यादिकं सर्वमस्माकं हस्तसंश्रयम्॥७३॥
इति श्रुत्वैव ते सर्वे प्रहर्षोत्फुल्ललोचनाः।
वचनं साध्वमन्यन्त तत्कार्याबद्धमानसाः॥৩४॥
एतदेव दृढं मन्त्रं कृत्वा सर्वेऽथ सोदराः।
सुहृदस्तान्समामन्त्र्य प्रययुस्स्वं स्वमालयम्॥७५॥
धन्यास्ते मानवा येषां द्वयं चित्ते न जायते।
ममता यौवनोद्भुतोमदोऽपि च सुदुस्सहः॥७६॥
विरला जीवलोकेऽस्मिन्पुरुषास्समदृष्टयः।
लोभक्रोधविनिर्मुक्ताश्शिवध्यानपरायणाः॥७७॥
_________________
69 d ^(०)मन्ये.
दुर्ल॒भा मनुजास्सर्वं स्वप्नमायोपमं जगत्।
मन्यमानास्सदा योगनिपुणाः शेरते सुखम्॥७८॥
हिताहितकृतैकार्थविवेचनपरायणाः।
सामान्यास्ते क्षितौ किंचिल्लोभादिवशवर्तिनः॥७९॥
परमाहंकृतियुता वैरान्धधिषणास्सदा।
अवरास्ते नरा भूमौ दारभूता विशेषतः॥८०॥
अन्येऽद्युर्भ्रातरस्सर्वे मिलित्वा जनकान्तिकम्।
उपाजग्मुस्समारब्धमन्त्रसाधनतत्पराः॥८१॥
विधाय प्रणतिं तस्मै प्रश्रयानतमस्तकाः।
जानुभ्यामवनिं गत्वा माययोचुः शुभां गिरम्॥८२॥
विज्ञप्तिं शृणुताताद्य सदैव गृहवर्तिनाम्।
अस्माकमस्ति राजेन्द्र मृगयारसिकं मनः॥८३॥
योसोभाख्यममुंबालं भ्रातरं प्राणसम्मतम्।
गृहीत्वैवाधुना यामस्त्वदाज्ञाकाङ्क्षिणो वयम्॥८४॥
दर्शयामोऽस्य सकलं वनं तृणलताकुलम्।
मृगपक्षिगणाकीर्णं नानापादपशोभितम्॥८५॥
क्वचिदंसेसमारोप्य क्वचिद्वाहेऽथ कुञ्जरे।
सुकुमारममुं बालं पर्यटामो वनान्तरम्॥८६॥
हनिष्यामो बहुंस्तत्र हरिणाञ्शशकांस्तथा।
शिक्षिताप्यस्त्रविद्येयंसफला मनुजेश्वर॥८७॥
विधायात्यद्भुतां लीलां दर्शयित्वास्य तद्वनम्।
_____________________
81 c उपाजग्म^(०).
शीघ्रमेवागमिष्यामः कुरुष्वाज्ञां नरोत्तम॥८८॥
इति तेषां वचः श्रुत्वा प्रत्युवाच नराधिपः।
तद्वियोगासहिष्णुस्तच्चिन्तयोद्वेगमानसः॥८९॥
कर्तुमाखेटकं सर्वे भवन्तो बलशालिनः।
प्रयान्तु किं तु बालोऽयं कोमलाङ्गो न वेत्ति तत्॥९०॥
सम्भवन्ति वने दोषा बहुशो दुष्टसत्त्वजाः।
सोढुं तद्दर्शनोद्भूतं न शक्तो बालको भयम्॥९१॥
अथवा सुकुमाराङ्गं सुतमेतं विना क्षणम्।
सुन्दरं भवसर्वर्स्वं स्थातुं नैव धृतिर्मम॥९२॥
समाकर्ण्याथतद्वाक्यं विमर्शाकुलिताशयाः।
बद्धाञ्जलिपुटास्सर्वे जगदुस्ते शनैशशनैः॥९३॥
तावन्नास्य भयं किंचित्सिंहव्याघ्रादिजंक्वचित्।
भवामोजीविता यावन्न शङ्कां कर्तुमर्हसि॥९४॥
चकाराज्ञां नृपः कर्तुं मृगयां पुत्रवत्सलः।
योसोभाख्येन तेनैव सहैव सरलाशयः॥९५॥
अनुज्ञां प्राप्य ते दुष्टधियो हृष्टाशयाः परम्।
सम्पन्नमिव मन्त्रं तममन्यन्त पुरा कृतम्॥९६॥
इति यवनभाषापारङ्गमपण्डितश्रीवरविरचिते
कथाकौतुके नवमं कौतुकम्॥
॥ ९॥
धिग्देवं कृपणं कर्तुं द्वयं यो नैव शक्तिमान्।
दुःखितं सुखसंयुक्तं सुखितं च सदा सुखम्॥१॥
वैदग्ध्यं किं विधेः कूपे प्रक्षिप्यैवातिसुन्दरम्।
योसोभाख्यं सुखेनास्य भ्रातरो येन योजिताः॥२॥
ततस्तदाज्ञयादाय भ्रातरं तं यवीयसम्।
कर्तुमाखेटकं सर्वे निर्ययुर्नगराद्बहिः॥३॥
लालयन्तोऽपि भूपाग्रेबालं बलवतां वराः।
यथाबलमती राजा बलात्कारं न वेत्त्ययम्॥४॥
कश्चिदंसं समारोप्य तमेव प्रियदर्शनम्।
अविज्ञाताशयं तेषां गन्तुकामोऽभवत्तदा॥५॥
कश्चिदेनं समालिङ्ग्य चुचुम्ब वदनं शनैः।
पश्यतो जनकस्याग्रे वितन्वंस्तां मुदं मुधा॥६॥
प्रकटं स्नेहसंयुक्ता अन्तः क्रोधपरायणाः।
जय जीवेति बहुशः प्रयुञ्जानास्मदाशिषः॥७॥
एवं मायामयैर्भावैर्मोहयित्वा जनाधिपम्।
निन्युस्ते दूरमध्वानं निर्जनं दुर्जनाः परम्॥८॥
ततः स्कन्धावारुह्य पदातिं विरचय्य तम्।
स्नेहार्द्रं हृदयं त्यक्त्वा दुर्वचोभिस्संमर्दयन्॥९॥
तीक्ष्णकण्टकिना दुष्टमार्गेण बद्धमत्सराः।
पद्भ्यां पद्मोपमाभ्यां तमानिन्युर्वैरिणस्ततः॥१०॥
मुष्टिभिः पादघातैस्तं ताडयन्तो मुहुर्मुहुः।
रुदन्तं दीननयनं हसन्तस्ते मुदान्विताः॥११॥
मत्तस्नेहार्द्रहृदयः परं ते कठिनाशयाः।
प्रश्रयावनतो बालस्ते हि वैरपरायणाः॥१२॥
क्वाद्य ते स पिता येन त्वत्स्नेहान्धधिया परम्।
त्वामेवैकं समाश्रित्य वयं विस्मारितास्सदा॥१३॥
त्वामद्यैव हनिष्यामः पितुर्भीतिर्न वास्ति नः।
करिष्यामोऽथवा छिन्नहस्तपादादिकं क्रुधा॥१४॥
एवं सन्तर्जयन्तस्तं सुकुमारमनागसम्।
आसन्प्रमुदितास्सर्वे मोहिता विष्णुमायया॥१५॥
इति दृष्ट्वाद्भुतं तेषां मनःकाठिन्यमातुरः।
चिन्तयामास योसोभनामधेयोऽतिदुःखितः॥१६॥
अहितं विहितं कस्माद्विधिनाविधिना मम।
संहितं निहितं किं वा सौहार्दं सुहृदां परम्॥१७॥
स दूरे जनको येन रक्षितोऽहं सुमेधसा।
यत्नेनाद्यसुदुःखार्तः शरणं कं समाश्रये॥१८॥
कथं स मे पिता दूरस्थितो जानाति दुर्दशाम्।
नास्ति कश्चित्सुहृद्गत्वा वक्ष्यत्येवं तदग्रतः॥१९॥
नास्ति स मे बन्धुरिति श्रुतं वाक्यं दाता श्रुतौ।
विपरीतं तु तद्यन्मां हन्तुकामास्सहोदराः॥२०॥
एवं दुःखातुरं बालं रुदन्तं करुणस्वरम्।
तमादाय समाजग्मुः कूपान्तिकमनागसम्॥२१॥
कथयन्ति स्म तं कूपमन्धकूपमिवापरम्।
सुनिम्नमप्रमेयं च पातालतलमाश्रितम्॥२२॥
घोरं मध्योच्छलद्वायुजितमेघध्वनिं परम्।
____________
20 b om. दाता.
सदा गुल्मलताकीर्णं प्रसर्पत्सर्पसंकुलम्॥२३॥
ततो दृढतरं बद्ध्वाबन्धनैस्तं नृपात्मजम्।
अंशुकानि समाहृत्य सन्तुष्टास्तत्र चिक्षिपुः॥२४॥
स तु तत्तेजसा कूपः प्रजज्वाल समन्ततः।
निरालोकेऽपि सन्दर्शस्सप्रकाशोऽभवत्तदा॥२५॥
तेजस्तेजस्विनां जातु कुत्रचिन्नैव हन्यते।
उदयन्तं विवस्वन्तं बाधते किं निशातमः॥२६॥
तस्मिन्क्षणे महेशानमगतीनां गतिं परम्।
सोऽथ सस्मार योसोभनामधेयोऽतिकातरः॥२७॥
पिता माता सुहृद्भ्राता न चान्ये बन्धवो यदा।
समर्था रक्षितुं नाथ तदानाथेश्वरो भवान्॥२८॥
ततस्सर्वेश्वरः शम्भुः प्रसन्नजनवत्सलः।
विधायैकं शिलापट्टंतन्मध्ये मायया विभुः॥२९॥
अरक्षत्सहसालोक्य पतन्तं तं निराश्रयम्।
अप्रमेयानुभावोऽसौ कर्तुं किं नैव शक्तिमान्॥३०॥
तेनैव प्रेषितस्तावद्गृहीत्वैकं सुकञ्चुकम्।
पूर्वोक्तो देवदूतोऽसौ समागत्याब्रवीद्वचः॥३१॥
उत्तिष्ठोत्तिष्ठ भद्रं ते बद्ध्वेदंदेवकञ्चुकम्।
मृत्युभीतिः क्षुधा तृष्णा न हि त्वां बाधते क्वचित्॥३२॥
मुञ्चमुञ्चाधुना चिन्तां प्रसन्नस्ते महेश्वरः।
रक्षितोऽसि स्वयं तेन दीनानुग्रहकारिणा॥३३॥
यथेदं सुमहद्दुःखं त्वयाप्तं दुष्टयोगतः।
तथाल्पैरेव दिवसैःसुखं प्राप्स्यसि शाश्वतम्॥३४॥
धीरो भव महाबुद्धेदैन्यं मा नय मानसम्।
जित्वा शत्रून्स्वधर्मेण राजावश्यं भविष्यसि॥३५॥
इत्युक्त्वान्तर्हिते तस्मिन्देवद्वते स बुद्धिमान्।
ध्यायन्मनसि देवेशं तस्थौ तत्र नृपात्मजः॥३६॥
दिवसत्रितयं सोऽभूत्कूपेऽस्मिंल्लोकचन्द्रमाः।
नाषभाख्ये पुरे रम्ये यथा बुद्ध्या विनिर्मितः॥३७॥
चतुर्थेऽहनि भूपालनयनानन्दकारकः।
ततस्तमुद्धृतो बालः प्रभुणाद्भुतकारिणा॥३८॥
दैवाज्ञयाथ तद्भाग्यवशेनापि समागतः।
जलार्थीलोकसार्थस्तं कूपमन्वेषयंस्ततः॥३९॥
सार्थो विस्मृतमार्गोऽसौ क्षुत्पिपासोपपीडितः।
बभ्राम विपिने तस्मिन्विचिन्वंस्तमितस्ततः॥४०॥
तावत्स संगतस्तस्य प्रथितो वरुणाख्यया।
खेज्राभिधानस्तेनासौ समानीतस्तदन्तिकम्॥४१॥
स तेन सहितो यावत्कूपान्तिकमुपागमत्।
तावद्भुपात्मजस्यापि देवदूतस्समागतः॥४२॥
ततो जगाद शनकैरुत्तिष्ठोत्तिष्ठ भारत।
भाग्यं ते फलितं साधो त्यजचिन्तां सुदुःखजाम्॥४३॥
अद्यैव तृषितस्सार्थस्समागच्छति जीवनम्।
वनं चर्मपुटंक्षिप्त्वा समुद्धरति कूपतः॥४४॥
तदन्तरे त्वया स्थेयं तूर्णं त्वद्भारसंयुतम्।
ततोऽसौ ते समुद्धर्ताज्ञात्वा पूर्णं जलेन तत्॥४५॥
अभिधाय गते तस्मिन्यथास्थानं नृपात्मजः।
प्रतीक्षमाणस्समयमासीद्बद्धमनोरथः॥४६॥
क्षिप्तं चर्मपुटंतावज्जलोद्धरणवाञ्छ्या।
केनापि सार्थिकेनासौ न्यविशत्तत्र सत्वरम्॥४७॥
नितरां गुरु तज्ज्ञात्वा स सार्थान्नचरस्तदा।
विस्मयाविष्टहृदयः शनकैर्वाक्यमब्रवीत्॥४८॥
अस्ति चर्मपुटंभारयुतंकिमपि साम्प्रतम्।
तदैतन्मध्यगं किं चिद्दुर्लभं वस्तु मन्यते॥४९॥
एवमानन्दितः कर्षञ्शनैस्तत्कूपतस्ततः।
शिशुमेकं ददर्शासौ रूपातिशयशालिनम्॥५०॥
कूपसन्तमसात्तेन विधिना कर्षितः शनैः।
स शिशुः शुशुभे कुम्भस्थितो बालशशी यथा॥५१॥
अद्भुतं बालकं तूर्णं संतुष्टः सोऽपि सेवकः।
समानीयाग्रतस्सार्थपतयेऽदर्शयत्ततः॥५२॥
समालोक्याथ तं बालं सोऽभूत्परमविस्मितः।
तथैव सार्थलोकोघोविमर्शमकरोत्परम्॥५३॥
कोऽयं कस्यात्मजः कूपे केन वायं निपातितः।
इति कोलाहलपरः स सार्थोऽभूत्समन्ततः॥५४॥
तस्य ते भ्रातरस्तावन्मृगयानिरता वने।
श्रुत्वा ध्वनिं पुनर्घोरं कूपान्तिकमुपागताः॥५५॥
_______________
47 cसार्थनासौ.
दृष्ट्वातिविपुलं सार्थं तं च कूपात्समुद्धृतम्।
स्तुवन्तो विधिवैचित्र्यं तत्रासंस्ते सुविस्मिताः॥५६॥
प्रोचुः सार्थपतिं क्रुद्धाः कूपात्केनायमुद्धृतः।
अस्माभिर्निहितोऽप्यत्र वध्यः पापरतः परम्॥५७॥
स तान्सार्थेश्वरोभीतः पप्रच्छ विनयान्वितः।
भवद्भिरपराधेन केन क्षिप्तोऽत्र बालकः॥५८॥
प्रत्यूचुस्ते महात्मानं मायिनो नृपनन्दनाः।
अस्माकमासीद्दासोऽयं दासाज्ञाभङ्गकारकः॥५९॥
तेनायमपराधेन क्षिप्तोऽमुष्मिन्सुसंकटे।
अस्माभिर्भवताकार्यं विहितं यत्समुद्धृतः॥६०॥
वधोपायः सदास्माभिः क्रुधास्मै विहितः क्वचित्।
फलितो न कथं वध्यः स हियो दैवरक्षितः॥६१॥
हनिष्यामोऽद्य चेद्दोषादृृतकं किं फलं ततः।
विक्रीतुमस्त्यमुं दासं साभिलाषं मनोऽद्य नः॥६२॥
इति सार्थपतिः श्रुत्वा कुमारं तं सुलोचनम्।
क्रीत्वा तेभ्योऽल्पवित्तेन चक्रे स्वात्मवशं ततः॥६३॥
तदर्घं स तु याकोभनामा वेत्ति स्म नापरः।
आसीदेकैव सा योग्या ग्रहीतुं तं नृपात्मजा॥६४॥
गृहीत्वैवाद्भुतं दासं शुभलक्षणसंयुतम्।
ततस्सार्थपतिर्मेस्रंप्रत्यागाद्धर्मपूरितः॥६५॥
ततः कतिपयाहोभिः प्राप्तस्तु नगरान्तिकम्।
श्रिया परमया युक्तः प्रथितस्सार्थनायकः॥६६॥
तदुदन्तं समाकर्ण्य मन्त्री मेस्रमहीभुजा।
सभाजनाय प्रहितस्तत्समीपमुपागतः॥६७॥
सभाजयित्वा तं सार्थपतिं तदनुगांस्तदा।
तेनैव सहितोऽजेजमेस्रोऽसौ न्यविशत्पुरम्॥६८॥
पप्रच्छानामयन्सार्थनाथं मित्रं यथा सुहृत्।
दिष्द्याद्या कुशली प्राप्तः परं प्रेमनिधिर्भवान्॥६९॥
कथयस्व सखे वस्तु किमद्यापहृतं त्वया।
भवतस्तन्मया सर्वंगृह्यते साध्वसाधु वा॥७०॥
तस्य तद्वचनं श्रुत्वा प्राह सार्थपतिस्ततः।
मयानीतानि दिव्यानि राजन्रत्नान्यनेकशः॥७१॥
तथाप्येको मया दासः क्रीत्वातिविपुलैर्धनैः।
रूपेणाप्रतिमो लोके लोकनाथसमाहृतः॥७२॥
यद्रूपेण जितः कामं स कामोऽनङ्गतां गतः।
परं तमेकं मन्येऽहं नररत्नं नराधिप॥७३॥
न तथा जायते प्रीतिर्निधिलाभेन देहिनाम्।
कलकोकिलनादेन न शारदसुधांशुना॥७४॥
असमञ्चसवाक्येन शिशोर्मृगमदेन च।
नापि स्वर्गाधिपत्येन दर्शनेनास्य सा यथा॥७५॥
तन्मुग्धमधुरालापस्मितसाचीक्षणादिभिः।
तेनेदं मोहितं सर्वं कुहकेनेव मायया॥७६॥
एकस्यैव तदीयस्य चञ्चन्नेत्रेक्षणस्य च।
_________________
69 a पप्रच्छानामयं.
अचला सकता मूल्यं स्वल्पं भूपाल मन्यते॥७७॥
इति श्रुत्वाद्भुतंसम्यक्तस्य रूपनिरूपणम्।
तच्चित्तोऽजेजमेस्रस्तं विससर्ज निजालयम्॥७८॥
समेत्यायतनं सार्थपतिर्भृत्यं महामतिः।
क्रीतं स्वद्रविणेनैतं प्रोवाच वचनं ततः॥७९॥
अध्युत्तिष्ठ महाभाग परं स्नानादिकर्मणा।
नय शोभां शरीरं त्वं सत्वरं धूलिधूसरम्॥८०॥
ततो नीलाभिधानां तां नदीमेत्यावगाहयन्।
प्रसादयामास वपुस्स कुमारस्तदाज्ञया॥८१॥
किं तु नीरजहीनापि तन्मुखाम्भोजशोभया।
परं तदैव शुशुभे सापगा वेगशालिनी॥८२॥
तेनावगाहिता शुद्धवपुषा भ्रमताम्भसि।
राजहंसोपमेनापि राजपुत्रेण सा बभौ॥८३॥
अवगाहं ततः कृत्वा नीरात्तीरमुपागतः।
दिव्याम्बरधरो रेजे स कुमारोऽतिशोभनः॥८४॥
शरीरं भूषयित्वा तु सत्वरं भूषणोत्तमैः।
समागत्य ततस्सार्थपतये प्रणनाम सः॥८५॥
सोऽप्यमुंसुन्दरतरं समालोक्य मनो दधे।
गृहीतं स्वल्पवित्तेन विक्रीतुं बहुभिर्धनैः॥८६॥
अथ सार्थपतिस्सम्यग्व्यवहारविचक्षणः।
मञ्चे निधाय तं मेस्रभूपान्तिकमुपानयत्॥८७॥
सोऽपि तं तेन हर्षेण तस्मै नीत्वान्तिकं पुनः।
तस्मादाकृष्य तस्यैवं तस्मिंल्लोके शुभं वपुः॥८८॥
दर्शयामास मेधावी स्वार्थसाधनतत्परः।
प्रश्रयावनतो भूत्वा रूपेणाप्रतिमं भुवि॥८९॥
पृथुकं निर्गतं मञ्चात्परं तेजोऽन्वितं शुभम्।
अमन्यत महीपालो द्वितीयमिव भास्करम्॥९०॥
दृष्ट्वैव तं तथारूपंप्रियमद्भुतदर्शनम्।
आसन्प्रमुदितास्सर्वे विस्मयाविष्टमानसाः॥९१॥
तावत्सर्वं चरित्रं तत्सुरूपस्य सुजन्मनः।
तस्यैव तज्जनोद्गीतं प्रादुर्भूतं समन्ततः॥९२॥
तन्नामतद्गुणाख्यानतत्कथाबद्धमानसाः।
तन्मयत्वमवापन्ना आसंस्तत्पुरवासिनः॥९३॥
आलेख्येऽपि लिखित्वामुं केचित्पश्यन्त उत्तमम्।
ध्यानेनान्ये मनोमध्ये तदाहितधियः परम्॥९४॥
इति यवनशास्त्रपारङ्गमपण्डितश्रीवरविरचिते
कथाकौतुके दशमं कौतुकम्॥
॥१०॥
कर्तुं यन्न कचिच्छक्तास्सर्वे देवास्सवासवाः।
विधाता संविधाता तद्धेलयैव निरङ्कुशः॥१॥
एवं वृत्तं समावृत्तं यावत्तस्य शिशोर्महृत्।
तत्कर्मण्यनभिज्ञासीत्तावत्सा पार्थिवात्मजा॥२॥
तद्वियोगेन सा बाला त्यक्तवस्त्रामनोरमा।
नित्यमुन्मत्तरूपासीद्भ्रमतीव वनाद्वनम्॥३॥
एकदागत्य भूपालतनया नगरान्तिकम्।
यावत्प्रविष्टा शुश्राव महत्कोलाहलं नृणाम्॥४॥
ततो विस्मयमापन्ना हरिणीहारिलोचना।
किमेतदिति पप्रच्छ सखीवृन्दं मुहुर्मुहुः॥५॥
काचित्तदाज्ञया तूर्णं गता प्रासाधिका परम्।
प्रष्टुं तदखिलं वृत्तं श्रुत्वा याता पुनस्ततः॥६॥
समेत्य कथयामास यथावत्सर्वमादितः।
दासी दासचरित्रं तन्मनस्सन्तोषकारकम्॥७॥
समाकर्यैव किं नाम किंचिल्लब्धसुखाबला।
व्यसृजत्तं समानेतुं शिशुं सहचरौ पुनः॥८॥
समानीय ततो बालं तमेकं प्रियदर्शनम्।
अपश्यत्सा स्वयं कान्तं मध्ये कर्णोरिथस्थिता॥९॥
तं विलोक्य ततोऽपूर्वरूपलावण्यशालिनम्।
बभूवानन्दिता भूपतनया तत्क्षणात्परम्॥१०॥
तद्दर्शनाद्वियोगोत्थं मानिनी विजहौशुचम्।
अमन्यत तदैवैकं सफलं जन्मवासरम्॥११॥
चित्तं चैतन्यसंयुक्तं ज्ञात्वा चिन्तापराभवत्।
शुभाशुभफलावाप्तिसाक्षिभूतं नृणां मनः॥१२॥
किं वा सोऽयं मया दृष्टः स्वप्ने यो लोकसुन्दरः।
तं विना दयितं स्वास्थ्यं मनो मे कथमाप्नुयात्॥१३॥
क्षणमेकं विमृश्यैवमत्यजच्छ्वाससन्ततिम्।
नवोद्भूतवियोगेव निस्संज्ञा सापतद्भुवि॥१४॥
तावत्सार्थपतिर्भृत्यं निनाय निजमन्दिरम्।
दर्शयित्वैव तद्रूपाहृतचित्तं पुरौकसाम्॥१५॥
ततोऽपश्यद्विशालाक्षीं धात्री राजसुतां शनैः।
दशामपूर्वदृष्टां तामवलोक्याकुलाशया॥१६॥
अहोकिंचित्क्षणं सौख्यमद्यैवाधिगतं त्वया।
दर्शनाद्वालकस्यास्य तावन्मूर्च्छामुपागता॥१७॥
किं शोकाम्बुधिमग्रासि वद सुन्दरि सत्वरम्।
इति तस्या वचः श्रुत्वा प्रत्यवोचन्मनस्विनी॥१८॥
जानेऽहानि गतान्येवं मातर्दःखमयान्यपि।
अधुनानन्दयुक्तानि प्रतिभान्त्येव तानि मे॥१९॥
योऽयं सार्थपतेर्दासो मेस्रेऽस्मिन्वीक्षितस्त्वया।
जीवितेशी मया स्वप्नेस एवालोकितः पुरा॥२०॥
नित्यमेतद्वियोगाग्निज्वालया ज्वलितास्म्यहम्।
विद्ध्यमुं भवसर्वस्वं मम मातस्सुदुर्लभम्॥२१॥
दर्शयित्वा निजं रूपं तदा लोकमनोरमम्।
हृतं चैतन्यमखिलं हेलयैव ममाधुना॥२२॥
न जाने माययानेन कयाप्युन्मत्तरूपताम्।
नीत्वा मां सर्वबन्धुभ्यः कथं दूरीकृताप्यहम्॥२३॥
यत्किंचित्सततं कथ्यं मम मातर्निरीक्षितम्।
एतदर्थं मया सर्वं तदाप्तंप्रेमलुब्धया॥२४॥
अवैहि परमं लाभं वाञ्छितं सर्वथाधुना।
यदि सर्वगुणोपेतः प्राप्यतेऽयंसुरूपवान्॥२५॥
नैतज्जाने कथं कार्यं मम सिद्धिमुपेष्यति।
लभ्यते वा कथं नाथो यातोऽसौ दृष्टिगोचरम्॥२६॥
धन्या का जीवलोकेऽस्मिन्या नित्यं सुमनोरमम्।
अमुमासाद्य रमणं रमत्येव सुमध्यमा॥२७॥
नैतज्जानाम्यहंमातः प्राप्तपुण्योदयाधुना।
का वा सुलोचना रम्यं विशत्येतत्स्तनान्तरम्॥२८॥
धन्या का तन्मुखं नित्यं मदालसविलोचनम्।
पश्यन्बिम्बाधरं जन्म नयत्येव कृतार्थताम्॥२९॥
धन्या का कामिनी सौधे शीतांशुकशीतले।
अनेन परमं सौख्यं समाप्नोति सहाधुना॥३०॥
इति ब्रुवाणां तां बालां विरहोत्कण्ठिताशयाम्।
प्रत्युवाच शनैर्धात्री मानयन्नथ मानिनीम्॥३१॥
क्षमस्वाद्यपुनः पुत्रि कंचित्कालं यथाधुना।
अनायासेन सिद्ध्यन्ति क्षमाशीलस्य सिद्धयः॥३२॥
क्षमया लभ्यते सर्वं यत्किंचिन्मनसीप्सितम्।
नित्यं प्रमुदितो लोकः क्षमावानुन्नताशयः॥३३॥
सहनान्नापरं किंचिद्भुषणं भुवि भाविनाम्।
क्षमया पूजिता लोके तयैवोदेति भास्करः॥३४॥
सुश्रेणि स्वर्गनिश्श्रेणिः कविभिस्सैव कीर्तिता।
तस्माच्त्वयापि क्षन्तव्यं सुभ्रु मद्वचनाद्विधिः।
अनयैवाखिलं कार्यं सत्वरं साधयिष्यति॥३५॥
इति तद्वचनं श्रुत्वा राजपुत्री मुदान्विता।
मन्यमानाविशद्गेहं दयितं हस्तसंश्रयम्॥३६॥
स एव समयः पूज्यो वरं तानि दिनान्यपि।
यत्रानन्दी सुहृन्मित्रसामीप्येन सदा भवेत्॥३७॥
प्रियप्रेमप्रदीपोऽसौ यदि प्रज्वलितस्सदा।
विप्रयोगतमोनैव बाधते नयनं क्वचित्॥३८॥
अन्येऽद्युरथ सार्थेशः समानीयापणान्तरे।
विक्रयार्थं ततो दासं महार्घं तस्य चाकरोत्॥३९॥
ततो वृत्तं समाकर्ण्य सर्वे ते पुरवासिनः।
धनान्यादाय तं दासं ग्रहीतुं तूर्णमाययुः॥४०॥
श्रुतमत्यद्भुतं वृत्तं समाजे पुरवासिनाम्।
त्वगस्थिशेषापि परं कुब्जाकारातिदुर्लभा॥४१॥
योषिद्वृद्धापि तत्रैका तद्गुणावर्जिताशया।
दासं क्रीतुमनुप्राप्ता गृहीत्वा सूत्रवर्तिकाम्॥४२॥
मयायं गृह्यते दास इत्युक्तेऽपि तयाजनान् ৷
हसतः प्रत्युवाचेदं सा वृद्धा गद्गदाक्षरम्॥४३॥
महार्घं प्रथितं लोके क्रीतुं नैव क्षमास्म्यहम्।
अयमेव हि मे लाभो यद्ग्रहीतुमुपागता॥४४॥
तावत्सार्थपतिस्तस्य पुरग्रामकरादिषु।
दुन्दुभिं ताडयामास विक्रयार्थं सुजन्मनः॥४५॥
यः कश्चिद्वनवान्दासं क्रीतुकामो भवेदमुम्।
स हि गृह्णातु त्वरितं समागत्यातिसुन्दरम्॥४६॥
न ह्येतत्सदृशः कश्चित्सकले लोकमण्डले।
समभूद्भविता रूपसम्पदा सुमनोहरः॥४७॥
श्रुत्वा दुन्दुभिनादं तं सदा मानधनोर्जिताः।
महाजनास्समाजग्मुः क्रीतुं दासं तमद्भुतम्॥४८॥
तेषामेकोऽवदन्मूल्यं भद्रमेकं प्रदीयते।
मयास्मै तेन दासोऽयं गृह्यते लोकसुन्दरः॥४९॥
भद्रं तत्कथितं नूनं यत्र संख्याविचक्षणैः।
सहस्रमेकं सौवर्णमुद्राणां परिकीर्तितम्॥५०॥
तावता स वणिक्तज्ज्ञोनैव मूल्येन दत्तवान्।
उत्तमार्घंतदा दासं रूपातिशयशालिनम्॥५१॥
ततर्स्ताद्द्वगुणं मूल्यमपरोऽपि ददौ वणिक्।
नाङ्गीचकार तत्किंचित्स्वार्थसाधनतत्परः॥५२॥
एवं तत्त्रिगुणं कश्चिददात्कश्चिच्चतुर्गुणम्।
एवं कृत्वा शतगुणं तन्मूल्यमभवत्तदा॥५३॥
सहस्रकोटिगुणितं वृद्धिं मूल्यमुपागमत्।
तावतापि न तं दासं दत्तवान्स वणिक्पतिः॥५४॥
अथ नागरिकास्सर्वे सह मेस्रमहीभुजा।
तदा हित्वा तदाशां तां विविशुस्स्वं स्वमालयम्॥५५॥
एवं वृत्तं समाकर्ण्य मेस्रभूपालमन्त्रिणः।
दयिताधिगतार्थाभूदेकैव वरवर्णिनी॥५३॥
हित्वा चिरन्तनां चिन्तां तन्निदेशवशं सदा।
हर्षेणाजिजमेस्रं तं समाहूयाब्रवीद्वचः॥५७॥
गत्वा शीघ्रं महीभर्तुस्समीपं विनयान्वितः।
दत्त्वाजानुद्वयं भूमौ विज्ञप्तिं कुरु सत्वरम्॥५८॥
निष्प्रजोऽहमसौ भूयात्पुत्रो मे तव सेवकः।
इत्याज्ञा यदि ते दासो गृह्यते वणिजो मया॥५९॥
अनुज्ञां प्राप्य भूभर्तुस्तदा सार्थपतिं वद।
उत्तमार्घो मया दासो गृह्यते भवतोऽधुना॥६०॥
यावत्प्रार्थयिता मूल्यं स वणिक्स्वार्थतत्परः।
तावदेव प्रदातव्यं द्विगुणं वापि सत्वरम्॥६१॥
वित्तचिन्ता न कर्तव्या कोशेऽस्मिन्नथ मामके।
सन्ति रत्नान्यसंख्यानि यथा तारा नभस्तले॥६५॥
यद्यहंदयिता तेऽस्मि भवान्प्रियहिते रतः।
मम चित्तविनोदार्थं दासं तं शीघ्रमानय॥६३॥
प्राप्तेऽमुष्मिन्मया दासे मनस्सन्तोषकारके।
सफलं मन्यते जन्म चिन्ताविरहितं तदा॥६४॥
तथेति प्रतिश्रुत्यासौसन्देशं हरिणीदृशः।
तदाभाषणसन्तुष्टस्सर्वं चक्रे समाहितः॥६५॥
अथ सार्थपतेर्दासं गृहीत्वा विपुलैर्धनैः।
सुभ्रुवोऽग्रे समानीय स्थापयामास सुन्दरम्॥६६॥
तं तु कामोपमं वीक्ष्य प्राप्तकामा मनस्विनी।
हर्षबाष्पौघपूर्णाक्षी विमर्शमकरोत्ततः॥६७॥
अहोकिं स्वप्नमायेयं किं वा सत्यमिदं भवेत्।
यत्पश्याम्यधुना लोके दुर्लभं प्रियदर्शनम्॥६८॥
________________
59 a निष्प्रजे. 63 aदोयता.
आशा मन्मानसेनैवमासीद्विरहयामिनी।
प्राप्नोति दीर्घतां याता प्रियमित्रोदयं क्वचित्॥६९॥
अकस्मात्सुखिता कान्तप्राप्त्याजातास्मि साम्प्रतम्।
शोभते विधिना साम्यं कर्तुं चेन्मानसं मम॥७०॥
मां विना नापरा काचिद्दुःखिता संसृतौ पुरा।
अधुना सुखसंयुक्ता प्राप्तकामापि कामिनी॥७१॥
चिन्तातीक्ष्णांशुसन्तप्ते विप्रयोगमरुस्थले।
पिपासिताप्यहं तत्र भ्रमन्ती गतचेतना॥७२॥
आश्चर्यकारिणा नित्यं कृततृष्णा दयालुना।
प्रियप्राप्तिसुधावृब्द्यादिब्द्याद्यविधिना कृता॥७३॥
निर्जनेऽपि निरालोके स्थितया पथि साम्प्रतम्।
दैवं भाग्योदयेनापि प्राप्तं ज्योतिर्मया परम्॥७४॥
मृत्युशय्यां समाश्रित्य जाताहं निद्रिता भृशम्।
न जाने के पुण्येन पुनर्दैवेन बोधिता॥७५॥
जीयात्सार्थपतिर्भूयात्तथा लाभान्वितस्सदा।
विक्रयार्थमिहानीतो दासोऽयं येन रूपवान्॥७६॥
का क्षतिश्चेन्मया दासो विक्रीतो बहुभिर्धनैः।
वित्तं तद्धनिनां प्रोक्तं यत्स्वात्मार्थं प्रयुज्यते॥७७॥
रक्षन्ति सततं रागहीना वित्तादिकं परम्।
शरीरं द्रविणं सर्वं प्रियार्थं भुवि रागिणाम्॥७८॥
धिक्तांल्लोभान्धधिषनान्निन्द्याञ्जगति मानवान्।
धनमेव प्रियं येषां न सुहृत्प्रीतिभाजनम्॥७९॥
एवं विस्मयमापन्ना हर्षोत्फुल्लविलोचना।
अमन्यत परं सौख्यं तदा सा नृपकन्यका॥८०॥
प्रीत्यैव तन्मुखाम्भोजं पश्यन्मुहुरुपागमत्।
मूर्च्छांतत्सङ्गमाह्लादलब्धसंज्ञाभवत्क्वचित्॥८१॥
यथाविन्दत सा बाला तद्वियोगातुरा परम्।
सततं चिन्तयोपेता क्षणमेकं युगोपमम्॥८२॥
तथा संप्राप्य दयितं कान्तं कमललोचनम्।
निमेषमिव हर्षेण वर्षं भूपसुता तदा॥८३॥
विश्वं मायामयैर्भावैर्मोहयन्यो विभात्यजः।
तस्मै नवनवाश्चर्यनिधये विधये नमः॥८४॥
इति यवनभाषापारङ्गमपण्डितश्रीवरविरचिते
कथाकौतुके एकादशं कौतुकम्॥
॥११॥
नोदेति रागिणां रागो दर्शनेनैव केवलम्।
किं त्वयं जायते पुंसां श्रवणेनैव कुत्रचित्॥१॥
श्रुतिरन्ध्रेण सद्रूपकथा यदि समागता।
मनस्स्वास्थ्यं तनुर्बलं तदैवोत्कण्ठया हरेत्॥२॥
न ह्यन्यत्कर्म जानाति श्रवणं श्रवणं विना।
श्रत्वैव शुभवृत्तान्तं हृदयोद्वेगकारकम्॥३॥
समयेऽस्मिन्नभूदेका कन्या देयाख्यवंशजा।
सुकुमारानवद्याङ्गी देशे तस्मिन्सुविश्रुता॥४॥
___________
82 b परा. 84 d ^(०)विधये.
तन्वी पूर्णेन्दुनयना नवयौवनशालिनी।
मुक्तानुकारदशना पक्वबिम्बाधरा तथा॥५॥
मध्ये क्षामा स्तनानम्रा सन्त्रस्तहरिणीक्षणा।
श्रोणीभारालसगतिर्निम्ननाभिर्मनोहरा॥६॥
आसीच्छीलगुणौदार्ययुता परमसुन्दरी।
कामं कामपताकेव भाविनी भुवि भामिनी॥७॥
नित्यं सौधस्थिता बाला सवयोभिस्समन्विता।
नापश्यदात्मनस्तुल्यं कंचिद्रूपादिभिर्गुणैः॥८॥
समाकर्ण्याथतद्वृत्तं जनोद्गीतं समन्ततः।
सापि तं द्रष्टुकामाभूदुत्कण्ठाकुलिताशया॥९॥
स्थानेऽद्भुतं श्रुतं किंचित्स्तुतं सद्भिर्मुहुर्मुहुः।
तदेव सहसा द्रष्टुमुत्कण्ठयति मानसम्॥१०॥
भूषयित्वा तदात्मानं भूषणैः प्रमदोत्तमा।
परमर्द्धियुता मेस्रमाययौ तं निरीक्षितुम्॥११॥
सर्वे ग्रहीतुकामास्तामासन्मेसरवासिनः।
नित्यं तद्रूपलावण्यसमावर्जितमानसाः॥१२॥
सहस्रमेकमुष्ट्राणां तथाश्वतरदन्तिनाम्।
प्रवालमणिमुक्ताभिः कञ्चनेनापि पूरितम्॥१३॥
प्राप्ता तत्र समादाय रूपेणाप्रतिमं भुवि।
योसोभनामधेयं तं क्रीतुकामापि साभवत्॥१४॥
नराणामथ नारीणां तदागमनकारणात्।
सर्वत्र नगरे जातः पुनः कोलाहलो महान्॥१५॥
पप्रच्छागत्य तद्वार्त्तांलोकौघं वरवर्णिनी।
क्रीयते स वणिग्दासः कुतोऽयमिति कथ्यताम्॥१६॥
सम्प्राप्तेहाधुना हित्वा सर्वं बन्धुजनादिकम्।
श्रिया परमया युक्ता तद्रूपोत्कण्ठिताप्यहम्॥१७॥
यावत्तं द्रष्टुकामाभूदबला समुपागता।
पथा तेन जनेनासौ सोऽयमित्येव दर्शितः॥१८॥
अथ तं प्रथमं वीक्ष्य कान्तं कमललोचनम्।
अनन्यसदृशं लोके रूपेणासीत्सुविस्मिता॥१९॥
मूर्च्छितेवापतद्भूमौ तमपूर्वं विलोक्य सा।
लब्धसंज्ञाथशनकैः प्रोवाच मधुराक्षरम्॥२०॥
जाने जन्मसहस्राणि विधाय विधिवत्तपः।
विधिना निर्मितो नूनं जयन्तो नामविश्रुतः॥२१॥
विक्रमेणास्य तनयः कथं दासत्वमाप्नुयात्॥२२॥
यद्यन्यदेवसम्भूतो भवान्देवसुतः कथम्।
सर्वसौख्ययुतं भूमौ नाकं हित्वावतिष्ठते॥२३॥
यदि गन्धर्वतनयः सोऽपि गेयप्रियस्सदा।
गौरवेण वचोऽप्येवं वदनाच्छ्रूयते न ते॥२४॥
मन्ये मनीषया हित्वा विधात्रा तच्त्वपञ्चकम्।
शरीरं तद्गुणेनैव रचितं केवलेन ते॥२५॥
अथवा केन तपसा समाराध्य महेश्वरम्।
त्वयाप्तमुत्तमं रूपं येनेदं मोहितं जगत्॥२६॥
____________
25 b विधाता
अये कस्यापि सद्वंशसमुत्पन्नः श्रियान्वितः।
सुवृत्तस्सुगुणानन्दो मुक्तामणिरिवोत्तमः॥२७॥
इति तस्या वचः श्रुत्वा प्रत्युवाच महामतिः।
योगीव योगदृष्ट्या तां ज्ञातार्थो बोधयन्निव॥२८॥
नास्मि देवो न गन्धर्वो नासुरो न च पन्नगः।
पञ्चतत्वात्मकं विद्धि शरीरं मामकं शुभे॥२९॥
नैतच्चित्रं विधेर्लोके वस्तुरत्नान्यनेकशः।
अत्यद्भुतानि सर्वत्र सन्ति किंचिन्न तेष्वहम्॥३०॥
सैव बुद्धिमतां बुद्धिर्निश्श्रेयसकरी यया।
ध्यायन्ति सततं शम्भुमनन्तं विश्वरूपिणम्॥३१॥
यदिदं दृश्यते सर्वं नानाकौतुकसंयुतम्।
तदवैहि भवादर्शे प्रतिबिम्बमिव स्थितम्॥३२॥
यथा किंचित्समालोक्य दर्पणे प्रतिबिम्बितम्।
मनो धावति तत्रैव कर्तुं तनिश्चयं मुदुः॥३३॥
तथैव सकलं सुभ्रु जगत्स्थावरजङ्गमम्।
दृष्ट्वा मायामयं शम्भुं ध्यायन्त्येकं मनीषिणः॥३४॥
मानसं चेद्वरारोहे रूपदर्शनलालसम्।
पश्यैकं शरणं मत्तं हृदि देवं मनोरमम्॥३५॥
दृष्ट्वैव मामकं रूपं विनश्यत्किं सुखं तव।
स्थिरं सर्वगतं तस्मात्सुभ्रु शम्भोर्विलोकय॥३६॥
इति तद्वचनं श्रुत्वा गतमोहेव साभवत्।
________________
29 aनास्मिन्देवो. 31 d विश्वरूपिणा.
तत्क्षणात्तत्पदाम्भोजं प्रणनाम मुहुर्मुहुः॥३७॥
ततस्सा गजरत्नानि तानि तां सम्पदं तथा।
विहायादाय काषायपट्टमेकं सुमध्यमा॥३८॥
भस्मभूषितसङ्गा बन्धुस्नेहविवर्जिता।
प्रवाजिनीव तपसे जगाम गहनं वनम्॥३९॥
कृच्छ्रातिकृच्छ्रपराकव्रतधूतमनोऽमला।
सर्वतीर्थावगाहेन शुद्धदेहाभवत्तदा॥४०॥
तथा नियमसंयुक्ता साभवद्वरवर्णिनी।
यथा विस्मयमापन्नाः परं सर्वे तपोधनाः॥४१॥
बोधयन्तस्स्वमात्मानं श्रुत्वा तद्धुतमुत्तमम्।
स्तुवन्तस्तां वरारोहां तदासन्मुनिपुङ्गवाः॥४२॥
समासाद्य परं धैर्यं शिक्षयास्या मृगीदृशः।
धीरा नैवेदृशं कर्तुं कर्म शक्ताः कदाचन॥४३॥
सा चकार तपो येन जहारेन्द्रबलं महत्।
न तत्किंचिद्भवेच्छक्तो वक्तुं वर्षशतैरपि॥४४॥
एवं हि रागिणां रागः कदाचित्सुकृतायते।
स एव मूढमनसां कदाचिद्दुष्कृतायते॥४५॥
अथ तैमोसतनयाभाग्यजालं सुविस्तृतम्।
तदा दीर्घगुणं जातं दैवाद्धंससुखाश्रयम्॥४६॥
जगच्छासनपट्टंतन्नाममुद्राङ्कितं परम्।
तदेव शोभितं सम्यग्बभूवेदं समन्ततः॥४७॥
________________
40 a ^(०)पाराक^(०). 43 aमानसाद्य.
अधिगम्यैव तं कान्तं परप्रेमनिधिं तदा।
रमणी साथ संसारचिन्ताविरहिताभवत्॥४८॥
गणयित्वाथ हर्षेण तदा वर्षदिनानि च।
सज्जीकृत्यांशुकान्याशु तावन्त्येव मनस्विनी॥४९॥
नित्यं नवनवं वासो ग्रथयन्मोचयन्नपि।
अहान्यगमयत्तस्य प्रीत्या परमया तदा॥५०॥
तथैवाशनपानादिपरिचर्यापरायणा।
तदामन्यत सा बाला निमेषमिव वासरम्॥५१॥
क्षणं सौधे स्थिता नूनं दयितेन क्षणं समम्।
बहिरन्तः क्षणं मेने सुखं सा परमं तदा॥५२॥
तत्स्नेहान्धमतिस्यैव धृत्वा वक्षःस्थले मुदा।
अवोचद्वसनं तेन प्रतिबद्धविमोचितम्॥५३॥
अयि वासो मया रम्यं किं नाप्तं तावकं वपुः।
तथा सर्वाङ्गमालिङ्ग्य स्थीयते स्वं यथा त्वया॥५४॥
तथा तत्प्रेमलुब्धाभूत्सततं सा वराङ्गना।
यथा नैच्छत्क्षणं स्थातुं तं विना रमणं क्वचित्॥५५॥
मुञ्चतीदं वपुश्छाया निशीथे तमसान्विते।
तल्लीना तस्य सा नित्यमनुगाभूदहर्निशम्॥५६॥
बद्धंयन्मृगशावाक्ष्यासुदृढं प्रेमबन्धनम्।
तेन साकं न तद्वक्तुं शक्तो लोकोऽस्ति कश्चन॥५७॥
एकदानीय तं बुद्ध्या निशान्तं लोकसुन्दरम्।
अपृच्छज्जन्मवृत्तान्तं सा तदाभाषणोत्सुका॥५८॥
स तु तां प्रत्युवाचेदं वचः प्रहसिताननः।
जन्मवृत्तिं न तां नूनं पितरौ नैव वेद्म्यहम्॥५९॥
किं तु जानाम्यहं कूपचरितं परमाद्भुतम्।
निष्प्रकाशे निराहारस्तस्मिन्नासं दिनत्रयम्॥६०॥
चतुर्थेऽह्न्युद्धृतस्तस्माद्वणिजा पुण्यकर्मणा।
तेनाहंतत्प्रसादेन प्राप्तोऽस्मि पदमुत्तमम्॥६१॥
तन्मुखादथ श्रुत्वातद्वचनं कर्कशं भृशम्।
पुलकाङ्कितसर्वाङ्गा समभूत्प्रमदोत्तमा॥६२॥
वेपमानापतद्भूमौ क्षणात्सा वरवर्णिनी।
अधिगत्य शनैः संज्ञां शुशोच बहुशोऽबला॥६३॥
विलोक्य तां तथाभूतां पुनश्चिन्तान्वितां तदा।
स्नेहान्धहृदया धात्री प्रोवाच करुणं वचः॥६४॥
अयि किं मानसं सुभ्रु वियोगविधुरं तव।
चिन्ताद्य काभवच्चित्ते कामस्ते फलितोऽधुना॥६५॥
स्वयं सुन्दरि ते पूर्वं शुष्कपत्त्रोपमं वपुः।
आसीद्वियोगवातेन भ्रमितं सर्वतोदिशम्॥६६॥
निपतत्सम्मुखं क्वापि तथैवाधोमुखं क्वचित्।
तत्कथंचित्स्थितं दैवात्पुनः प्राप्तं दशान्तताम्॥६७॥
किमेतदिति तद्वाक्यंसमाकर्ण्य मनस्विनी।
प्रत्युवाच शनैर्बाला निश्श्वसन्ती मुहुर्मुहः॥६८॥
तत्कथं वक्ष्यते मातर्मयाप्तं दुःखमुत्तमम्।
धन्या धारयितुं भूमिर्मामेकाहमथापि तत्॥६९॥
धूलिवत्पतिता भूमौ चिरमासमसंशयम्।
अकस्मात्साम्प्रतं चिन्ताचक्रवातेन घूर्णिता॥७०॥
कथितं कूपवृत्तान्तं वल्लभेनामुनाधुना।
समाकर्ण्यापि मे काचिद्धृतिर्नैवावशिष्यते॥७१॥
सन्तं सुहृन्मनोमित्रमानसं वेत्ति नापरः।
यात्यस्मिन्सुखिते सौख्यं दुःखं दुःखान्वितेऽपि तत्॥७२॥
सरन्ध्रं यन्मनो मित्रविप्रयोगेन रागिणः।
सत्यं पश्यति तेनासौ गवाक्षेणैव तं मुहुः॥७३॥
सत्यं तत्परमं प्रेम ख्यातं मज्ञोनलैलयोः।
न शक्यते तथा वक्तुं यथा प्रकृतिजीवयोः॥७४॥
नखरः स्वभुजे यावत्सिरार्थं निहितस्तथा।
मज्ञोनस्य करात्तावद्बहुसुस्राव शोणितम्॥७५॥
प्रकृतिः पीडिता चेत्स्याज्जीवोऽप्येवं तथातुरः।
स यदा चिन्तयोद्भूतः तनुः कार्श्यमुपैत्यलम्॥७६॥
यद्रागाद्बद्धहृदयो नरो वायुसमीरितम्।
तद्वस्त्रापतितं रेणुं सहते नैव जातु चित्॥७७॥
अनुभूतां पुरानेन कूपावस्थां कथान्तरे।
कथितामधुना मातः श्रुत्वा दुःखाकुलास्म्यतः॥७८॥
इति श्रुत्वा वचस्तस्या धात्री प्रोवाच सादरम्।
सत्यं चिन्तान्वितं चित्तं नित्यं मा कुरु सुन्दरिं॥७९॥
सदये हृदये धैर्यं धृत्वा हित्वाथ तां पुनः।
________________
76 b यथातुरः.
चिन्तां तद्वचनाद्बाला जातहर्षाभवत्तदा॥८०॥
तद्रागेणाभवद्भूपसुतानन्दयुता क्वचित्।
क्वचिद्दुःखान्विता किंचित्स साधुर्न विवेद तत्॥८१॥
इति यवनभाषापारङ्गमपण्डितश्रीवरविरचिते कथाकौतुके
द्वादशकं कौतुकम्॥
॥१२॥
स हि धन्यो नृलोकेऽस्मिन्नात्मारामः परिभ्रमन।
हितार्थहृदयं योषिच्चिन्तासक्तिविवर्जितः॥१॥
विज्ञाय मानसं तस्य प्रेमहीनं तदाबला।
स्वात्मनोऽपि तथा स्नेहयुतं विस्मयमाप सा॥२॥
न मया भाषते किंचिन्मुनिवन्मौनमास्थितः।
निःस्पृहोऽयंनृपसुता किं करोमीत्यचिन्तयत्॥३॥
केनोपायेन वशतामानयिष्याम्यमुं तदा।
यथैवायं भवेन्नित्यं मम प्रणयकारकः॥४॥
अद्यैनं दयितं दासं कोशाध्यक्षं करोमि चेत्।
जायन्तेऽस्य ततः सर्वे वैरिणः किं सुखं मम॥५॥
किं वा संयोजयाम्येनं कर्मण्यन्यत्र कुत्रचित्।
तदास्य दुर्लभं मन्ये तदासक्तस्य दर्शनम्॥६॥
किं तत्स्वल्पंभवेत्कार्यं यस्मिन्संस्थापितस्तदा।
प्रयात्येव प्रभातेऽसौ सायं प्रत्यागमिष्यति॥७॥
पश्याम्येनं यथा नित्यं ममैव निकटस्थितः।
यथायमधुना वृद्धिस्तादृशी का विधीयताम्॥८॥
बहुशोऽथ विमृश्यैवं भूपालतनया शुभम्।
ज्ञात्वा तदेव बुद्ध्या तं पशुपालं व्यधात्तदा॥९॥
स्थितेऽप्यत्यद्भुते स्नेहे तत्कर्मविनियोजनम्।
तस्य सर्वे तिरस्कारममन्यन्त पुरौकसः॥१०॥
योग्यं तस्याभवत्कर्म तदेव हि करोत्यलम्।
पशुभावसमापन्नरक्षां देवांशसंभवः॥११॥
सर्वदेवशरीरेभ्यः प्रगृह्यांशं पृथक्पृथक्।
विहितो वेधसा सोऽयं पशुपालोऽभवत्ततः॥१२॥
समादायाजमेषादीन्पशूनेवं तदाज्ञया।
निर्दावदहनं दावं पालयन्व्यचरत्तदा॥१३॥
प्रातर्गच्छन् गृहीत्वा तान्सायं प्रत्यानयन्नसौ।
तदग्रे स्वं वपू रम्यं त्रिसंध्यं दर्शयन्मुदा॥१४॥
तत्कर्मनिरतो भूत्वा सवयोभिः समन्वितः।
दिनान्यगमयत्तैस्तैर्विहारैर्वनसम्भवैः॥१५॥
मेषराश्यन्तरस्थोऽसौ बालो बलवतां वरः।
प्रतापोदयदुर्दर्शो रेजे तेजोनिधिर्यथा॥१६॥
नित्यं तद्दर्शनालापसमुत्कण्ठितमानसा।
सा यथाभूत्तथैवासौविरक्तहृदयः परम्॥१७॥
यथा यथा वीक्षमाणा तदीयाननपङ्कजम्।
प्रीत्या तथा तथैवायं लज्जानप्रमुखोऽभवत्॥१८॥
किंचित्कुतूहलेनेयं प्रष्टुकामापि कामिनी।
_______________
16 b बलो.
यावत्तावन्महाबुद्धिः सोऽपि मौनं समाश्रितः॥१९॥
यावदुक्तो नितम्बिन्या त्वयाग्रेस्थीयतामिति।
तावद्भयेन धीरोऽसौ ययौ पश्चाच्छनैश्शनैः॥२०॥
यथा तत्प्रेमविवशा सततं सा सुलोचना।
तथैव हि महाबुद्धिर्विरक्तोऽसौ सुरूपवान्॥२१॥
ज्ञात्वा तदाशयं रागविहीनं तनुमध्यमा।
चक्रन्द चिन्तयोद्भूता कुररीव दिवानिशम्॥२२॥
नावशिष्टं तु तत्किंचिद्दुःखं बालमृगीदृशा।
तयानैवानुभूतं यत्तद्वियोगोत्थितं तदा॥२३॥
ततस्सा विमनस्केव जहौदेहप्रसाधनम्।
नाकरोत्केशरचनां नाञ्जनं नयनेऽञ्जयत्॥२४॥
नापि केलिकलां कांचित्सखीभिः सह साकरोत्।
नित्यं सुमध्यमानल्पविकल्पनिरताभवत्॥२५॥
इति चिन्तातुरां दृष्ट्वा पुनस्तां हरिणेक्षणाम्।
स्नेहार्दहृदया धात्री प्रोवाच मधुराक्षरम्॥२६॥
किं तवाद्यविशालाक्षि मनश्चिन्तान्वितं पुनः।
कामं कर्तुं प्रियं प्राप्य न शोकं कर्तुमर्हसि॥२७॥
इति तद्वचनं श्रुत्वा भूपालतनयावदत्।
न तदाप्तं मया मातः सुखं यन्मनसीप्सितम्॥२८॥
सत्यं वेत्ति जनोऽयं मां प्राप्तकामार्थहर्षिताम्।
न तु तन्मानसं ज्ञातुं कः शक्तो वा पराशयम्॥२९॥
_______________
24 b जहा. 27 a तुवाद्य,
दुर्लभो हि नृलोकेऽस्मिन्नरो नरशिरोमणिः।
गूढदुःखातुरं सम्यग्वेत्ति यः परमानसम्॥३०॥
न जाने कर्मणा केन विपरीतेन मे विधिः।
नित्यं वैरपरोजातं यत्राद्यभग्नं मन्मनः॥३१॥
कामे नाप्ते वरं तावच्चिन्तासीत्केवलैव मे।
अधुनाधिगते सैव जाता शतगुणाशये॥३२॥
न हि शक्तास्मि तां वक्तुं व्यथां कान्तवियोगजाम्।
प्रश्नैरेवंविधैर्मातः पीडये मां मुहुर्मुहुः॥३३॥
इत्थं निशम्य तद्वाक्यं तथान्यत्र तयेरितम्।
गूढार्थमपि तज्जातं प्रकटं जनसंसदि॥३४॥
उदन्तं तं समाकर्ण्य तच्छिद्राबद्धमानसाः।
जहसुर्भूपतनयां तत्रान्तःपुरयोषितः॥३५॥
हा धिग्बुद्धिमिमामस्या विपरीतां विमुच्य या।
कान्तं स्वं भूपतिं दाससमासक्तमनोरथा॥३६॥
क्वेयं भूपसुता शुद्धकुला लावण्यशालिनी।
क्व चायं भृतकोऽज्ञातवंशः परवशस्सदा॥३७॥
अविचार्य कृतं कार्यमनार्यंमुग्धयानया।
व्यधात्कोऽपि न वामाक्षीप्रत्ययं येन साम्प्रतम्॥३८॥
इति श्रुत्वापवादं तं सपत्नीभिस्समीरितम्।
दासरूपानभिज्ञाभिश्चिन्तामाप दुरत्ययाम्॥३९॥
पुरा लोकापवादेन दुर्निवारेण दूषितः।
__________________
31 d यत्र जातं भग्नोद्य मंमनः. 37 c चाहं. 38 c वामाक्षि^(०).
स हि रामो गुणारामः सरामोधर्मतत्परः॥४०॥
क्वाहं वराका कृर्पणा निन्द्याजगति नित्यशः।
किं तु शक्तास्मि तामद्यबुद्ध्या नाशयितुं तथा॥४१॥
विधिरेषविधातव्यो निशान्तेऽवरयामया।
पूर्वमाहूयन्ते सर्वानिशान्तवरयोषितः॥४२॥
तदग्रेऽभ्यवहारार्थं ततः किंचित्फलादिकम्।
निधीयतेऽथवानेकरसं भोजनमुत्तमम्॥४३॥
ततस्तत्परिचर्यायै भृतकोऽयं विसृज्यते।
दृष्टेऽस्मिन्योषितस्सर्वा यान्ति मोहवशं तथा॥४४॥
उपायेनामुना नूनं विहितेन हि तेन च।
अयशोनाशमायाति भृत्योत्पन्नं ममाखिलम्॥४५॥
इति कृत्वा मतिं भूपतनया तत्तथाकरोत्।
पूर्वमुर्वारुकाण्याशु तदग्रे निदधे स्वयम्॥४६॥
शकलानि शलाकाभिर्यावत्तानि मृगीदृशः।
कुर्वन्त्यस्स्म तया तावत्सेवार्थं प्रेषितस्ततः॥४७॥
सशरीरमिवानङ्ग तं विलोक्यागतं पुरः।
मोहिताश्चिच्छिदुस्ताभिः स्वहस्तावेव योषितः॥४८॥
तद्व्रणाङ्कानि मोहेन पुरा जातानि यान्यलम्।
अद्य तान्येव हस्तस्थलेखालक्ष्येण लक्ष्यन्ते॥४९॥
एवं विस्मयमापन्नास्तद्रूपाकृष्टमानसाः।
विजहुः प्रेमसम्भूतमयशोऽस्यास्तदङ्गनाः॥५०॥
_______________
42 cपूर्वमाहूयते. 48 c ^(०)श्यिच्छदु^(०). 49 d लक्ष्यते.
दर्शं दर्शं यथा नित्यं साभवत्प्रेमविह्वला।
क्षणमेकं विलोक्यैनं तथैवैतास्सुलोचनाः॥५१॥
विहायापयशो बुद्ध्या पुनर्भूपालनन्दिनी।
तदासक्ताशया बाला समभूत्सा यथा पुरा॥५२॥
क्वचित्सद्मनि सौधेऽपि सभायां विजने क्वचित्।
स तदाहूयमानोऽपि नोपयातस्तदन्तिकम्॥५३॥
ज्ञावा तदाशयं प्रेमविहीनं तनुमध्यमा।
बहुशः चिन्तयामासवशीकर्तुममुं पुनः॥५४॥
अथैकं मन्दिरं गूढं रचयामास साद्भुतम्।
सुचारु कारुभिः कर्म विश्वकर्मानुकारिभिः॥५५॥
तदाज्ञया विमुच्यान्यनानालेख्यं मनोरमम्।
यस्मिंश्चित्रद्वयं चित्रं कृतं चित्रकरैःपरम्॥५६॥
विरक्तोऽस्याः स योसोभनामधेयोऽतिरूपवान्।
सा च भूपसुता चाटुपरा तद्विरहातुरा॥५७॥
कृत्वा वासगृहं सज्जं तूर्णं तच्चित्रसंयुतम्।
उपायेनाथ तं तत्र विससर्ज नृपात्मजा॥५८॥
किं वा वीक्ष्य तदालेख्यं मनोऽस्यायाति मार्दवम्।
वियोगेनागतामेतां गतिं मां प्रति कातराम्॥५९॥
इत्याशया विसृज्यैनं पूर्वं तत्र सुमध्यमा।
स्वयमप्यागता पश्चाच्छनैः सा प्रमदोत्तमा॥६०॥
अविज्ञाताशयं तस्याः सत्यधर्मपरायणम्।
______________
55 a यथैकं.
प्रविष्टं मन्दिरे तस्मिंस्तमेवानुविवेश सा॥६१॥
चित्रं दृष्ट्वाद्भुतं तेन स यावद्व्रीडितोऽभवत्।
विवृत्तवदनस्तावद्वचो भूपसुतावदत्॥६२॥
अयि जीवेश जीवाशा जीवलोके ममापरा।
काचिन्नो वास्ति कान्तं त्वां विना राजीवलोचनम्॥६३॥
अयि प्रणयिनां नित्यं परोपकृतितत्पराः।
वृथा मनोरथं कर्तुं कुशला न भवादृशाः॥६४॥
द्वयं रूपान्विते योग्यं लावण्यमपि मार्दवम्।
तद्युतेन गृहीतं किं त्वयैकं हृद्यपक्रमम्॥६५॥
अयि त्वद्विरहाक्रान्तां त्वत्प्राप्त्याशाश्रयां परम्।
घातयित्वाबलां लोके जायतेऽपयशस्तव॥६६॥
जातं त्वच्चिन्तयाचित्तं शीतलं सर्वतो मम।
जाने न हि कथं श्वासा दाहिनश्चास्रबिन्दवः॥६७॥
अयि त्वद्विरहेणैव शतच्छिद्रान्वितं मनः।
वद सन्दर्शयिष्यामि विदार्याद्यनिजोदरम्॥६८॥
अयि नाथानुभूतं यद्दुःखं त्वद्विप्रयोगजम्।
न तदद्यमया शक्यं वक्तुं वर्षशतैरपि॥६९॥
किं तु त्वत्प्रीतये रम्यं वेश्मेदं विहितं मया।
ईदृक्चित्रान्वितं सम्यग्विलोकयितुमर्हसि॥७०॥
अभिधायेति वाक्यं तत्प्रेमनिर्भरमानसम्।
समायाता निरोद्धुं तं बलेनैव बलान्वितम्॥७१॥
________________
64 b ^(०)तत्परः. 66 a त्वयि तद्विरहा^(०).
सोऽपि तद्धृदयं ज्ञात्वा निकामं कामपीडितम्।
तामनादृत्य वेगेन विनिर्यातो बहिस्ततः॥७२॥
भयेनैवापयान्तं तमनुद्गुत्याथ भामिनी।
पश्चाज्जग्राह पाणिना तूर्णं चीनांशुकाञ्जले॥७३॥
बलेनाकृष्यमाणं तद्वसनं तस्य सा शुभम्।
शिरोधरायाः प्राग्भागे व्यदरत्तु नृपात्मजा॥७४॥
अपयान्तं तथैवामुं जवेन सा नराधिपम्।
बहुशोऽतर्जयत्क्रुद्धा पश्चाद्भुपालनन्दिनी॥७५॥
याहि याहि कुतो मूढ गम्यते कर्म तावकम्।
कथयित्वा नृपाग्रेत्वां हनिष्याम्येवमप्रियम्॥७६॥
तर्जयन्निति साजेजमेस्रपार्श्वमुपागमत्।
गलिताश्रुकणा मन्युलुलितालकसन्ततिः॥७७॥
सोऽपि तां दयितां वीक्ष्य तथारूपामुपागताम्।
विस्मयाविष्टहृदयः सान्त्वयन्निदमब्रवीत्॥७८॥
अयि सुन्दरि त्वद्वैरियोग्येयं दुर्दशा कथम्।
गृहीतैवं त्वयानन्तरोषाकुलमनीषया॥७९॥
मद्व्यलोकेन केनापि खण्डितं चेन्मनस्तव।
तदेव वद सुश्रोणि प्रसन्नं क्रियते मया॥८०॥
मन्युना वापरस्यापि कस्यचिदुत भामिनि।
विमनस्कासि तं हन्तुं शक्तोऽस्मि तव साम्प्रतम्॥८१॥
इत्थं निशम्य तद्वाक्यं प्रत्याहैनं नृपात्मजा।
______________
74 aबालेना^(०). 75 b om. सा; नराधिनम्.
क्रोधरक्तेक्षणा मुञ्चत्कदुष्णोच्छ्वाससन्ततिम्॥८२॥
त्वदीयेनव्यलीकेन न दूये पार्थिवोत्तम।
को वा कोपयितुं शक्तो मनो मे प्राकृतो जनः॥८३॥
किं तु कर्म विधायैकं द्वये मुग्धधिया स्वयम्।
अयोग्यमेव वक्तुं तच्छ्रुत्वा भूपाल क्षम्यताम्॥८४॥
योऽयं दासो मया क्रीतो नरेन्द्र बहुभिर्धनैः।
किं त्वभीकोऽभिकस्सोऽयं जातो मां प्रति पार्थिव॥८५॥
जातास्मि चिन्तया यावद्भूपालालेख्यपुत्रिका।
सोऽपि तावन्निरोद्धुंमां बलेन समुपागतः॥८६॥
तमागतं समालोक्यभृशं कामवशं गतम्।
भयेनोद्भ्रान्तहृदया संजाताहं तदा नृप॥८७॥
उपाये नेक्षितेऽन्यस्मिन्विना युद्धं नखानखि।
विधाय तत्स्वधर्मोऽयं कथंचिद्रक्षितो मया॥८८॥
इति राज्ञीवचः श्रुत्वा स भूपोऽमर्षपूरितः।
तूर्णमानीय तं दासं क्रुधा कारागृहे न्यधात्॥८९॥
सह बन्दीकृतैस्तत्र बहुभिः कृतसंस्थितिः।
तदामन्यत तद्दुःखं न किंचिद्धर्मतत्परः॥९०॥
किं तु तत्स्नेहपाशेन सैव भूपालनन्दिनी।
बन्धिता चिन्तयोद्धूता कारावेश्मगताभवत्॥९१॥
एवं निवसतस्तस्य तत्र कारागृहे पुनः।
व्यतीयुर्निर्विकारस्य दश वर्षाणि हेलया॥९२॥
आस्तामासवशालीयस्तत्रैव च पुरोगवः।
उभौ बन्दीकृतौ राज्ञा पूर्वं क्रोधान्धचेतसा॥९३॥
एकोऽपश्यत्तयोस्स्वप्ने स्वमात्मानं नृपान्तिके।
शीधुमात्रकरं सम्यग्रचितापानविभ्रमम्॥९४॥
तथान्नभाजनं स्वादुव्यञ्जनं मस्तके धृतम्।
निपतद्ध्वांक्षवृन्देन भक्षितं दृष्टवान्परः॥९५॥
किमेतदिति सम्भ्रान्तहृदयौ तौ मुहुर्मुहुः।
पप्रच्छतुर्जनान्सर्वान्कारागृहगतानपि॥९६॥
कर्तुं तन्निश्चयं कश्चिन्नाभूच्छक्तस्तदापरः।
किं तु योसोभनामासौ प्रोवाचार्थविचक्षणः॥९७॥
स्वप्नेयेनैव भूभर्तुः पानलीला कृताधुना।
स्वल्पैरहोभिर्भगवच्छालीयत्वं समश्नुते॥९८॥
येनान्नं भक्षितं मूर्ध्नि वायसैःप्रेक्षितं परम्।
स याति पञ्चतां शोध्रंशिलासारेण सांप्रतम्॥९९॥
यथैव स महाबुद्धिः कृतवानिश्चयं पुनः।
तथैवाधिगतं ताभ्यां फलं स्वप्नसमुद्भवम्॥१००॥
एकोऽभून्मेस्रभूभर्तुः पानलीलासु दीक्षितः।
अपरोऽपि तदा राज्ञा शिलासारेण मारितः॥१०१॥
एकदा मेस्रभूपालः स्वप्नेऽपश्यत्स्वयं महान्।
सुपुष्टं महिषीवृन्दं भक्षयन्तं परं कृशम्॥१०२॥
प्रबुद्धोऽथ समानीय सचिवान्स महीपतिः।
किमेतदिति पप्रच्छ तमूचुस्ते न किंचन॥१०३॥
अब्रवीत्सोऽथ भगवच्छालोयस्तत्र भूपतिम्।
दत्त्वा जानुदयं भूमौ प्राञ्जलिर्नतकन्धरः॥१०४॥
योऽयं दासो महाबुद्धिर्जोलेखाजेजमेस्रयोः।
कारागृहगतोराजन्सहि स्वप्नार्थपारगः॥१०५॥
पूर्वं मयापि भूपाल बन्दोवेश्मनि वीक्षितः।
स्वप्नस्तेन यदेवोक्तं तदाप्तं फलमद्भुतम्॥१०६॥
इति श्रुत्वा स भूपालः समानीयाशु तं ततः।
स्वप्रार्थं परिपप्रच्छ समुत्कण्ठितमानसः॥१०७॥
शृणुष्वावहितो राजन्कथयामि समासतः।
स्वप्रार्थं सुखदं लोके यथाबुद्धि तवाज्ञया॥१०८॥
अद्यप्रभृति लाकेन्द्र सप्त वर्षाणि मेदिनी।
मासांश्च तावतस्सर्वसस्यपूर्णा भविष्यति॥१०९॥
पश्चाद्दुर्भिक्षजापीडा बाधते सकलं जगत्।
कार्यं लोकहितार्थाय सर्वान्नग्रहणं विभो॥। ११०॥
इत्याकर्ण्य धराधीशो ज्ञात्वा सत्यपरं परम्।
तमेव कल्पयामास सर्वान्नग्रहणे तदा॥१११॥
अथ भूपाज्ञया सोऽपि व्यवहारविचक्षणः।
चकार सर्वतो ह्यन्नराशीन्पर्वतसन्निभान्॥११२॥
एवं निष्पादितं कार्यं यावत्तेन विधेर्वशात्।
भूपतिस्सचिवश्चोभौ यातौ नामावशेषताम्॥११३॥
ततः प्रकृतयः सर्वा अनाथांस्तत्र कातराः।
चक्रुस्तमेव घोसोभनामधेयं महीपतिम्॥११४॥
______________
107 b समानीयाशुभं .
अधिगम्याथ सद्भाग्यैराज्यं राजपराक्रमः।
विधिवत्पालयामास प्रजा धर्मेण धर्मवित्॥११५॥
नित्यं प्रमुदिता लोके आसंस्तस्मिन्क्षितीश्वरे।
विना तद्विरहाक्रान्ततनुं तां नृपकन्यकाम्॥११६॥
यन्नेत्रसाम्यभात्यैव याता बालमृगा वनम्।
अहो तद्विप्रयोगान्धदृष्टिः सैवाभवत्तदा॥११७॥
अवश्यभाविनोऽर्थस्य कोऽन्यथा कर्तुमीश्वरः।
बुबुधे न स तद्दुःखं तथा प्रीतोऽपि पार्थिवः॥११८॥
इति यवनशास्त्रपारङ्गमपण्डितश्रीवरविरचिते
कथाकौतुके त्रयोदशं कौतुकम्॥
॥१३॥
एकदा शासतस्तस्य धरणीं तत्र सोदराः।
मेस्रमर्थार्थिनः प्राप्ता भृशं दुर्भिक्षपीडिताः॥१॥
दृष्ट्वा तान्दूरतस्सर्वान्परिज्ञाय च भूपतिः।
पप्रच्छ विनयानम्रः के भवन्तोऽतिदुर्बलाः॥२॥
प्रत्यूचुस्तं महात्मानं वयं सर्वे सहोदराः।
त्यक्त्वा स्वविषयं प्राप्तास्त्वत्सकाशं क्षुधातुराः॥३॥
इत्याकर्ण्यमहीपालः पुनः पप्रच्छ तत्र तान्।
किंनामधेयो जनको भवतां विषयोऽपि वा॥४॥
कनानघोषं याकोभनामाख्यातः पितास्ति नः।
योसोभाख्यसुतोत्पन्नदुःखार्तननयोऽपि सन्॥५॥
________________
117 a^(०)भात्येव.
अथ वृत्तं पुरा वृत्तं श्रुत्वा सर्वं महीपतिः।
वस्त्रमेकं स्वकं दत्त्वा जनकार्थंमहामनाः॥६॥
प्रत्येकमन्नभारं च निपानं स्वर्णसंस्कृतम्।
गुप्तं निधाय तन्मध्ये विससर्ज स तान् गृहान्॥७॥
यथा यथा समीपत्वं प्राप्तास्ते नृपपूजिताः।
तथा तथा पिताकस्मात्तेषामजनि हर्षितः॥८॥
तस्याग्रतो विहायैवं सकलं वसनादिकम्।
तच्छशंसुर्महात्मानं नृपं धर्मपरायणम्॥९॥
यावदबन्धि वसनं तत्पित्रा स्वयमद्भुतम्।
आविर्बभूव ज्योतिस्तत्स्पर्शेनैवास्य चक्षुषोः॥१०॥
प्राप्तालोकः स याकोभनामधेयोऽतिशोभनः।
पुनर्जातमिवात्मानममन्यत महामतिः॥११॥
सम्प्राप्तेऽथ प्रकाशेऽसौ विस्मयाविष्टमानसः।
समाहूयाब्रवीत्सर्वान्सुतान्बन्धूंश्च तत्क्षणम्॥१२॥
अहो किं विधिमायेयं क्षणान्नानार्थदर्शिनी।
किं वा भाग्योदयो मेऽद्यपश्यामि यदिदं पुनः॥१३॥
योसोभाख्यसुतोत्पन्नविरहान्धीकृतं पुरा।
नेत्रद्वन्द्वमभूत्किं वा वसनं तस्य साम्प्रतम्॥१४॥
यत्ने कृतेऽपि नैर्मल्यमगाद्यन्नेव जातु चित्।
अंशुकस्पर्शमात्रेण तन्मेऽद्यैव प्रकाशितम्॥१५॥
इति तद्वचनं श्रुत्वा बान्धवास्तनयास्तथा।
_________________
11 c^(०)त्मानमन्यत.
स्तुवन्तो विधिवैचित्र्यं बभूवुर्हृष्टमानसाः॥१६॥
अथ याकोभनामासौ स्मयाविद्धःसहात्मजैः।
स्वयं मेस्राधिपं द्रष्टुमाजगाम महामतिः॥१७॥
स मेसरं समासाद्य समासीनं च भूपतिम्।
दृष्ट्वा हृष्टमनास्तस्थौ बद्धाञ्जलिपुटः क्षणम्॥१८॥
ततस्स भूपतिर्दृष्ट्वा जनकं स्वं चिरायुषम्।
भद्रासनात्समुत्थाय प्रणनाम मुहुर्मुहुः॥१९॥
दण्डवत्पतितं भूमौ सुतं सुखनिधिं पिता।
समालिङ्ग्याशु पाणिभ्यां चुचुम्ब वदनं ततः॥२०॥
एवं तद्दर्शनानन्दगताशेषपरिश्रमः।
वृद्धोऽमन्यत लोके स्वं सद्भाग्योदयसंयुतम्॥२१॥
अथ पितृनिदेशस्थो भ्रातृभिः परिवारितः।
पालयामास विधिवत्प्रजा धर्मेण भूपतिः॥२२॥
ततस्सा राजतनया जोलेखानामविश्रुता।
तरुणी तद्वियोगान्धदृष्टिर्वृद्धत्वमागता॥२३॥
समुपेत्य सभाद्वारं दुःखगद्गदया गिरा।
बाष्पाम्बुपूर्णनयना व्याजहार मिताक्षरम्॥२४॥
अहो भाग्यविहीनाहमेका जगति साम्प्रतम्।
इमामवस्थां संप्राप्तां न मामवति यन्नृपः॥२५॥
त्वयि धर्मपरे राज्ञि प्रज्ञानन्दकरे परम्।
एकाहं दुःखिता चेत्स्यामयशः कस्य साम्प्रतम्॥२६॥
तद्यशोरक्ष भूपाल लोकद्वयहितावहम्।
दीनानाथपरित्राणं धर्म एव महीक्षिताम्॥२७॥
इति तद्वचनं श्रुत्वा सभ्यास्सर्वे महीपतिम्।
प्रोचुः प्राञ्जलयो राजन्वृणीष्वेमां सुमध्यमाम्॥२८॥
निशम्य मन्त्रिवाक्यं तद्राजा स्मितमुखोऽवदत्।
क्वेयंवृद्धान्धनयना क्व चाहं तरुणः सुदृक्॥२९॥
सख्यं व्हि समयोः प्रोक्तं न होनोत्तमयोः क्वचित्।
विपरीतं तु यः कुर्यात्स यात्येवोपहास्यताम्॥३०॥
इत्थं वदति भूपाले तावत्सापि सुमध्यमा।
व्याजहार वियोगेन प्राप्तास्मीमां दशां तव॥३१॥
प्रतीतिश्चेन्न ते राजन्स्त्रीणां चञ्चलचेतसाम्।
सत्यं तदपि मच्चित्तपरीक्षां कुरु साम्प्रतम्॥३२॥
यदि सादिसहस्रेषु गच्छत्सु पुरतो मम।
वृणोष्यति भवद्वाहवल्गां प्रेमान्वितं मनः॥३३॥
इत्थं निशम्य भूपालस्सर्वं चक्रे समाहितः।
अग्रहीत्सापि तद्वाजिवल्गामेव नृपात्मजा॥३४॥
पप्रच्छ तां नृपो बालां ज्ञातमेतत्कथं त्वया।
संलग्नाहृदये राजंस्त्वद्वाजिक्रमसन्ततिः॥३५॥
ज्ञात्वा प्रेमयुतं चित्तं वित्तं तद्वद्व्ययीकृतम्।
मानयन्मानिनीं राजा व्याजहार स्मिताननः॥३६॥
वरं वरय वामोरु सन्तुष्टं मम मानसम्।
एतावदेव विवृतं रक्ष मां शरणागताम्॥३७॥
बालोऽहं भवती वृद्धा न चेदेवं वराङ्गने।
अधुनैव गृहीतुं त्वां परमोत्कण्ठितं मनः॥३८॥
यद्येवं यौवनं याचे शम्भुं भूपाल तेऽग्रतः।
स मे दास्यति तन्नूनमनाथगतिरीश्वरः॥३९॥
औमित्याकर्ण्य तद्वाक्यंसन्तुष्टा नृपनन्दिनी।
अस्तौषीत्पश्यतां तेषां सभ्यानां परमेश्वरम्॥४०॥
नमः शिवाय शुद्धाय प्रपन्नाभयदायिने।
अप्रमेयानुभावाय पराय परमात्मने॥४१॥
औम्। नमोऽनाथागतित्राणकर्त्रे सद्भयहारिणे।
चन्द्रार्धमौलये देवदेवायोरगहारिणे॥४२॥
दिगम्बराय नेत्रोत्थवह्निसूर्येन्दुवर्चसे।
सम्पदां प्रभवे भक्तभयशोकहराय च॥४३॥
नमोऽनन्तस्वरूपाय धर्माधर्मैकसाक्षिणे।
गतिमेवंविधां प्राप्तां प्रपन्नां पाहि मां प्रभो॥४४॥
इत्यभिष्टूय भूपालपुत्री पशुपतिं विभुम्।
तद्ध्यानानन्दसंपूर्णचित्तवृत्तिरभूत्क्षणम्॥४५॥
ततः प्रादुरभूद्वाणी गगनात्सिद्धिदायिनी।
उत्तिष्ठोत्तिष्ठ सुभ्रुत्वं प्रार्थयस्वेप्सितं वरम्॥४६॥
प्रसन्नो भगवाञ्शम्भुर्देवदेवो जगत्पतिः।
यत्प्रार्थ्यतेऽधुना तूर्णं स ददाति महेश्वरः॥४७॥
इति श्रुत्वा वचो दिव्यं सन्तुष्टा पार्थिवात्मजा।
यौवनं प्रार्थयामास विषयासक्तधीः पुनः॥४८॥
दत्तं ते यौवनं सुभ्रु शम्भुनानाथबन्धुना।
रमणेनामुना सार्धं यथेष्टं सुखिता भव॥४९॥
किं तु शान्ते महाकल्पेस्वमात्मानं महेश्वरः।
उपाविशति लोकानां कर्तुं कर्मविनिश्चयम्॥५०॥
तथा सर्वाणि भूतानि तरुणानि समन्ततः।
सम्भवन्ति त्वमेवैका वृद्धा तेषु सुमध्यमे॥५१॥
सुखदुःखमयं ज्ञात्वा पर्यन्ते संशयं परम्।
कर्तव्यमुचितं सुभ्रुकर्तव्यमधुना स्वयम्॥५२॥
एवमेतद्भवेत्तावद्यैावनं मे प्रदीयताम्।
न शक्यते पुनः सोढुं दुस्सहां विरहव्यथाम्॥५३॥
एवं सा भूपतेः कन्या जराजीर्णापि तत्क्षणम्।
संजाता पूर्वतारुण्यशालिनी प्रमदोत्तमा॥५४॥
तदद्भुतं विधेः कर्म शीलधर्मं च सुभ्रुवः।
प्रशंसन्तो महात्मानः सर्वे प्रमुदिता जनाः॥५५॥
अथ भूमिपतिर्लब्धप्रतीतिर्हृष्टमानसः।
प्रगृह्य पाणिना पाणिं तस्या बालमृगीदृशः॥५६॥
सुरसद्मोपमं श्रीमत्कृतकौतुकमङ्गलम्।
गीतवादित्रसंजष्टं प्राविशद्राजमन्दिरम्॥५७॥
संप्राप्य तां वरारोहां नवयौवनशालिनीम्।
मेने कृतार्थमात्मानं सदा भूमिपतिस्तदा॥५८॥
सापि तं रमणं श्रेष्ठं प्राप्य भूपालनन्दिनी।
अमन्यतैकमात्मानं लोके जन्मभृतां वरम्॥५९॥
_______________
52 a सुखं^(०).
नित्यनूतनप्रेमार्द्रहृदयौ दम्पती भृशम्।
चक्रतुर्विविधाः क्रीडा नानोपवनभूमिषु॥६०॥
यथा विरहजंदुःखं न कश्चिच्छक्तिमानभूत्।
वक्तुं संयोगसम्भूतं सुखं लोके तथा तयोः॥६१॥
वियोगं सन्निकर्षं च द्वयं कर्तुं य ईश्वरः।
तस्मै नवनवाश्चर्यनिधये विधये नमः॥६२॥
इति यवनशास्त्रपारङ्गमपण्डितश्रीवरविरचिते
कथाकौतुके चतुर्दशं कौतुकम्॥
॥१४॥
अभिधाय कथामेतां शृङ्गारादिरसाङ्किताम्।
अधुना वक्ष्यते शान्तो लोकद्वयहितावहः॥१॥
असारे जीवलोकेऽस्मिन्कियन्मानस बालवत्।
विहर्तुं साभिलाषोऽसि सर्वमन्ते वृथा त्विदम्॥२॥
अयि मानसहंसं त्वं हित्वा वाञ्छसि सद्गतिम्।
कथं दुर्जनघूकौघात्किं वा बुद्ध्या समुज्कितः॥३॥
किं वा सेवे नृपं याचे धनिनं वा निराश्रयः।
इति चिन्ताकुलो मूढ नयस्येव वृथा वयः॥४॥
तस्मादुत्तिष्ठ शरणं समपैहि महेश्वरम्।
यदुपासनया सौख्यं किमन्यैश्चित्रविभ्रमैः॥५॥
यत्सेवया विना लोके को वा सिद्धिमुपागतः।
ननु तत्स्मरणे जन्म सफलं साधुषु स्मृतम्॥६॥
यन्नामस्मरणादेव क्षीयते कर्मवासना।
वित्तमेवंविधं हित्वा कस्ते शरणदोऽपरः॥७॥
दीनानाथैकशरणं वरेण्यं सिद्धिदायकम्।
देवदेवं जगन्नाथं शरणं समुपैहि तम्॥८॥
निजशक्तिप्रभावेण सृष्ट्वेदं निखिलं जगत्।
अनुप्रविष्टस्तत्रासौ कुर्वंल्लीलां विभात्यजः॥९॥
नमस्तस्मै भगवते पराय परमात्मने।
अचिन्त्यगतये सर्गस्थितिप्रलयहेतवे॥१०॥
योगिनो यं विचिन्वन्तो निर्मलेन समाधिना।
सृष्ट्वाभवभवां भीतिं न पश्यन्ति कदाचन॥११॥
तन्मनो यन्महेशानध्यानलीनं मनस्विनाम्।
वचनं शिवनामैकवचनं खलु वाग्मिनाम्॥१२॥
तच्चक्षुर्विमलं विश्वग्यत्पश्यत्यखिलेश्वरम्।
तथैव श्रवणं शम्भुयशःश्रवणलोलुपम्॥१३॥
वरं तन्मस्तकं शर्वप्रणामरचितादरम्।
शरीरमपि देवेशसेवानुगतसौहृदम्॥१४॥
जातास्तद्वत्प्रलीनाश्च बहवो भववारिधौ।
धन्यास्ते शिवनामैकरसा नरवरा भुवि॥१५॥
न तीर्थानि तपो नैव क्रिया नेतुं पवित्रताम्।
शुद्धेन मनसोद्गीतं शिवनाम यथा वपुः॥१६॥
अशान्ताय प्रशान्ताय विगुणाय गुणात्मने।
नमो भवाय शर्वाय श्रीकण्ठाय मृडाय च॥१७॥
मानुषं दुर्लभं प्राप्य सर्वाशापूरकोद्धुरम्।
धन्या भजन्ति दुःखौघहरं शराणदं हरम्॥१८॥
समले मानसेऽस्माकं वाणी चन्द्रकरोज्ज्वला।
यद्विभ्राम्यति मन्ये तत्सौभाग्यं गिरिजापतेः॥१९॥
यदा शम्भो नवेष्वेव धृतो वाग्विभवो मया।
शुष्कशष्पोपमं मन्ये शक्रासनपरिग्रहम्॥२०॥
रोमाञ्चितं वपुर्नेत्रे बाष्पपूर्णे च गद्गदा।
वाणी शिव शिवेत्येवं भवभक्तिजुषां नृणाम्॥२१॥
भवरुद्रोग्रशर्वेशशिवेशानेति भक्तितः।
गद्गदंगद भी हर्षान्मा गा भूमण्डलं वृथा॥२२॥
कालकिंकरहस्तस्थपाशैर्नद्धंभयातुरम्।
को मां मोचयितुं शक्तो विना त्वद्धूंकृतिं प्रभो॥२३॥
अन्तरेण नृणां सम्यग्भवदङ्घ्रिनिषेवणम्।
विडम्बनैव पद्मस्थजलबिन्दुचलाः श्रियः॥२४॥
शरणं त्वां समाश्रित्य महेशं करुणानिधिम्।
अनीशश्चेदहं दोषस्त मे प्राक्कर्मसम्भवः॥२५॥
मूढमूढविपद्भारमन्धमन्धकनाशकृत्।
भवाब्धिमग्नंरात्र्यन्धहर तार प्रतारय॥२६॥
पर्यटन्संविशन्कर्म कुर्वञ्शिवपरायणः।
यत्सुखं समवाप्नोति न तच्छक्रासनस्थितम्॥२७॥
अनागसमनाथं च कथं नेक्षसि मां प्रभो।
त्वां विना कोऽपरो लोकेऽगतिकोद्धरणक्षमः॥२८॥
पदं नात्र करोषीश हृदि पापरतस्य मे।
वद पूर्णकृपाम्भोधेः कतमा स्याद्गतिः पुनः॥२९॥
त्वत्परः को जगन्नाथ कर्णधारो भवाम्बुधौ।
तारयत्युडुपंमूर्ध्नाधारयन्योऽखिलं जगत्॥३०॥
कृतं कर्माशुभं प्राञ्चेत्कथं शिवपरा मतिः।
विमलं चेत्कथं नाथ शोकमोहादिकं त्विदम्॥३१॥
मनुष्यनावमाश्रित्य त्वां च निस्तारकं प्रभुम्।
सोऽहं वसामि चेद्देव वद कस्य विडम्बना॥३२॥
याचे त्वामेव वरदं वरमेकं महेश्वर।
भूयान्मम भवद्भक्तिर्लोकद्वयहितावहा॥३३॥
पिता बन्धुस्सुहृत्स्वामी शरण्यस्सर्वदेहिनाम्।
अनन्यशरणं नाथ रक्ष मां परमेश्रर॥३४॥
इति यवनभाषापारङ्गमपण्डितश्रीवरविरचिते कथाकौतुके
पञ्चदशं कौतुकम्॥
॥१५॥
समाप्तं कथाकौतुकं सम्पूर्णमिति॥
___________
Nach सम्पूर्णमिति folgt im Ms. noch:
शुभमस्तु सर्वज्ञगतां परहितनिरता भवन्तु भूतगणः।
दोषाः प्रयान्तु शान्तिं सर्वत्र सुखो भवतु लोकः॥
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I.
Ich preise jenen von dem erhabenen Götterfürsten selbst gepriesenen hohen Glanz des Śambhu, den lauteren, bei dessen Anblick die obersten Yōgins in ihrer Verzückung alle Herrschermacht der Welt voller Wonne im Herzen trockenem Grase gleich achten, und dessen Segnung stets erlangt wird, wenn man auch nur einen einzigen Augenblick daran gedenkt. Nachdem ich mich vor Gaṇēśa, dem Beseitiger der Fluth der Hindernisse und vor jener Bhāratī, deren Gestalt in allen drei Welten erglänzt, verneigt habe, wird von mir die Erzählung hier, die sich in dem Buche des Persers findet, in frischer Sprache bearbeitet. In derselben Reihenfolge nämlich, in der MallāJyāma den Stoff seiner Geschichte geschildert hat, wird er jetzt von mir in Śloken beschrieben.
Erwecke, Herr, die Knospe Hoffnung durch den Frühling Gnade; Du wollest mir die daraus entstehende, ersehnte köstliche Frucht geben! Lass damit heute den Garten meines Geistes geschmückt sein; mit ihrem lauteren Wohlgeruche erfülle meinen Leib! Herrscher der Götter, zeige mir, der ich in der Blindheit der Unwissenheit befangen bin, das Licht in der werthlosen, von hundert Kümmernissen erfüllten Welt! Mein Herz gehe stets ganz darin auf, dir, Śambhu, eifrig zu dienen; diese meine Zunge sei beständig damit beschäftigt, die Fülle deiner Vorzüge zu nennen. Beschenke mich mit der wunderbaren Gabè der Wohlredenheit des Briefes Geistesschärfe, wodurch mir heilbringendes Gelingen meiner Unternehmungen zu theil werden wird. Meine Redeweise, die aus dem Schatzhause des Herzens Wortperlen auf der Waage deiner Anbetung abwägt, sei begleitet von goldenem Sinne. Es giebt ja keinen Halt in der Welt ausser dem Worte, wenn es, gepriesen von den Trefflichen, erglänzt in der Vereinigung mit der Hingabe an Śambhu. (10) Gegangen sind ja jene Dichterfürsten, die den heiligen Nektar der Lehrbücher getrunken und in den drei Welten wohlgefestigten, grossen Ruhm hinterlassen haben. Keiner von diesen Dichtern ist übrig geblieben, der im Stande wäre, die heute lebenden, selbst an Dichtergeist sehr
schwachen, zu unterrichten. Darum komm du heute, der du der Welt Heil und Unheil kennst und gewähre mir die Gabe der Dichtkunst, so wahr du die Kraft dazu hast. Jedoch die höchste Schilderung der Andacht, die unvergleichliche, die von jenem) am Anfange im Gebete gegeben wird, die wird von mir am Ende gegeben. Ueberall gilt ja diese Reihenfolge: nachdem die alten Dichter eine von dem Affecte der Liebe getragene Geschichte erzählt haben, wird am Schlusse der Verklärte gefeiert.—
Da ist jenes Stirnjuwel der Pāigambhara’s, Mahāmada mit Namen, an den sich der Khedive (Dschāmī) mit einer Anrede wendete; und auf seinen Befehl hat dann der mächtige (Khedive), selbst reinen Sinnes, die Brücke zur Frömmigkeit geschlagen. Wegen meiner Unkenntniss des wahren Sachverhaltes und wegen der Verschiedenheit der Anschauungen vermag ich seine Grösse, wiewohl ich eifrig daran dachte, doch nicht zu verkünden: denn hier ist mein Geist volle Unsicherheit. Darum könnte mir eine geringe Unsicherheit zum Vorwurf gemacht werden. Dagegen feiere ich jetzt die Grösse des mit jenem Namen (Mahāmada) genannten Fürsten.
Heil dem Schah Mahāmada, der stolz darauf ist, seine Vorrechte auf gesetzlichem Wege erlangt zu haben; dem erlauchten Herrscher von Kaśmīr mit den Augen wie aufgeblühte Lotusse. (20) Das von dem Schöpfer erschaffene All hier, Festes und Bewegliches, das mannigfach Gestaltete, Welt Genannte, wie ein Menschenleib Wunderbare, ist jetzt durch jenen Fürsten Mahāmada, die Krone aller Erdherrscher, wahrhaft geschmückt, so wie der Leib durch das Auge. Welcher Fürst unter den Dichtern wäre denn fähig, die Majestät dieses Männerfürsten zu nennen, dessen leuchtender Ruhm die Erde hier erfüllt, mit Gewalt das Dach des Himmels durchbrochen und den göttlichen Aether erklommen hat, der dadurch überall durchlöchert worden ist, wodurch die irrige Meinung entstand, es seien Sterne? Während er die Erde beherrscht, nehmen die Unterthanen zumeist ihre Zuflucht bei dem Rechte, begegnen durch treffliche Thaten ihrer Schädigung und sind den Göttern ähnlich (25). Selbst der Herr des Tages verliert seinen Glanz, wenn er nach dem Süden kommt: jenes Ruhm aber schwand nicht, sondern wuchs noch, nachdem er diesen be—
siegt hatte. Im Kampfe mit den Schaaren der Feinde erscheint er wie Bhīma und Arjuna, er, der in seiner Freigebigkeit durch die Menge der Bedürftigen an Tugend stets über Karṇa steht. Ebenso wird er von den Frauen in der Liebe für Kandarpa gehalten, von den Ministern bei der Berathung immerfort für vorzüglicher als der Lehrer Kāvya 2). Die Sonne selbst gab ihm aus Liebe die Hälfte ihres Glanzes und ist nun, die Vollleuchtende, durch ihn Tag und Nacht verdunkelt. Durch ihn, den Tugendeifrigen, der die Identität der früheren Dinge erkannt hat, sind, um der Liebe zu Indra willen, die Kühe vor der Tödtung bewahrt worden. Dieser an allen möglichen Tugenden Indra überlegene Oberherr, der seinen Zorn zügelt, wird mit Namen Śacīpati, gleichsam Śatamanyu, genannt. Er, der die Feinde im Kampfe besiegte und die Fehden beendigte, der Wächter seiner Stadt, der den Zorn fesselte, der ward durch die Verwüstung der Länder zum Purandara. Der den Wald Feindesschaar, den weitausgebreiteten, verbrannt und durch die Berührung mit dessen Rauch selbst zu starkem Wachsthum gelangt, während die Bedeutung des Wortes Himmel verloren geht und die Sonne, selbst wenn sie in seiner Mitte steht, jetzt nur noch wie ein Funke erscheint— welcher Dichterfürst wäre wohl im Stande, das Feuer seiner Glut zu besingen? Gleichsam eine Bienenkette für den Handlotus, an den Nägellotussen von gelblicher Farbe; wie ein strömender Guss Brunstsaft, der aus den Schläfen eines brünstigen Elephanten kommt; eine Ranke von junger Blyxa octandra, gewachsen in dem Teiche Kraft; ähnlich der Rauchwolke von dem Feuer brennender Glutmacht: so glänzt in seiner Hand die Schwertklinge, an Gestalt gleich dem Haarschopfe der Frauen der Feinde, an Pracht ähnlich einer fliegenden wasserreichen Wolke.
Als die Regierung dieses Erdherrschers auf Erden blühte, in dem Jahre der Sonne Vikrama, das man zählt nach Muni, zwei, Veda, Mond (= 1427); als es ein Gemeinjahr war und acht Monde vollgeworden waren; im Monat Mādhava, am Vollmondstage, als die Sonne in das Zeichen des Widders getreten war: hat Malla Jyāma einst das wundersame, aus dem Munde der Götter stammende Buch geschrieben, welches unter dem Namen
„Yōsōbha und Jōlēkhā" berühmt ist. Hier habe ich, der Pandit Srīvara, zur Ergötzung des Fürsten in der Sprache der Götterwelt jetzt folgenden herzerfreuenden Anfang gedichtet, nachdem ich meinem Lehrer Namens Pandit Jōnaka Ehrerbietung dargebracht habe. (40) Ein Wonnebringer für die Gelehrten, wie es die Lotusse trefflicher Lehrbücher für den Mānasa-See Geist sind; ein Lichtspender für die von der dichten Finsterniss Schein und Nichtwissen verhüllten Köpfe, seinem Worte getreu, seinen Zorn besiegend, der Führer des Kreises der Brahmanen, dem Heiligen zugethan, von trefflichem Wandel, stets von dem Herrscher verehrt; gesetzt, voll unzähliger Tugenden, ein Ergründer des Sinnes aller heiligen und profanen Ueberlieferung, Gefallen findend an der abendlichen Waschung, geehrt von den Schaaren der SchülerCakōra’s; in der Versammlung wie der Lehrer (der Götter) erscheinend, mit einer Menge von Vorzügen begabt— so lebte mein Lehrer mit Namen Jyōtsnākara, stets eine Fundgrube für den Nektar der Rede, auf Erden, dem Bhava ergeben, vermögend und mit Ruhm geziert. (45)
Heil möge stets den Trefflichen wiederfahren, deren Herz in lauterer Freude erglüht und deren Sinne immer darauf gerichtet sind, anderen Unterstützung zu gewähren; die von selbst bravo rufen, wenn sie den Meister finden, der die höchsten Tugenden zeigt und die den Schwachen hilfsbeflissen nirgends verlachen. Deshalb haben die Dichter keine Furcht vor den Guten; was aber kann das Kläffen der Hunde Bösewichte bewirken? In dieser Erkenntniss will ich, der Gelehrte namens Śrīvara, wahrlich dieses an Affekten reiche Buch vollenden, welches die Bezeichnung Kathākāutukam trägt.
Es giebt in der Welt nichts Höheres mehr ausser der Liebe: denn daraus entsteht wiederum die heilbringende Entsagung. (50) Vermöge der Liebe schuf selbst der hochheilige Śiva dies alles, durch die Kraft des innigen Contactes. In jener blossen All-Einheit, die der Zweiheit entbehrte, der untadligen, die den Namen Welt noch nicht trug, lebte allein der höchste Herr. Als der Fürst der Götter das aus mannigfachen Formen bestehende, göttliche, von aller Schönheit begleitete, mit ungezählten Wundern gefüllte, untadlige, unvergängliche Selbst in der Spiegelscheibe seiner Wohnstätte selbst erblickte, in diesem Augenblicke empfander hohe Wonne; und während Śiva der Gedanke kam, dies
jemandem zu zeigen, trat dieser sein aufsteigender bethörender Wunsch in die Erscheinung. (55) Nicht leicht ist ein Schöner im Stande, seine Schönheit zu verbergen: wenn das Fenster geschlossen sein sollte, wird er sie doch an der Thüre zeigen. Siehe diesen in der Erde verborgenen Hibiscus, wie er im Frühlinge sein Haupt durch die Kraft der Schönheit erhebt! Von der Kraft des Wunsches nach einem Contacte und von Liebe im Herzen erfüllt schuf der Gott, der höchste Gott, die Welt, sodass sie davon erfüllt ist. Nachdem aber der Allmächtige die mannigfach gestaltete Schöpfung geschaffen hatte, die von ihm selbst ein Erbtheil besitzt, erstrahlte er selbst, indem er in ihr aus Liebe bestehendes Scherzspiel einsetzte. Weil nun durch ihn das All, Bewegliches und Unbewegliches, aus dem Wunsche heraus und aus Liebe erschaffen ist, darum bleibt nirgends etwas ohne Liebe. (60) Nachdem er dann aus Liebe eine Dreizahl von Göttinnen durch seine Zaubermacht und ebenso aus seinem eignen Leibe drei Männer als Grundanfänge für die Welt geschaffen hatte, minnte er viele Jahre mit diesen nach Lust zusammen, worauf diese wiederum mit seiner Erlaubniss die Schöpfung schufen. Darum erglänzt die ganze beseelte und unbeseelte Welt in der Fülle der Liebe; und was ihrer ermangelt, zählt nicht mit. Wenn man so sieht, dass der fühllose Taglotus von Liebe zu dem Heissstrahler und der Nachtlotus von Liebe zu dem Nektarstrahler erfüllt sind, warum sollten dann die Menschen davon nicht getroffen werden? Die hohe Wonne der Liebe vermag ja kein Mensch zu nennen, der mit einer einzigen Zunge begabt ist und auch nicht, wenn er deren tausend hat. (65) Denn das gerade ist das Herrliche daran, dass sie die Genüsse erkennen lässt; alles andere nennen daher die Weisen reizlos. Wenn ein Herz die Qual der Liebe nicht kennt, dann ist das kein Herz; ein Leib, der von ihrer Pein verlassen ist, ist kein Leib, sondern nur ein Lehmklumpen. Wende das Gesicht ab von der Welt und richte das Antlitz freudig auf Jene: höher als die fleischliche Vereinigung gilt die Liebe, die den Liebenden Wonne bringt. Niemals sei der Gedanke an sie im Herzen aller schwach, niemals auch entbehre der Sinn der Verständigen ihrer. Einem Rade gleich dreht sich kraft derselben das Himmelszelt; von ihrem Getöse ist diese Welt erfüllt. (70) Wer ihr Sklave geworden ist, ist befreit von den Fesseln der Existenz; wer ihre Furcht im Herzen trägt, erlangt beständiges Glück. Der
Mann, welcher trunken von dem Genusse des Weines der Liebe so den Blick von der Welt abwendet, erachtet alles dies dem Grase gleich. Wenn die Leute nicht liebend aus dem Becher der Liebe trinken, soll niemand irgendwo ihren Becher nehmen. Hundertfach und tausendfach gesegnet und schön und hochalterig sind am Ende die, welche in dem Meere des Lebens versunken sind; aber wahrlich, ihr Name besteht durchaus nicht fort in der Welt, während die Kunde von den Liebenden ewig lebt und hier wie dort Wonne bereitet. (75) Es wird erzählt, dass einst ein Schüler immer wieder seinen Lehrer bat, der Ehrwürdige möge ihm die Weihe geben; und dieser, also von ihm gebeten, antwortete: „Wenn dein Herz erst einmal von Liebe erfüllt sein wird, dann will ich dir die Weihe geben!"— So lange ein Mann das Alphabet nicht lesen kann, so lange bleibt er ein Thor, wenn er auch den Inhalt der Veden und der Lehrbücher kennt. Lass die Furcht der Welt und übe Tag und Nacht den Hang nach Liebe; ein Mann, der sie erkannt hat, erlangt zweifellos die Erlösung. Dem Himmel sei Dank, dass ich, durch Schicksalsfügung frei von der Furcht, die aus der Welt entsteht, alle anderen Unternehmungen gelassen und diesen Weg betreten habe. (80) Wenn auch mein Haar der Farbe nach der Milch gleich geworden ist, so grünt doch täglich in meinem Herzen noch die Liebe. Einst, als ich allein nach Gefallen langsam meines Weges ging, erscholl eine Stimme vom Himmel, die mich wiederholt anredete: „Verfertige jetzt schnell ein affectereiches Buch, bei dessen Anhören selbst die Schaar der Heiligen von der Liebe verblendet wird! In der werthlosen Welt hat nichts Bestand; daher bleibt dir auf Erden nur die Kunde deines Buches hunderte von Weltzeitaltern leben."— Nachdem ich das göttliche Wort vernommen und es immer wieder erwogen habe, habe ich jetzt die wunderbare, reizende Erzählung geschrieben, nachdem ich es für gut erkannt habe. Hier lodert das Feuer der Liebe, voll sengender Glut; es fallen die Sterne vom Himmel, als Tropfen der Thränen aus den Augen der Götter.
Man sieht wiederum, dass das ganze All unterthan ist der Bhāratī: wem sie im Munde wohnt, wie soll der Schweigen beobachten, wenn er nur Verstand besitzt? Das Wort nämlich gilt als Maass aller Dinge; und wenn es lieblich ist, giebt es keinen anderen Gegenstand des Gewinnes. Was man hier alles
sieht, Altes oder Neues, das, wisse, ist aus dem Worte hervorgegangen; daran ist nicht zu zweifeln. „Gehe den Weg wie es bisher war": nachdem ich also das Wesen des Wortes vernommen hatte, habe ich alles nach der Weisung des Götterfürsten aufmerksam gethan. (90) Veda, Tradition und Purāṇa’s, Philosophie und Grammatik sind aus Worten zusammengesetzt, deshalb besteht die Welt aus dem Worte. Zweifach wird von den Weisen das Wort geschieden, je nachdem es wahr oder unwahr ist: hienieden schwer zu finden ist das wahrhaftige Wort, überall ist das andere zu finden. Ausser Jenem giebt es keine höchste Tugend, die lieb und schön wäre; beständig ist die Wahrheit zu sagen, wenn man jegliche Vollendung ersehnt. Zweierlei bildet seinen Schmuck: Wahrhaftigkeit und Kürze, wie bei einem verständigen Manne hienieden Geduld und Charakter. Dies mein Buch hier nun, welches mit jenen beiden Dingen versehen und voller Affecte ist, möge der Liebling der Liebenden sein und den Trefflichen Freude bereiten! (95)
*
II.
Es war im Westen ein Erdherrscher namens Tāimōsa, erhaben wie Vikrama, dessen Gebot von vielen Juwelen unter den Herrschern geachtet ward. Unter seines Armes Kraft war die meerumgürtete Erde stets froh und im höchsten Maasse versehen mit allen möglichen Glücksgütern. Zur Zeit der Ehrfurchtsbezeugung erstrahlte sein Leib hoch über den niederfallenden Königen durch den Glanz ihrer Diademe wie aus Edelsteinen gefertigt. Nichts Glückbringendes kannte dieser Tugendsinnende ausser der Tugend, der vor dem Schicksale nicht bangte; wie viel weniger vor seinen Feinden! Bei dem Hören seines Namens ging den Frauen der Feinde die Leibesfrucht ab; während er die Erde beherrschte, war in der Welt keine Furcht vor Sorge und Krankheit. (5) Er hatte eine gar herzerfreuende Tochter namens Jōlēkhā: welcher Dichter sollte wohl im Stande sein, deren Schönheit zu besingen? Wenn ihre Reize nach Kräften geschildert werden müssen, wird dadurch diese meine Zunge des rechten Namens erst recht werth. Diese Königstochter hatte dunkle Hautfarbe, Gazellenaugen und schlanken Wuchs, ein Gesicht wie der Vollmond, eine Stimme, lieblich wie die der Nachtigall, Bimbalippen und den Gang des Elephanten; gebeugt war
sie durch die Last der Brüste, und ihre Zähne glichen einer Perlenkette. Herrlich erstrahlte ihr Gesicht durch die Lockenringel, gleichsam ein gefülltes Schatzhaus, beschützt von einer Schaar von giftlosen Schlangen. Zweierlei sah man an ihr ganz Ausserordentliches, welches das Herz bethörte: den Tag, der aus der Schönheit ihres Gesichtes entsprang und die Nacht, die aus ihren Locken kam. (10) Ihre Brüste waren wie zwei Wasserrosen, schön gerundet, von zarter Schönheit, dem Meere der Anmuth entsprossen, gleichsam zwei Blasen voll Kampfer. Nicht flüssiges Silber, nicht der Schnee liess sich vergleichen mit den Armen der Gazellenäugigen, nicht der Lotusstengel: Mängel zeigt er ja! An ihrem Halse, der drei Falten im Nacken zeigte, glänzte eine Reihe von Schnüren reinster Perlen: eine Schaar Sternbilder, gekommen, um den Antlitzmond zu verehren! Wie soll die Fleckenlosigkeit dieser Gazellenäugigen beschrieben werden, bei deren Anblick der Spiegel einen Fleck, angeblich Hauch, zeigte! Die Flamingos und die Schlangen zogen sich in den Wald zurück, diese an Schlankheit, jene an Anmuth des Ganges besiegt von der Gazellenlammäugigen. (15) Als die Apsarasen sie erblickt hatten, schlossen sie die Augen nicht mehr; ihren eignen Leib sahen sie nicht wieder an, krank vor Abscheu. Eine solche reizvolle Schöne, die mit Liebreiz und Anmuth ausgestattet und in dieser Welt nur schwer zu erlangen ist — von der hörte man wohl früher, sah sie aber nicht. Als die Nāga-Mädchen, ihre Altersgenossinnen, hörten, dass sie so ausserordentlich schön sei, hielten sie sich die Ohren zu, schlossen die Augen, gingen alle in die Unterwelt und kamen nicht wieder hervor. Wie gelangte die stets im Lotus wohnende Padmāin einen (anderen) Lotus? —Indem sie in der Gestalt des Fussringes an deren Fusslotus ging! Der wunderthätige Schöpfer, der dies alles schuf, ist allein im Stande, ihre Schönheit zu schildern, kein Anderer. (20) So war die Königstochter beschaffen, die, im Palaste wohnend und von der Schaar ihrer Gespielinnen umgeben, beständig mit Eifer dem Spiele mit Puppen oblag. Ein angenehm kühler Wind wehte, sie zu bedienen, während sie im Palaste weilte; aber Sonne und Mond trafen sie nicht mit ihren Strahlen. Wie die berühmte Viṣṇumāyā durch ihren Anblick alles bethört, so that auch die Königstochter. Höre, was die heimlich waltende, ungesehene Māyā Schicksal an diesem also dahinlebenden Mädchen thun
wird. Verneigung ihm, dem hehren, mächtigsten, höchsten Wesen, durch dessen Blendwerk alle Götter, Indra an der Spitze, bethört worden sind. (25)
Einstmals war Jōlēkhā, vom Spiele ermüdet, bei Anbruch der Nacht eingeschlafen, nachdem sie das Paar ihrer Fusslotusse auf den Schooss eines Kammermädchens gelegt hatte. Solche Wonne brachte die Nacht den lebenden Wesen, dass die entschlummerten Menschen gar nichts wahrnahmen. Fröhlich tranken die cakōrās mit schnappendem Schnabel den lieblichen Mondschein, wobei sie süssen Sang ertönen liessen. Keiner wachte, ausser dem Geliebten der Nacht, die in gewohntem Gange dahinschritt, sonst aber niemand. Alle Wächter waren im Herzen von Träumen befangen, und die Thürhüter stützten ihre Häupter auf ibre goldenen Stäbe. (30) In den Teichen schliefen die Fische; die Reihe riefen nicht mehr; es bangte alleine noch der arm cakravāka. Sanft entschlummert erwartete die fromme, sonnenfrohe Lotusblume den Mond, nachdem sie in ihrem Kelche einen Bienenjüngling eingeschlossen hatte. — So ruhte also die mit Schönheit und Tügend geschmückte Königstochter auf einem schönen, mit Juwelen verzierten und mit Blumen bestreuten Ruhebette. Da schlief das an wunderbaren Vorzügen reiche Mädchen mit dem leiblichen Auge, mit dem Herzen aber war sie wach. Als die Mitternacht gekommen war, wo die Leute schliefen, sah die holdlächelnde Königstochter im Traume durch die Hausthür einen Mann eintreten (35) mit schönem Haupte, schöner Stirn, schönem Brauenspiel, herrlichen Wimpern, schönen Augen, frischen Wangen, schöner Nase und berückend lächelndem Munde; mit sehr schönem Antlitz, lieblichem Halse und gewaltigen Löwenschultern, mächtiger Brust und grossen Armen; sehr jugendzart war er, in schöner Gewandung, Schläfenlocken trug er, der Dunkle, glänzend durch die Härchenreihe; einen schönen Nabel hatte er, gleichgebaute Knöchel und sehr schöne Lotusfuisse. Sein Körper war mit Sandel gesalbt; den besten Betel trug er; mit allen Malen war er wohl versehen, sein Leib erstrahlte gar herrlich. Durch seine Anmuth besiegte er den Mond, durch seinen Glanz machte er die Sonne untergehen; dem Bṛhaspati glich er in der Versammlung, wunderbar hoheitsvoll war sein Anblick. (40) Die Welt zu bethören war er gekommen, nachdem er den Leib des Liebesgottes angenommen hatte und zwar leibhaftig, um den Makel der
Körperlosigkeit auszutilgen. Niemals hatte man ihn früher gesehen, noch hatte die Kunde von ihm den Weg zum Ohre gefunden; selbst im Geiste hatte man ihn sich nicht vorgestellt, ihn, der im höchsten Grade einem Göttersohne glich. — Als er seine Schönheit gezeigt hatte, verliess er ihr Haus wieder, nachdem er ihr alle Besinnung geraubt und ihr das Herz sorgenkrank gemacht hatte.
Als sie in dem einen guten Ausgang verheissenden Traume ein so ausserordentliches Wesen erblickt hatte, sträubten sich an ihrem ganzen Leibe die Härchen, indem sie an jenen dachte, der in ihrem Herzen wohnte. Da die Tochter des Königs, die mit ihren Augen selbst die Gazellen bezauberte, furchtsam erwachte, ging die Nacht zu Ende. (45) Die Gespielinnen, welche sahen, dass die Nacht dem Sonnenaufgange nahe war, kamen voller Freude mit bunten Schmucksachen und Kleidern herbei, begleitet von einer Schaar von Sklavinnen, um die Königstochter zu bedienen, indem sie sich nach dem Wohlbefinden erkundigen wollten, lachend und nach der fünften Weise wunderschön singend. Sie erwachte, als die Sonne, einem goldenen Ei ähnlich, von dem Zauberer Schicksal hinter dem dunklen Himmelsvorhange hervor gezeigt worden war. Als die Sonne für die Flamingos Sternenschaaren am Mānasa-See Himmel zum Falken geworden war, hörte die Königstochter, die das Wunder geschaut hatte, auf zu schlafen. Als der Lichtspender, einem auf dem Haupte der Frau des Ostens ruhenden Goldkruge ähnlich, aufgegangen war, da erwachte sie, die Königstochter. (50) Nachdem sie sich von dem Lager erhoben hatte, verneigten sich alle Gespielinnen und begannen eifrig, sie zu bedienen. Eine bereitete schnell die Augensalbe für die Gazellenäugige, brachte sie herbei und schminkte die Augen damit; eine Andere nahm Schminke aus Moschus hergestellt und zierte damit ihren schönen Leib; eine Andere legte der Schönäugigen Kleider und Schmucksachen an; wieder eine Andere that ihr eine Perlenkette um den Hals, eine Andere den herzberückenden Brustschmuck. Die Eine brachte Armringe und Spangen, eine Andere den besten Betel herbei und schmückte sie so in herzerfreuender Weise. (55) Als sie nun ganz ausserordentlich mit den schönsten Schmucksachen geschmückt worden war, kam eine von den Gespielinnen mit einem Spiegel herbei. Die Jungfrau erblickte ihr wohlgeschmücktes Ich in dem Spiegel,
aber leider nicht ihren geliebten Gebieter, den sie im Herzen trug, nachdem sie ihn im Traume gesehen hatte. Mit ihren Gespielinnen betrat sie darauf den Lusthain, gleichsam in sorgendem Nachdenken über jenen Gottgleichen, der in ihr Herz versenkt war. Jener Hain erglänzte allüberall von kühlen Wassern voll überhangender Lianen und Blätter, gleichsam wie von Perlen. Er war erfüllt von verschiedenen Bäumen, stets mit Blumen geschmückt, voll der Vorzüge aller Jahreszeiten, erschallend von Vogel- und Bienenschaaren. (60) Hier liessen die Reiher ihren zarten Ruf vernehmen; dort sangen die Nachtigallen, dort erschallte das gar herzberückende Summen der Bienen. Aus den am Morgen aufblühenden Lotusblumen flogen eiligst die Bienen heraus und setzten die Mädchen in Furcht wie Pfeile des Liebesgottes. Sie spielten unter Lachen in mannigfacher Weise untereinander, sammelten Blumen und kamen damit immer zu ihr. Sie aber, die Tochter des Fürsten der Könige, die mit ihnen munter sich unterhielt, war darauf bedacht, mit dem im Traum erblickten Gebieter Zwiesprache halten zu können. Mit dem leiblichen Auge betrachtete sie die Kränze, welche jene wanden, in Wahrheit aber den Schönen, der im Lotus ihres Herzens wohnte. (65) Vergebens war ihr Herz fröhlich auf das Spiel mit ihnen bedacht: es war ja nur höchst beglückt, so lange es in Nachdenken über ihn versunken war. Auf ihn den Sinn richtend dachte nun das schlanke Mädchen: „Was für ein wunderbares Stück Schöpfung habe ich gesehen? Von wem ist mein Herz geraubt worden? Wo werde ich seinen geliebten Gesichtslotus wieder zu sehen bekommen, an dem meine beiden Augen zu Bienen geworden sind? Warum musste ich im Traume den Geliebten sehen, dessen Wohnung unbekannt ist? Wie soll ich ihn suchen, da er seinen Namen nicht genannt hat?" —So von Sorgen gequält dachte dort das Mädchen über den Geliebten nach, (starr dasitzend) wie gemalt. Da ging der Tag zur Rüste. (70) Beständig glückbringend den Glücklichen mit Lachen, Spiel und ähnlichen Dingen, und den Unglücklichen durch den Schlaf Vergessen des Kummers spendend, erschien darauf, von den Strahlen des Mondes erhellt, die Nacht, welche der Gazellenlammäugigen doppelten Kummer bereitete. In dieser Nacht erhob das betrübte Mädchen, die Tochter des Königs, wegen der Trennung wiederum höchst klägliches Weinen. Wahrlich, von den Seufzern, die sie, von ihm
ferne, ausstiess, ward der Himmel allenthalben durchbrochen und gilt als von den Sternen durchlöchert. Sie handhabte ihren Leib wie eine Laute, die mit Ader–Saiten bezogen war und sang darauf ein trauriges Lied, welches die Skala der Ohnmacht durchlief: (75) „Wenn du ein Erdherrscher bist, dann nenne mir aus Mitleid deinen Namen; wenn du der Herr der Sterne bist, wie solltest du dann auf die Erde kommen können? Mit Gewalt hast du mein Herz geraubt, ohne dich (lange) gezeigt zu haben; denke daran, dass du mich mit Kummer erfüllt hast: wie solltest du diesen nicht beseitigen? Ich kenne deinen Namen nicht: wonach soll ich in meiner Trennungspein fragen? Wie soll ich deine Wohnstätte auf Erden sehen, die schwer zu finden ist, da ich sie nicht kenne? Möge niemand in dieser Welt solche Sorge im Herzen tragen wie ich! Mein Sinn ist nicht gesund, und ich sehe meinen schönen Geliebten nicht. Auch heute noch, Herr, ist mein Geist in Nachdenken über dich versunken; nicht am Schlafe finde ich Gefallen, noch am Essen. (80) Was hast du Nektarwolkengleicher für Schaden, wenn du das Wasser Mitleid regnen lässt, um den Waldfeuerbrand Sorge zu löschen? Es ist nicht Brauch der Verständigen, einen Tiefbetrübten in (neue) Betrübniss zu versetzen: wie kann man einen vom Feuer Verbrannten in das Feuer legen?! Allein im Garten des Glückes, bin ich, frei von den Dornen des Unglücks, zu einer mit Wonneblüthen in Menge behangenen Liebesliane geworden. Dein Traumbild habe ich nicht durchschaut, nachdem ich es irgendwie ergründet hätte, durch dessen einmaliges Zeigen du mir mein Herz geraubt hast. Mein blüthenzarter Leib hier ist abgemagert und findet nun keinen Schlaf auf dem Sorgendornenlager.“ (85) So klagte die Königstochter die ganze Nacht, über die Trennung betrübt und voll hundert Sorgen. Als aber diese Nacht vergangen und es Morgen geworden war, wischte die Schönäugige ihr holdes Antlitz mit dem Gewande ab, wiewohl dieses von dem Wasser der Thränen feucht geworden war, damit kein Anderer merken sollte, was sie gethan hätte; dann that das Mädchen mit den Gespielinnen ausgelassen heiter.
*
III.
Wenn von dem Bogen Leidenschaft der Pfeil Verlangen abgeschossen ist, dann ist selbst ein ganz willensstarker Mann,
der den Schild des Wissens trägt, machtlos. Es ist bekannt: der Pfeil, der aussen haftet, verursacht innere Qualen: und der wiederum, der im Innern festsitzt, verursacht aussen Schmerzen. So sagen die Weisen: „Wie kann wohl jemand den starken Wohlgeruch von Herzensneigung und Moschus verheimlichen?“Wenn Moschus auch in einem Kleide verborgen ist, man bemerkt ihn am Wohlgeruche; und ebenso wird die im Herzen wohnende Neigung Verliebter durch äussere Zeichen erkannt.
Wiewohl jene ihre Liebe im Innern verbarg und wohl bewachte, floss sie doch eilig aus dem Kruge des Herzens heraus, indem sie denselben mit den Strahlenhänden der Sonne Verlangen sprengte. (5) Jōlēkhā, die Tochter des Königs, die Schlankleibige, ward mit jedem Tage magerer, da ihr Herz über die Trennung betrübt war. Weder drinnen noch draussen fand die Jungfrau irgendwie Befriedigung; sie sprach mit niemandem und lehrte auch ihren Papagei nicht sprechen. Die Schlanke spielte kein Spiel mehr; sie nahm keine Speise zu sich und lebte nur noch durch die Hoffnung, ihn zu finden. Bald vergoss die Schönbrauige eine Thränenfluth und stiess Seufzer aus, bald lief das Mädchen wie irrsinnig ohne Scham umher. Als die Haremswächter sahen, wie sie bleich wurde und stark abmagerte, waren sie alle im Herzen von Furcht ergriffen. (10) Die Schaar der Sklavinnen sammt den Gespielinnen wurde da vor Furcht ganz krank, als sie diese Veränderung ihres Aussehens wahrnahmen. Da kamen nun die Freundinnen aufgeregt zusammen und sprachen unter einander: „Was ist da plötzlich geschehen? Oder was ist daran schuld?“—Krank vor Schrecken nahmen sie sofort jede ihren Verstand zu Hilfe und sprachen erfahren mancherlei, voll herzlicher Liebe. Unter ihnen sprach da eine:„Irgend ein von uns ungesehener Mann geht bei ihr aus und ein; der Schöpfer allein ist im Stande, das zu ergründen.“—Eine Andere sprach: „Ich glaube, die Göttermädchen sind von der Gazellenlammäugigen besiegt; sollte sie nun etwa von diesen mit bösem Auge angeschaut worden sein? (15) Dadurch ist die selbst mit ihrer bleichen Gesichtsfarbe Herzberückende abgemagert. Keine andere Ursache nehme ich an; eine Gottheit ist hier Veranlassung.“ — Eine Andere wieder sprach bedächtig, von Sorge erfüllt: „In der Meinung, dass sie auf Erden an Schönheit unerreicht sei,
oder weil die Schöne ihr Bild im Spiegel erblickt hat, ist die Königstochter im Nachdenken darüber abgemagert.“—Eine Andere wieder sprach da ein entsprechendes Wort: „Das ist der Grund; ich weiss es, Freundinnen; hört einmal! Ein Zauberer hat die Jungfrau mager werden lassen, indem er ihre Figur auf ein Amulet zeichnete, oder durch Beschwörungen, die sie aus dem Wege räumen sollen und ähnliche.“(20) Darauf sprach da eine Andere unter ihnen, reich an Verstandesschärfe: „Ich kenne die Ursache, Freundinnen; gewiss, das wird es sein! Sie hat im Traume irgend etwas gesehen und hält es nun für Wahrheit; und unter dieser Sorgenbürde ist ihr Leib erschlafft.“ — So kamen sie, allzumal im Herzen voller Besorgniss und Staunen, der Sache nicht recht eigentlich auf den grund.
Als nun diese Freundinnen den wahren Sachverhalt nicht erkannt hatten, kam die Amme der Gazellenäugigen herbei, um den Fall zu entscheiden. Sie war in allen Dingen bewandert, kundig der Lust des Tanzes; eine geschickte Betrügerin der Dreiwelt, gleichsam eine zweite Mōhinī. (25) Sie brachte Männer und Frauen, die (von einander) fern waren, innig zusammen; sie war im Stande, den mit Liebe zu erfüllen, der im Herzen keine hegte. Im Kindesalter schon auf Liebesgeschichten versessen, war sie im Stande, jedes Herz zu rauben und liess sich das ihrige von jedem rauben. — Sie also kam einst in der Nacht, verneigte sich vor Jōlēkhā und erzählte, was sie ihr früher für Dienste gethan hätte: „Ich halte dich für einen Blumenstrauss im Garten der Anmuth; alle Lotusäugigen sind durch dich von den Dornen der Sorge getroffen. Immer sei dein Herz voller Freude, du Schöne; sei stets frei von Kümmerniss und zeige ein lächelndes Antlitz. (30) Durch deinen Glücksstern, du Schönbrauige, hast du die höchste Stellung erreicht: jetzt magst du ein Wort von mir Schutzlosen hören. Als du Schöne glücklich geboren wurdest, war ich allein im Schlafgemache und wischte alle Feuchtigkeit u. s. w. bei der Entbindung auf. Mit Wassergüssen, die mit wohlriechenden Sachen parfümirt waren, bereitete ich dann das Bad, worauf dir der Name Uttamagandhā gegeben ward. Dann reichte ich dir, du Schönbrauige, die Brust, durch deren Genuss du von Tage zu Tage zunahmst, den Augen Wonne bereitend, der Mondsichel ähnlich, mit allen Malen versehen, von ausser—
ordentlicher Schönheit und von sehr zartem, untadeligem Körper. (35) So oft du Schönbrauige in der Nacht oder am Tage, je nach Belieben, auf einen Augenblick die Augen im Schlafe schlossest, wachte ich und dachte besorgt im Herzen:,Wann wird diese tugendgeschmückte Schöne wieder aufstehen?‘Als du, mit beweglichen Augenwinkeln Versehene, den Wunsch hegtest zu gehen, wobei du mit deinen sehr zarten Knöcheln bald hinfielst, bald wieder aufstandest, da empfand ich grosse Freude, indem ich mein Glück aufgehen sah, und neigte mein Haupt ehrerbietig vor deinem Fusslotus. Was du Schönbrauige auch immer an auf Erden schwer zu erlangenden Sachen wünschtest, das habe ich, um dein Herz zu befriedigen, beschafft und dir gegeben. (40) So habe ich dir damals gedient, du Schlanke; und auch jetzt noch ist mein Herz wahrlich treu gehorsam. Ich weiss, Lotusäugige, dein Herz ist von Sorgen erfüllt: warum verbirgst du sie vor mir, du Schöne? Sage jetzt die Wahrheit: wer hat dir so arg Böses gethan? Ach, was bist du, die du die Sorge nicht kanntest, in dem Meere des Kummers untergegangen? Sage, Holde, was bist du wie irrsinnig geworden? Oder wie kommt der Kummer in dein Herz, Schönäugige? Warum bekommt dein Gesichtslotus von Tage zu Tage bleichere Farbe, du Schöne? Was entringen sich dir zahlreich deine Seufzer, an Glut ähnlich dem Feuer eines Waldbrandes? (45) Warum bist du Sonnenschöne bei dem Eintritt der Sorgennacht untergegangen? Warum bist du in der Jugendmorgenröthe wie eine Mondsichel geschwunden? Doch ich weiss es ja: irgend ein wie der Mond Schöner hat dir deine Seele geraubt; sage mir die Wahrheit, ich will ihn ausfindig machen! Wenn du Schönbrauige einen Mann gesehen hast, der im Himmel wohnt; der bei seiner Erschaffung die Gestalt von den Göttern erhielt und an dessen Erlangung man nicht denken soll, so will ich jetzt auf dein Geheiss einen Zauberspruch anwenden, der sogleich Erfolg haben soll; ihn herbeiholen und dir sofort zeigen, kraft meines Wissens. Oder wenn du Schöne einen erblickt hast aus dem Geschlechte der Gandharven oder einen Waldbewohner, der auf Erden an Schönheit unerreicht ist, (50) will ich auf deinen blossen Wink hin ihn mühelos fesseln und vor dich hinstellen, die du Augen hast wie aufgeblühte Lotusblumen. Was für ein Wunder ist es wohl,
durch Klugheit cinen Mann aus dieser Welt willfährig zu machen! Auf deinen Befehl mache ich selbst das Schicksal botmässig! So weit reicht meine ausserordentliche Macht, Schönäugige; lass die Sorge und gieb mir deinen Befehl, ich vollziehe deinen Auftrag.”_ Als die Königstochter das Wort der Amme vernommen hatte, welches gleichsam Nektar für ihre Ohren war, hörte sie sogleich auf zu seufzen und sprach: „Ich weiss nichts weiter zu sagen als die Wahrheit, die den Antlitzmond mit einer Thränensternenschaar umgeben hat. (55) Ach, Mutter, ich darf es nicht sagen! Das Haus meines Herzens ist mit dem Riegel Schamgefühl verschlossen, den zu öffnen nur der schwer zu findende Schlüssel Klugheit geeignet ist. Doch höre; ich will es erzählen, wenn du Neugier im Herzen hast. Es ist die Wahrheit: zu niemandem sonst habe ich Zutrauen ausser dir. —Nicht in hunderten von Jahren sogar könnte ich die Schönheit des ausserordentlich liebreizenden unbekannten Irdischen schildern, den ich heute im Traume gesehen habe. Wenn es Manmatha ist, dann ist sicherlich dieser Käma ohne W
unsch: denn wahrlich nicht durch meinen
b
lossen Willen entsteht die Liebe (zu mir) bei männlichen Wesen.
Wi
sollte der hamsa sich mit ihm vergleichen können, der tief unter ihm steht und gleichsam farblos erscheint! Und doch wohnt dieser Nicht–hamsa im Mānasa meines Herzens! (60) Der süsse Geschmack des Mundes muss wohl recht beissend werden, wenn er seinen Namen nicht ausspricht; aber der bittere Geschmack dürfte honigsüss werden, wenn er dessen Nennung vornimmt. Was soll ich thun? Schwer ruht jetzt die Sorge in meinem Herzen, Mutter. Gieb einen guten Rath und schütze mich Hilflose wie früher mit deiner Klugheit.“—Als die Amme diese Rede der Königstochter vernommen hatte, ward sie bestürzt und stand starr da wie auf einem Bilde, indem sie immer wieder daran dachte: „Erst hast du gesagt, alle deine Aufträge will ich ausführen!“—Als sie nun darauf ihre Wundergeschichte gehört hatte, gab sie ihr viele gute Ratschläge: „Höre aufmerksam zu, Schönbrauige, und lass deinen Leib nicht hinwelken: wie soll ich jemand ausfindig machen, der seinen Namen nicht genannt hat?“(65) So sprach sie dann weiter zunächst zu ihr: „Es erscheint als das Werk irgend eines Zauberers, welches durch Blendwerk stets so wundersam wirkt. Nachdem der Zan—
berer die ausserordentliche, durch Blendwerk an einem Manne dargestellte Schönheit dir gezeigt hat, verschwindet er wieder, wobei er dein Herz gleichsam mit Gewalt raubt.“—Als die Königstochter das gehört hatte, sprach sie bedächtig: „Kein Zauberer kann je solche Schönheit zur Schau stellen!“—Nach diesen ihren Worten entgegnete die Amme freundlich folgendes Wort: „Ich denke, Schöne, es ist ein Traum! Ein solcher Traum in Gestalt eines Trugbildes ist vielfach bekannt: im Geiste vorgestellt, in den Augen entstanden, von dem Ohre geschaffen, an bestimmten Orten erschienen; (70) alle aber sind eitel, Schönbrauige, selbst einer, der künftighin irgendwo in Erfüllung gehen mag. Darum sorge dich nicht im Herzen über einen solchen, der Lügen vorbringt.“—Ihr antwortete darauf die Jungfrau, die Tochter des Weltherrschers: „Wenn der Traum eitel ist, weshalb halten dann die Verständigen so viel davon? Die Weisen sagen, zweierlei sei verbunden mit dem Entsprechenden: Wahrheit sei verknüpft mit Wahrheit, das Gegentheil mit dem Gegentheile.“—Ihr antwortete darauf die treffliche Alte, das Herz von Sorgen voll: „Du allein bist reich an Klugheit; darum lass dies Uebermaass von Kummer.“ —„Mutter, so sage mir doch einmal, wie sollte ich mein eigenes Ich unglücklich machen, wenn das in meiner Hand läge? (75) Sicherlich ist ja jetzt die That der Klugheit, die in meiner Hand lag, daraus entschlüpft; mein Geist, von der Sorge um jenen beständig erfüllt, gehorcht mir nun nicht mehr. In dem Hause meines Herzens ist jetzt ein buntes Gemälde, wie eine Linie in den Felsen, so gewaltig fest eingeprägt, Mutter, dass dein Wort die Sorge meines Herzens nicht zu erschüttern vermag, so wenig wie Windesschnelle oder Wasser eine in den Felsen eingegrabene Linie.“—Als die Amme merkte, dass ihr Herz infolge der Liebe sorgenkrank sei, da schwieg sie, höchlichst erstaunt, da sie keinen Rath mehr zu geben wusste. Sie begab sich aber ungehemmten Laufes zu dem im Harem befindlichen Könige, verneigte sich vor ihm und erzählte ihm bedächtig die Geschichte mit seiner Tochter. (80) Als der Erdherrscher diese Begebenheit vernommen hatte, war er voller Erstaunen und gedachte, wie gewaltig die unabänderliche Nothwendigkeit in der Welt sei.—
Heldisch ist das Herz derjenigen Menschen, die der Leiden-
schaft der Liebe wehren; denn sie allein kann die Sorge bannen, die aus dem Dasein erwächst. Mitten in die Natur tretend, erstrahlt sie nach allen Seiten feuerbrandgleich und verbrennt Mässigung und Besinnung wie einen Holzstoss. Niemals empfindet ein Verliebter Furcht vor übler Nachrede; dem Grase gleich gilt ihm stets der gewaltige Berg des Tadels. Je mehr ein Verliebter stets strenge getadelt wird, desto fester hängt sein Herz nur daran, immerdar. (85)
So schwand auch sie nun ein Jahr lang Tag und Nacht dahin wie die Mondsichel; dann aber nahm ihr Glücksmond wieder zu. Einstmals erstrahlte die Jungfrau, inmitten ihrer Thränenfluth, die roth erglänzte von der Dämmerung Leidenschaft, wie die Mondsichel. Da redete sie folgendermassen allein mit dem Schicksale: „Ach, warum hast du meine Glückssonne erbleichen lassen? Warum hast du meinen Leib gekrümmt wie einen Bogen? Warum hast du mein Herz zum Ziele für den Pfeil des Tadels genommen? Du hast mein Herz jenem Erbarmungslosen ausgeliefert, von dem ich nichts erfahren habe als den höchsten Kummer. (30) Du hast in mein Herz das herrliche Licht der Liebe zu ihm gesteckt: doch warum zeigt sich der ausserordentlich Schöne nur im Traume? Warum verkürzt sich der Schlaf, wenn ich ihn im Traume erscheinen sehe und warum bleibt er nicht lange in meiner Nähe? Aber ich bin gewiss, dass derselbe Schlaf mit dem Aufgange des Glückes gesegnet ist, indem ich dann den zarten, schönäugigen Geliebten erblicke. Wenn durch Schicksalsfügung mein Glück erblüht, will ich selbst diesen meinen Geliebten im Schlafe mir vereinigen, indem jenes erwacht." —Als die Jungfrau, über die Trennung von ihm höchst betrübt, so gesprochen hatte, fand sie nach der dritten Nachtwache Schlaf. (95) Als sie etwas eingeschlafen war und die Augen geschlossen hatte, aber im Geiste gleichsam wachte, kam jener herbei. Sobald die Jungfrau den Geliebten, geschmückt mit dem ausserordentlich schönen, den Mond übertreffenden Leibe, erblickt hatte, so wie sie ihn früher gesehen, da war sie voller Wonne. Sie erhob sich von dem Lager, fiel ihm zu Füssen, verneigte sich und sprach darauf gewinnend das Wort: „Wer dich geschaffen hat als Ersten unter der Perlenschaar der Ausgezeichneten; wer dich zum Vorschein gebracht hat, gleichsam den Mond, entstanden aus dem Meere der
Anmuth; wer dein Haar, das an Weichheit und Locken reiche, so herrlich geschaffen und es zu einer Schlinge gestaltet hat, die Gazelle meines Herzens zu fesseln; (100) wer dich gleichsam zum Kronjuwele unter allen Edelsteinen gesetzt und dich den Allerschönsten unter den Schönen genannt hat; wer deinen schlanken Leib gerade wie ein Rohr gebaut und dein schönes Antlitz, das lotusgleiche, reich mit dem Glanze des Lächelns versehen hat; wer deinen Leib auf Erden mit ausserordentlicher Anmuth geschmückt hat — bei eben diesem Herrn der Welt beschwöre ich dich: lass, o Herr, lass nun die Härte deines Herzens mir gegenüber fahren; gönne mir heute aus deinem Munde ein Wort, das von Nektar trieft. Sage mir jetzt aufrichtig, durch welche Kasteiung du diese herrliche Schönheit gewonnen hast und von wem du stammst; heftig begehrt mein Herz, es zu erfahren. (105) Wie hast du, dessen Schönheit ich doch nur im Traume gesehen habe, mir mein Herz mit Gewalt rauben können? Erbarme dich jetzt meiner und sprich: Seit ich im Traume deinen Antlitzlotus gesehen habe, seitdem, Herr, ist mein Herz von hundert Sorgen voll.“—Lächelnd sprach der in allen Dingen Erfahrene, sie gleichsam von Neuem bestrickend, bedächtig, indem in ihm ein leiser Wunsch aufstieg: „Ich bin kein Götterspross, noch stamme ich von den Gandharven; wisse, Schönbrauige, dass ich aus dem irdischen Geschlechte stamme und aus den fünf Elementen bestehe. Wenn du dein Herz heute wirklich in inniger Liebe mir zuwendest oder wenn dies dein Wort Wahrheit ist, Schönäugige, (110) so bewahre mir diese Liebe auch ferner wie bisher und harre einige Zeit, Schönbrauige, auf die endliche Vereinigung mit mir. Wie in deinem Herzen, du Schöne, die Liebe zu mir wohnt, so wisse, ist auch das meinige stets ergriffen von der Liebe zu dir.“— Nachdem er so gesprochen hatte, verschwand er, ohne seinen Namen genannt oder seine Heimath angegeben zu haben; sie aber erwachte. Voller Freude sprang sie vom Lager auf, die Tochter des Erdherrschers; aber als sie den Geliebten wieder nicht sah, empfand sie doppelten Kummer. Früher war ihre Sorge nur gering gewesen, da sie ihn im Traume nur sah; nun aber ward jene ausserordentlich gross, nachdem sie mit ihm zusammen gesprochen hatte. (115) Immer gedachte sie ihrer starken Liebe; immer sang sie sein Lob; immer trug sie ihn im
Herzen; immer war sie voll höchsten Staunens. Wie irrsinnig war sie da, die Augen von Ḍākinī beherrscht; der Schmetterling Verstand flog wieder in das Feuer Sorge. Als bei Tagesanbruch die Schlanke aufgewacht und vom Lager aufgestanden war, da hatte sie, das Herz voll Sehnsucht nach jenem, keine Erinnerung mehr. Das Gemüth dieser Gazellenäugigen war erfüllt von vielem Kummer; das hätte niemand beschreiben können, selbst nicht in hunderten von Jahren. Da stürzte die Schlanke wie ohnmächtig zu Boden, gleichsam wie die oberste Knospe am Lotus, versengt von den Strahlen der Sonne der Sehnsucht nach jenem. (120) Bald liess sie ihren Thränen freien Lauf, bald zeigte sie ein lächelndes Antlitz; bald war sie ganz bei Verstande, bald geberdete sie sich als Irrsinnige. Bald legte sie einen Kranz auf das Haupt, bald ihre Hand; bald lief sie nackend hinaus, bald mit herrlichen Gewändern bekleidet. Bald ruhte sie auf dem Erdboden, bald auf einem kostbaren Lager: giebt es in der Welt etwas Ungewöhnliches, was sie nicht vollbrachte?— Als ihre Gespielinnen sahen, dass die Jungfrau im Herzen infolge der Trennung Sehnsucht empfand, umgaben sie sie wie die Sterne die Mondsichel. So oft aber der Kreis der Freundinnen unterbrochen war, entwich sie auf diese Weise eiligst, pfeilgeschwind. (125) Wohl könnte man ja den Wind in der Hand festhalten oder Feuer in einem Baumwollenballen; aber niemand hätte ihren Sinn zügeln können. Da gingen sie alle zusammen zu Tāimōsa, die Herzen voller Furcht und schilderten ihm diese Begebenheit.
*
IV.
„Höre, Erdherrscher! Deine Tochter scheint etwas irrsinnig geworden zu sein; doch wissen wir nicht, aus welcher Veranlassung, bester der Männer. Fürst der Könige, mit aller möglichen Sorgfalt ist deine Tochter von uns bewacht worden; aber sie kommt nicht wieder zu klarem Verstande; gieb du ein Mittel an.“— Als der Herr der Völker ihre erstaunlichen Worte gehört hatte, sträubten sich ihm für einen Augenblick die Härchen am ganzen Körper1¹), da er ja keine andere Tochter hatte. Dann überlegte der beste der Männer, wie er sie behüten könnte, und
da er kein anderes Mittel sah als Gefangenschaft, sprach er darum zu seinen Dienern allen: „Es werde schnell ein aus Gold und Silber bestehender Gürtel, eine entrollte Schlange gleichsam, gefertigt. (5) Mit dieser schlangenartigen Fessel gebunden, wird die Schöne ihren irren Zustand verlieren.“—Also thaten die Dienstbeflissenen. Nun glänzte ihr Füssepaar, von den Dienern mit diesen Banden gefesselt, wie ein Schatzhaus, bewacht von einer Schlange. Ja, die an ungewöhnlichen Tugendperlen in Menge ausserordentlich reiche Königstochter kam da noch über das Schatzhaus. Gefesselt mit diesem Bande, welches aus Gold und Silber bestand, hätte sie für Nāgasēnā gehalten werden können. Als ihr Füssepaar nun mit dieser Fessel gebunden war, sprach sie, das Auge zwar von Thränen gefüllt, aber doch voll Milde also: (10),, Mein Leib ist ja schon gefesselt mit der Liebesfessel, der schwer zu entrinnen ist; was soll mir nun diese noch? Wahrlich, mein Körper ist kraftlos und abgemagert; belastet ihn jetzt nicht nutzlos damit! Ich habe jetzt nicht mehr die Kraft, die immer wieder aufsteigenden Seufzer auszustossen; ebenso wenig, irgend wohin zu gehen oder zu stehen. Wozu werde ich mit der gewaltigen Fessel gebunden? Warum ferner wird mein Herz von dem Schwerte Härte zerfleischt? Keinen Verstand hat der Gärtner, wahrlich, der den von selbst im Boden wurzelnden Baum mit der Fessel eines Strickes festband, aus Furcht, er könnte weggehen! (15) Die Qual der Fesselung u. s. w. gebührt dem Räuber, der mir Gazellenlammäugigen gewaltsam das Herz geraubt hat; der sich im Traume zeigt, um ein Blendwerk vorzuspiegeln und nur einen Augenblick bleibt, während er sich leibhaftig sehen lässt. Doch darin habe ich Glück gehabt, dass ich in diese Fessel gelegt worden bin: damit werde ich heute den Geliebten binden, wenn er im Traume erscheint. Nachdem ich ihn recht fest gebunden habe, werde ich den Geliebten vor mich hinstellen, damit ich sein so schönes Angesicht lange schauen kann. — Doch was habe ich Thörin gesagt? Ich will den Geliebten gefesselt vor mich hinstellen? Weiss ich nicht, dass eine Zartheit wie die seine nur sehr schwer zu fesseln ist? (20) Der Staub, der, auf sein Gewand gefallen, hier und da bemerkt wird, kommt mir sicherlich vor wie eine Bergeslast für ihn. Gewiss ist die Pein, welche die
Fesselung verursacht, besser für mich, ihn möge sie nicht treffen: verzeihe, Herr, das böse Wort!“—
Mit solchen trefflichen Reden erfreuen sich Verliebte in ihrer Leidenschaft, beseligt auf Erden und ganz versunken darin. So war auch die Königstochter, das Herz voller Liebe, stets erfüllt von dem Gedanken an ihn und rechnete ihre Schmerzen für nichts. Bald war sie krank von dem Jammergeschrei wegen der Trennung, bald war sie voller höchster Wonne im Seingedenken. (25) Komm heute, komm, Liebe, du Bringerin vieler Wonnen: für wunderbar halte ich den Pfeil, der den Feinden gegenüber deine zwiefache Kraft besitzt! Du machst den Verständigen gelegentlich zum Irren; ebenso gut bist du im Stande, einen Irren verständig zu machen. Wenn das Herz fest hängt an dem lockigen Frauenhaar, dann bringst du den Verständigen in den Zustand eines Irren; der Mensch, dessen Herz frei von solcher Sorge ist, der ist sicherlich durch dich auf Erden zn einem Verständigen gemacht worden.
Da war nun die Jungfrau nachts, des Verstandes beraubt, im Hause voll Schmerzen über die Trennung von ihm und von Liebe verwirrt. (30) Mit den Wassertropfen, die aus ihren udērā= knospenähnlichen Augen fielen, bedeckte sie allenthalben die Erde, wie mit Perlen. Aus der Schale des Kummers trank sie den Wein ihres eigenen Blutes und klagte über sich selbst, nachdem sie vor das Gesicht einen Schleier gethan hatte: „Wenn ich seinen Namen weiss, will ich ihn immer flüstern; wenn mir seine Heimath bekannt ist, will ich dahin bezaubert gehen. Lange habe ich wie eine Knospe das Blut des eigenen Leibes getrunken; von dieser Sorge gar sehr erfüllt ist Tag und Nacht mein Herz. Siehe mich an mit deinem Auge: wenn ich nicht würdig bin, in deinem Hause deine Frau zu sein, will ich Sklavinnenarbeit verrichten. (35) Möge es auf dem Erdenrunde keine Unglückliche geben, die mir ähnlich sei und keine, die stets und allerwegen Brüdern und Verwandten so tadelnswerth erschiene wie ich. Bei meinem Anblicke wird heute mein Vater schamerfüllt; alle meine Sklaven- und Sklavinnenschaar hat mich verlassen und ist weggegangen. Ich allein bin, von Sorgen gequält, in dem Meere des Kummers tief versunken: pfui über dies mein Dasein, das von zahlreichem Unglück kranke! Warum habe ich
es auf dieser Welt der Sterblichen erlangt? Besser wäre für mich der Tod!“— Während sie so sorgenkrank war, schlief sie ein, und in demselben Augenblicke erschien Jener, den sie früher schon erblickt hatte. Sobald sie den so schönheitbegabten, vor Allen ausserordentlich liebreizenden Geliebten erschaut hatte, erhob sich die Schöne von dem Lager dort und umschlang seine Füsse. (40) Nachdem das geschehen war, sprach sie voll Milde das freundliche Wort, indem sie ihn mit fürchtsamen Augen anblickte und immer wieder seufzte: „Warum, Herr, willst du mein Unglück nicht kennen, das aus der Trennung von dir entstanden ist? Nicht Glück noch Schlaf finde ich: warum fühlst du kein Mitleiden? Sage heute die Wahrheit, Herr: wo steht dein Haus und ferner, wie nennst du dich? Schütze mich Zuflucht Suchende!“—Als er das gehört hatte, antwortete er lächelnd, die Brauen in seinem Antlitze verziehend: „Höre aufmerksam zu, Schönbrauige; ich will dir die Wahrheit sagen: meine Heimath nämlich ist das in dieser irdischen Welt berühmte, Mēsra genannte Land, und ich ferner heisse Ajējamēsra, du Schöne.“(45) Nach diesen Worten verschwand er, die Tochter des Männerfürstendort aber erwachte sogleich, von Freude erfüllt wie ein Verstorbener, wenn er das Leben wiedererlangt.—
Die Weisen, die bei dem Durchforschen des Meeres der Bücher eine Menge verschiedener Dinge finden, erzählen folgendes höchst wunderbare Geschehniss: Einst war allein der grosse Herrscher vorhanden, der wiederum durch die Māyā den höchsten Menschen namens Ādama schuf, damit dieser die Schöpfung vollbrächte. Er, der immer freien Zutritt (bei Gott) hatte, vollbrachte höchst beschwerliche Askese, worauf ihm der Erhabene erfreut wiederum seinen Anblick gewährte. Als er diesen hinter dem Schleier der Māyāstehend geschaut hatte, sah er nun die in dessen Nähe befindlichen Wesen: (50) Die Pāigambhara’s mit der Bezeichnung der Sādhya’s sah er da stehen auf der einen Seite, mit einer Menge Flaggen und Sonnenschirmen, wie sie den Höchsten anbeteten; auf der anderen Seite die Siddha’s genannten Āulēya’s aufgestellt; anderswo wieder zu tausend Millionen von Millionen die erschaffenen Wesen. Während er mit vor Staunen weitgeöffneten Augen die hehre Versammlung betrachtete, erblickte er einen lebenden trefflichsten Mann
mit Namen Yōsōbha. Bei dem Anblick dieses liebreizenden Mannes versank er in tiefes Nachdenken: „Wer ist dieser Lotusblattäugige und wessen Sohn wird er werden?“—Als Ādama dort so in seinem Herzen eifrig überlegte, erhob sich plötzlich eine Stimme, die auch er nun vernahm: (55) „Mache dir keine Sorge; dieser Knabe wird einst in deinem Geschlechte geboren; und durch seine Geburt wird dein Name berühmt werden. Er wird in dem Hause eines Mannes namens Yākōbha geboren werden, Wonne bereitend den Augen der Welt durch seine irdische Schönheit. In dem Garten des Geschlechtes Jenes wird dieser mit mehr denn Löwenstärke Begabte vermöge seiner grossen Macht die bösen Wesen zur Ruhe bringen. Er ist für das Herz des Khalēlōlāhaka das, was für das Meer das Götterjuwel ist; nicht gleicht ihm die Sonne an Majestät, noch der Mondschein an Liebreiz. So oft er von der Schultergegend seinen Mantel wegnimmt, wird er immer wieder im Stande sein, den Menschen ihr Herz zu rauben. (60) Denn niemand dürfte wohl seine herzberückende Schönheit zu schildern vermögen; dadurch gerade wird er sicherlich in der Welt berühmt sein. Immer mit herrlichen Gewändern bedeckt und stets mit einem Diadem geschmückt wird die Sonne seiner Stirn der Nacht der Sünde ermangeln. Der hochragende, an das Himmelsrund reichende Mondschein seines Palastes wird, mit allen möglichen Edelsteinen geschmückt, in der Welt berühmt sein. In dem Lande namens Mēsra wird er König sein, das Stirnjuwel der Könige, wegen seiner Beliebtheit auch mit dem Namen Ajējamēsra benannt. Aber seine Brüder, die zwar seine wundersame Schönheit und den Aufgang seines Glückes sehen, werden doch eifrig nach anderen Perlen streben. (65) So ist es von mir bestimmt; du jedoch, der du zum Herrn der Welt gesetzt bist, gieb ihm, was du verleihen willst, falls dein Herz sich daran erfreut.“—Als er nun dies wunderbare Wort gehört hatte, faltete er die Hände und sprach voller Freude, das Haupt in Demuth geneigt: „Von der Schönheit auf dieser Welt seien vor deinem Angesichte zwei Theile diesem von mir geschenkt, den übrigen Wesen ein Theil. Niemand möge dessen Schönheit ähnlich sein; dadurch mögen die Uebrigen keinen Vergleich mit ihm aushalten können, wohl aber er mit den Anderen.“—Nachdem er diese Unterredung beendet hatte, trat er freudigen Gemüthes vor,
umarmte und küsste ihn sacht auf den Mund (70) und begab sich dann, nachdem er ihn gesegnet hatte, auf die Erdscheibe; denn um die Schöpfung zu vollbringen war er abgesandt; und so schuf er die glänzende. In dieser Welt nun schlagen alle Menschen die Trommel ihres Namens, sobald sie die schönheitgeschmückte Zeitlichkeit erreicht haben. Diese aber nennen die Weisen ganz aus der Māyābestehend: durch die mannichfachen Gestalten bekommt sie Ansehen, wobei sie diese immer wieder offenbart. Bald wird diese Māyā infolge ihrer Unbeständigkeit die Zeitlichkeit als erbärmlich erscheinen lassen; bald ist diese gesegnet infolge des Gegensatzes der Geburten u. s. w.
Nachdem jener, Ādama mit Namen, die Schöpfung vollbracht und aus der Welt der Menschen gegangen war, wurde sein Nachkomme, Śētha mit Namen, der Herrscher in dieser Welt. (75) Als dieser wieder in den Himmel eingegangen war, nachdem er wundersam mächtig geherrscht hatte, beschirmte dann sein Sohn, Edrēsa mit Namen, die Schöpfung. Nachdem dieser dahin gegangen war, wo nur noch der Name übrig ist, ward auf der Erdscheibe Nāuha mit Namen König, der die Unterthanen gerecht beherrschte. Als dieser zur Welle im Meere der Māyā geworden war, wurde nun der Tugendhafte, Khalēlōlāhaka mit Namen, Herrscher. Als dieser tugendhafte Fürst in den Himmel gestiegen war, wurde wiederum sein Nachkomme, mit Namen Esahāka, Herrscher. Nachdem auch dieses hohe Wesen dahin gekommen war, wo nur noch der Name übrig ist, ward auf der irdischen Welt ein Hochgemuther namens Yākōbha König. (80) In dem Lande Kanānaghōṣa sitzend, beherrschte da der Fürst von überaus mächtiger Gewalt die Länder Mēsra, Śyāma u. s. w. Umgeben von den Mengen seiner Tausende von Elephanten und Rossen erglänzte das Stirnjuwel der Fürsten, indem dieser Männerfürst solch unvergängliches Königsspiel trieb. Zwei Frauen hatte der Herrscher, versehen mit den trefflichsten Vorzügen von Schönheit und Charakter, aus edlem Geschlechte stammend, geduldig in den Thaten der Frömmigkeit und strahlend schön. Die eine von ihnen bekam elf gewaltig starke Söhne, die andere gebar nur eine einzige Perle von Kind, jenen Yōsōbha mit Namen. Nachdem so die Söhne geboren waren, fand der Erdherrscher namens Yākōbha das wahre Glück nur bei dem Sohne, der Yōsōbha hiess. (85)
Diesen gerade nahm der Herr der Erde auf die Schulter und ging drinnen und draussen unaufhörlich umher, wobei er die höchste Befriedigung fand. So sehr wuchs die Liebe zu diesem Knaben, dass der Erdherrscher die anderen gleichsam als nichtgeboren betrachtete. Wie wird der Hindernisse bereitende Schöpfer diese Beiden später trennen, nachdem er sie erst durch die Māyā zu ihrer Beider Freude in Liebe so vereinigt hatte! Ach, wie ist von einem anderen, übel berathenen Schöpfer ohne Verschulden Jenes hierbei so thöricht Beistand geleistet worden!
So war die Geburt, so das Glück und so die Liebe mit dem Vater, als dem zwei Jahre weniger eins alten Kinde die Mutter starb. (90) Als das Schicksal diese Unthat vollbracht hatte, ward der Oberherr namens Yākōbha dort sammt jenem Knaben bekümmert. Die andere Mutter gab ihm, trotz der Bitten des Fürsten, ihre Brust nicht, da sie in ihm das Kind der Nebenbuhlerin erblickte und im Herzen kein Mitleiden verspürte. Nachdem darauf der König vielfach überlegt hatte, gab er ihn seiner Schwester, und diese Ehrwürdige pflegte ihn in Liebe, da sie selbst keine Kinder hatte. Von Tag zu Tag zunehmend, fand er, der des glücklichen Besitzes der Mutter entbehrte, doch Befriedigung, da er diese Tante zur Mutter bekommen hatte. Durch sein lallendes Plappern und ebenso durch seinen strauchelnden Gang, wobei er hinpurzelte u. s. w. erweckte der Knabe bei ihr Liebe. (95) Die Schönäugige ward gefesselt von der Schlinge seiner Liebe und war unfähig, auch nur einen Augenblick ohne ihn zu sein. In der Nacht hätschelte sie das Kind, während sie ohne Schlaf war, und am Tage that sie keine Arbeit weiter als ihn ansehen. Auch sein Vater, der Tag und Nacht immer voller Sehnsucht nach ihm war, glaubte nicht, dass ihm irgend ein Glück durch die anderen herzerfreuenden Söhne kommen könne. Von der Sorge um ihn war er gequält, sodass die Thränen ihm den Blick trübten; er kannte selbst den eignen Leib nicht mehr und stiess immerfort Seufzer aus. Einstmals kam der Erdherrscher unter vielen Ehrenbezeugungen zu seiner Schwester, nahm seinen Sohn auf den Schooss und sprach darauf freundlich folgendes Wort: (100) „Du nur allein bist im Stande, mich mit Wonne zu erfüllen, der ich betrübt bin durch die Qual der Trennung von Yōsōbha; kein anderes Mittel giebt es. Wie du
diesen Knaben unter vielen Mühen wirklich erzogen hast, so hilf auch mir, der ich von Sorgen um ihn krank bin, du Schöne. Gieb mir jetzt den wunderbar anzuschauenden Sohn zurück; ich bin nicht mehr fähig, die Qual der Trennung von ihm zu ertragen.“—Als sie dies Wort des Bruders vernommen hatte, war sie wie auf der Schaukel befindlich und sprach, nach aussen voller Liebe, drinnen aber voller Hass: „Bruder, nimm heute den gar herzerfreuenden Sohn mit; du allein bist mir immer ehrwürdig, denn in deiner Hand liegt mein Leben.“ (105) Nachdem sie so gesprochen hatte, gebrauchte sie eine schlaue List, dass der Fürst seinen Sohn nicht bekommen, aber auch den Betrug nicht merken sollte: von einem Vorfahren war ihr ein gewisses, Gewand überreicht worden, mit dem bekleidet man im Herzen von Gier befreit und auf Busse bedacht war. Dieses Gewand versteckte sie nun unter dem Kleide des Knaben, führte ihn herbei und gab Jenem seinen Sohn zurück. Als er mit vor Freude weit geöffneten Augen seinen Sohn in Empfang genommen hatte und aus ihrem Hause herausgetreten war, hörte der Fürst folgenden Ruf: „Ach, wehe! Was ist da geschehen? Jemand hat mir jenes schöne, kostbare Gewand gestohlen, mit dem bekleidet man von keiner Sünde besudelt wird!“—(110) Als er das gehört hatte, kehrte er mit dem Sohne um; die Uebrigen traten an einer Stelle zusammen, von Furcht erschreckt, und thaten einzeln, einer nach dem andern, verstörten Herzens einen Eid; er selbst that desgleichen und begann dann jenes Gewand zu suchen. Nachdem er alle Kleider hatte ablegen lassen, ohne irgendwo etwas zu finden, liess er endlich den Knaben kommen und untersuchte ihn ebenfalls. Da fand er unter seinen Kleidern versteckt das kostbare Gewand, worauf er sprach: „Das Kind hat es in seinem kindlichen Sinne gestohlen! Ich habe das treffliche Gewand wiedergefunden; der Dieb da werde gebunden, damit er nicht nochmals, von seiner Klugheit bethört, eine solche That vollbringt.“ (115) In jenem Land galt das Gesetz: wer jemanden bestiehlt, wird darauf dessen Sklave, wenn er bei dem Diebstahle gefasst wird. So machte sie durch ihre List den Knaben, der gegen seinen Willen einen Diebstahl verübt hatte, zum Scheine zum Sklaven; der Fürst aber kehrte darauf heim. Nachdem die Zarte diese höchst wunderbare That vollbracht
hatte, lebte sie zusammen mit jenem Knaben, beständig froh. Endlich aber befiel durch Schicksalsfügung die über seine Erlangung Erfreute ein hitziges Fieber, und sie ging dahin, wo nur noch der Name übrig bleibt. Als der Bruder dieser Gazellenlammäugigen von diesem Geschehniss gehört hatte, kam er herbei und holte seinen herzerfreuenden Sohn wieder. (120) Nachdem er diesen geliebten, mit allen Malen versehenen Knaben zurückerhalten hatte, hielt er sich gleichsam für neugeboren und war erfreut. Was es immer für recht schwer zu erlangende, freudenbereitende Dinge auf Erden giebt und was immer in dieser Welt als wonnebringende That gerühmt wird —das alles hatte er sogleich durch seinen blossen Anblick erreicht. Wegen seiner Beliebtheit bei allen Leuten und wegen seiner unvergleichlichen Schönheit bekam er auf Erden mit Recht den Namen Ajējamēsra. Noch einen Anderen gab es dort mit demselben Namen, aber nicht denselben Vorzügen, das war der durch seinen Ruhm weltberühmte Minister eines gewissen Erdherrschers. So hatte sie das im Traume Vernommene nicht dem wahren Sachverhalte nach verstanden und hielt den Minister Ajējamēsra und jenen für eine Person. (125) Darum sagen Einige, der Traum sei von der Māyā geschaffen, wie denn jene Jungfrau, die Tochter des Männerfürsten, von ihm verblendet wurde. Bei diesem Sachverhalte trifft sie keine Schuld: ein vor Liebe Blinder hält in seiner Leidenschaft selbst Unwahrheit für Wahrheit!
Als die Tochter des Männerfürsten nun das so theuere Wort aus dem Munde des Geliebten vernommen hatte, hielt sie sich gleichsam für neugeboren.
*
V.
Am andern Morgen erhob sich die Jungfrau, die alle ihre Wünsche erfüllt sah, und bekam nun ihre Besinnung wieder, nachdem sie jenen Zustand des Irrsinnes aufgegeben hatte. Durch die Unterhaltung mit ihm hatte sie alles wieder erlangt, was er ihr gewaltsam geraubt hatte: am Körper Stärke, im Leben Glück und in der Seele Besinnung. Wie eine Irrsinnige eingeschlafen, da ihr jener die Hoffuung genommen hatte, erhob sich die Jungfrau mit klarem Verstande, nachdem sie seine wundersame Anrede gehört hatte. Sobald er im Traume so wunderbar seine
Heimath und seinen Namen angegeben hatte, seitdem hatte die Gazellenäugige Besinnung u. s. w. wiedererlangt. Nun rief die Schlanke die Schaar der Sklavinnen herbei und sprach: „Seid jetzt nicht mehr so in Sorge wegen meiner Irrsinnigkeit. (5) Geht heute noch eilig zu meinem Vater und berichtet ihm; macht sein von Unglück erfülltes Herz voll von Wonne! Der Herbst Besinnung ist mir da wie früher zurückgekehrt, und die Schaar der Flamingos Verstand ist wahrlich dementsprechend nach dem Mānasa Seele gezogen. Der Erdherrscher selbst möge die Fessel meiner Füsse lösen; durch die Berührung mit seiner Hand erlangt mein Herz sicherlich Wonne. Löst hurtig die aus Silber gefertigte Fessel; jetzt ist wahrlich keine Befürchtung wegen meiner Irrsinnigkeit mehr vorhanden.“—Als der Erdherrscher dieses Wort aus dem Munde der Sklavinnen vernommen hatte, kam er mit vor grosser Freude weit geöffneten Augen in ihr Gemach; (10) und als er die Jungfrau im Besitze ihrer Besinnung und frei von Tobsucht sah, zog er sie erfreut herbei und liess sie vor sich niedersitzen. Darauf entfernte der Fürst der Erde eigenhändig durch den Zauberspruch Liebe von dem Schatzhause ihrer Füsse jene Fessel, die einer zusammengeringelten Schlange glich. Da pries die gesammte Sklavinnenschaar ihr Füssepaar, nachdem sie unter die Fusssohlen eine herrliche Fussbank aus Gold gestellt hatten. Alles, was ihr früher an Fürstenherrlichkeit zugekommen war, wurde ihr wieder dargebracht, und die Freundinnen setzten ihr ein wunderbares Diadem auf das Haupt. All die Schlanken kamen dort freudeerfüllt zusammen und wurden zu Schmetterlingen in der Lampe ihres Glückes und ihrer Schönheit. (15) Unter diesen Altersgenossinnen erhob nun die Tochter des Beherrschers der Erde ihre reizende Stimme, die den Gesang der Nachtigall überbot: „Höret, Freundinnen! Ich weiss nicht, warum mein Herz voller Begierde ist, alles andere zu lassen und eine Aufzählung der Länder vorzunehmen!“—Voller Eifer zählte sie die Länder Rōma, Śyāma n. s. w. auf, die ihr von den Göttern in ihrem Zustande der Irrsinnigkeit vermittelst der Māyāgezeigt worden waren. Als sie deren Aufzählung vorgenommen hatte und zu Mesra gekommen war, benetzte sie die Erde mit den Wassern ihrer Augen wie eine Wolkenreihe. Sobald sie den Namen Mēsra genannt hatte, fiel sie wie ohnmächtig zu Bo—
den, krank von der Stärke des Giftes des Namens des dort wohnenden Ajējamesra, die Treffliche. (20) Ueberwältigt von derm Liebe zu diesem zählte die Jungfrau die Länder auf; sie fand das höchste Glück, wenn sie Mēsra, Mēsra sagte. Das war Tag und Nacht die Beschäftigung der Gazellenäugigen, dass sie eifrigst seinen Namen und seine Heimath bersagte: „Diese Rede bringt stets Wonne; sein Ruhm wird von mir gesungen, nichts anderes!" — So blieb sie wie stumm, wenn etwas anderes gesprochen wurde, als wären es schlechte Erzählungen. Der Gedanke an ihn lebte in ihrem Herzen, ihn nannte ihr Mund, ihn hörte ihr Ohr, ihn sah sie überall; aus ihm bestand sie damals gleichsam.—
Während die Jungfrau infolge ihrer Leidenschaft das Aussehen einer Irrsinnigen zeigte, war doch von dem Ruhme ihrer Schönheit das Erdenrund erfüllt. (25) Wo immer die rühmliche Kunde von ihrer Schönheit laut wurde, waren selbst Leute, diem ihre Sinne bezähmt hatten, wie auf der Schaukel sitzend, sobald sie dieselbe vernommen hatten. Könige und Königssöhne hängten da ihr Herz an sie; in ihren Versammlungssälen gab es ein wundersames Erzählen von ihrer Schönheit und Anmuth. Da richteten denn alle, mit allen möglichen Vorzügen versehen und reich an Ehren und Geld, ihre Gedanken auf jene Schlanke und wünschten sie zu gewinnen; und als die mit den Vorzügen der Schönheit Gezierte und in der besten Jugendfrische Stehende jenen Zustand des Irrsinnes aufgegeben hatte und wieder zu klarem Verstande gekommen war, da kamen Gesandte der Fürsten aus den verschiedenen Himmelsgegenden herbei, als Bevollmächtigte der Herrscher von Rōma, Śyāma u. s. w. und köstlich geschmückt. (30) Von zehn Beherrschern der Erde kamen die Diener in eben dieser Zahl nach der Stadt jenes hochgemuthen Tāimōsa. Unter ihnen kam einer mit einem höchst wundervollen Geschenke, bestehend aus den Dingen, die es in Ekadvīpa giebt; ein anderer wieder erlangte den Anblick der Majestät jenes Herrschers, indem er das Siegel des einen Sīlāimāna brachte; noch andere kamen, ein jeder mit einem kostbaren Gegenstande, und dachten: „Bei dessen Anblick wird jener sie gerade mir geben! Wohin auch immer die Jungfrau ihr Antlitz wenden mag, stets ist diese Gegend hienieden gefeiert als Stirnjuwel der Länder. (35) Nach
welchem Fürsten das Herz der Gazellenäugigen wirkliches Verlangen hegt, der wird Oberherr der Welt genannt, wenn er auch nur Herrscher über ein elendes Dorf ist. In welcher Gegend zu wohnen die Gazellenäugige in ihrem Herzen Verlangen trägt, die wird Fürstin der Gegenden genannt, selbst wenn sie nur einem elenden Dorfe gleicht. Wenn sie in der Stadt namens Śyāma ihr Glück als Herrscherin zu suchen gewillt ist, bringen die dortigen Einwohner ihr ununterbrochen ihre guten Wünsche dar; wenn sie als bestes mit ihrer Entscheidung jenes Rōma wählt, sind die Bewohner dieser Gegend bis zur Stadt, die Jaṅghā heisst, ihre Sklaven.“—So schilderten die Gesandten der Erdherrscher, die dort zusammengekommen waren, deren Majestät ganz besonders, denn dazu waren sie abgesandt. (40) Als dies Ereigniss also eingetreten war und Jene die Kunde davon vernommen hatte, ward ihr Herz erfüllt von der Sorge, ob Jener wohl gekommen wäre. Sogleich fragte da die Jungfrau die Schaar ihrer Sklaven und Sklavinnen: „Ist auch ein Bote von Ajējamēsra da oder nicht? Das sage man mir! Die Sorge um ihn lebt beständig mir im Herzen; von der Leidenschaft zu ihm bin ich erfüllt; mein Herz schlägt ihm entgegen: was gäbe es wohl für einen Lohn ohne ihn? Wenn der Wind von Mēsra kommt und immer wieder Staub aufwirbelnd weht, meine ich, dass er wahrlich Moschus streuend herbeikommt.“—Während die Tochter des Beherrschers der Erde so von Sorgen gequält war, wurde sie, die Schönäugige, von ihrem Vater herbeigerufen: (45) „Höre, Schöne, mein Wort, welches frei von aller Bekümmerniss ist, du mit allen Malen reich Versehene, die du dem Auge Wonne bereitest. Die mit Ruhm gekrönten Fürsten, die auf dieser Welt wie Säulen dastehen; die vom Unglück nichts wissen und beständig Diademe tragen, die sind heute voll von dem Gedanken an dich und haben ihren Sinn auf dich gerichtet, indem sie den Samen der Liebe zu dir fest in dem Ackerschoosse (des Herzens) bewahren. Um deinetwillen sind von den gar hochgemuthen Erdherrschern Gesandte abgeschickt worden und mit Geschenken zu mir gekommen. Höre zu; ich will dir die Persönlichkeit der Fürsten beschreiben, wie ihre Diener sie geschildert haben; und wenn dir einer unter ihnen gefällt, Schönbrauige, dann nenne ihn mir. (50) Nach welchem Lande du wegen seines Herrschers im Herzen Verlangen
trägst— im Augenblick werde ich dir denselben unterthänig machen, du Schönäugige.“—Als der Herrscher der Erde so sprach, war die Tochter des Männerfürsten still, während ihr Ohr im höchsten Grade gespannt war, von dem früher gesehenen Geliebten zu hören. Dasjenige Ohr ist das beste, welches, beständig voller Aufmerksamkeit, Kunde von dem Freunde zu vernehmen, gerade dieses besondere Wort hört.
Als er nun alle jene Schilderungen seitens der Gesandten von der Majestät der Erdherrscher wiedergegeben, aber den Namen des Ajējamēsra gar nicht genannt hatte, auch keine Kunde von Mēsra zu hören und niemand von dort angekommen war, erhob sich die Jungfrau ohne Hoffnung und verliess das Auge des Vaters. (55) Die Perlenschnur der Thränen wiederum mit den Diamanten der Wimpern schneidend, klagte die Tochter des Männerfürsten sich selbst an: „Am besten wäre jetzt für mich der Tod; ja, pfui über meine Geburt! Ich weiss nicht, in was für einer Zeit ich höchst Verworfene geboren bin. Wenn eine Wolke aus dem Meere aufsteigt, die aus Nektar bestehendes Wasser regnen lässt, spendet sie wahrlich nichts als Feuer, nachdem sie zu mir Dürstenden gekommen ist. Ich weiss nicht, ob der Schöpfer nicht eine Unthat vollbracht hat: denn warum versenkt er mich Jungfrau immer wieder in das Meer des Kummers? Wenn du mir den Weg in die Nähe des Geliebten versperrst, warum hältst du mich Unglückliche immer wieder von dort fern? (60) Wenn du den Willen hast, mich zu tödten, so wisse, ich bin heute ja schon gestorben und gebe dir ohne Bedenken das Leben zurück. Falls du im Herzen Lust hast, mich wieder zu peinigen, so denke daran, dass mein wie Gras schwacher Leib am Fusse des Leidensberges liegt. Du hast mir mit dem Pfeile der Sorge den Sinn verstört: mit Recht bewirkst du nun Heilung durch die Arznei Māyā. Ob ich erfreut bin oder in Sorgen aufgehe, was hast du für Genuss davon? Was bringt es dir ein, sage, ob ich lebe oder einem Todten ähnlich sehe? Was bin ich Elende und was soll mein Leib, den du erhältst? Wenn er gar stirbt, wird dich dann Lob oder aber Tadel treffen? (65) Hunderttausendfach hast du ja sehr junge und schöne Menschenkinder in das Feuer des Todes gebracht und zu einem Aschenreste gemacht!"— Nachdem sie so den ganzen Tag gejammert hatte, war ihr
Leib gleichsam zu einer blutgefüllten Knospe geworden. Die Schöne benetzte die Erde mit Thränenflüssen; mit dem Steine des Zornes spaltete sie ihr Haupt mit Ungestüm.
Als nun aber der Herr der Erde darauf diese wundersame Liebe zu Ajējamēsra bei ihr bemerkt hatte, sann er einen Augenblick nach: „Diese herzerfreuende Jungfrau, die auf dem Erdenrunde berühmt ist, ist in Ajējamēsra verliebt: was ist da jetzt zu machen?" (70) Da gab der Herrscher der Erde jedem der Gesandten der Männerfürsten als Gegengeschenk das Doppelte und entliess sie. Nachdem sie dies in Empfang genommen hatten, begaben sich alle sogleich hocherfreut und von jenem Erdenbeschirmer geehrt auf den Heimweg, nachdem sie ihm ihre guten Wünsche ausgesprochen hatten.
*
VI.
Jene Jungfrau war damals im Herzen mit dem Male der Leidenschaft für den Geliebten gezeichnet gewesen: nachdem sie aber seinen Namen erfahren hatte, ward es verdoppelt. Für einen Tag, der keine Leuchte hat, giebt es noch irgendwo ein Licht; wo Hoffnungslosigkeit herrscht, der Tag ist ohne Lichtblick— Als der König gesehen hatte, dass ihr Herz auf Mēsra gerichtet war, sann der Erdherrscher über ein Mittel nach, um das zu erreichen: „Giebt es einen solchen Mann in der Welt, der von hier nach Mēsra ginge und durch seine Klugheit Liebe zwischen Jōlēkhā und Ajējamēsra erweckte? Der mit einer Botschaft von mir hinginge und eine solche zurückbrächte und so mit Ajējamēsra Freundschaft auswirkte?" (5) Einen ausserordentlich erfahrenen Mann fand da der König unter den Leuten seiner Umgebung, dessen Klugheit selbst die mit gewaltiger Klugheit reich Ausgestatteten immerfort priesen. Nachdem der Männerfürst diesem hundertfache Perlen von Geschenken und einen Brief eingehändigt hatte, der einen Bericht über jene Sache enthielt, entliess er ihn. Zuvor ertheilte ihm der Herrscher der Erde selbst in seiner Gegenwart folgenden Auftrag: „Sage zu Ajējamēsra diese Worte: „Deine unvergleichliche Majestät wird täglich auf Erden gepriesen; dein Name ist in der Welt berühmt wegen deiner Beliebtheit, die ganz ausserordentlich sein dürfte. Aber unser Erdenfürst besitzt eine mondantlitzige, dunkelfarbigeTochter; der Ga-—
zellenträger bekommt Flecken, wenn er sich mit ihrer Schönheit misst. (10) Der Schöpfer, der sie, sein eignes Werk, zu schauen Sehnsucht bekommen hat, zeigt hunderte von Augen in Gestalt von Sternen. Ihr Antlitz hat ausser dem Spiegel niemand gesehen; mit ihrer Makellosigkeit kann der Schnee und ähnliche Dinge keinen Vergleich aushalten. Mit einem Schleier das Gesicht verhüllend blickt sie den Nektarreichen an, damit seine Strahlenbündel sie nicht versengen. Ihr Antlitz, das von Locken umgebene, zu berühren ist nicht einmal der Wind im Stande, wie sie auch nur nach dem eigenen Schatten sieht, nicht nach einem anderen. Diese vollmondgesichtige Jungfrau befindet sich stets in dem Palaste und treibt keine andere Beschäftigung als das Spiel mit Puppen. (15) Unterlegen im Wettstreite mit ihrem Wohlgeruche haben sich die Blumen an die Lianen geheftet und üben höchste Askese. Bisweilen tanzt sie drinnen mit klingenden Fussspangen aus Gold, während draussen vielfaches Lärmen seitens der Männer erschallt. Dort hat nur Zutritt die in den Toilettekünsten erfahrene Kammerzofe und bisweilen auch ihr Vater, sonst niemand. So beschaffen erscheint die erhabene, mit den Vorzügen der Schönheit und Sittsamkeit gezierte Tochter des Fürsten unter den Königen wie ein Göttermädchen, du Beherrscher der Erde. Alle Herren der Erde haben die Gedanken ihres Herzens auf sie gerichtet und gehen ganz auf in der Sorge um sie, indem sie alle anderen Beschäftigungen aufgegeben haben. (20) Um ihretwillen, Fürst, ist ein Bote des Oberherrn von Rōma und ebenso einer des in Cyāma regierenden Erdherrschers mit einem grossen. Geschenke gekommen. Aber mit keinem der vortrefflichsten unter den Männerfürsten war die obzwar von den besten Männern begehrte Tochter des Männerfürsten sogleich einverstanden. Nicht nach Rōma verlangt ihr Herz; und die Stadt, die den Namen Çyāma führt, Männerfürst, hat die Königstochter als erbärmlich erachtet. Vielmehr ist ihr Augenpaar nach Mēsra wie nach einer Wolke gerichtet; wenn sie diesen Namen vernimmt, wird sie einem Todten gleich. Ich weiss nicht, warum die Schlanke nach Mēsra voller Verlangen ist, dass sie jedes andere Glück aufgegeben hat: wieso ist derartiges wohl geschehen? (25) Wahrlich, die Jungfrau ist von dem Schöpfer aus Mēsra’s Wasser oder aus dessen Erde erschaffen worden, und dessen Leben ist ihr einge-—
schrieben und gegeben worden. Wenn die Zartwüchsige deinem Herzen lieb ist, König, werde ich hingehen und sie im Augenblick in deine Nähe führen; wenn die Schöne deine Geliebte nicht sein darf, dann mag diese Königstochter Sklavinnenarbeit in deinem Hause verrichten’.“—
Als nun Ajējamēsra diese höchst wundersame Botschaft vernommen hatte, ward er voll grosser Freude und trug sein Haupt hoch; und nachdem er sich verneigt hatte, sprach er: „Wer bin ich und wer ist jener Herr der Erde? Wie soll ich die Sorge im Herzen tragen, die seine Botschaft mir bereitet? (30) Trotzdem erhebt mich dein König von der Erde, der noch leuchtet, wenn ich ihn mit dem Schöpfer vergleiche. Das ist nicht verwunderlich, wohl aber, dass er mich, verbranntem Stroh gleich, mit dem Regen Mitleid aus der Wolke Gnadenblick wieder beleben will. Und wenn in meinem Munde tausend kraftvolle Zungen wären, würde ich dann doch nicht fähig sein, das Lob deines Erdenfürsten zu singen. Mein Glück hat Früchte getragen und meine frommen Thaten sind von Erfolg gekrönt, weil ich heute von dem Männerfürsten mit diesem Antrage beehrt worden bin. Ich möchte dorthin gehen und immer wieder mein Haupt vor ihm neigen— aber höre, Freund, jetzt meinen Grund, der mich daran hindert. (35) Ich bin in dienstlicher Stellung abhängig und so durch meinen Herrn in Anspruch genommen, dass ich keinen Augenblick abkommen kann. Wenn ich nur einen Augenblick nach eigenem Gutdünken irgendwo weile, weiss ich nicht, für eine wie grosse Beleidigung jener mir das anrechnen würde. Aus Liebe zu mir möge mir von dem verständigen Fürsten dies Versehen verziehen werden, und durchaus kein Zweifel möge ihm aufsteigen. Wenn jetzt der Beherrscher der Erde wegen der Hochzeit verhandelt, so sollen heute von mir zweihundert Sänften aus Gold abgesandt werden; mit Miedern und Turbanen geschmückte Schaaren von Sklaven und Sklavinnen, Barden und Lobsänger, von Alt und Jung begleitet, (40) alle tugendeifrigen Grossen, die in meiner Stadt wohnen, sollen auf meinen Befehl herauskommen und jene Geliebte einholen. Aber lege dort für mich ein Wort ein, Freund und sage: ‚Der Herrscher der Erde lässt ihn nicht weg; verzeihe ihm, trefflichster der Männerfürsten!“— Als der hochgemuthe Gesandte ihn so sorgenkrank sah, sprach
er folgendes besänftigende Wort, nachdem er sich vorher verneigt hatte: „Ja, Fürst der Könige, deine Herrschaft ist auf dem Erdenrunde bekannt; möge sie wahrlich wachsen, einzig gesegnet mit Frömmigkeit und Erwerb. Ebenso ist auch jener mein Beherrscher der Erde berühmt in den drei Welten: wer unter den Erhabenen wäre fähig, vor ihm seine Majestät zu nennen? (45) Oder aber wer wäre wiederum im Stande, die wie Sterne am Himmelszelte zahlreichen Schaaren von Sklaven und Sklavinnen in dem Hause dieses Aeltesten der Männerfürsten zu zählen? Wenn er, gern mit einem Kranze geschmückt, in den Saal tritt, giebt er ungezählte Perlen wie Sandkörner den Bedürftigen. Den Dienern schenkt ferner der Erdherrscher dort Kleidungsstücke und Schmucksachen ohne Zahl, wie ein Baum Blätter. Aber das ist sein Verlangen, dass er mit dir Freundschaft schliesse; nicht aber ist es sein Wunsch, deine Majestät (persönlich) zu schauen. Wiewohl nun der Beherrscher der Erde als solcher hienieden rühmlichst bekannt ist, verlangt er nur nach deinem Befehle: so befiehl denn schnell!“
(50) Nachdem Ajējamēsra seine Einwilligung gegeben hatte, kehrte jener voller Freude mit einem bedeutenden Geschenke in seine Stadt zurück. Der Herr der Erde aber empfand Wonne, als er den Bericht aus dem Munde des Gesandten vernommen hatte und kam sich wie aus dem Gefängnisse befreit vor. Beseelt von dem Wunsche, jene Seligkeitsblüthe der Gazellenäugigen zum Aufblühen zu bringen, war da der Frühlingsmonat Liebe freundlich erschienen. Im Traume war die Jungfrau ihrer Fesseln ledig geworden; durch ihren Glücksstern ward sie wunderbarer Weise in Wirklichkeit befreit. Der ist ja reich in dieser Welt, wer beständig in Meditation versunken dies All in seiner grossen Klugheit für Schein hält. (55) Wie sollte ein Verständiger einen von der Māyā geschaffenen Traum für Wahrheit halten? Wenn man ihn gesehen hat, ohne von ihm einen günstigen Erfolg zu erhoffen, wird man glücklich sein.
Als das Stirnjuwel der Könige merkte, dass seine Tochter von Freude erfüllt war, da traf er für sie die Vorbereitungen zur Hochzeit. Zuerst aber liess der Herr der Erde eintausend aus Gold und Perlen bestehende Puppen zum Spielen anfertigen. Ebenso gab der Hochgemuthe tausend Slavinnen von himmlischer Schönheit; ferner eintausend Ohrgehänge aus Perlen, der treff—
lichste unter den Männern; Armbänder, Spangen u. s. w. sonder Zahl und tausend mit sehr werthvollen Edelsteinen gezierte Diademe. (60) Je eintausend kostbarer Sachen liess der Gebieter der Erde vor sich ausbreiten und besichtigte die Sammlung dann selbst. Ebenso besorgte der Erdherrscher von kostbaren Pferden, Kameelen, Maulthieren und Elefanten je tausend; ferner liess der vorzüglichste unter den Königen für sie alle möglichen gar schwer zu erlangenden mit Wohlgeruch ausgestatteten Sachen herbeischaffen. Nachdem diese Angelegenheit besorgt war, befahl der beste der Herrscher erfreut darauf den zusammengerufenen Ministern persönlich: „Zimmert schnell eine göttliche Sänfte, die einem Himmelswagen ähnlich sieht; eine wunderbare, ausserordentliche, nie gesehene!" (65) Als sie dies Wort des Erdherrschers gehört hatten, verneigten sie sich wiederholt und verfertigten also eine für die Erde ganz wunderbare Sänfte: mit perlengeschmückten Pfosten versehen, reizend, mit aus Gold gefertigten Haltern, ferner sehr fest und mit hundert kleinen runden Fenstern versehen. Nachdem sie die mit hundert Wundern ausgestattete vor ihn hingestellt und ihm gezeigt hatten, war er über den Anblick selbst erstaunt. Dort hinein setzte der trefflichste der Erdherrscher jene Jungfrau mit den Puppen, die trefflichste, die immer auf das Spiel damit versessen war, da sie noch in frischer Jugend erstrahlte; von einer Schaar von Sklaven und Sklavinnen umgeben, die Schlanke, die ihren Wunsch erfüllt sah, und entsandte seine Tochter nach Mēsra. (70) So reiste Jōlēkhā, mit höchster Pracht umgeben, ab, nachdem sie sich von den Eltern verabschiedet hatte, Thränen vergiessend, die vor Freude strömten. Ebenso zogen alle Kammermädchen aus, der Jungfrau nach, nachdem sie sie angekleidet hatten, wie die Sternenhalbgötter um die Mondsichel berum; die eine reiste, auf dem Kameele sitzend, die andere zu Rosse; wieder eine andere ferner sass auf dem Elefanten, wiewohl sie selbst wie ein Elefant ging. Ebenso zogen ihre Diener dahin, auf Kameelen, Pferden und Elefanten sitzend, indem sie den Wagen des Mädchens mit den Waffen in der Hand bewachten. Von dem Klange der Lauten und Flöten, dem Schalle der Trommeln und dem schönen Tone ihrer Stimmen hallte der Himmel wider. (75) Singend und lachend und unter einander scherzend zogen sie nun freuderfüllt auf jene Stadt zu. Auch
den, krank von der Stärke des Giftes des Namens des dort wohnenden Ajējamēsra, die Treffliche. (20) Ueberwältigt von der Liebe zu diesem zählte die Jungfrau die Länder auf; sie fand das höchste Glück, wenn sie Mēsra, Mēsra sagte. Das war Tag und Nacht die Beschäftigung der Gazellenäugigen, dass sie eifrigst seinen Namen und seine Heimath hersagte: „Diese Rede bringt stets Wonne; sein Ruhm wird von mir gesungen, nichts anderes!“— So blieb sie wie stumm, wenn etwas anderes gesprochen wurde, als wären es schlechte Erzählungen. Der Gedanke an ihn lebte in ihrem Herzen, ihn nannte ihr Mund, ihn hörte ihr Ohr, ihn sah sie überall; aus ihm bestand sie damals gleichsam.—
Während die Jungfrau infolge ihrer Leidenschaft das Aussehen einer Irrsinnigen zeigte, war doch von dem Ruhme ihrer Schönheit das Erdenrund erfüllt. (25) Wo immer die rühmliche Kunde von ihrer Schönheit laut wurde, waren selbst Leute, die ihre Sinne bezähmt hatten, wie auf der Schaukel sitzend, sobald sie dieselbe vernommen hatten. Könige und Königssöhne hängten da ihr Herz an sie; in ihren Versammlungssälen gab es ein wundersames Erzählen von ihrer Schönheit und Anmuth. Da richteten denn alle, mit allen möglichen Vorzügen versehen und reich an Ehren und Geld, ihre Gedanken auf jene Schlanke und wünschten sie zu gewinnen; und als die mit den Vorzügen der Schönheit Gezierte und in der besten Jugendfrische Stehende jenen Zustand des Irrsinnes aufgegeben hatte und wieder zu klarem Verstande gekommen war, da kamen Gesandte der Fürsten aus den verschiedenen Himmelsgegenden herbei, als Bevollmächtigte der Herrscher von Rōma, Śyāma u. s. w. und köstlich geschmückt. (30) Von zehn Beherrschern der Erde kamen die Diener in eben dieser Zahl nach der Stadt jenes hochgemuthen Taimōsa. Unter ihnen kam einer mit einem höchst wundervollen Geschenke, bestehend aus den Dingen, die es in Ekadvīpa giebt; ein anderer wieder erlangte den Anblick der Majestät jenes Herrschers, indem er das Siegel des e i n e n Sīlāimāna brachte; noch andere kamen, ein jeder mit einem kostbaren Gegenstande, und dachten: „Bei dessen Anblick wird jener sie gerade mir geben! Wohin auch immer die Jungfrau ihr Antlitz wenden mag, stets ist diese Gegend hienieden gefeiert als Stirnjuwel der Länder. (35) Nach
welchem Fürsten das Herz der Gazellenäugigen wirkliches Verlangen hegt, der wird Oberherr der Welt genannt, wenn er auch nur Herrscher über ein elendes Dorf ist. In welcher Gegend zu wohnen die Gazellenäugige in ihrem Herzen Verlangen trägt, die wird Fürstin der Gegenden genannt, selbst wenn sie nur einem elenden Dorfe gleicht. Wenn sie in der Stadt namens Śyāma ihr Glück als Herrscherin zu suchen gewillt ist, bringen die dortigen Einwohner ihr ununterbrochen ihre guten Wünsche dar; wenn sie als bestes mit ihrer Entscheidung jenes Rōma wählt, sind die Bewohner dieser Gegend bis zur Stadt, die Jaṅghā heisst, ihre Sklaven.“—So schilderten die Gesandten der Erdherrscher, die dort zusammengekommen waren, deren Majestät ganz besonders, denn dazu waren sie abgesandt. (40) Als dies Ereigniss also eingetreten war und Jene die Kunde davon vernommen hatte, ward ihr Herz erfüllt von der Sorge, ob Jener wohl gekommen wäre. Sogleich fragte da die Jungfrau die Schaar ihrer Sklaven und Sklavinnen: „ Ist auch ein Bote von Ajējamēsra da oder nicht? Das sage man mir! Die Sorge um ihn lebt beständig mir im Herzen; von der Leidenschaft zu ihm bin ich erfüllt; mein Herz schlägt ihm entgegen: was gäbe es wohl für einen Lohn ohne ihn? Wenn der Wind von Mēsra kommt und immer wieder Staub aufwirbelnd weht, meine ich, dass er wahrlich Moschus streuend herbeikommt.“—Während die Tochter des Beherrschers der Erde so von Sorgen gequält war, wurde sie, die Schönäugige, von ihrem Vater herbeigerufen: (45) „Höre, Schöne, mein Wort, welches frei von aller Bekümmerniss ist, du mit allen Malen reich Versehene, die du dem Auge Wonne bereitest. Die mit Ruhm gekrönten Fürsten, die auf dieser Welt wie Säulen dastehen; die vom Unglück nichts wissen und beständig Diademe tragen, die sind heute voll von dem Gedanken an dich und haben ihren Sinn auf dich gerichtet, indem sie den Samen der Liebe zu dir fest in dem Ackerschoosse (des Herzens) bewahren. Um deinetwillen sind von den gar hochgemuthen Erdherrschern Gesandte abgeschickt worden und mit Geschenken zu mir gekommen. Höre zu; ich will dir die Persönlichkeit der Fürsten beschreiben, wie ihre Diener sie geschildert baben; und wenn dir einer unter ihnen gefällt, Schönbrauige, dann nenne ihn mir. (50) Nach welchem Lande du wegen seines Herrschers im Herzen Verlangen
trägst—im Augenblick werde ich dir denselben unterthänig machen, du Schönäugige.“—Als der Herrscher der Erde so sprach, war die Tochter des Männerfürsten still, während ihr Ohr im höchsten Grade gespannt war, von dem früher gesehenen Geliebten zu hören. Dasjenige Ohr ist das beste, welches, beständig voller Aufmerksamkeit, Kunde von dem Freunde zu vernehmen, gerade dieses besondere Wort hört.
Als er nun alle jene Schilderungen seitens der Gesandten von der Majestät der Erdherrscher wiedergegeben, aber den Namen des Ajējamēsra gar nicht genannt hatte, auch keine Kunde von Mēsra zu hören und niemand von dort angekommen war, erhob sich die Jungfrau ohne Hoffnung und verliess das Auge des Vaters. (55) Die Perlenschnur der Thränen wiederum mit den Diamanten der Wimpern schneidend, klagte die Tochter des Männerfürsten sich selbst an: „Am besten wäre jetzt für mich der Tod; ja, p fui über meine Geburt! Ich weiss nicht, in was für einer Zeit ich höchst Verworfene geboren bin. Wenn eine Wolke aus dem Meere aufsteigt, die aus Nektar bestehendes Wasser regnen lässt, spendet sie wahrlich nichts als Feuer, nachdem sie zu mir Dürstenden gekommen ist. Ich weiss nicht, ob der Schöpfer nicht eine Unthat vollbracht hat: denn warum versenkt er mich Jungfrau immer wieder in das Meer des Kummers? Wenn du mir den Weg in die Nähe des Geliebten versperrst, warum hältst du mich Unglückliche immer wieder von dort fern? (60) Wenn du den Willen hast, mich zu tödten, so wisse, ich bin heute ja schon gestorben und gebe dir ohne Bedenken das Leben zurück. Falls du im Herzen Lust hast, mich wieder zu peinigen, so denke daran, dass mein wie Gras schwacher Leib am Fusse des Leidensberges liegt. Du hast mir mit dem Pfeile der Sorge den Sinn verstört: mit Recht bewirkst du nun Heilung durch die Arznei Māyā. Ob ich erfreut bin oder in Sorgen aufgehe, was hast du für Genuss davon? Was bringt es dir ein, sage, ob ich lebe oder einem Todten ähnlich sehe? Was bin ich Elende und was soll mein Leib, den du erhältst? Wenn er gar stirbt, wird dich dann Lob oder aber Tadel treffen? (65) Hunderttausendfach hast du ja sehr junge und schöne Menschenkinder in das Feuer des Todes gebracht und zu einem Aschenreste gemacht!“—Nachdem sie so den ganzen Tag gejammert hatte, war ihr
Leib gleichsam zu einer blutgefüllten Knospe geworden. Die Schöne benetzte die Erde mit Thränenflüssen; mit dem Steine des Zornes spaltete sie ihr Haupt mit Ungestüm.
Als nun aber der Herr der Erde darauf diese wundersame Liebe zu Ajējamēsra bei ihr bemerkt hatte, sann er einen Augenblick nach: „Diese herzerfreuende Jungfrau, die auf dem Erdenrunde berühmt ist, ist in Ajējamēsra verliebt: was ist da jetzt zu machen?“(70) Da gab der Herrscher der Erde jedem der Gesandten der Männerfürsten als Gegengeschenk das Doppelte und entliess sie. Nachdem sie dies in Empfang genommen hatten, begaben sich alle sogleich hocherfreut und von jenem Erdenbeschirmer geehrt auf den Heimweg, nachdem sie ihm ihre guten Wünsche ausgesprochen hatten.
*
VI.
Jene Jungfrau war damals im Herzen mit dem Male der Leidenschaft für den Geliebten gezeichnet gewesen: nachdem sie aber seinen Namen erfahren hatte, ward es verdoppelt. Für einen Tag, der keine Leuchte hat, giebt es noch irgendwo ein Licht; wo Hoffnungslosigkeit herrscht, der Tag ist ohne Lichtblick.— Als der König gesehen hatte, dass ihr Herz auf Mēsra gerichtet war, sann der Erdherrscher über ein Mittel nach, um das zu erreichen: „Giebt es einen solchen Mann in der Welt, der von hier nach Mēsra ginge und durch seine Klugheit Liebe zwischen Jōlēkhā und Ajējamēsra erweckte? Der mit einer Botschaft von mir hinginge und eine solche zurückbrächte und so mit Ajējamēsra Freundschaft auswirkte?“(5) Einen ausserordentlich erfahrenen Mann fand da der König unter den Leuten seiner Umgebung, dessen Klugheit selbst die mit gewaltiger Klugheit reich Ausgestatteten immerfort priesen. Nachdem der Männerfürst diesem hundertfache Perlen von Geschenken und einen Brief eingehändigt hatte, der einen Bericht über jene Sache enthielt, entliess er ihn. Zuvor ertheilte ihm der Herrscher der Erde selbst in seiner Gegenwart folgenden Auftrag: „Sage zu Ajējamēsra diese Worte: „Deine unvergleichliche Majestät wird täglich auf Erden gepriesen; dein Name ist in der Welt berühmt wegen deiner Beliebtheit, die ganz ausserordentlich sein dürfte. Aber unser Erdenfürst besitzt eine mondantlitzige, dunkelfarbige Tochter; der Ga—
zellenträger bekommt Flecken, wenn er sich mit ihrer Schönheit misst. (10) Der Schöpfer, der sie, sein eignes Werk, zu schauen Sehnsucht bekommen hat, zeigt hunderte von Augen in Gestalt von Sternen. Ihr Antlitz hat ausser dem Spiegel niemand gesehen; mit ihrer Makellosigkeit kann der Schnee und ähnliche Dinge keinen Vergleich aushalten. Mit einem Schleier das Gesicht verhüllend blickt sie den Nektarreichen an, damit seine Strahlenbündel sie nicht versengen. Ihr Antlitz, das von Locken umgebene, zu berühren ist nicht einmal der Wind im Stande, wie sie auch nur nach dem eigenen Schatten sieht, nicht nach einem anderen. Diese vollmondgesichtige Jungfrau befindet sich stets in dem Palaste und treibt keine andere Beschäftigung als das Spiel mit Puppen. (15) Unterlegen im Wettstreite mit ihrem Wohlgeruche haben sich die Blumen an die Lianen geheftet und üben höchste Askese. Bisweilen tanzt sie drinnen mit klingenden Fussspangen aus Gold, während draussen vielfaches Lärmen seitens der Männer erschallt. Dort hat nur Zutritt die in den Toilettekünsten erfahrene Kammerzofe und bisweilen auch ihr Vater, sonst niemand. So beschaffen erscheint die erhabene, mit den Vorzügen der Schönheit und Sittsamkeit gezierte Tochter des Fürsten unter den Königen wie ein Göttermädchen, du Beherrscher der Erde. Alle Herren der Erde haben die Gedanken ihres Herzens auf sie gerichtet und gehen ganz auf in der Sorge um sie, indem sie alle anderen Beschäftigungen aufgegeben haben. (20) Um ihretwillen, Fürst, ist ein Bote des Oberherrn von Rōma und ebenso einer des in Çyāma regierenden Erdherrschers mit einem grossen Geschenke gekommen. Aber mit keinem der vortrefflichsten unter den Männerfürsten war die obzwar von den besten Männern begehrte Tochter des Männerfürsten sogleich einverstanden. Nicht nach Rōma verlangt ihr Herz; und die Stadt, die den Namen Çyāma führt, Männerfürst, hat die Königstochter als erbärmlich erachtet. Vielmehr ist ihr Augenpaar nach Mēsra’s wie nach einer Wolke gerichtet; wenn sie diesen Namen vernimmt, wird sie einem Todten gleich. Ich weiss nicht, warum die Schlanke nach Mēsra voller Verlangen ist, dass sie jedes andere Glück aufgegeben hat: wieso ist derartiges wohl geschehen? (25) Wahrlich, die Jungfrau ist von dem Schöpfer aus Mēsra’s Wasser oder aus dessen Erde erschaffen worden, und dessen Leben ist ihr einge—
schrieben und gegeben worden. Wenn die Zartwüchsige deinem Herzen lieb ist, König, werde ich hingehen und sie im Augenblick in deine Nähe führen; wenn die Schöne deine Geliebte nicht sein darf, dann mag diese Königstochter Sklavinnenarbeit in deinem Hause verrichten’.“—
Als nun Ajējamēsra diese höchst wundersame Botschaft vernommen hatte, ward er voll grosser Freude und trug sein Haupt hoch; und nachdem er sich verneigt hatte, sprach er: Wer bin ich und wer ist jener Herr der Erde? Wie soll ich die Sorge im Herzen tragen, die seine Botschaft mir bereitet? (30) Trotzdem erhebt mich dein König von der Erde, der noch leuchtet, wenn ich ihn mit dem Schöpfer vergleiche. Das ist nicht verwunderlich, wohl aber, dass er mich, verbranntem Stroh gleich, mit dem Regen Mitleid aus der Wolke Gnadenblick wieder be- leben will. Und wenn in meinem Munde tausend kraftvolle Zungen wären, würde ich dann doch nicht fähig sein, das Lob deines Erdenfürsten zu singen. Mein Glück hat Früchte getragen und meine frommen Thaten sind von Erfolg gekrönt, weil ich heute von dem Männerfürsten mit diesem Antrage beehrt worden bin. Ich möchte dorthin gehen und immer wieder mein Haupt vor ihm neigen— aber höre, Freund, jetzt meinen Grund, der mich daran hindert. (35) Ich bin in dienstlicher Stellung abhängig und so durch meinen Herrn in Anspruch genommen, dass ich keinen Augenblick abkommen kann. Wenn ich nur einen Augenblick nach eigenem Gutdünken irgendwo weile, weiss ich nicht, für eine wie grosse Beleidigung jener mir das anrechnen würde. Aus Liebe zu mir möge mir von dem verständigen Fürsten dies Versehen verziehen werden, und durchaus kein Zweifel möge ihm aufsteigen. Wenn jetzt der Beherrscher der Erde wegen der Hochzeit verhandelt, so sollen heute von mir zweihundert Sänften aus Gold abgesandt werden; mit Miedern und Turbanen geschmückte Schaaren von Sklaven und Sklavinnen, Barden und Lobsänger, von Alt und Jung begleitet, (40) alle tugendeifrigen Grossen, die in meiner Stadt wohnen, sollen auf meinen Befehl herauskommen und jene Geliebte einholen. Aber lege dort für mich ein Wort ein, Freund und sage:,Der Herrscher der Erde lässt ihn nicht weg; verzeihe ihm, trefflichster der Männerfürsten!“—Als der hochgemuthe Gesandte ihn so sorgenkrank sah, sprach
er folgendes besänftigende Wort, nachdem er sich vorher verneigt hatte: „Ja, Fürst der Könige, deine Herrschaft ist auf dem Erdenrunde bekannt; möge sie wahrlich wachsen, einzig gesegnet mit Frömmigkeit und Erwerb. Ebenso ist auch jener mein Beherrscher der Erde berühmt in den drei Welten: wer unter den Erhabenen wäre fähig, vor ihm seine Majestät zu nennen? (45) Oder aber wer wäre wiederum im Stande, die wie Sterne am Himmelszelte zahlreichen Schaaren von Sklaven und Sklavinnen in dem Hause dieses Aeltesten der Männerfürsten zu zählen? Wenn er, gern mit einem Kranze geschmückt, in den Saal tritt, giebt er ungezählte Perlen wie Sandkörner den Bedürftigen. Den Dienern schenkt ferner der Erdherrscher dort Kleidungsstücke und Schmucksachen ohne Zahl, wie ein Baum Blätter. Aber das ist sein Verlangen, dass er mit dir Freundschaft schliesse; nicht aber ist es sein Wunsch, deine Majestät (persönlich) zu schauen. Wiewohl nun der Beherrscher der Erde als solcher hienieden rühmlichst bekannt ist, verlangt er nur nach deinem Befehle: so befiehl denn schnell!" (50) Nachdem Ajējamēsra seine Einwilligung gegeben hatte, kehrte jener voller Freude mit einem bedeutenden Geschenke in seine Stadt zurück. Der Herr der Erde aber empfand Wonne, als er den Bericht aus dem Munde des Gesandten vernommen hatte und kam sich wie aus dem Gefängnisse befreit vor. Beseelt von dem Wunsche, jene Seligkeitsblüthe der Gazellenäugigen zum Aufblühen zu bringen, war da der Frühlings- monat Liebe freundlich erschienen. Im Traume war die Jungfrau ihrer Fesseln ledig geworden; durch ihren Glücksstern ward sie wunderbarer Weise in Wirklichkeit befreit. Der ist ja reich in dieser Welt, wer beständig in Meditation versunken dies All in seiner grossen Klugheit für Schein hält. (55) Wie sollte ein Verständiger einen von der Māyāgeschaffenen Traum für Wahrheit halten? Wenn man ihn gesehen hat, ohne von ihm einen gün- stigen Erfolg zu erhoffen, wird man glücklich sein.
Als das Stirnjuwel der Könige merkte, dass seine Tochter von Freude erfüllt war, da traf er für sie die Vorbereitungen zur Hochzeit. Zuerst aber liess der Herr der Erde eintausend aus Gold und Perlen bestehende Puppen zum Spielen anfertigen. Ebenso gab der Hochgemuthe tausend Slavinnen von himmlischer Schönheit; ferner eintausend Ohrgehänge aus Perlen, der treff-
lichste unter den Männern; Armbänder, Spangen u. s. w. sonder Zahl und tausend mit sehr werthvollen Edelsteinen gezierte Diademe. (60) Je eintausend kostbarer Sachen liess der Gebieter der Erde vor sich ausbreiten und besichtigte die Sammlung dann selbst. Ebenso besorgte der Erdherrscher von kostbaren Pferden, Kameelen, Maulthieren und Elefanten je tausend; ferner liess der vorzüglichste unter den Königen für sie alle möglichen gar schwer zu erlangenden mit Wohlgeruch ausgestatteten Sachen herbeischaffen. Nachdem diese Angelegenheit besorgt war, befahl der beste der Herrscher erfreut darauf den zusammengerufenen Ministern persönlich: „Zimmert schnell eine göttliche Sänfte, die einem Himmelswagen ähnlich sieht; eine wunderbare, ausserordentliche, nie gesehene!" (65) Als sie dies Wort des Erdherrschers gehört hatten, verneigten sie sich wiederholt und verfertigten also eine für die Erde ganz wunderbare Sänfte: mit perlengeschmückten Pfosten versehen, reizend, mit aus Gold gefertigten Haltern, ferner sehr fest und mit hundert kleinen runden Fenstern versehen. Nachdem sie die mit hundert Wundern ausgestattete vor ihn hin- gestellt und ihm gezeigt hatten, war er über den Anblick selbst erstaunt. Dort hinein setzte der trefflichste der Erdherrscher jene Jungfrau mit den Puppen, die trefflichste, die immer auf das Spiel damit versessen war, da sie noch in frischer Jugend erstrahlte; von einer Schaar von Sklaven und Sklavinnen umgeben, die Schlanke, die ihren Wunsch erfüllt sah, und entsandte seine Tochter nach Mesra. (70) So reiste Jōlēkhā, mit höchster Pracht umgeben, ab, nachdem sie sich von den Eltern verabschiedet hatte, Thränen vergiessend, die vor Freude strömten. Ebenso zogen alle Kammermädchen aus, der Jungfrau nach, nachdem sie sie angekleidet hatten, wie die Sternenhalbgötter um die Mondsichel herum; die eine reiste, auf dem Kameele sitzend, die andere zu Rosse; wieder eine andere ferner sass auf dem Elefanten, wiewohl sie selbst wie ein Elefant ging. Ebenso zogen ihre Diener dahin, auf Kameelen, Pferden und Elefanten sitzend, indem sie den Wagen des Mädchens mit den Waffen in der Hand bewachten. Von dem Klange der Lauten und Flöten, dem Schalle der Trommeln und dem schönen Tone ihrer Stimmen hallte der Himmel wider. (75) Singend und lachend und unter einander scherzend zogen sie nun freuderfüllt auf jene Stadt zu. Auch
die schlanke Tochter des Beherrschers der Erde war so beglückt, dass sie das im Verborgenen ihr erwachsende Unglück nicht merkte. Nach der Sorgennacht kommt ja sicherlich den Menschen der Sonnenaufgang Freude, und die Furchtlosigkeit der Vereinigung nach der Angst der Trennung: für die Tochter des Männerfürsten aber währte sie noch ununterbrochen, sodass die Schönäugige den Tagesanbruch der Erreichung des Geliebten noch nicht sah.— Als die Tochter des Männerfürsten in die Nähe jener Stadt gekommen war, liess sie dort den Zug haltmachen, sie, die an Kraft der Klugheit Ueberlegene. (80) Während nun der Zug einen Augenblick rastete, um die Reisemüdigkeit zu beseitigen, ging der Tag zur Rüste. Am andern Morgen sandte die Tochter des Erdherrschers, nachdem sie diese eine Nacht dort verbracht hatten, einen Diener in die Nähe des Ajējamēsra: “Gehe schnell hin und überbringe jetzt eine Botschaft und sprich zu diesem Gebieter der Welt folgendes Wort:,Die Tochter des hochgemuthen Tāimōsa, namens Jōlēkhā, ist auf deinen Befehl bier eingetroffen, die magst du begrüssen“—Als der Herr der Welt dies Wort aus dem Munde des Boten vernommen hatte, hielt er sich, die Augen vor grosser Freude weitgeöffnet, für den einzigen in dieser Welt. (85) Nun liess Ajējamesra in der Stadt unter Trommelschall bekannt machen: „Alle Leute sollen, so be- fehle ich, von hier ausziehen!” — Er selbst ging mit Elefanten und Pferden in vielen tausend Mengen, nachdem er von überallher alle möglichen, auf Erden schwer zu erlangenden Sachen mitgenommen hatte, von seinen Dienern umgebeu hinaus, um jene reizende, mit allen Malen versehene Tochter des Beherrschers der Erde einzuholen. Da gingen auf seinen Befehl alle Bewohner der Stadt hinaus, reich versehen mit verschiedenen Sachen von heiligen Orten; mit mannichfachen Geschenken in der Hand; ebenso gingen hinaus alle dem Tanze huldigenden Tänzerinnen, mit allen Schmucksachen behangen und gleichsam irdische Apsarasen; (90) auf seinen Befehl zogen singend hinaus die im Gesange den Gandharven ähnlichen Sängerinnen, erfahren im Lehrbuche über das Singen; ebenso gingen aus dieser Stadt hinaus die seinem Befehle botmässigen, in mannichfachen Dingen erfahrenen Sänger, Barden und Herolde; Gaukler und Wahrsager und was es sonst noch für Zauberer gab, die zogen aus, ihm unterthan und zeigten
ihre Künste. Von dem Klange der Flöten, Lauten und Trommeln ertönend erschien da dieser Zug ähnlich einem Götterheere auf Erden. Wie die Königstochter umgeben von hundert Merkwürdigkeiten gekommen war, so kam auch Ajējamēsra herausgezogen, von Freude erfüllt. (95) So kamen nun alle, die Herzen von Freude angefüllt, singend und lachend langsam in ihre Nähe. Als er nun in die Nähe gekommen war, erblickte er vor sich ein Zelt, umgeben von kleinen Hütten, ähnlich dem Oberherrn der Sterne, der von Sternen umgeben ist. Da stieg er vom Pferde, und indem er sich wiederholt in der Richtung dorthin verneigte, ging er einher, während die Härchen an seinem Leibe sich sträubten. Als die Sklaven jener Gazellenäugigen den Erdherrscher kommen sahen, gingen sie hin zur Ehrerweisung und verneigten sich frohen Herzens. Der Fürst der Erde nahm ihre Ehrerbietung an und antwortete lächelnden Antlitzes mit guten Wünschen, wobei die Zähne wie Jasmin glänzten. (100) Dann fragte er unter einer Verbeugung, die Augen vor Freude weitgeöffnet: Ihr habt doch, von weither kommend, auf der Reise keinen Unfall erlitten?“—Dann legte er vor ihnen als Geschenke die in allen drei Welten schwer zu erlangenden Sachen nieder, die er nach Gefallen mitgebracht hatte. Ebenso ehrte dann der Fürst alle ihre Diener nach ihrem Range mit Freundlichkeiten, Ehrerweisungen, Geldspenden u. s. w. Nachdem Ajējamesra diese so einzeln geehrt hatte, blieb er dort eine Nacht, während die Erfüllung seines Wunsches nahe war; und als sie diese Nacht fröhlichen Herzens mit Erzählungen hingebracht hatten, richteten sie am anderen Morgen ihre Gedanken darauf, nun in die Stadt des Erdherrschers einzuziehen.
*
VII.
Erfahren im Betrügen der Weit erstrahlt jener Gaukler Schicksal, der die Dinge anders zeigt als sie sind. Erst macht er durch sein Blendwerk das Herz einmal hoffnungsvoll, dann wieder macht er es durch Hoffnungslosigkeit gar tief betrübt. Er zeigt eine süsse Frucht; aber wie ist es damit? Wenn die Leute hier sie geniessen, wird ihr Mund ganz bitter!
Als nun am Morgen Ajējamēsra da sich erhob, um mit allen zusammen eilig in seine Stadt zurückzukehren, da sagte die im
Innern des Zeltes befindliche Jungfrau mit den Gazellenaugen, das Herz von Sehnsucht nach Jenem erfüllt, folgendes Wort zu ihrer Amme: (5) „Mutter, ersinne ein Mittel, damit ich den Geliebten sehe! Ohne ihn erblickt zu haben, besitze ich jetzt keine Kraft mehr. Wie ein Durstgeplagter, der Wasser gefunden hat, nicht leben kann, wenn er nicht davon trinkt, so wisse Mutter, geht es auch mir, wenn ich ihn nicht sehe."— Als diese sah, dass die Jungfrau Sehnsucht empfand, wandte sie eine List an, indem sie in ihrer Schlauheit in das Zelt ein Loch nur so gross wie ein Auge machte. Auf diese Weise blickte die Tochter des Erdherrschers hin; aber nachdem sie diesen Ajējamēsra gesehen hatte, stiess sie eine Fluth von Seufzern aus: „Ach, Mutter, was hat mir wenig Glücklichen der wunderlich wirkende Schöpfer Verkehrtes bescheert, was für schweren Kummer bereitet! (10) Ach wehe! Etwas Absonderliches hat das Schicksal über mich verhängt: warum stürzt die Mauer ein, ehe noch das Haus fertig ist? Das ist ja nicht jener vor aller Welt Schöne, den ich im Traume erblickt habe, und um dessentwillen, Mutter, diese Aufsuchung u. s. w. in’s Werk gesetzt worden ist. Das ist ja nicht jener, der mir gewaltsam den klaren Verstand raubte und mir durch überaus wundersames Blendwerk Irrsinn erzeugte. Das ist ja nicht jener, der durch seinen blossen Anblick mich wieder zur Besinnung brachte, als ich einer Irrsinnigen glich, nachdem er seinen Namen und seine Heimath angegeben hatte. Ach wehe! Pfui über dieses mein Schicksal, welches immer des Glückes entbehrt, ebenso über meine verworfene Existenz, die von Sorge begleitet ist. (15) Nach einer Frucht verlangend bin ich auf den Kharjura-Baum gestiegen, aber ich habe keine gefunden, wohl aber habe ich eine Menge Dornen entdeckt. Nach Gefallen habe ich in die Flur meines Herzens den Samen des Glückes gesät— ach, Mutter, wie habe ich da nun die Frucht des Unglückes geerntet! Tag für Tag habe ich Elende mich um meines Schatzes willen abgemttht; nun ich ihn erreicht habe, wie bin ich da mit den Schlangen zusammengerathen! Um Blumen zu sammeln, bin ich in den Garten gegangen; ich habe keine gefunden, wohl aber ist mein Leib von Dornen verletzt worden. Ach, als ich von Sorgen krank und durstig in der Wüste mit trockenem Halse, Lippen, Gaumen und Zunge so einherging, (20) erblickte ich
durch Schicksalsfügung klares Wasser; aber während ich stürzend und wiederaufstehend hinzulief, um zu trinken, da war das Wasser schlammig geworden. Wenn ich mir zum Spielen ein Häschen erwähle, wird es wiederum zu einem kraftstrotzenden Löwen. In dem von hundert Sorgenwellen erfüllten Kummermeere versunken bin ich bald emporgetaucht, bald wieder untergesunken. Wenn durch Schicksalsfügung in dem Sorgenmeere irgendwo das Floss der Hoffnung sichtbar wird, dann bin ich von Freude erfüllt und am Ziele meiner Wünsche. Einst war die im Traume genossene Nähe des Geliebten für mich von Wonne begleitet; aber sie erscheint mir heute dagegen wie eine schwarze Schlange, so oft ich daran denke. (25) Wahrlich, es giebt in der Welt keine Sorgenvolle weiter ausser mir; ebenso bin ich am meisten unter den Unglücklichen von Unglück heimgesucht. Mein Sinn ist mir heute nicht mehr botmässig; und der mir diesen Sinn geraubt hat, ist nicht zu fassen; darum schlage ich selbst die Brust mit meinen Händen. Lass jetzt deine Grausamkeit, Schöpfer, und erweiche dein Herz in Liebe: was für Ansehen solltest du wohl gewinnen durch das Zerfleischen eines Mädchens? Wenn mir das glänzende Gewand des Geliebten nicht in die Hand gegeben wird, so lass heute mein Herz nicht von einem Anderen erstrebt werden! Lass mein Gewand nicht von der Nagelspitze der Sorge darum zerrissen werden; oder gar die Besudelung durch die Berührung unserer Hände, die führe nicht herbei! (30) Ja, hebe nun heute den Fluch auf, den irgend einer früher gegen mich geschleudert hat; diese verkehrte Lage hier ist nutzlos. Versenge mir jetzt nicht mit dem Feuerbrande Liebe meinen Leib, dessen Glieder von Sorgen umgeben sind wie ein Schatz von Schlangen!“—So von Sorgen krank stürzte die Jungfrau, die Augen von Thränen gefüllt und bitterlich weinend, wie ohnmächtig zu Boden. Da hörte die Tochter des Männerfürsten folgende Stimme erschallen: „Erhebe dich, du Hocherhabene und lass deine gar trüben Gedanken! Ajējamēsra ist nicht dein Theuerer, aber ohne ihn findest du deinen Geliebten nicht: durch ihn wird dein Gatte berühmt werden. (35) Habe keine Furcht, du Schönäugige, vor der Vereinigung mit Ajējamēsra: selbst dabei wird deine Jungfräulichkeit unverletzt bleiben, du Schöne; denn er heisst zwar Mann, entbehrt aber der Eigen-
schaften eines solchen; und darum, Schönbrauige, mache dir keine Sorgen über die Vereinigung mit ihm!“—Nachdem die Tochter des Gebieters der Erde dieses Wort vom Himmel vernommen hatte, erlangte sie die Besinnung wieder und war im Herzen von Staunen erfüllt. Da liess die schlanke Jungfrau das Weinen und empfand hervorquellende Freude, das Auge noch geröthet von den vergossenen Thränen. Die Tochter des Erdherrschers, die die ganze Nacht geweint hatte, erlangte nun festen Muth, indem sie gleichsam auf die Erfüllung jenes Wortes wartete. (40)
*
VIII.
Als am Morgen die Sonne aufgegangen war, das Diadem für das Haupt der Frau des Ostens; ein goldenes Ohrgehänge für die schönbrauigen Himmelsgegendfrauen Süden und Norden; ein schönes Stirnzeichen aus lauterem Feuerstrahle für das Gesicht des Westens, ein Goldmeer, das sich ergoss über das endlose Wassermeer: ein Falke für die Flamingos Sternenschaaren am Manasa Himmel; eine Trommel aus Gold, die der Fürst Tag nach der Besiegung der Finsterniss rührte.— da führte der Oberherr der Männer, mit grosser Freude erfüllt und das Haupt mit einem Diadem geschmückt, alle von allen Seiten zurück. Nachdem Ajējamē
sra überaus wunderbaren Schmuck angelegt hatte, wie er der Hochzeitsfeier entsprach, begab er sich mit ihnen zur Versammlung. (5) Inmitten des Audienzsaales erglänzte er wie ein zweiter Donnerkeilträger, wundersam anzuschauen mit den Fahnen, Schirmen und Flaggen. Wunderbar war sein mit göttlicher Majestät ausgestatteter Sonnenschirm, unter dessen Schatten ein Mann zum Könige auf Erden werden dürfte. Da hielten nun seine Mannen eine Läuterungsceremonie mit Edelsteinen ab; die dabei zu Boden fielen, machten die Schätzeträgerin erst bedeutungsvoll. In diesem Augenblicke empfanden die Bewohner der Stadt grosse Wonne, und die Tänzerinnen tanzten da, kundig der mannigfaltigen Schrittarten. Ein sehr lauter Schall von Lauten, Flöten und Trommeln erhob sich, und ebenso von den Menschen, die bei jenem grossen Feste versammelt waren. (10) Hell erglänzte dort die ganz aus Wonne bestehende Stätte, bedeckt mit Elefanten und Rossen und voll von Schaaren von Fusssoldaten. Erfreut dachten dort die Diener der Jōlēkhā daran, wie die
Jungfrau höchst wunderbar aus dem Zustande des Irrsinnes befreit worden sei. Auch Ajējamēsra war da von grosser Freude erfüllt, der Feindebezähmer, indem er glaubte, dass durch deren Erlangung sein eigenes Dasein gesegnet wäre. Nur die Tochter des Beherrschers der Erde allein war, in der Sänfte sitzend, unglücklich und klagte den Schöpfer an: „Ach, was ist geschehen, Schöpfer? Wenn ich doch deine Wahrheit beachtet habe, warum stürzst du mich Unglückliche noch in’s Unglück? (15) Ich weiss nicht, was ich dir gethan habe, dass du mich zur Vergeltung in dem Meere des Kummers, in dem ich versunken bin, immer wieder untertauchst? Zuerst hast du mir durch einen blossen Traum das Herz geraubt; bald hast du auch vielfache Sorge über mich gebracht. Durch dich bin ich irrsinnig geworden und in Bande geschlagen worden; durch deine Gnade bin ich wieder be- freit worden, nachdem du mir die Besinnung wiedergegeben hattest. Nicht durch die eigene Klugheit, sondern auf dich gestützt, habe ich das gefunden, was ich mit der Fahrt zu dem Geliebten u. s. w. unternommen habe; aber gerade das ist mir zum Schaden ausgeschlagen. Das eine Unglück ist jetzt für mich die Aussichtslosigkeit, ihn zu erlangen; das zweite aber kommt daher, dass ich den Unterschied in der Schönheit merke. (20) Du Erbarmungsloser hast mir beständig viel Böses angethan; jetzt leiste mir Beistand und thue nicht so bald Gutes, bald Böses. Indem du mir im Traume irgend etwas Wunderbares zeigtest, hattest du mich bethört; jetzt bethörst du mich wieder, indem du sagst, ich würde meine Liebe belohnt sehen." —So war die Tochter des Beherrschers der Erde von hundert Sorgen gequält, als draussen aus dem Munde der Sklavinnen der Ruf erschallte: „Da ist um deinetwillen heute der Erdherrscher angelangt, du Schönfarbige, der seine Krieger an dem Ufergelände des Flusses Nila aufgestellt hat!“—Als die Tochter des Erdherrschers das gehört hatte, erblickte die Schönäugige nun verstörten Herzens den Männerfürsten. (25) Der trefflichste der Männer war erfreut, da er sie erblickte und vollzog darauf mit zahllosen Perlen das ārātrikam, nachdem er in goldene Schaalen eifrig Edelsteine, Perlen u. s. w. gethan hatte; und ebenso vollzogen da ihre Diener die Ceremonie der Läuterung. Von den zu Boden fallenden Edelsteinen ward da die Schätzeträgerin be-
deckt, sodass die Menschenmenge nicht gehen konnte, sondern strauchelte. Ebenso erschienen dort tausendfach Feuerstrahlen, die aus der Reibung der von den Hufen der umherschreitenden Rosse getretenen Edelsteinen entstanden. Auch der eiligströmende, berühmte NIla-Strom dort war gefüllt mit Perlen und Edelsteinen, wie ein anderer mir Sand. (30) So ward die auf Erden an Schönheit unvergleichliche Tochter des Beherrschers der Erde von Ajējamĕsra unter Entfaltung der grössten Pracht eingeholt.
Da bielt nun die Tochter des Erdherrschers jene wunderbare, entzückende, mit manichfachen Kostbarkeiten ausgerüstete Hochzeitsfeier einem Gefängnisse gleich. Auf einem mit Edelsteinen verzierten Ruhelager sitzend fand sie doch, wegen der Trennung von Jenem, das mit hingestreuten Blumen bedeckte als mit Dornen versehen. Ebenso hielt die Jungfrau das himmlische, mit verschiedenen Edelsteinen geschmückte, wundersame Diadem einer Bergeslast gleich. So betrachtete das Mädchen auch alle Schmucksachen, wiewohl sie aus Gold bestanden, als Feuerfunken ähnlich. (35)
Wessen Herz von Sorge um den Geliebten erfüllt ist, findet niemals, sogar in allen drei Himmeln, ein Glück. Mancher vermag wohl, ein Stirnjuwel unter den Helden, im Kampfe standzuhalten, wo die Köpfe der Helden tausendfach fallen; wenn das Auge sich mit Thränen füllt und sein Blick getrübt ist, was hat es dann für Genuss von einem mit Schönheit versehenen Sterne? Wenn das Herz durch Schicksalsfügung mit dem Herzensräuber vereint ist, wird es gewiss kein Verlangen nach der Nähe eines Anderen haben. Siehe, die Motte, deren Sinn auf die Flamme der Lampe gerichtet und von Liebe dazu erfüllt ist, ist es nicht gegen das Licht der Sonne. (40) Es giebt (viele) mit Wohlgeruch ausgestattete Blumen; aber an sie verschwendet die Biene ihre Liebe nicht wie an die Blüthen der målat. So blickt der Taglotus, dessen Herz an den Strahlen der Sonne hängt, den Nektarstrahler, der den Augen Wonne bereitet, niemals an! —So fand die Königstochter damals in dem Hause des Ajējamēsra kein Glück, da sie nach dem in Schlafe erblickten Geliebten ver- langte. In diesem von einer Schaar von Sklaven und Sklavinnen erfüllten, immer frohen Hause war sie da allein wie auf einem Gemälde starr. Von Besorgniss geschreckt bewachten sie nun
eifrig die mit mannichfachen Waffen versehenen, ihrer Pflicht ganz ergebenen Haremswächter. (45) So empfand die Jungfrau keinen Unterschied zwischen sich und den gleichalterigen Frauen des Harems und den Sklavinnen. Immerfort bereitete man für sie ein glänzendes Lager; die Jungfrau selbst hielt es einer Dornenstreu gleich. Vergebens war sie dort eifrig im Gespräche mit ihren Freundinnen: vielmehr verlangte ihr Wunsch nach dem Ge- nusse einer Erzählung von den Vorzügen ihres Geliebten. In deren Mitte lachte sie vorgeblich aus grosser Freude; im Herzen war sie schwer von Sorge gequält und stiess ein Jammergeschrei aus. Inmitten der Schaar der Freundinnen weilte sie mit ihrem Körper; mit dem Geiste jedoch war sie in den Gedanken an den Geliebten versunken. (50) So brachte die Tochter des Fürsten der Könige ihre Tage zu, ohne dass diese Gespielinnen von ihren Gedanken irgend etwas merkten. Indem sie reich an Donner des Jammergeschreis und mit dem Blitze der Seufzer ver- sehen war und eine Fluth Thränenregen strömen liess, kam sie einer Wolke gleich. Indem sie da mit lieblicher Stimme den Geliebten freundlich anredete, sprach sie, krank von der Trennung von ihm, das schöne Wort: „Du selbst, Herr, hast mit dem Namen Mesra deine Heimath angegeben und auch deinen Namen genannt, der dir früher wegen deiner Beliebtheit gegeben worden ist. Ich habe alles erreicht; und doch: warum ist das nun verkehrt? Warum wird mir nun dein Anblick nicht wirklich zu meiner Wonne zu theil? (55) Ich weiss heute nicht, wie lange Zeit mein Leib noch Tag und Nacht durch das sengende Feuer der Trennung von dir, Geliebter, verbrannt werden wird. Dem Frühlinge gleich bringe nun den Garten meines Herzens zum Blüthen; mit der Arzenei Liebe rette meinen Leib, der von der Krankheit Sorge befallen ist. Da ich dich nicht erreichen konnte, war früher mein Handeln gelähmt, bis es dann durch dich wieder neubelebt wurde, nachdem du deine Heimath und deinen Namen genannt hattest. Als ich das vernommen hatte, Lebensherr, da bekam ich wieder Lebensfreudigkeit; im Herzen ward ich gewiss, dass ich den Geliebten sicher erlangen würde. Wenn das Auge von Thränen gefüllt und sein Blick überall getrübt war, war das für mich das höchste Glück, dass es dich Einzigen, Besten sehen sollte. (60) Wenn ich nur einen Blick von dir be-
kommen hätte, Herr, nach dem ich im Herzen verlange, würde ich ihn als unvergleichlich in dieser Welt ansehen und als den Inbegriff mannichfacher Kostbarkeiten. Deine Erlangung ist mir immerfort ein Gegenstand der Sorge; wenn ich dich Herrn gefunden habe, verlange ich nicht mehr nach einem Anderen.“— Nachdem sie so die ganze Nacht in Bestürzung zugebracht hatte, wandte sie sich am Morgen an den Wind, der, wie sie wusste, stets ungehemmten Lauf hat: „Du allein bist in dieser Lebewelt durch deine Lebenskraft für die lebenden Wesen der Gott, der ohne Anfang und ohne Untergang ist und das Rad der Wesen umdreht. Durch dich wird dies All erschaffen, durch dich wird es ja getragen; ebenso wird das Ganze beschirmt und am Ende durch die eigene Māyā verlassen. (65) Du allein bist der Beste unter den Wesen; du bist der Gewaltige, der alles durchdringt; alle Götter gehen in dir auf; du bist von allen geehrt und bringst allen Vollendung. Du betrittst ja zuerst die glänzen- den Throne der Erdherrscher; ebenso setzst du ja den Lotus deines Fusses auf deren Edelsteindiademe!“—Nachdem die Tochter des Männerfürsten zunächst den Wind, den Läuterer der Welt, also gefeiert hatte, sprach sie dort, ehrerbietig gebeugt: „Ich weiss, ausser dir wird niemand meinen Auftrag ausrichten; selten sind ja die Leute, die wie du Anderen Hilfe bringen!“— Vielfache Botschaft gab ihm nun die Tochter des Erdherrschers voll froher Zuversicht, betreffs des Aufsuchens jenes Geliebten: (70) „In allen Städten, Dörfern, Weilern u. s. w. musst du, der du nach allen Richtungen umherirrst, jenen meinen Geliebten eifrig suchen. Gehe von hier in das Land, das den Namen Khutana führt, und sieh nach meinem Theueren; in dem Schatzhause trefflicher Schönheiten namens Çyēna schaue nach ihm. Ueberall nämlich zeigt er sich, da er immer rastlosen Fusses ist; bringe ihn für mich her, indem du dieses meines Zustandes gedenkst. Vielleicht erblickst du meinen Theueren in einer Karawane, den niemandem in der Welt Gleichen, mit allen Malen Gezeichneten. Aus ihrer Mitte hole ihn allein heraus und zeige ihn mir leibhaftig, Freund; oder vielmehr— das wird er allein sein! (75) Wenn infolge des Anblickes jenes Wunderbaren mein Herz zufrieden gestellt ist, dann will ich glauben, dass die Blume der Hoffnung durch Götterfügung aufgeblüht ist.“—Nachdem sie
vergeblicher Hoffnung voll und die Augen mit Thränen gefüllt den Windgott sich langsam erheben gesehen hatte, begab sich die Jungfrau in den von den Sklavinnen geschmückten Audienzsaal, der nicht geringer war als der Himmelspalast, und weilte in eitler Freude unter den Gespielinnen.
Das war Tag für Tag das Treiben der Gazellenäugigen, immerfort nach ihm zu schauen, mit ihm zu sprechen, an ihn zu denken. Im Hause zu verweilen liess ihr sorgengequältes Herz nicht zu; sogleich begab sie sich mit ihren Gespielinnen aus ihrem Hause heraus. (80) Bald schrie sie laut auf, bald war sie voller Wonne; bald war die Jungfrau wie irrsinnig, bald wieder bei voller Besinnung. Die Jungfrau stiess häufig glühendheisse Seufzer in Mengen aus; durch die Berührung mit ihnen bekam die Sonne wahrlich heisse Strahlen! Bisweilen erfror der Lotus ibres Herzens unter dem Schnee der Trennung; dann wieder blühte die Liane ihres Leibes auf im Frühlinge seiner Erlangung. — Indem die Königstochter jegliche häusliche Freude u. s. w. aufgab, weilte sie an dem schönsten der Flüsse, namens Nila. Weder bei Tage noch bei Nacht fand die Schönfarbige ein Glück, da sie beständig in der Sorge um ihn aufging und ihr Herz von der Trennung gequält wurde. (85) Ihr Sinn dachte nur an ihn, ihr Auge verlangte nur ihn zu sehen; um ihn drehte sich all ihr Thun, ausser ihm kannte sie niemand. Aber bis zu welcher Verzweiflung wegen der Trennung von ihm sie gelangte, das kann ja nicht in hundert Jahren gesagt werden.—
Jetzt nun will ich ihr Herz durch die Arzenei der Vereinigung mit dem heilen, durch dessen Fernsein es wie von einem Schwerte durchbohrt worden war.
*
IX.
Die Kenner der Vorzeit, die in mannichfaltigen Erzählungen bewandert sind und das Meer der Bücher durchfahren haben, be- richten aber von folgender weiteren Geschichte: Von Tage zu Tage nahm jener auf Erden an Schönheit Unvergleichliche, Wahrheitsagende, Zornbesieger, Mitleidsvolle, Liebling der Menschen mit Namen Yōsōbha zu, der ausserordentlich Verständige, und erweckte nun vor den andern Söhnen bei dem Vater jene tiefe Liebe. Sein Erzeuger meinte, durch diesen Sohn allein beglückt
zu sein, indem er dagegen die anderen elf herzerfreuenden Söhne vernachlässigte. In Gesellschaft mit jenem einzigen, einem Götterknaben ähnlichen Sohne verbrachte er, Yākōbha mit Namen, beglückt seine Tage. (5) In dem Hofe jenes Yükōbha, der also hinlebte, stand ein sehr grosser Baum, der göttliche Kraft besass. Er gewährte immer alle Wünsche; stets zeigte er Blüthen und Früchte; beständig ward er von den Göttern geehrt, einem irdi- schen Wunschbaume vergleichbar. An ihm erglänzte fortwährend eine lautere Menge von Schösslingen, gleichsam eine treffliche Reihe von Zungen, die Schaar der Vorzüge des Sambhu zu nennen. Das war die Schönheit des Baumes: so oft dem Yākōbha ein Sohn geboren wurde, wuchs in demselben Augenblicke je ein Zweig; und wenn jener sah, dass sein Sohn den Fuss etwas in die Jugend gesetzt hatte, händigte er ihm einen schönen Speer, aus dessen Zweige gefertigt, ein. (10) So gab der Erdherrscher jedem einzelnen seiner Söhne je einen schönen Speer, der daher stammte; ausser dem Sohne, der Yōsōbha hiess. Ein solcher war da für diesen nicht angemessen, wenn er auch noch so gepriesen war, und wiewohl bei dessen Geburt an jenem Baum ein neuer Zweig gewachsen war. Einstmals kam der ausserordentlich schöne Yōsōbha in der Nacht zu seinem Vater und sprach bedächtig das freundliche Wort: „Vater, vollbringe um meinetwillen die gewaltigste Bussübung und hole dadurch schnell aus ’ dem Himmel einen glänzenden Speer herab, um ihn mir als Glücksbringer zu übergeben. Von der Kindheit bis zum Alter wird dieser trefflichste in meiner Hand befindlich mir immer das Un- glück fernhalten, Herr. (15) Durch seine Hilfe werde ich im Kampfe allein das Stirnjuwel aller Helden sein und von den Brüdern hienieden geehrt werden."— Als jener, Yakōbka mit Namen, dies Wort seines Sohnes vernommen hatte, fasste er aus Liebe zu dem Knaben seinen Entschluss und stimmte um dessentwillen den höchsten Gott günstig. Da kam der Götterbote namens Jṛbhrayēla herbei mit einem göttlichen Speere, den Viśvakarman verfertigt hatte. In jenes Gegenwart erzählte der Hochgemuthe, Allsehende, der Bezwinger seiner Sinne, die ganze Kraft jener trefflichen Waffe: „Bei ihrem Anblicke giebt es nirgends Furcht vor feindlichen Wesen u. s. w.; es fliehen die Räuber und Feinde. (20) Nicht quält ihren Träger Hunger, Krankheit, Sorge -
oder auch Alter; wisse, dass sie die festeste Säule des Königspalastes bildet.“ —Als der hochgemuthe Götterbote nach diesen Worten verschwunden war, nahm der Herr der Erde diesen Speer und gab ihn Jenem; und nachdem der Starke den göttlichen, alles mögliche Gelingen verleibenden bekommen hatte, zerschmetterte er den Rücken seiner Feinde. Seine Brüder alle waren voller Neid, da sie jenen kostbaren Speer sahen, und wenn sie auch voll Furcht auf ihn blickten, hegten sie doch böse Gedanken. Er aber, der die Liebe seines Vaters besass und aller Feindschaft ledig war, nahm keinen Unterschied zwischen sich selbst und seinen Brüdern wahr. (25)
Glücklich sind in dieser Welt der Lebenden die guten Menschen, durch deren Frömmigkeit gestützt die Schlechten im Stande sind, die Last der Existenz zu tragen.
Einstmals, als der überaus Kluge nachts in der Nähe des Vaters weilte, ward sein Geist vom Schlafe übermannt; sein Vater aber, von der Fessel der Liebe zu ihm gebunden, blieb ganz wach und blickte dessen geliebtes Antlitz an. Im Schlafe nun brach der ausserordentlich Schöne mit Namen Yōsōbha zweimal in liebliches Lachen aus, womit er den Vater bezauberte. Im Augenblick darauf erwachte er, nachdem er den Schlaf genossen hatte und war über das wundersame Gesicht im Traume von Staunen in seinem Herzen voll. (30) Da fragte der Vater den Knaben erstaunt: „Warum hast du im Traume gelacht? Was hast du Merkwürdiges gesehen?" —Jener erwiderte darauf: „Vater, ich habe im Traume etwas Merkwürdiges gesehen und weiss nicht, welche Bedeutung das haben mag. Ich sah alle Planeten, die Sonne u. s. w., sammt den Sternen und Zodiakalbildern mit knospenförmig zusammengelegten Händen sich vor mir verneigen, Vater.“— Als der Vater das gehört hatte, sprach er: „Kind, sei still und erzähle deinen Traum auf mein Wort hiu niemandem weiter! Vielleicht erzählen sonst deine Feinde den wunderbaren Traum, den du gesehen und der dir die Königs-würde verspricht, sodass dann der Erfolg anders werden könnte. (35) Deine Brüder, die dir Tag und Nacht feindlich gesinnt sind und im Herzen böse Gedanken hegen, würden den Traum mit seiner Bedeutung nicht mehr ertragen.“—Wie der für sein Wohl besorgte Vater sein Wort gesprochen hatte, so beachtete
der Knabe es klug einige Zeit. Einige Tage darauf drang es aber in die Oeffentlichkeit: ein Wort, welches in vier Ohren ge- drungen ist, wird gelegentlich des Schlafes verrathen. So sagen die Dichter: „Wenn man lange leben will, lege man das Wort des Herzens nicht etwa in die Hand und gebe es fort. Den lauteren Flamingo des trefflichen Wortes, der aus dem Käfige des Mundes entronnen ist, verletzt alsbald die Katze Bösewicht mit dem Hiebe der Kralle Schlechtigkeit." (40) Als die Brüder alle den Inhalt jenes Traumes von den Leuten heimlich hier und da erzählen hörten, glaubten sie den Grund seiner Beliebtheit bei dem Vater entdeckt zu haben: „Warum hat der Edle irgend eine unedle That ausfindig gemacht, um uns, verblendet von der Liebe zu dem Einen, jetzt alle so zu vernachlässigen? Wir wissen nicht, was jetzt dieser Vater in seinem Kopfe hat, dass er, blind vor Liebe, unseren Kummer nicht sieht, der aus dieser Nichtbeachtung erwächst. Oder hat etwa der Yōsōbha eine schwere Bussübung vollbracht, kraft deren der Vater ihn auch nicht einen Augenblick verlässt? Warum fühlt er, dessen Leib durch das Alter gebrechlich geworden ist, das Schwinden seines Körpers nicht in der Liebe zu jenem und nicht auch, wenn die Stützen unserer Arme ihn stützen? (45) Doch nein! Die aus den früheren Thaten stammende, unabwendbare Vorstellung, die mit Glück und Unglück verbunden ist, geht in dieser Welt vor uns her. Oder ist er vielleicht von dem Schöpfer verblendet worden, der ihm den dichten Schleier der Maya über die Augen geworfen hat, so dass er gut und böse nicht mehr unterscheidet? Oder ist der Verstand des Alten geschwunden, dass er den Knaben für sich erwählt und nun in seiner Verblendung uns, die Burgvogte des Reiches, vernachlässigt? Nicht jener allein soll die Königswürde geniessen: auch wir haben Antheil daran! Was hält der Vater ihn gerade für einen guten Sohn und nicht auch uns Andere?" So sprachen sie alle, krank vor Sorgen, untereinander und richteten ihre Gedanken darauf, ein Mittel zu finden, um jene Liebe zu ertödten. (50) Diese Bösewichte aber fragten alle gleichgesinnte Andere, wie die Liebe jener Beiden schnell gauz ertödtet werden könnte. Wenn ein selbst für einen erfahrenen Mann schwieriges Werk zu thun ist, dann muss man die Kraft fremder Klugheit zu Hilfe nehmen, um das
Werk glücklich auszuführen; wenn durch eine einzige Lampe im Hause keine Helligkeit erzielt wird, müssen noch mehr be- sorgt werden, um die Dunkelheit zu beseitigen. Sie beriefen also nun ihre Freunde, Bekannten und Verwandten, die immer auf Unrecht ausgingen und Mordlust, Zorn und andere Eigenschaften besassen, hielten einst eine Versammlung ab und sprachen, nachdem sie sich dort niedergelassen hatten, die überaus Mäch- tigen, alle voller Feindschaft, einzeln ihren Spruch. (55) Unter ihnen sprach einer das grausame, sündhafte Wort: „Ich sehe nichts Erspriessliches weiter ausser seine Ermordung. Nachdem wir ihn von hier in den Wald geführt und heimlich in der Erde vergraben haben, sind wir von der Besorgniss vor dem Feinde befreit und unserer Qual ledig."— Ein Anderer sprach, als er die Worte dieses Hartherzigen vernommen hatte: „Wenn die Beseitigung des Knaben ohne Verbrechen geschicht, bringt sie keinem lebenden Wesen Unheil. Wir wollen vielmehr das Kind durch List ein Pferd besteigen lassen; wenn es dann dahineilt, wird es auch jenen abwerfen und tödten. Wir brauchen dann der Furcht keinen Raum mehr zu geben und haben auch keinen Antheil an einem Verbrechen." —Ein anderer Verschlagener sprach, als er das gehört hatte: (60) „Wenn wir so an dem Knaben dieses Mittel der Tödtung anwenden, dann ist das hinwiederum eine sehr grosse Sünde und Grund zum Vorwurfe: was ist der Nutzen davon? Ein anderes Mittel ist jetzt anzuwenden, dass jene Beiden, Vater und Sohn, die so ausserordentliche Liebe hegen, getrennt werden. Wir wollen den sehr zarten Knaben weit weg in einen furchtbaren Wald führen, voller Geier und Schakale, erfüllt von Dämonen und Schlangen, und reich an Wasser, Bäumen, Lianen, Gras und Sträuchern, dort wird das Kind zurückgelassen; wozu brauchen wir da wohl einen Mord? Dann geht dieser schwache Knabe, von Hunger und Durst gequält und in jener Einöde alleingelassen, von selbst in den Tod ein. (65) Lasst euer überaus reines Schwert nicht besudelt werden von dem rothen Blute, welches wie ein voller Fluss aus seinem Körper strömt."— Ein Anderer, an Klugheit ganz besonders Mächtiger, sprach unter ihnen folgendes Wort zur rechten Zcit, nachdem er Jenes Rede vernommen hatte: „Aber seine Tödtung mit dem Schwerte ist nur einen Augenblick sehr schmerzbaft, der Tod durch Hunger
und Durst jedoch treffe niemanden!" —Als dieser trefflichste unter den Verständigen nach diesen Worten schwieg, sprach ein Anderer, von Mitleid erfüllt, bedächtig das Wort: „Suchet weit von hier oder auch in der Nähe einen Brunnen: nachdem wir das Kind dort hineingestossen haben, wird uns das höchste Glück zu theil werden. (70) Wenn er sich dort befindet, wird ihn durch Schicksalsfügung eine dürstende, nach Wasser suchende Karawane finden und ihn aus dem Brunnen ziehen. Dann wird der Herr der Karawane den Knaben aus Mitleid an sich nehmen und zu seinem Sklaven oder Sohne machen; davon bin ich fest überzeugt. Und wenn dann jener von dem Herrn der Karawane zum Sklaven gemacht worden ist, dann haben wir alles vom Vater, Königswürde u. s. w. in unseren Händen.“—Als sie das gehört hatten, hielten alle, die Augen vor grosser Freude weitgeöffnet, dies Wort für treffend und beschlossen, es auszuführen. Nachdem nun alle Brüder diesen festen Entschluss gefasst hatten, gingen sie ein jeder in seine Behausung, sobald sie ihre Freunde verabschiedet hatten (75).
Glücklich sind diejenigen Menschen, in deren Herzen zweierlei nicht lebt: Egoismus und der gar schwer zu ertragende Stolz, der aus der Jugend entspringt. Selten sind in dieser Welt der Lebenden die Männer, die auf alles mit gleichen Augen schauen, von Gier und Zorn frei sind und im Gedanken an Śiva aufgehen. Schwer zu finden sind die Menschen, die die ganze Welt dem Blendwerke eines Traumes gleich erachten und immer in Andacht versunken sind: sie leben beseligt! Allgemein verbreitet auf Erden sind diejenigen, die der Gier nach irgend etwas ergeben sind und über Recht und Unrecht immerfort wie über ein und dieselbe Sache denken. Die elenden Männer, die immer vom ärgsten Egoismus erfüllt und in ihrem Denken von Feindseligkeit geblendet sind, das sind auf Erden die wahren Weiber. (80)
Am anderen Tage gingen die Brüder alle zusammen zu ihrem Vater, entschlossen, den begonnenen Anschlag auszuführen. Nachdem sie sich verneigt, ehrerbietig vor ihm das Haupt gebeugt und mit dem Knie den Erdboden berührt hatten, begannen sie heuchlerisch die glatten Worte: „Höre jetzt eine Mittheilung, Vater! Da wir immer zu Hause sitzen, hat unser Herz Lust zur Jagd bekommen, Fürst der Könige. Mit jenem Knaben, unserem
Bruder namens Yōsōbha, den wir wie unser Leben schätzen, wollen wir heute aufbrechen und bitten um deine Erlaubniss. Wir wollen ihm den ganzen Wald zeigen, bedeckt mit Gras und Lianen, erfüllt von Gazellenund Vogelschaaren, geziert mit mannigfachen Bäumen. (85) Wir werden das Innere des Waldes durchstreifen, indem wir jenen sehr zarten Knaben bald auf die Schulter nehmen, bald auf das Pferd oder den Elefanten setzen. Dort werden wir viele Gazellen und ferner Hasen erlegen, sodass die Bogen- kunde, die wir erlernt haben, mit Erfolg gekrönt sein wird, Herrscher der Menschen. Nachdem wir recht wundersamen Scherz getrieben und ihm jenen Wald gezeigt haben, werden wir schnell zurückkehren; so gieb uns deine Einwilligung, Bester der Männer!" —Als der Oberherr der Menschen diese ihre Rede vernommen hatte, antwortete er, da er die Trennung von ihm nicht ertragen konnte und im Herzen durch die Sorge um ihn beunruhigt ward: “Ihr Kraftvollen alle mögt hingehen, um eine Jagd abzuhalten; dieser Knabe jedoch mit seinem zarten Körper versteht sich nicht darauf. (90) Im Walde giebt es vielfach Gefahren durch die wilden Thiere; das Knäbchen ist nicht im Stande, die Furcht bei deren Anblick zu ertragen. Dann aber besitze ich auch nicht die Kraft, einen Augenblick ohne diesen schönen Sohn von sehr zartem Körper zu bleiben, der mein Alles in dieser Welt ist.” —Als sie dies Wort nun gehört hatten, überlegten sie eifrig in ihrem Sinne und sprachen dann bedächtig, alle mit knospenartig zusammengelegten Händen: „So lange wir am Leben sind, wird er nirgends irgendwie Furcht vor Löwen oder Tigern haben; da brauchst du keine Angst zu haben!"— So gab der Männerfürst, dessen Liebling jener Sohn war, ohne Argwohn die Erlaubniss, mit jenem Yōsōbha zusammen cine Jagd abzuhalten. (95) Als aber die Bösewichte diese Erlaubniss bekommen hatten, waren sie im Herzen höchst erfreut und hielten den früher beschlossenen Anschlag gleichsam für schon ausgeführt.
*
X.
Pfui über den erbärmlichen Gott, welcher zweierlei nicht vermag einen Unglücklichen mit Glück zu überschütten und einen Glücklichen immerfort glücklich zu machen. Was ist das für eine Klugheit des Schöpfers, dass die Brüder jenes ausserordentlich
Schönen namens Yōsōbha diesen erst in einen Brunnen werfen mussten, um selbst glücklich zu werden!—
Darauf nahmen jene mit seiner Erlaubniss den jüngsten Bruder mit und verliessen alle die Stadt, um die Jagd abzuhalten, indem die Besten unter den Mächtigen den Knaben vor den Augen des Erdherrschers liebkosten, damit der König thörichten Sinnes von ihrer Gewalthat nichts bemerkte. Bald nahm einer von ihnen jenen lieblich Anzuschauenden, der seine Absicht nicht merkte, auf die Schulter und wollte mit ihm sich entfernen; (5) ein An- derer umarmte ihn und küsste ihn sanft auf den Mund, sodass es der Vater sah, dem er dadurch eine eitle Freude bereitete. Nach aussen voller Liebe, innen aber nur ihrem Zorne gehorchend, riefen sie vielfach Segenswünsche über ihn, wie „Heil! Lebe!" Nachdem sie so durch verstellte Freundlichkeit den Oberherrn der Menschen getäuscht hatten, führten die Bösewichte ihn auf einem weiten Wege in eine grosse Einöde. Da setzten sie ihn von der Schulter herab und liessen ihn zu Fuss gehen; sie gaben ihr liebevolles Herz auf und verwundeten ihn mit harten Worten. Auf dem bösen Wege voll spitzer Dornen führten ihn da mit seinen lotusähnlichen Füssen seine neiderfüllten Feinde einher. (10) Mit Faustschlägen und Fusstritten schlugen sie immer wieder lachend und freudeerfüllt den Weinenden, traurig Blickenden. Er mit einem Herzen, weich von trunkener Liebe, sie von grausamer Sinnesart; der Knabe ehrerbietig geneigt, sie von Feindschaft beherrscht. „Wo ist heute dein Vater, der, durch die Liebe zu dir in seinem Verstande gänzlich geblendet, sich um dich allein kümmerte und uns immer vergass? Heute noch werden wir dich tödten; wir haben keine Furcht vor dem Vater! Oder wir werden dir aus Zorn Hände und Beine u. s. w. abschneiden!“—Unter solchen Drohungen gegen jenen Zarten, Sündlos en waren alle voller Freude, da sie durch die Maya des Viṣṇu verblendet waren. (15) Da nun jener, Yōsōbha mit Namen, bekümmert deren erstaunliche Grausamkeit des Herzens sah, überlegte er tief unglücklich: „Warum hat der Schöpfer, der schlechte Schöpfer, mir dieses Böse angethan? Oder warum hat er die Liebe bei den Freunden ganz unterdrückt, nachdem er sie, erst geschaffen hatte? In der Ferne weilt der weise Vater, der mich sorgsam beschützte: bei wem soll ich in meinem tiefen Leide heute Zuflucht nehmen?
Wie soll dort mein Vater, da er so weit entfernt ist, von meinem Missgeschicke erfahren? Kein Freund ist da, der hinginge und mit ihm spräche; der ihm das Wort in’s Ohr sagte, wie er es gehört: einen solchen Freund habe ich nicht. Das aber ist ganz verzweifelt, dass meine Brüder mich tödten wollen!" (20) —Nun kamen Jene mit dem also betrübten, jämmerlich weinenden, schuldlosen Knaben in die Nähe des Brunnens. Man berichtet von diesem Brunnen, dass es gleichsam ein zweiter Andhakupa2 ¹) war, sehr tief, unergründlich und bis in die Tiefe der Hölle reichend; grausig, den Donner übertönend durch den aus der Mitte aufsteigenden Windzug; immer mit Sträucher und Schlinggewächsen bedeckt und voller umherkriechender Schlangen. Nun banden sie den Sohn des Männerfürsten recht fest mit Stricken, nahmen ihm die Kleider weg und warfen ihn froh da hinab. Der Brunnen aber erstrahlte allenthalben von seinem Glanze; und trotz der Dunkelheit ward da ein leuchtender Anblick gewährt. (25) Der Glanz Glänzender wird ja nirgends ausgelöscht: schädigt etwa die Finsterniss der Nacht die aufgehende Sonne? In diesem Augenblicke gedachte der Hochbetrübte mit Namen Yōsōbha der starken Rettung der Rettungsbedürftigen, des höchsten Gottes: „Wenn Vater und Mutter, Freund und Bruder und andere Ver- wandte nicht fähig sind, uns zu schützen, dann bist du, Herr, der Schutz der Schutzlosen!" Da schuf der Allherrscher Sambhu, der gnädige Liebling der Menschen, der Mächtige, durch die Maya inmitten jenes Brunnens eine Steinbank und rettete durch einen Blick sogleich den haltlos Stürzenden: was vermöchte er nicht, dessen Macht unergründlich ist? (30) Dann kam, von ihm abgesandt, mit einem schönen Gewande der oben genannte Götterbote und sprach das Wort: „Erhebe dich! Erhebe dich! Segen über dich ! Wenn du dieses göttliche Gewand anziehst, quält dich nirgends Todesfurcht, Hunger oder Durst. Lass, lass jetzt die Sorge fahren, denn der höchste Herr ist dir guädig gesinnt; durch ihn selbst, den Retter der Betrübten, bist du beschützt worden. Wie du durch böse Fügung dieses gar schlimme Unglück erlitten hast, so wirst du nach wenigen Tagen beständiges Glück erlangen. Sei stark, du Verständiger, und lass dein Herz nicht furchtsam
werden! Nachdem du deine Feinde durch deine Tugend überwunden hast, wirst du sicherlich König werden.“ (35)—Als jener Götterbote nach diesen Worten verschwunden war, weilte der verständige Sohn des Männerfürsten dort, indem er im Herzen an den Herrn der Götter dachte. Drei Tage lang war der Mondschein der Welt in jenem Brunnen, wie der durch Klug- heit geschaffene in der reizenden Stadt namens Nāṣabha; am vierten Tage ward dann der Knabe, der den Augen des Erdherrschers Wonne bereitet hatte, durch den wunderthätigen Herrn herausgezogen. Auf Befehl des Schicksales und auch von dem guten Sterne jenes geleitet, kam eine nach Wasser verlangende Weltkarawane auf ihrer Suche an jenen Brunnen. Von Hunger und Durst gequält irrte diese Karawane, die den Weg verloren hatte, in jenem Walde umher, indem sie hier und dort ihn suchte. (40) Da traf mit ihnen ein Mann namens Khejra, bekannt unter dem Namen Varuṇa, zusammen und führte sie in dessen Nähe. Während nun die Karawane mit ihm zusammen sich nach dem Brunnen begab, kam auch der Götterbote zu dem Sohne des Erdherrschers und sprach bedächtig: „Erhebe dich, erhebe dich, Bhārata! Dein Glück ist erblüht, du Guter; nun lass die Sorge, die aus deinem schweren Unglück erwächst. Heute noch kommt eine durstige Karawane zu dem Wasser und holt Wasser aus dem Brunnen, indem sie einen Lederschlauch hinablässt. Dahinein musst du schnell treten; dann wird man ihn, mit deiner Last beschwert, herausziehen in der Meinung, er sei mit Wasser gefüllt.“ (45) Als er nach diesen Worten sich entfernt hatte, wartete der Sohn des Männerfürsten auf seinem Platze voller Sehnsucht auf die günstige Gelegenheit. Endlich liess irgend jemand aus der Karawane in der Absicht, Wasser zu schöpfen, einen Lederschlauch hinab, und eiligst trat jener dahinein. Als der Fourier der Karawane merkte, dass es sehr schwer sei, sprach er bedächtig, das Herz von Staunen erfüllt: „Der Eimer ist jetzt ordentlich schwer; gewiss ist irgend ein kostbarer Gegenstand darin." So zog er ihn erfreut langsam aus dem Brunnen und erblickte nun einen mit ausserordentlicher Schönheit ausgestatteten Knaben. (50) Durch den Schöpfer langsam aus der Finsterniss des Brunnens herausgezogen erstrahlte der in dem Eimer sitzende Knabe wie der junge Mond. Erfreut nahm der Diener schnell den
wundersamen Knaben und zeigte ihn darauf vor den Augen des Herrn der Karawane. Auch dieser ward höchst erstaunt, als er diesen Knaben nun erblickte; und die ganze Menschenmenge der Karawane überlegte eifrig also: „Wer ist das und wessen Sohn? Oder von wem ist er in den Brunnen geworfen worden?“—So erschallte die Karawane allenthalben von lautem Getöse.
Inzwischen hörten die Brüder desselben, die im Walde der Jagd nachgingen, diesen Lärm und gingen wiederum nach dem grausigen Brunnen. (55) Als sie die ausserordentlich starke Karawane und ihn aus dem Brunnen gezogen sahen, priesen sie die Wunderherrlichkeit des Schöpfers und waren da sehr erstaunt. Dann sagten sie zornig zu dem Herrn der Karawane: „Wer hat diesen aus dem Brunnen gezogen? Wir hatten ihn dort als des Todes schuldig hineingeworfen, da er im höchsten Grade sündhaft ist.“—Erschreckt fragte sie der Gebieter der Karawane voll Höflichkeit: „Um welches Vergehens halber habt ihr den Knaben hier hineingeworfen?“—Dem Hochgemuthen entgegneten die verschlagenen Söhne des Männerfürsten: „Dieser war unser Sklave, umging aber stets die Befehle, die er als Sklave erhielt. Um dieser Schuld willen haben wir ihn in diesen Brunnen geworfen, aus dem kein Entrinnen möglich ist; du hast unrecht daran gethan, ihn wieder herauszuziehen. (60) Im Zorne haben wir immer an ein Mittel gedacht, ihn umzubringen; das ist aber nicht gelungen: denn wie könnte der getödtet werden, der vom Schicksale beschirmt wird? Wenn wir jetzt den Ausreisser wegen seiner Schuld tödten würden, was hätten wir dann für Nutzen? Unser Sinn trägt jetzt Verlangen, diesen Sklaven zu verkaufen!“—Als der Herr der Karawane dies gehört hatte, kaufte er ihnen diesen schönäugigen Knaben um einen geringen Preis ab und nahm ihn dann in seinen Besitz. Seinen Werth aber kannte niemand weiter als jener, der Yakōbha hiess; und allein würdig, ihn zu bekommen, war nur sie, die Tochter des Männerfürsten.
Der Herr der Karawane, der einen so wundersamen, mit glück verheissenden Malen versehenen Sklaven gewonnen hatte, begab sich nun nach Mesra, der an Frömmigkeit reiche. (65) Einige Tage darauf aber kam der berühmte, mit höchster Pracht ausgestattete Führer der Karawane in die Nähe der Stadt. Sobald der Beherrscher des Landes Mesra die Kunde hiervon ver-
nommen hatte, sandte er seinen Minister zur Begrüssung ab, der nun in seine Nähe kam; und sobald Ajējamēsra den Herrn der Karawane und seine Begleiter begrüsst hatte, zog er mit ihm zusammen in die Stadt ein. Er verneigte sich vor dem Oberen der Karawane und fragte ihn, wie ein Freund den Befreundeten: „Gott sei Dank, dass du heute wohlbehalten angelangt bist, du Liebeshort. Erzähle, Lieber, ob du heute eine kostbare Waare mitgebracht hast; ich nehme dir das alles ab, mag es gut sein oder auch nicht." (70) Darauf antwortete der Herr der Karawane, als er diese seine Worte vernommen hatte: „König, ich habe mannigfaltige himmlische Kleinodien mitgebracht; so auch einen an Schönheit auf Erden unvergleichlichen Sklaven, den ich für eine ausserordentlich hohe Summe gekauft habe und den nur der Herr der Welten so hat schaffen können. Durch dessen Schönheit besiegt hat Kāma gewiss die Körperlosigkeit angenommen! Ja, diesen halte ich für die einzige Perle unter den Menschen, du Männeroberherr. Die Menschen empfinden nicht solches Wohlgefallen an der Auffindung eines Schatzes, dem schönen Gesange der Nachtigall, dem Nektarstrahler im Herbste, dem Lallen eines Kindes, dem Moschus, ja, auch nicht an der Oberherrschaft über den Himmel, wie an seinem Anblick. (75) Wie von einem Zauberer vermittelst seines Blendwerkes ist von ihm dies All hier bethört worden vermittelst seiner holden Rede, seines reizenden Lächelns, seiner Seitenblicke u. s. w. Einem einzigen Blicke aus seinen beweglichen Augen gegenüber erscheint die ganze Erde als ein sehr geringer Preis, Erdherrscher!“—Als Ajējamēsra diese wundersame, zutreffende Schilderung seiner Schönheit vernommen hatte, entliess er ihn in seine Wohnung, in Gedanken ganz bei Jenem. Sobald der hochgemuthe Herr der Karawane nach Hause gekommen war, sagte er darauf zu dem Sklaven, den er für sein Geld gekauft hatte: „Auf, du Glücklicher! Bringe jetzt schnell deinen von Staub verunreinigten Körper durch Vornahme des Badens u. s. w. zu gefälligem Aussehen!" (80) Da ging der Knabe auf dessen Befehl nach jenem Flusse mit Namen Nila und säuberte seinen Leib, indem er dahineintauchte. Ja, wiewohl der Lotusse entbehrend, erglänzte da der schnellfliessende Strom doch von solchen infolge des Glanzes des Gesichtslotusses jenes. Durch den Königssohn mit seinem weissen Leibe, der in
ihn untertauchte und im Wasser umherschwamm, einem Königs- flamingo vergleichbar, erstrahlte er. Nachdem der Knabe das Bad beendet hatte und aus dem Wasser an das Ufer gestiegen war, erglänzte er, mit himmlischen Gewändern angethan, in ausser- ordentlicher Schönheit. Als er aber seinen Leib schnell mit den schönsten Schmucksachen geschmückt hatte, begab er sich darauf zu dem Herrn der Karawane und verneigte sich vor ihm; (85) und dieser, der ihn in so grosser Schönheit erblickte, fasste den Entschluss, den um einen ganz geringen Preis Erstandenen für viel Geld zu verkaufen. So setzte ihn denn der Herr der Karawane, der sich trefflich auf sein Geschäft verstand, in eine Sänfte und brachte ihn zu dem Beherrscher von Mēsra. Als er ihn mit solcher Freude ihm zugeführt und dessen in dieser Welt so schönen Leib daraus wieder hervorgeholt hatte, stellte der Schlaue, der ganz auf die Wahrung seines Vortheils bedacht war, den auf der Welt an Schönheit Unvergleichlichen, ehrerbietig geneigt, jenem vor. Da der Schutzherr der Erde den in Glanz gehüllten schönen Knaben aus der Sänfte steigen sah, hielt er ihn für einen zweiten Sonnengott; (90) und alle, die den also gestalteten, wundersam anzuschauenden Liebling erblickten, waren hocherfreut und im Herzen von Staunen ergriffen. Inzwischen verbreitete sich allenthalben, von den Leuten jenes (Karawanenführers) erzählt, die ganze Geschichte dieses Schönen, Edelgeborenen. Die Bewohner jener Stadt richteten ihre Gedanken auf seinen Namen, den Bericht von seinen Vorzügen und die Erzählung von ihm und gingen ganz in ihm auf; manche auch betrachteten den Trefflichsten, nachdem sie ihn auf einem Gemälde dargestellt hatten; Andere, deren Sinne ganz auf ihn gerichtet war, indem sie im’Herzen seiner gedachten.
*
XI.
Was sämmtliche Götter sammt Indra bisweilen nicht zu bewirken vermögen, das erreicht auf einen Schlag das unbeschränkte Schicksal.
Während diese gewaltige Wendung im Leben jenes Knaben geschah, wusste sie, die Tochter des Fürsten der Erde, nichts von dieser Thatsache. Ueber die Trennung von ihm wie irrsinnig geworden, irrte die herzberückende Jungfrau nur leicht bekleidet
beständig von Ort zu Ort. Einst kam die Tochter des Beherr- schers der Erde in die Nähe der Stadt, und als sie eingetreten war, hörte sie ein gewaltiges Lärmen der Menschen. Von Erstaunen ergriffen fragte sie, die mit ihren Augen selbst die Gazellen bezauberte, immer wieder den Schwarm ihrer Gespielinnen, was das wäre. (5) Auf ihren Befehl ging eine Kammerzofe schnell hin, um sich zu erkundigen; und nachdem sie die ganze Geschichte erfahren hatte, kam sie wieder. Darauf erzählte die Dienerin, als sie zurückgekehrt war, jenes Geschehniss mit dem Sklaven, welches das Herz in Freude versetzte, vollständig, von Anfang an, wie es sich damit verhielt. Nachdem das Mädchen, worum es sich handelte, gehört hatte, empfand sie ein unerklärliches Wonnegefühl und sandte wiederum zwei Begleiter ab, um den Knaben herbeizuholen. Als sie nun diesen einzigen, lieblich blickenden Knaben gebracht hatten, erblickte sie selbst, in ihrer Sänfte sitzend, den Geliebten. Bei dem Anblicke dieses mit unerhörter Schönheit und Anmuth Geschmückten ward da die Tochter des Erdherrschers im Augenblicke höchst entzückt. (10) Da die Hochgeehrte ihn sah, vergass sie den Kummer, der aus der Trennung entstanden war, und hielt da erst ihren Geburtstag für einzig gesegnet. Sie merkte, dass ihr Geist bei klarer Be- sinnung war, aber doch war sie voller Sorge: denn das Herz der Menschen ist Zeuge der Erlangung von günstigem und ungünstigem Erfolge. „Ist denn das wohl jener vor aller Welt Schöne, den ich im Traume gesehen habe? Wie soll ohne diesen Geliebten mein Herz wieder gesund werden können?“ Nachdem sie einen Augenblick also überlegt hatte, stiess sie eine Fluth von Seufzern aus und stürzte bewusstlos zu Boden, als hätte sie eine neue Trennung erlebt. Inzwischen führte der Herr der Karawane den Sklaven, bei dessen Anblick den Bewohnern der Stadt das Herz wegen seiner Schönheit geraubt worden war, in sein Haus zurück. (15) Da blickte die Amme die langängige Königstochter bedächtig an, und da sie diesen vorher nie gesehenen Zustand bemerkte, ward sie bestürzt und sagte zu ihr: „Nun, nachdem du heute durch den Anblick dieses Knaben für einen Augenblick ein wenig glücklich geworden warst, bist du dann in Ohnmacht gefallen: sage schnell an, Schöne, warum du in dem Meere des Kummers versunken bist.“—Als die Verständige deren Wort
gehört hatte, antwortete sie: „Ich weiss, Mutter, dass meine Tage bisher so voll Kümmerniss dahingegangen sind, jetzt aber erscheinen sie mir von Wonne begleitet. Jener Sklave des Herrn der Karawane, den du hier in Mesra gesehen hast, ist der Gebieter meines Lebens, den ich einst im Traume erblickt habe. (20) Durch die Feuerflamme der Trennung von ihm bin ich beständig verbrannt worden; wisse, Mutter, dass er mein gar schwer zu erreichendes Alles auf der Welt ist. Nachdem er mir seine weltbezaubernde Schönheit gezeigt hat, ist mir nun mit einem Schlage meine ganze Besinnung genommen. Ich weiss nicht, wie er mich durch irgend ein Blendwerk zu einer Irrsinnigen gemacht hat, sodass ich allen Verwandten entfremdet worden bin. Was immer du beständig an mir Denkwürdiges erlebt hast, Mutter, das alles habe ich um seinetwillen, von der Liebe hingerissen, auf mich genommen. Sei überzeugt, dass es jetzt für mich in jeder Beziehung der höchste ersehnte Gewinn ist, wenn ich den ausserordentlich Schönen, mit allen Vorzügen Begabten, erlange. (25) Das weiss ich freilich nicht, wie mein Werk gelingen soll oder wie ich den Gebieter erreichen soll, der vor meine Augen getreten ist. Wer ist die beglückte Schlanke auf dieser Welt der Lebenden, die diesen gar herzerfreuenden Geliebten erlangen und beständig geniessen wird? Oder welche Schönäugige, deren fromme Thaten damit ihren Lohn finden, wird jetzt mitten an seiner lieblichen Brust ruhen? Das weiss ich nicht, Mutter. Wer ist die Beglückte, die beständig seinen Mund, die wie im Rausche trägen Augen und die Bimbalippen ansehen und dadurch ihr Dasein zur vollen Befriedigung führen wird? Wer ist die beglückte Liebende, die jetzt auf dem von den Strahlen des Kaltstrahlers gekühlten Hausdache mit ihm zusammen weilend das höchste Glück geniessen wird?" (30) Als die Jungfrau mit infolge der Trennung sehnsüchtigem Herzen so sprach, antwortete ihr die Amme bedächtig, indem sie die Stolze nun ehrte: „Habe heute noch Geduld, Tochter, für einige Zeit, wie bisher; mühelos ge- lingen die Anschläge des Geduldigen. Durch Geduld erlangt man alles, was immer man im Herzen wünscht; stets fröhlich und er- hobenen Herzens sind die Menschen, welche Geduld besitzen. Es giebt für die auf Erden Weilenden keinen anderen Schmuck als geduldiges Ertragen: durch Geduld werden sie in der Welt ge-
ehrt; durch Geduld kommt die Sonne zum Aufgang. Schönhüf- tige, sie wird von den Dichteru gefeiert als Himmelsleiter: darum magst auch du dich geduldigen! Schönbrauige, auf mein Wort: das Schicksal wird daraufhin das ganze Vorhaben schnell zum Ziele bringen." (35) Als die Königstochter dies ihr Wort vernommen hatte, war sie erfreut und kehrte heim, in der Ueberzeugung, dass der Geliebte in ihre Hand gegeben sei. Der Augenblick allein ist zu preisen und diejenigen Tage sind die besten, wo der Freund stets voller Wonne ist über die Nähe des Freundes! Wenn die Fackel der Liebe des Geliebten angezündet worden ist, dann schädigt die Finsterniss der Trennung nie und nirgends mehr das Auge.
Am anderen Tage nun brachte der Gebieter der Karawane den Sklaven zum Verkaufe auf den Markt und setzte einen hohen Preis für ihn fest. Als die Bewohner der Stadt von diesem Beginnen hörten, kamen sie alle eilig mit Geld versehen herbei, um jenen Sklaven zu erstehen. (40) Da erzählt man von einer merkwürdigen Begebenheit: unter dem Schwarme der Bewohner der Stadt kam auch eine alte Frau, die nur aus Haut und Knochen bestand und von so buckliger Gestalt, wie man sie selten findet, mit einem Knäuel von Stricken in der Hand herbei, um dort den Sklaven zu kaufen, durch dessen Vorzüge ihr Sinn bethört worden war. Als diese zu den Leuten sagte, dass sie den Sklaven er- stehen würde, und diese lachten, antwortete ihnen die Alte stammelnd: „Ich bin nicht im Stande, den so sehr werthvollen, in der Welt berühmten Sklaven zu kaufen: das allein ist ja mein Gewinn, dass ich gekommen bin, ihn mitzunehmen!“—Inzwischen liess der Herr der Karawane unter Trommelschall in der Stadt, den Dörfern und Flecken bekannt machen, dass der Edelgeborene verkauft werden sollte: (45) „Wer reich ist und jenen ausserordentlich schönen Sklaven zu kaufen Lust hat, möge schnell herbeikommen und ihn erstehen. Es gab ja noch niemanden auf dem ganzen Erdenrunde, der ihm ähnlich wäre; noch wird es jemand geben, der so ganz das Herz entzückt durch die Fülle der Schönheit.“—Als man den Ton der Trommel gehört hatte, kam eine Menge von an Ansehen und Geld stets überreicher Menschen zusammen, um jenen wundersamen Sklaven zu kaufen. Unter ihnen sprach einer: „Ich gebe ihm als Kaufsumme ein bhadram; dann bekomme
ich den vor aller Welt schönen Sklaven.“— Ein bhadram aber heisst das, wo die des Zählens Kundige eintausend Goldmünzen rechnen. (50) Um diesen Preis gab der Kaufmann, der sich darauf verstand, den höchst werthvollen, mit einem Uebermasse von Schönheit versehenen Sklaven nicht hin. Darauf bot ein Anderer das Doppelte davon, aber auch das nahım der Kaufmann nicht der ganz gehörig darauf bedacht war, seinen Vortheil im Auge zu behalten. So bot ein Anderer das Dreifache davon, ein anderer das Vierfache; und so stieg dadurch der Preis da auf das Hundertfache. Bis zu einem Wachsthume in das Zehntausendmillionenfache kam der Preis, aber auch dafür gab der Gebieter der Kaufleute den Sklaven nicht hin. Nun liessen alle Bewohner der Stadt sammt dem Beherrscher von Mesra jene Hoffnung auf ibn fahren und gingen ein jeder in seine Behausung. (55) Als die Geliebte des Ministers des Beherrschers von Mesra diesen Hergang hörte, hatte sie allein, die Schönfarbige, ihre Sache gewonnen. Sie liess ihre alte Sorge fahren, holte freudig Ajējamēsra herbei, der immer ihren Befehlen botmässig war, und sprach das Wort: Gehe schnell in die Nähe des Herrn des Landes, beuge ehrerbietig die beiden Kniee zur Erde und melde ihm hurtig: „Da ich kinderlos bin, soll dieser dein Diener mein Sohn werden. Wenn du diese Erlaubniss ertheilst, erstehe ich deinen Sklaven von dem Kaufmanne." Sobald du die Zustimmung des Gebieters der Erde erlangt hast, dann sage zu dem Herrn der Karawane: „Ich will heute den höchst werthvollen Sklaven von dir erstehen!" (60) Einen wie hohen Preis der auf seinen Vortheil sehr bedachte Kaufmann auch fordern wird, zahle ihm den- selben sofort, ja auch das Doppelte. Um das Geld mache dir keine Sorge: in diesem meinem Schatzhause sind Kleinodien sonder Zahl wie die Sterne am Himmelszelte. Wenn du mich lieb hast und auf das Wohl deiner Liebsten bedacht bist, dann bringe mir schnell jenen Sklaven, um mein Herz zu ergötzen. Wenn ich diesen Sklaven, der das Herz erfreut, erlangt habe, dann will ich mein Dasein für gesegnet und sorgenfrei halten.“—Nachdem er zu dem Auftrage der Gazellenäugigen ja gesagt batte, führte er, erfreut über ihre Ansprache, alles sorgfältig aus; (65) und sobald er für eine hohe Summe den Sklaven des Herrn der Karawane bekommen hatte, brachte er den Schönen
und stellte ihn vor die Schönbrauige. Da überlegte die Verstän- dige, als sie durch den Anblick jenes Liebesgottgleichen ihren Wunsch erfüllt sah, das Auge gefüllt mit einer Fluth von Freudenthränen: „Ach, ist dies das Blendwerk eines Traumes oder sollte es die Wahrheit sein, dass ich heute den auf Erden schwer zu erlangenden lieblich Anzuschauenden sehe? Das hoffte ich nicht mehr in meinem Herzen, dass die lang währende Trennungsnacht noch einmal den Aufgang der Sonne des Geliebten sehen werde. Nun bin ich unerwartet durch die Erreichung des Geliebten beglückt worden, der da noch erstrahlt, selbst wenn mein Herz ihn mit dem Schöpfer vergleichen will. (70) Früher gab es ausser mir in der Schöpfung keine Unglückliche weiter; jetzt keine Liebende, die so beglückt wäre wie ich, selbst wenn sie ihre Wünsche erfüllt sieht. Nachdem ich verschmachtend in der von der Sonne der Sorge versengten Wüste Trennung des Verstandes heraubt umhergeirrt war, ist heute durch den stets wunderthätigen Schöpfer, den barmherzigen, vermittelst des Nektarregens Erlandemgung des Geliebten—dem Himmel sei Dank!— mein Durst gelöscht worden. Nachdem ich auf einem menschenöden und lichtlosen Pfade gewandelt war, habe ich jetzt durch Schicksalsfügung, infolge des Aufganges meines Glückssternes, das höchste himmlische Licht gefunden. Auf dem Todtenbette ausgestreckt und in tiefen Schlaf verfallen bin ich, ich weiss nicht, um welches Verdienstes willen— vom Schicksale wieder auferweckt worden. (75) Heil dem Herrn der Karawane! Möge ihm immer Gewinn beschieden sein, er, der diesen schönen Sklaven zum Verkaufe her- gebracht hat! Was ist es wohl für ein Verlust, wenn ich den Sklaven um eine hohe Summe gekauft habe? Das Geld der Reichen heisst erst Geld, was um des eigenen Ichs willen ausgegeben wird. Von Liebe Freie behalten immer eifrig ihr Vermögen u. s. w.; Verliebte geben Leib, Geld und alles auf Erden für den Geliebten hin. Pfui über die auf Erden tadelnswerthen Menschen, deren Verstand von Habgier geblendet ist und deren Geliebter eben das Geld, aber kein Freund Gegenstand der Liebe ist.“—So von Erstaunen erfüllt und die Augen vor Freude weitgeöffnet glaubte damals die Tochter des Männerfürsten, sie habe das höchste Glück gefunden. (90) Indem sie in Liebe seinen Gesichtslotus immer wieder anblickte, sank sie in Ohnmacht;
dann wieder bekam sie ihre Besinnung wieder durch die erquickende Vereinigung mit ihm. Wie die durch die Trennung von ihm schwer kranke Jungfrau beständig von Sorgen erfüllt einen einzigen Augenblick einem Weltalter vergleichbar gefunden hatte, so hielt nun die Tochter des Beherrschers der Erde in ihrer Freude ein Jahr für einen Augenblick, nachdem sie ihren lotusäugigen theuren Geliebten gefunden hatte. Verneigung dem Schicksale, dem Horte allerneuster Wunder, dem ungeborenen, welches mächtig waltet, indem es das All durch die von der Māyāgeschaffenen Zustände bethört!
*
XII.
Die Liebe der Verliebten entsteht nicht allein durch das Auge, sondern sie wird bisweilen bei den Menschen durch das Ohr geboren. Wenn die Kunde von einem Schöngestalteten durch die Oeffnung des Ohres gegangen ist, raubt sie vermittelst der Sehnsucht die Festigkeit des Herzens und die Kraft des Leibes. Denn keine andere Beschäftigung kennt das Ohr als Hören, nachdem es die Erzählung von einem Schönen vernommen hat, die das Herz in Unruhe versetzt.
Zu jener Zeit lebte ein Mädchen aus dem Geschlechte der Dē
ya’s, von sehr zartem, untadligem Körper und hochberühmt in jenem Lande. Schlank, die Augen wie der Vollmond, in frischer Jugend blühend; mit Zähnen, die Perlen nacheiferten und mit Lippen wie reife Bimbafrüchte; (5) in der Taille fein, durch die Brüste gebeugt, mit Augen wie die einer erschreckten Gazelle; von trägem Gange infolge der Last der Hüften; mit tiefliegendem Nabel und herzberückend; mit Sittsamkeit, Tugend und edlem Anstande war die ganz besonders Schöne ausgestattet; wahrlich eine Herrin, die auf Erden gleichsam eine Fahne des Liebesgottes werden sollte. Beständig weilte die Jungfrau, begleitet von ihren Gespielinnen, in dem Palaste, aber sie fand niemand, der ihr an den Vorzügen der Schönheit u. s. w. gleich gewesen wäre. Als sie nun die allenthalben von den Leuten besprochene Geschichte Jenes hörte, empfand auch sie, das Herz von Sehnsucht erfüllt, das Verlangen ihn zu sehen. Wenn das Herz an einem Orte etwas Merkwürdiges hört, von dem die Trefflichen immer wieder viel Rühmens machen, dann empfindet es sogleich Sehn-
sucht, es auch zu sehen. (10) Nachdem sich die beste unter den Frauen also mit Schmucksachen geschmückt hatte, begab sie sich unter dem höchsten Pompe nach Mēsra, um jenen zu sehen. Da wollten alle Einwohner von Mēsara sie gewinnen, indem ihre Herzen beständig von ihrer Schönheit und Anmuth bezaubert waren. Mit eintausend Kamelen und ebenso vielen Maulthieren und Elefanten, beladen mit Korallen, Edelsteinen, Perlen und auch Gold, kam sie dort an und empfand ebenfalls Lust, jenen auf Erden an Schönheit Unvergleichlichen mit Namen Yōsōbha zu kaufen. Von Männern und Frauen entstand da überall in der Stadt infolge ihrer Ankunft wiederum ein gewaltiges Getöse. (15) Die Schön- farbige fragte die Volksmenge, sobald sie angekommen war, nach Nachrichten über ihn: „Erzählt mir, um wie viel jener Sklave des Kaufmannes feil ist! Ich bin heute hier angelangt, mit dem grössten Reichthume ausgerüstet und voller Sehnsucht nach seiner Schönheit, nachdem ich alles, Verwandte u. s. w. verlassen habe.“—Während die Jungfrau noch den Wunsch hegte, ihn zu sehen und auf dem Wege dahinschritt, zeigte ihr das Volk jenen mit den Worten: „Das ist er!“—Als sie nun den lotus- äugigen, auf Erden keinem Anderen ähnlichen Geliebten zum ersten Male sah, war sie über seine Schönheit hocherstaunt; wie ohnmächtig stürzte sie zu Boden, nachdem sie den Beispiellosen erblickt hatte; und als sie das Bewusstsein langsam wiedererlangt hatte, sprach sie mit lieblicher Stimme: (20) „Ich weiss es: nachdem der Schöpfer tausende von Geburten hindurch in der gehörigen Weise Bussübungen vollbracht hat, hat er sicherlich diesen unter dem Namen des Siegers Berühmten, mit Aufbietung aller Kraft geschaffen: wie könnte dessen Sohn zum Sklaven werden? Wenn du ein Göttersohn, von einem anderen Gotte entstammend, bist, warum weilst du dann auf der Erde, nachdem du den mit aller möglichen Wonne gefüllten Himmel aufgegeben hast? Wenn du der Sohn eines Gandharven bist, so ist ein solcher stets sangesfroh: aber man hört aus deinem Munde auch nicht ein Wort infolge deines Stolzes! Ich glaube, dein Leib ist von dem Schöpfer in seiner Weisheit unter Verschmähung der fünf Elemente nur aus seiner eignen Vorzüglichkeit geschaffen worden. (25) Oder vielmehr, durch welche Bussübung hast du den höchsten Herrscher gnädig gestimmt, dass du diese herrliche
Gestalt bekommen hast, wodurch diese Welt hier verblendet ist? Ach, aus dem edlen Geschlechte irgend jemandes entsprossen bist du Gesegneter, Ebenmässiger, der du die Wonne der Tugendhaften bist, gleichsam die trefflichste Perle!“—Als der Hochgemuthe diese ihre Worte vernommen hatte, antwortete er, sie gleichsam belehrend, nachdem er wie ein Yōgin durch den Blick der Entrückung ihren Sinn erkannt hatte: „Ich bin kein Gott, kein Gandharve, kein Dämon und auch kein Schlangenhalbgott; wisse, Glänzende, dass mein Leib aus den fünf Elementen besteht. Das ist nichts Sonderbares vom Schöpfer, dass es in der Welt überall vielfach ausserordentlich wunderbare Kostbarkeiten giebt: darunter habe ich nichts zu suchen! (30) Das ist ja die Klug- heit der Klugen, die den höchsten Segen bringt, dass sie beständig an Śambhu denken, den Unendlichen, Allgestaltigen. Dieses All, was man hier sieht, erfüllt von mannigfachen Wundern, das, wisse, ist gleichsam ein Spiegelbild in dem Spiegel des Bhava. Wie der Geist, der irgend etwas im Spiegel abgespiegelt sieht, darauf- loseilt, um immer wieder darüber Klarheit zu gewinnen, so denken die Verständigen allein an Śambhu, nachdem sie, Schönbrauige, gesehen haben, dass alles, Bewegliches und Unbewegliches in der Welt, nur aus der Māyā besteht. Wenn dein Sinn, Schönhüftige, nach dem Anblicke von Schönheit verlangt, dann betrachte als einzige Zuflucht in deinem Herzen den sinnberückenden trunkenen Gott. (35) Was hast du für eine Wonne dabei, wenn du meine vergängliche Schönheit ansiehst? Darum blicke die beständige, allgegenwärtige des Sambhu an, du Schönbrauige!“— Als sie dessen Worte vernommen hatte, war sie von ihrer Verblendung frei und verneigte sich sogleich immer wieder vor seinem Fusslotus. Dann liess sie jene kostbaren Elefanten und jenen Reichthum, die Schlanke, that ein braunes Gewand an und ging, am ganzen Körper mit Asche bestreut und der Liebe zu ihren Angehörigen ledig, als Bettelnonne in den Urwald, um Busse zu thun. Durch das Baden an heiligen Wallfahrtsplätzen ward ihr Leib nun geläutert, und ihr Herz ward fleckenlos, gereinigt durch die Gelübde kṛechra, atikṛechra und parāka. (40) Die Schönfarbige ward so stark in der Selbstbeherrschung, dass alle grossen Asketen vom höchsten Erstaunen erfüllt wurden. Als die Angeschensten unter den Büssern, die sich selbst belehrten, von deren
trefflichem Opfer hörten, da priesen sie die Schönhüftige; und nachdem sie durch den Unterricht dieser Gazellenäugigen die höchste Festigkeit erlangt hatten, waren die Starken doch nie im Stande, ein solches Werk zu vollbringen. Sie that solche Busse, dass sie die gewaltige Macht des Indra gewann; selbst nicht in hunderten von Jahren wäre man fähig, das irgendwie zu beschreiben. So schlägt ja bisweilen die Leidenschaft der Verliebten zum Guten aus; ebendieselbe bringt aber bei Leuten von thörichtem Sinne bisweilen Unglück. (45) Nun ward das weitausgebreitete, langfädige, durch Schicksalsfügung mit dem glücklichen Fange jenes Flamingo gezierte Netz des Glückes der Tochter des Tāimōsa, nach allen Seiten hin wahrhaft glänzend, mit dem Siegel seines Namens versehen, zu der wahren Weltediktsurkunde. Als die Liebliche jenen Geliebten, den Hort höchster Liebe, da erreicht hatte, war sie nun von der Sorge des Daseins befreit. Sie zählte in ihrer Freude nun die Tage des Jahres zusammen, liess sich, die Verständige, schnell ebenso viele Gewänder anfertigen und brachte dann die Tage zu in höchster Liebe zu ihm, indem sie ihn immer ein ganz neues Kleid anlegen und ausziehen liess. (50) So ganz in die Huldigung durch Essen-und Trankdarreichung versunken, hielt damals die Jungfrau ein Jabr für einen Augenblick. Einen Augenblick im Palaste befindlich, einen Augenblick mit dem Geliebten zusammen, einen Augenblick draussen oder drinnen hielt sie da für das böchste Glück. Von der Liebe zu ihm in ihrer Ueberlegung blind drückte sie entzückt das von ihm getragene und dann abgelegte Gewand an ihren Busen und sprach: „Ach du Gewand, warum erlange ich den reizenden Leib nicht, den du bedeckst? Warum habe ich es nicht so gut wie du, dass ich auch seinen ganzen Leib umarmen kann?“—Die trefflichste Frau war so allerwege versunken in die Liebe zu ihm, dass sie nirgends auch nur einen Augenblick ohne diesen ihren Geliebten bleiben wollte. (55) Der Schatten verlässt diesen Leib in der finsternissgefüllten Nacht: aber Tag und Nacht hing sie an ihm und folgte ihm auf dem Fusse. Das sehr feste Band der Liebe zu ihm, welches die Gazellenlammäugige knüpfte—das zu beschreiben dürfte kein Mensch in der Welt im Stande sein. Einst brachte sie durch List den vor allen Menschen Schönen in das Haus und fragte ihn, nach einer Unterredung mit ihm
verlangend, nach der Geschichte seiner Geburt. Er aber antwortete ibr lächelnden Antlitzes mit folgenden Worten: „Wahrlich, ich kenne die Geschichte meiner Geburt und meine Eltern nicht, aber ich weiss eine höchst wundersame Geschichte mit einem Brunnen; in dessen Finsterniss weilte ich drei Tage ohne Nahrung. (60) Am vierten Tage wurde ich von einem frommen Kaufmanne aus demselben herausgezogen und bin durch diese seine Gnade zu einer hohen Stelle gelangt." Als sie aus seinem Munde nun dieses sie überaus rauh berührende Wort vernommen hatte, fühlte die Trefflichste unter den Frauen am ganzen Körper ihre Härchen sich sträuben. Bebend stürzte die Schönfarbige in demselben Augenblicke zu Boden; und als die Jungfrau allmählich die Besinnung wiedergewonnen hatte, empfand sie heftigen Schmerz. Die Amme, die sie in diesem Zustande und wiederum von Sorgen erfüllt erblickte, sprach darauf, das Herz blind vor Liebe, mitleidig das Wort: „Ach, Schönbrauige, warum ist dein Gemüth betrübt wie durch eine Trennung? Was für eine Sorge entstand heute in deinem Sinne? Deine Liebe ist doch jetzt gesegnet? (65) Früher, du Schöne, war dein Leib einem trocknen Blatte vergleichbar und wurde von dem Winde Trennung nach allen Richtungen umhergewirbelt. Bald mit dem Gesicht nach vorn, bald mit dem Gesicht nach unten fallend ward er mit Mühe und Noth vom Schicksale gefestigt; und nun ist er wieder zum Auslöschen gekommen! Was hat das zu bedeuten?“—Als die Verständige diese ihre Worte vernommen hatte, entgegnete die Jungfrau bedächtig, indem sie wiederholt seufzte: „Wie soll ich denn die schwere Kümmerniss schildern, Mutter, die ich erlebt habe? Die Erde ist beglückt, mich zu tragen; ich allein bin beglückt, dieses zu tragen. Wie Staub bin ich für lange Zeit wahrlich auf die Erde gefallen; jetzt plötzlich bin ich von dem Wirbelwinde der Sorge hin und hergeweht worden. (70) Dieser mein Liebling hat jetzt die Geschichte von dem Brunnen erzählt; und da ich sie gehört babe, bleibt mir gar keine Kraft mebr übrig. Niemand weiter kennt das Herz des Herzensfreundes, wie es damit steht, als der Freund: wenn er beglückt ist, fühle ich Wonne, dagegen Kummer, wenn er bekümmert ist. Bei welchem Verliebten das Herz durch die Trennung von dem Freunde durchlöchert ist, durch dieses Fenster wahrlich sieht er ibn immer
wieder. Gewiss, die Liebe des Majñōna und Lāilāgilt als die höchste; und sie kann man nicht anders bezeichnen als die zwischen Leib und Seele. Als sie nun an ihren Arm ein Schröpfmesser anlegte, um sich zur Ader zu lassen, floss aus der Hand Majñōna’s reichlich Blut. (75) Wenn der Leib gequält wird, dann ist auch die Seele krank; und wenn sie von Sorgen aufgewühlt wird, beginnt auch der Körper gehörig abzumagern. Zu wem ein Mann in seinem Herzen in Leidenschaft entbrannt ist, bei dem kann er nicht einmal den vom Winde getriebenen Staub ertragen, der auf dessen Kleider fällt. Nachdem ich die von ihm früher erlebte Geschichte mit dem Brunnen in der Erzählung habe berichten hören, Mutter, bin ich jetzt darüber voller Kümmerniss.“— Als die Amme ihre Worte vernommen hatte, entgegnete sie ehrerbietig: Wahrlich, Schöne, lass dein Gemüth nicht beständig von Sorgen beladen sein!“—Nachdem auf deren Geheiss die Jungfrau in ihrem mitleidigen Herzen Festigkeit gewonnen und jene Sorge wieder hatte fahren lassen, ward sie froh. (80) Infolge der Leidenschaft für ihn war die Tochter des Erdherrschers bald voller Wonne, bald voller Kümmerniss; aber der Treffliche merkte das durchaus nicht.—
*
XIII
Der ist ja beglückt, der in dieser Welt der Lebenden an der Allseele sich erfreuend wandelt und das Herz auf Treffliches richtend frei ist von dem sorgenvollen Hängen an den Frauen.
Als nun das Mädchen darauf merkte, dass sein Herz liebeleer, ihr eigenes aber so liebereich war, gerieth sie in Erstaunen: „Er redet kein Wort mit mir, indem er sich wie ein Büsser in Schweigen hüllt, und ist ohne Verlangen: was soll ich da thun?“—So überlegte die Tochter des Männerfürsten: „Durch welches listige Mittel werde ich ihn da zur Botmässigkeit bringen, dass er mir beständig huldigt? Wenn ich jetzt den geliebten Sklaven zum Aufseher des Schatzhauses mache, dann werden ihm alle gram werden; was wäre das für ein Glück für mich? (5) Oder setze ich ihn irgendwo in ein anderes Amt, dann, glaube ich, werde ich ihn schwer zu sehen bekommen, da er dann damit voll beschäftigt sein wird. Was ist wohl jenes ganz unbedeutende Amt, das ich ihn setzen kann, damit er immer am Morgen
geht und am Abend zurückkommt? Dass ich ihn beständig sehe, und er immer in meiner Nähe weilt? Was giebt es für derartige Aemter, dazu ich ihn befördern könnte?“—Nachdem nun die Tochter des Beherrschers der Erde darüber vielfach nachgedacht hatte, fand sie in ihrer Klugheit das Richtige und machte Jenen darauf zum Hirten. Wiewohl nun das aus ganz ausserordentlicher Liebe geschah, hielten doch alle Bewohner der Stadt seine Einsetzung in dieses Amt für eine Herabsetzung. (10) Dieses Amt war ihm angemessen, denn dabei gewährte der aus Göttertheilen Geschaffene den Thieren einen starken Schutz, wie er seiner Liebe zu ihnen entsprach. Der Schöpfer hatte ihn erschaffen, nachdem er von den Leibern aller Götter einzeln ein Theil genommen hatte; und so ward er nun Hirt. Auf ihren Befehl ging er mit dem Vieh, Ziegen, Schafen u. s. w. in einen Wald, der frei von der Gluth des Brandes war und weidete es da. Am Morgen ging er mit ihnen, am Abend brachte er sie zurück und zeigte ihr zu ihrer Freude dreimal am Tage seinen reizenden Leib. Eifrig diesem Geschäfte hingegeben brachte er in der Ge- sellschaft seiner Altersgenossen seine Tage hin mit diesen und jenen Belustigungen, wie sie im Walde gebräuchlich sind. (15) In den Reihen der Schafe stehend erstrahlte der Knabe, der Mächtigen Bester, schwer anzublicken infolge des Aufganges seiner Herrlichkeit, gleichsam wie der Hort des Lichtes, wenn er in dem Bilde des Widders weilt. Wie nun ihr Herz beständig danach Sehnsucht verspürte, ihn zu sehen und zu sprechen, so war sein Herz durchaus leidenschaftslos. Je mehr sie in Liebe dessen Gesichtslotus anblickte, desto tiefer neigte er in Scham sein Gesicht. Wenn die Liebende nur aus Neugier nach irgend etwas fragen wollte, auch dann hüllte sich der Verständige in Schweigen. Wenn die Starkhüftige ihm zurief, er solle vor ihr stehenblei- ben, dann wich der sonst Muthige aus Furcht langsam zurück. (20) Wie sie, die Schönäugige, beständig in der Liebe zu ihm aufging, so war nämlich der Verständige, Schöngestal- tige ohne Leidenschaft. Als nun die Schlankgewachsene merkte, dass sein Herz der Liebe entbehrte, schrie sie, von Sorgen geschüttelt, Tag und Nacht wie ein Seeadlerweibchen. Keine Kümmerniss infolge der Trennung von ihm blieb der Gazellen- lammäugigen irgend erspart, das sie nicht durchgekostet hätte.
Da unterliess sie wie eine Irrsinnige die Körperpflege, machte ihr Haar nicht mehr zurecht und gebrauchte keine Schminke mehr für die Augen. Sie zeigte auch gar nicht mehr im Spiele mit ihren Freundinnen ihre Geschicklichkeit; beständig sass die Schöngewachsene in schwere Gedanken versunken. (25) Als die Amme die Gazellenäugige wiederum so sorgenkrank sab, redete sie sie mit sanfter Stimme und liebevollen Herzens an: „Warum, du Langäugige, ist heute dein Gemüth wieder mit Sorgen beschwert? Nun du den Theueren erreicht hast, musst du der Liebe pflegen, aber keinen Kummer hegen.“—Als die Tochter des Beherrschers der Erde diese ihre Worte gehört hatte, antwortete sie: „Mutter, das Glück, das ich im Herzen ersebne, babe ich noch nicht ge- funden! Sicherlich weiss jener Mann, dass ich mich freue, den Gegenstand meiner Liebe erlangt zu haben; aber seinen Sinn zu erkennen— ja, wer ist überbaupt im Stande, das Herz eines Anderen zu durchschauen? Schwer zu finden ist ja in dieser Welt der Lebenden der Mann, das Stirnjuwel unter den Männern, der das von heimlichem Kummer kranke Herz eines Anderen richtig herausfindet. (30) Ich weiss nicht, um welcher verkehrten That willen das Schicksal mir dort beständig so feindlich ist, wo jetzt mein Herz gebrochen ist. Besser stand es, als ich den Gegenstand meiner Liebe noch nicht erreicht hatte; da war meine Sorge nur einfach; jetzt aber, da ich ihn besitze, ist sie hundertfach in meinem Herzen geworden: denn ich bin nicht im Stande, die Qual zu schildern, die aus der Trennung von dem Geliebten entsteht. Mit solchen Fragen quäle ich mich immer wieder, Mutter!“ —So ward nun dies ihr Wort, was sie doch im Geheimen und anderswo geäussert hatte, ruchbar und drang in die Oeffentlich- keit unter die grosse Menge. Als die dortigen Frauen des Harems, die im Herzen auf eine Blösse von ihr warteten, diese Geschichte vernahmen, verspotteten sie die Tochter des Erdherrschers: (35) „Ach, pfui über diese ihre verkehrte Klugheit, dass sie ihren Geliebten, einen Fürsten der Erde, aufgiebt und nun mit ihren Wünschen an einem Sklaven hängt! Hier diese aus edlem Geschlechte stammende, anmuthvolle Tochter des Erd- herrschers und hier dieser elende Sklave von unbekannter Herkunft, der stets Anderen botmässig ist! Diese Thörin hat ohne Ueberlegung eine unehrenhafte Handlung vollbracht, infolge deren
jetzt niemand mehr zu der Schönäugigen Vertrauen hat!“—Als sie diese üble Nachrede hörte, die ihre Mitfrauen, unbekannt mit der Schönheit des Sklaven, gebrauchten, gerieth sie in Sorge, der sie nur schwer entrinnen konnte: „Früher war ja auch jener Rama, der nur an der Tugend sich freute und sammt seinem Weibe ganz in der Frömmigkeit aufging, von übler Nachrede der Menschen, der man nur schwer begegnen konnte, geschmäht worden: (40) aber was bin ich Elende, Unglückliche dagegen, die ich beständig in der Welt tadelnswerth bin? Jedoch ich bin im Stande, den Tadel heute noch durch einen klugen Anschlag zu beseitigen. Ein derartiges Mittel will ich Arme in meinem Hause anwenden; ich lade alle jene trefflichen Frauen des Hauses ein; dabei werden ihnen zu ihrer Bewirthung irgendwelche Früchte vorgelegt oder auch ein ganz vorzügliches Essen von vielen Ge- nüssen. Dann lasse ich zu ihrer Bedienung jenen elenden Sklaven kommen; wenn sie den gesehen haben, werden alle diese Frauen so bethört; und durch die Anwendung dieses Mittels wird ja alle meine Schande, die wegen des Sklaven über mich gekommen ist, ausgelöscht.“(45) Nachdem sie diesen Entschluss gefasst hatte, handelte sie danach und legte ihnen zunächst selbst schnell Kürbisfrüchte vor. Während nun die Gazellenäugigen diese mit Messern in Stücke theilten, da sandte sie ihn zur Bedienung. Sobald die Frauen diesen, gleichsam einen verkörperten Liebesgott, vor sich hatten hintreten sehen, schnitten sie sich in ihrer Verblendung mit den Messern in die Hände; und die Narben von diesen Wunden, die sie sich einst in ihrer Bethörung beibrachten, die sieht man heute noch deutlich in Gestalt der an den Händen befindlichen Linien. So liessen nun diese Frauen, von Erstaunen erfüllt und die Herzen von der Schönheit Jenes gefesselt, ab, sie wegen ihrer Liebe zu schmähen. (50) Wie sie infolge beständigen Anschauens von der Liebe hart mitgenommen war, so ging es diesen Schönäugigen, nachdem sie ihn nur einen Augenblick gesehen hatten. —Als nun die Tochter des Erdberrschers die Schande durch ihre Klugheit wieder ausgelöscht hatte, hing die Jungfrau wie zuvor mit ihrem Herzen an ihm. Aber wenn sie ihn kommen liess, bald nach dem Hause, bald nach dem Palaste, bald nach dem Audienzsaale, bald nach der Einsamkeit, dann kam er nicht in ihre Nähe. Da nun die
Schlankleibige merkte, dass sein Herz der Liebe entbehrte, über- legte sie wiederum bin und her, wie sie ihn für sich gewinnen könnte. Sie liess also ein geheimes, wundersames Gemach, ein sehr schönes Werk, von Handwerkern anlegen, die mit Viśvakarman wetteifern konnten. (55) Auf ihren Befehl liessen die Maler alle andere herzerfreuende Malerei weg und schufen dort nur zwei höchst wundervolle Bilder: er, der ausserordentlich Schöne mit Namen Yōsōbha, wie er gegen sie ohne Leidenschaft ist und sie, die Tochter des Erdherrschers, voller Artigkeit und krank wegen der Trennung von ihm. Nachdem sie das mit diesen Gemälden versehene Schlafgemach schnell hatte herstellen lassen, liess die Tochter des Männerfürsten jenen auf listige Weise dorthin kommen: „Denn, sobald er dieses Gemälde erblickt, wird sein Herz gegen mich Elende, die ich infolge der Trennung in einen solchen Zustand gekommen bin, vielleicht sich erweichen lassen.“—In dieser Hoffnung liess die Schlanke ihn zuerst dorthin gehen und kam dann selbst leise hinzu, die Beste der Frauen. (60) Als er in jenes Gemach getreten war, unbekannt mit ihren Absichten und der Pflicht der Wahrheit geweiht, folgte sie ihm nach; und während er über den Anblick des wunderbaren Ge- mäldes beschämt ward und sein Angesicht abwendete, sagte die Tochter des Erdherrschers das Wort: „Ach, Gebieter über mein Leben, ich habe in der Welt der Lebenden durchaus keine Lebens- hoffnung weiter, ausser bei dir lotusäugigem Geliebten. Ach, Leute von deinesgleichen, die beständig darauf bedacht sind, anderen Wesen beizustehen, sind nicht dazu angethan, einen Wunsch unerfüllt zu lassen. Zweierlei ziemt sich für einen Schönen: Anmuth und Milde; da du doch damit versehen bist, warum zeigst du so den Mangel des einen im Herzen? (65) Ach, da du mich Schwache getödtet hast, die ich durch die Trennung von dir ge- peinigt bin und mich an die Hoffnung, dich zu erlangen, fest- klammere, trifft dich Schande hienieden. Durch die Sorge um dich ist mein Herz ganz erkaltet; ich weiss nicht, wie die Seufzer und Thränentropfen noch heiss sein können! Ach, durch die Trennung von dir ist mein Herz hundertfach durchbohrt worden: sprich, soll ich es dir zeigen, nachdem ich heute meinen Leib zerrissen habe? Ach, Herr, was ich an Kümmerniss infolge der Trennung von dir durchgekostet habe, das kann ich heute und
selbst in hunderten von Jahren nicht sagen. Jedoch du magst dieses reizende Gemach ordentlich betrachten, das ich dir zu Liebe habe herstellen und mit solchen Gemälden habe versehen lassen.“(70) Nachdem sie dies Wort gesprochen hatte, trat sie, das Herz übervoll von der Liebe zu ihm, herzu, um ihn, den Starken, mit Gewalt festzuhalten. Aber er, der da merkte, dass ihr Herz heftig von der Liebe gequält war, hielt ihr nicht Stand, sondern eilte schnell nach aussen. Voller Furcht lief die Herrin dem Enteilenden nach und ergriff ihn hinten mit der Hand schnell an einem Zipfel seines seidenen Gewandes; und da sie sein schönes Kleid mit Gewalt festbielt, zerriss es die Tochter des Männerfürsten am Vordertheile des Halses. Als er nun so in Eile sich entfernte, rief die Tochter des Beherrschers der Erde dem Oberherrn der Männer erzürnt unter vielfachen Drohungen nach: (75) „Immer gehe, du Thor! Wie wird es dir gehen, wenn ich deine That vor dem Männerfürsten erzählt habe? Dich, der du so lieblos bist, werde ich um’s Leben bringen!“—Unter solchen Drohungen begab sie sich zu Ajējamesra, indem sie Thränentropfen vergoss und im Zorne die Fülle ihrer Locken wild flattern liess. Als jener die Geliebte in diesem Aufzuge erscheinen sab, sprach er beruhigend, das Herz von Staunen erfüllt, also: „Ach, Schöne, woher bist du, das Herz überwältigt von unendlicher Wuth, zu diesem bösen Zustande gekommen, der eher für deine Feinde passt? Wenn dein Herz von irgend einem Vergehen meinerseits gekränkt ist, sage es, Schönhüftige; ich will es wieder gut machen. (80) Oder bist du aus Zorn über jemand anders ausser dir? Den kann ich dir jetzt tödten!“—Als die Tochter des Männerfürsten diese seine Worte vernommen hatte, antwortete sie ihm, die Augen vor Zorn geröthet, indem sie cine Fluth lauer Seufzer ausstiess: „Ich bin nicht empört über ein Vergehen deinerseits: welcher gewöhnliche Mensch wäre im Stande, mein Herz in Zorn zu versetzen? Nein, ich bin über meine eigene Dummheit empört, dass ich eine That vollbracht babe, die zu erzählen unpassend ist; wenn du nun aber davon hörst, dann verzeihe mir, Beherrscher der Erde! Jener Sklave, Fürst der Männer, den ich um vieles Geld gekauft habe, der ist also zum lüsternen Liebhaber mir gegenüber geworden, Erdenfürst. (85) Während ich in Gedanken wie eine Figur auf einem Ge-
mälde dasass, Beschützer der Erde, kam jener herbei, um mir Gewalt anzuthun. Als ich ihn kommen sah, wie er heftig verliebt einherschritt, erzitterte mein Herz vor Furcht, Männerfürst; und da ich keinen anderen Ausweg sah als einen Kampf mit den Nägeln, so that ich danach und bewahrte dadurch mit Mübe und Noth meine Keuschheit.“—Als der Beherrscher der Erde das Wort der Königin vernommen hatte, ward er voll Wuth, liess den Sklaven schnell herbeiholen und warf ihn im Zorne in das Gefängniss. Dort lebte er zusammen mit vielen Gefangenen; aber der Tugendhafte hielt das keineswegs für ein Unglüick; (90) vielmehr sie, die Tochter des Beherrschers der Erde, die mit der Schlinge der Liebe zu ihm gefesselt war, befand sich, von Sorgen geschüttelt, im Gefängnisse.
Während er nun so dort im Gefängnisse sass, vergingen wieder im Nu zehn Jahre, ohne dass er sich veränderte. Es waren aber ein Mundschenk und ein Vorleger dort, die der König beide früher hatte in Fesseln legen lassen, da sein Sinn vom Zorne verblendet war. Der eine von ihnen sah sich im Traume in der Nähe des Fürsten, wie er Rum einschenkte und ein fröhliches Trinkgelage ordnungsmässig einrichtete; ebenso sah der andere, wie er einen Brotkorb mit Backwerk gefüllt auf dem Kopfe trug, welches eine Schaar herbeifliegender Krähen verzehrte. (95) Da waren Beide im Herzen bestürzt, und fragten alle mit ihnen im Gefängnisse befindlichen Leute wiederholt, was das zu bedeuten hätte; aber da war niemand weiter im Stande, darüber Auskunft zu geben als jener, mit Namen Yōsōbha, der in diesen Dingen erfahren sprach: „Wer im Traume heute für den Gebieter der Erde das Gelage eingerichtet hat, wird in ganz wenigen Tagen in das Amt eines Oberkämmerers eingesetzt werden; und wer gesehen hat, wie die Krähen die Speisen auf seinem Kopfe verzehrten, der wird jetzt schnell vermittelst des Schwertes seinen Tod finden.“—Wie der Verständige da die Auslegung vorgenommen hatte, so war der Erfolg, den Beide von ihren Träumen hatten. (100) Der eine ward über die Gelage des Beherrschers von Mesra gesetzt, der andere wurde auf Gebeiss des Königs mit dem Schwerte hingerichtet.
Einst sah der Beherrscher von Mesra im Traume selbst einen Traum, der Gewaltige, wie eine wohlgenährte Rinderheerde
eine andere, magere, verzehrte. Als der Herr der Erde nun er- wacht war, holte er die Minister herbei und fragte sie, was das zu bedeuten hätte; aber sie wussten ihm nichts zu antworten. Nun sagte da der Oberkämmerer zu dem Gebieter der Erde, indem er seine beiden Kniee auf den Fussboden setzte, mit zusammengelegten Händen und den Hals geneigt: „Jener kluge Sklave der Jōlēkhā und des Ajējamēsra, der im Gefängniss liegt, o König, der versteht sich trefflich auf den Sinn von Träumen. (105) Auch ich, Beherrscher der Erde, habe einst im Gefängniss einen Traum gesehen; und was jener als seine Bedeutung angegeben hat, das habe ich in wunderbarer Weise erlebt.“—Als der Beherrscher der Erde das gehört hatte, liess er ihn schnell holen und befragte ihn gespannt nach der Bedeutung seines Traumes. „Höre aufmerksam zu, König; ich will dir mit kurzen Worten auf deinen Befehl den Sinn des Traumes, der dir Glück in der Welt bringen wird, nach meiner Auffassung nennen. Von heute an, Weltenfürst, wird die Erde sieben Jahre und sieben Monate lang reich an aller Feldfrucht sein; danach wird die Qual einer Hungersnoth die ganze Welt schädigen. Darum, Herr, muss zum Besten der Menschheit alles Getreide aufgespeichert werden.“(110) Als der Oberherr der Erde das gehört hatte und merkte, dass jener höchst wahrhaftig war, betraute er ihn selbst darauf mit der Aufspeicherung alles Getreides. Da liess nun jener, im Handel erfahren, auf Befehl des Fürsten allenthalben bergehohe Getreidehaufen aufschichten; und als diese Angelegenheit von ihm besorgt war und der Beherrscher der Erde und der Minister, beide durch Schicksalsfügung dahingegangen waren, so dass nur noch der Name von ihnen übrig war, da machten die betrübten, herr- scherlosen Unterthanen alle jenen, Yōsōbha mit Namen, zum Herrn der Erde. Nachdem er nun durch sein gutes Geschick die Königswürde erlangt hatte, regierte er in königlicher Majestät und nach Vorschrift die Unterthanen gerecht, der mit seinen Pflichten Vertraute. (115) Beständig waren sie frob, als dieser Oberherr auf Erden war; ausgenommen jene Tochter des Männerfürsten, deren Leib durch die Trennung von ihm beherrscht war. Ach, sie ward da infolge des Fernseins von ihm blind, sie, vor der die jungen Gazellen in den Wald geflohen waren, weil sie erkannten, dass jener Augen den ihrigen gleichkamen. Wer be-
sässe die Macht, etwas zu ändern, was unbedingt kommen muss? Jener Erdherrscher aber, der doch so geliebt ward, wusste nichts von ihrem Unglück.
*
XIV.
Einstmals, während er die Erde beherrschte, kamen seine Brüder, schwer von der Hungersnoth gedrückt, nach Mēsra, um Lebensmittel zu holen. Als der Erdherrscher sie von weitem erblickt und alle erkannt hatte, fragte er sie ebrerbietig geneigt: „Wer seid ihr überaus Entkräfteten?“—Ihm entgegneten sie, dem Hochgemuthen: „Wir sind alle Brüder; vor Hunger krank haben wir unser Land verlassen und sind zu dir gekommen.“—
Als der Schirmherr der Erde das gehört hatte, fragte er sie dort weiter: Welchen Namen führt euer Vater und Euer Heimathsland?“—„Kanānaghōṣa, und unser Vater ist bekannt unter dem Namen Yakōbha; aus Kummer über einen seiner Söhne namens Yōsōbha ist er erblindet.“ (5) Als nun der Herr der Erde die früher geschehenen Geschichten alle gehört hatte, gab ihnen der Hochgemuthe für den Vater ein Gewand von sich mit, jedem einzelnen eine Last Getreide und einen aus Gold kunstvoll gearbeiteten Becher, den er darin versteckte und entliess sie nach Hause. Je näher sie nun, geehrt von dem Männerfürsten, herankamen, desto mehr freute sich ihr Vater in unerklärlicher Weise. Nachdem sie vor ihm nun alles jenes, das Gewand u. s. w., niedergelegt hatten, priesen sie den hochgemuthen, ganz in der Tugend aufgehenden Männerfürsten; und als der Vater nun selbst das wundersame Gewand anlegte, da bekam er durch die Berührung mit demsel- ben sein Augenlicht wieder. (10) Als er, Yākōbha mit Namen, der ausserordentlich Glänzende, wieder sehen konnte, hielt sich der Hochgesinnte gleichsam für neugeboren. Das Herz von Staunen erfüllt über die Wiedererlangung der Sehkraft, rief er alle Söhne und Verwandte im Augenblick herbei und sprach zu ihnen: „Ach, ist das ein Blendwerk des Schicksals, welches plötzlich mannigfache Dinge zeigt, oder geht heute mein Glücksstern auf, dass ich jetzt wieder sehe? Mein Augenpaar war einst erblindet wegen der Trennung von meinem Sohne namens Yōsōbha; aber sollte dies etwa ein Gewand von ihm sein? Trotz aller Mühe kehrte die Ungetrübtheit des Blickes durchaus nicht zurück;aber
durch die blosse Berührung mit dem Gewande ist sie mir heute nun erschienen!" (15) Als die Verwandten und Söhne dazu seine Worte vernommen hatten, priesen sie die wundersamen Wege des Schicksals und wurden im Herzen froh. Nun begab sich jener Hochgesinnte mit Namen Yākōbha, von Verwunderung erfüllt, mit seinen Söhnen hin, um selbst den Oberherrn von Mēsra zu sehen; und als er nach Mēsara gekommen war und den Herrn der Erde da sitzen sah, war er erfreut im Herzen und stand einen Augenblick da, die Hände knospenförmig zusammengelegt. Da erhob sich der Erdherrscher, als er seinen alten Vater erblickte, von seinem Throne und verneigte sich immer wieder; der Vater aber umarmte seinen Sohn, den Hort seines Glückes, der lang auf dem Erdboden hingestreckt lag, schnell mit beiden Armen und küsste ihn dann auf den Mund. (20) So glaubte nun der Greis, dessen Noth durch die Wonne des Wiedersehens mit jenem vollständig gewichen war, dass sein Selbst hienieden den Aufgang seines guten Glückes erlebt habe. Nun regierte der Erdherrscher, unter der Botmässigkeit des Vaters und umgeben von seinen Brüdern, nach Vorschrift die Unterthanen und gerecht.
Da war nun sie, die Königstochter, berühmt unter dem Namen Jōlēkhā, über der Trennung von ihm erblindet und alt geworden, die Zarte. An die Thüre des Audienzsaales herantretend sprach sie kurz und bündig, mit vor Kummer zitternder Stimme und die Augen vom Nass der Thränen gefüllt: „Ach, ich allein bin jetzt auf Erden glückverlassen, da mich der Männerfürst nicht beschützt, nachdem ich in diesen Zustand gerathen bin. (25) Wenn ich unter dir pflichtgetreuem, den Unterthanen im höchsten Grade Wonne bereitendem Könige allein betrübt bin, wen trifft dann jetzt die Schande? Darum sei auf deinen Ruhm bedacht, Beschützer der Welt, der in zwei Welten Heil bringt: Unglückliche und Schutzlose zu beschützen ist ja gerade die Pflicht der Fürsten!“—Als die in der Versammlung Anwesenden diese ihre Worte vernommen hatten, sprachen alle mit ehrerbietig zusammengelegten Händen zu dem Herrn der Erde: „König, freie diese Schlankleibige!“— Der König, der dies Wort der Minister hörte, sagte lachenden Mundes: ,Wie passen wir zu einander, diese blinde Alte und ich junger Mann mit gesunden Augen? Freundschaft ist ja nur zwischen Aehnlichen zulässig, nir-
gends zwischen einem Geringen und einem Hohen; wer aber das Gegentheil thut, der wird verspottet.“ (30) Als der Schirmherr der Erde so sprach, antwortete die Schlankleibige: „Infølge der Trennung von dir bin ich in diesen Zustand gerathen! Wenn du kein Zutrauen zu den wankelmüthigen Frauen hast, König, wahrlich, dann prüfe jetzt meine Sinnesart, ob unter tausenden von Reitern, die an mir vorbeireiten, mein liebeerfülltes Herz den Hufschlag deines Reitthieres herausfindet!“—Als der Schirmherr der Erde das gehört hatte, that er alles voll Aufmerksamkeit; und richtig fand die Tochter des Männerfürsten den Schritt seines Reitthieres heraus. Da fragte der Männerfürst die Frau: „Wie hast du das gefunden?" „König, in meinem Herzen ruht sicher die Gang- art deines Reitthieres!“ (35) Als der König nun sah, dass ihr Herz voller Liebe, diese aber wie Geld verschwendet worden war, ehrte er die Ehrwürdige und sprach lächelnden Antlitzes: „Thue einen Wunsch, Schönschenklige! Mein Sinn ist wohlgelaunt!“—Da wünschte sie nur so viel: „Schütze mich Zufluchtsuchende!" ,Wenn ich nicht jung wäre und du so alt, Beste der Frauen, dann hätte mein Herz jetzt grosse Lust, dich zu freien.“—,Wenn es das ist, Schirmherr der Erdẹ, dann will ich in deiner Gegenwart zu Sambhu um meine Jugend beten; er wird sie mir sicherlich geben, der Herr, der die Zuflucht der Schutzlosen ist!“— ”Amen,“sagte er; und als die Tochter des Männerfürsten dies sein Wort gehört hatte, pries sie erfreut vor den Augen der im Audienzsaale Anwesenden den böchsten Gott: (40) „Ōm! Verneigung dem lauteren Śiva, der die unbesorgt sein lässt, die sich ihm nahen; dessen Macht unermesslich ist; dem höchsten, erhabensten Wesen! Verneigung ihm, der den Schutzlosen Zuflucht und Schutz gewährt, den Guten ihre Furcht benimmt und einen Halbmond als Diadem trägt; dem Gotte der Götter, der eine Schlange als Perlenkette trägt; der sich mit dem Himmel kleidet und in dem Feuer, welches aus seinem Auge kommt, den Glanz der Sonne und des Mondes besitzt; dem Quell der Wohlfahrt, der seinen Anhängern Furcht und Kummer nimmt. Verneigung dem Unendlichgestaltigen, dem alleinigen Zeugen von Recht und Unrecht! Herr, sei mir gnädig, wenn ich mich, die ein solches Schicksal erlebt hat, dir nahe!“—Nachdem die Tochter des Schirmherrn der Erde den Gebieter über die Thiere, den Herrn
also gefeiert hatte, war sie einen Augenblick im Herzen voll der Wonne des Gedenkens an ihn. (45) Da erscholl vom Himmel eine glückverheissende Stimme: „Erhebe dich, Schönbrauige, erhebe dich und sprich den Wunsch aus, den du hegst! Der Ehrwürdige, Śambhu, der Gott der Götter, der Gebieter über die Welt, ist gnädig gesinnt; was du heute erbittest, das verleiht der mächtige Herrscher sofort.“—Als die Tochter des Erdherrschers dieses göttliche Wort vernommen hatte, bat sie, am Irdischen hängend, erfreut wieder um ihre Jugend. „Verliehen ist dir deine Jugend, Schönbrauige, von Śambhu, dem Freunde der Schutzlosen; sei mit jenem Geliebten zusammen nach Herzenslust vergnügt! Aber wenn das Weltalter vollendet ist, setzt sich der hohe Herrscher nieder, um über die Thaten der Menschen zu richten. (50) Da kommen von allen Seiten alle Wesen verjüngt wieder; du allein wirst unter ihnen alt bleiben, du Schlanke. Nachdem man die genaueste Entscheidung nach gut und böse getroffen hat, muss man das Passende thun: so musst auch du selbst handeln!“—„Mag es immer so sein; gieb mir jetzt Jugend! Ich bin nicht im Stande, noch einmal das unerträgliche Leid der Trennung zu ertragen.“ —Da ward sie, die Tochter des Erdherrschers, wiewohl sie vom Alter gebrechlich war, in demselben Augenblicke wieder mit der früheren Jugendfrische versehen, die trefflichste der Frauen. Alle Leute, die dieses Wunder des Schöpfers und den frommen Sinn der Schönbrauigen sahen, priesen sie und waren hocherfreut, die Hochgemuthen. (55) Als nun der Gebieter des Landes Vertrauen gefasst hatte, ergriff er frohen Gemüthes die Hand der Gazellenlammäugigen mit seiner Hand und betrat den Königspalast, der der Wohnung der Götter glich, den hochherrlichen, mit Wundern geschmückten und von Gesang und Instrumentalmusik erklingenden. Nachdem der Gebieter des Landes jene Schönhüftige, in frischer Jugend Prangende erlangt hatte, hielt er sich selbst erst für voll befriedigt; und sie, die Tochter des Beherrschers der Erde, hielt sich, nachdem sie diesen so vorzüglichen Gatten bekommen hatte, für das glücklichste Ge. schöpf unter den lebenden Wesen auf Erden. Die Herzen gar weich von beständig neuer Liebe, trieben die Ehegatten mannigfache verliebte Scherze in den verschiedenen Lusthainen; (60) und wie niemand in der Welt im Stande war, den Kummer in-
folge der Trennung zu beschreiben, so auch nicht das Glück der Beiden, das aus ihrer Vereinigung entsprang.
Verneigung jenem Schicksale, dem Horte der unerhörtesten Wunder, welches die Macht besitzt, Trennung und Vereinigung, beides zu bewirken.
*
XV.
Nachdem ich diese mit den Affecten der Liebe u. s. w. gezeichnete Geschichte erzählt habe, wird jetzt der Erhabene, der in zwei Welten Heil bringt, besungen.— In dieser Welt der Lebenden, die keinen Werth besitzt, trägst du Schwachgeistiger das Verlangen, wie ein Kind zu spielen; und doch ist dies alles am Ende eitel! Ach, du wünschest dir gutes Gelingen, indem du den hamsa Verstand loslässt: aber wie willst du ihn klug vor der Eulenschaar der Bösewichte bewahren? Wenn du haltlos voller Sorgen überlegst, ob du einem Fürsten dienen oder einen Reichen anbetteln sollst, bringst du Thor deine Zeit eben nutzlos hin. Darum auf, nimm deine Zuflucht zu dem höchsten Herrn, aus dessen Anbetung das Glück erblüht; was sollen die anderen, wunderlichen Bemühungen? (5) Wer in der Welt hat, ausser durch seinen Dienst, die Vollendung erreicht? Gilt nicht bei den Guten das Dasein für gesegnet, da man seiner gedenkt? Infolge der Erinnerung an seinen Namen schwindet der Eindruck der früheren Thaten; wenn du einen solchen Besitz aufgiebst, wen hast du dann noch, der dir Zuflucht gewähren könnte? Suche also Zuflucht bei ihm, der einzigen Rettung für Unglückiche und Verlassene; dem Erstrebenswerthen, der Vollendung verleiht; dem Gotte der Götter; dem Herrn der Welt. Nachdem er vermöge seiner eigenen Kraft diese ganze Welt erschaffen hatte, erstrahlt nun der Ungeborene, indem er darin weilend seine Herrlichkeit zeigt. Verneigung ihm, dem Ehrwürdigen, dem Höchsten, dem höchsten Wesen; dessen Wege uuergründlich sind; der Ursache von Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung. (10) Selbst die Yōgin’s, die an ihn denken in lauterer Andacht und die Furcht, die aus dem Dasein ersteht, auf- gegeben haben, sehen ihn niemals. Das ist ein Herz bei den Verständigen, wenn es in der Andacht für den höchsten Herrscher aufgeht; das ist eine Rede der Redegewandten, wenn sie nur
den Namen Śiva ausspricht; das Auge ist ungetrübt, wenn es allerwärts nach dem Herrn des Alls anschaut; ebenso ist das ein Ohr, wenn es eifrig verlangt,’ den Ruhm des Śambhu zu vernehmen. Trefflich ist auch das Haupt, das Ehrerbietung darbringt durch die Verneigungen vor Śarva; und trefflich der Leib, dessen Glück be steht in dem Dienste bei dem Herrn der Götter. Geboren und ebenso wieder untergegangen in dem Meere des Daseins sind Viele; gesegnet auf Erden sind die trefflichsten unter den Men- schen, deren einziger Genuss der Name des Śiva ist. (15) Nicht Wallfahrtsorte, nicht Kasteiung noch Opferhandlungen vermögen den Leib so zu läutern wie der Name Śiva, wenn er von einem reinen Herzen ausgesprochen wird. Verneigung dem unberuhig ten Beruhigten; dem eigenschaftslosen Eigenschaftsreichen, dem Bhava, Śarva, Śrīkaṇṭha und Mṛda. Gesegnet sind die, welche den schwer zu erlangenden Mann erreicht haben, der alle Hoffnungen ganz ungewöhnlich erfüllt, und nun den Beschwichtiger der Menge des Unglücks, den Zufluchtgewährer Hara anbeten. Wenn in unserem befleckten Herzen das wie die Mondstrahlen leuchtende Wort von dem Gatten der Tochter des Berges kreist, meine ich, das ist das Glück. Wenn ich die Majestät deines Namens, Sambhu, in Lobpreisungen erfasst habe, dann erachte ich die Erlangung von Indra’s Thron trockenem Grase gleich. (20) Am Leibe sträuben sich die Härchen, die Augen sind von Thränen gefüllt, die Zunge sagt stammelnd: „Śiva! Śiva!“ ist es bei den Leuten, die in Liebe an Bhava hängen. Vor Liebe stammelnd sage: „Bhava, Rudra, Ugra, Sarva, Isa, Śiva, Iśāna!" voller Freude und gehe nicht nutzlos über das Erdenrund. Wer ausser deinem hum! wäre wohl im Stande, Herr, mich vor Furcht Kranken zu befreien, da ich mit den Fesseln gebunden bin, die dein Sklave Schicksal in den Händen trägt? Ganz besonders angemessen ist für die Menschen die Anbetung deiner Füsse; Trug ist das Glück und beweglich wie die Wassertropfen auf einem Lotus. Wenn ich bei dir mächtigem Herrn, dem Horte des Erbarmens, Zuflucht gesucht habe, aber doch haltlos bleibe, so ist das meine Schuld, die aus meinen früheren Thaten stammt. (25) Den Thoren, der die Last des Unglücks trägt, den Blinden rette du Blindheitsvernichter; den im Meere des Daseins Versunkenen setze über, du Retter, der du die Finsterniss der Nacht
beseitigst. Das Glück, welches derjenige findet, welcher ganz Śiva geweiht auf Schritt und Tritt handelt, der weilt nicht auf dem Throne des Indra. Warum blickst du mich Sündlosen, Verlassenen nicht an, Herr? Wer ausser dir ist in der Welt noch im Stande, die zu retten, die keinen Ausweg mehr haben? Du lenkst deinen Schritt nicht hier in dieses mein Herz, der ich der Sünde diene, Herr? Sprich, wo soll ich noch einen Weg finden nach dem vollen Meere des Erbarmens? Welcher andere Steuerann ausser dir, Herr der Welt, kann den Kahn im Meere des Daseins glücklich lenken, der du das ganze Weltall mit dem Kopfe trägst? (30) Wenn früher eine böse That vollbracht worden ist, wie ist dann der Geist ganz auf Śiva gerichtet? Wenn eine lautere, warum dann aber dieser Kummer, diese Verblendung u. s. w., Herr? Wenn ich, der ich das Schiff Mensch erreicht habe und dich Herrn als Steuermann besitze, mein Leben führe, sprich, Gott, wer sollte dann meiner spotten? An dich Wunschgewährer richte ich nur die eine Bitte, mächtiger Herr: möge mir die Liebe zu dir bescheert sein, die in beiden Welten Heil bringt! Du Vater und Verwandter, Freund und Herr, du Zufluchtsstätte aller Wesen, schütze mich, Herr, der ich keine andere Zuflucht habe, du höchster Herrscher!
E n d e.
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Nachträge und Verbesserungen.
I, 17d 1.**॰त्रयाशास्त्र॰,**I, 92cl.सुनृतं. II, liest das Ms. नरः statt शरः. III, 123d 1. तया statt त्वया, wie ich auch übersetzt habe. IV, 17 d liest das Ms.येनावतिष्ठते. IV, 34 cd 1. तद्वन्मन्मतो. IV, 122 ef ist wohl Einschiebsel. V, 19d 1. ॰वोर्वराम्॰ V, 58 liest das Ms. मत्वा statt गत्वा. IX, 6 d 1. श्रुत्त्वायाता.. Zu Seite 182, 6/7 vergl. Rosenzweig’s Uebersetzung, p. 431, Anm. 2. — S. 185, Schluss von X: „nachdem sie ihn….dargestellt hatten oder: nachdem man etc.
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Universitäts-Buchdruckerei von Carl Georgi in Bonn.
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